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Dresdner Nachrichten : 08.01.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-01-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187401081
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740108
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740108
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-01
- Tag 1874-01-08
-
Monat
1874-01
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 08.01.1874
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>«' NA Zirate I» «t»n» «erteNtü» Ilch Agr., durq dl, Go«i««,r. ll«»«elne Hummern I vigr. »uslage: 22300 lkt«. yllr die Rückgabe eing«» laudier Manuscripte »Lchl Nch die Redactio» nicht verbindlich. gnseraten-Annabme aud- «tirlS: Liu>»»a^t»i» auck V»»i»r l» Hamburg, Ber lin, Wlen, Lelvtig, »alel, vrealau, yranksurt a, M. — linä. ts,»s« in B-iItn, Leipjla, Wien, Hautburg, Nranlfurt M.. Miin- chen, — Vaud» « La. ln Frankfurt a, M. — Pr. Voigt in lldemnitz. — ll». am>, l-a-it«. vnliiar H La, in Bari». Tageblatt sür Naterhaltimg nnd Geschäftsverkehr. .Druck und Sigenthum der Herausgeber: iüitpsch ^ Nkichürdt in Dresden. Verantwort!. Redacteur: Julius ReicharÄt. NnieralMnei-enVart»»- Sraite I» ang-momcktme «« »b «U»r, »annt,»» bi« Mi,tag, rrm,. ?» Reuilabt: grotzr klone» aaise b bi» Ab», 5 N»r. Lei Raum einer ein- ivaurgcn Pci>l,c»k loixt tS Psg, Etnaeianbl di, Zeile.1 Ngr. Sine Ntaranite iur da» nitchilläatae Srichei. ne» der Inicraie wird nicht geneben, «uiwiirtige Annoncen- Anilr igc von un« und«» kannten Firmen u, Pcr- ione» inseriren wir nur gegen Priinumcrando- Zabiung dnrch Bries- marken oder Posteinjal,- lung n Zilbe» koste» l-I, ittar, Auswartige liinnen die gabiuna auch aus eine Trebonerntrma onwcisen, D,e SxV. Nr. 8. Remizehiiter Jahrgau«. Mttredacteur: Or. Li«N ir>vre>. Für das Feuilleton: I-uelvt» »»rtiu»»»». Dresden, Donnerstag, 8. Januar 1874. Politisches. Das Pronunciamento der militärische Staatsstreich), mittelst dessen sich Serrano der Regierungsgewalt bemächtigt hat, ist ein wohlvorbereiteter, ein umsichtig geleiteter, ein umfassend durch- geführtcr gewesen. In Madrid vollzog er sich in vollkommenster Ruhe und Glätte, kein Bürgerblut floß. Nur in Saragossa kam es zu blutigem Coustiete zwischen dem Militär und den Republika nern; daß der Ausgang für die Sache der neuen Gewalthaber gün stig war, meldeten wir gestern schon. Auch in Tarragona und Valladolid zuckten Volkserhebungen auf, die jedoch bald gedämpft wurden. Im Uebrigen erhält die neue Negierung von den Eivil- und Militärbehörden Versicherungen der Unterwerfung, Ergeben heit und Unterstützung, Es ist klar, daß die Militärverschwörer ihr Netz über das ganze Land gebreitet hatten und einheitlich handclnd vorgingen; weniger klar ist die Stellung, die zu iyren Plänen der bisherige Präsident Eastelar einnahm. Vieles spricht dafür, daß er von der Schilderhebung zum mindesten im Voraus unterrichtet ivar, daß er sie absichtlich ruhig geschehen ließ, wenn auch nicht geradezu billigte und förderte. In den Madrider Blättern wurde öffentlich die Möglichkeit der militärischen Sprengung der Cortes erörtert; ver General der Nordamiee, Moriones, telegraphirte an Eastelar, daß er sich und seine Armee ihm zur Verfügung stelle; es wurden 14,000 Mann reguläre Truppen und 9000 Freiwillige in der Hauptstadt coneentrirt. Letzteres erfolgte unter Billigung Castclar'ü selbst. Entweder wurde er nun durch den Obercommnndanten, General Pavia, getäuscht, oder, ivas wahrscheinlicher ist, er sah ein, daß die Rothen in den Cortes ihn stürzen würden und daß hieraus für sein geliebtes Vaterland Spanien die schwersten Gefahren er wachsen müßten und beließ daher Pavia ruhig an der Spitze der Armee von Madrid und sah ihn ruhig seine militärischen Vorbereit ungen zur Sprengung der Cortes vollenden. Eastelar galt bisher als der makelloseste Character, über den jetzt Spanien verfügt. Aus einem Idealisten wandelte er sich, so bald er die praktische Probe auf seine Abstractionen und Theoreme machen sollte, in den conservativen Staatsmann um. Er entledigte sich seiner Theorie von der Verwerflichkeit der Todesstrafe'und be stand auf dem Vollzüge der Todesurtheile, die zur Herstellung der- Disciplin gegen die mauterMa^-UrMarieser-eaiüni.Misarspi ncheu worden waten. Er suZpendirte die Mundrechte, um das Vaterland zu retten. Seit jener Zeit datirt seine Todfeindschaft zu seinen früheren republikanischen Gesinnungsgenossen Salmcron und Pi » Margall, Doch genügten diese Leistungen Castelar's nicht, die Conservativen zu gewinnen. Möglicherweise hätte die Bezwingung Cartagenas und ein entscheidender Schlag gegen die Carlistcn seinen Ltmz gehindert; so aber fühlte er sich vereinsamt, die Unterstützung einer bisherigen Gesinnungsgenossen hatte er verscherzt, den Beifall ver Monarchisten und Conservativen nicht gewonnen. Wenn er mit Serrano nicht gemeinsame Sache gemacht und in seinen Sturz im Voraus eingewiiligt hat, so hat er sich als ein naiver Staats mann bewieseir, der mit offenen Augen nicht sah. In demselben Augenblicke, da seine Botschaft an die Cortes ausdrücklich die Aera der Militärerhebungeil für geschlossen erklärte, hatte Pavia schon die Kanonen vor dem Cortespalaste abgeprotzt. Entweder besaß Eastelar eine colossalc Seelenruhe und kindliche Naivität — oder er war mit von der Partei Serrano-Pavia. Doch gleichviel. Wichtiger sind die Pläne der jetzigen Negier ung, Serrano, der Generalverräther und der Erzintriguant Sagasta haben einst Jsabella verrätherisch gestürzt, obwohl Serrano unzählige Beweise höchster Fraucngunst von ihr empfangen, die ihn, den jungen, bildschönen Leutnant zum Herzog und General gemacht hatte. Serrano hat sich Prim's geheimnißvoll entledigt, Amadeo, den er als König in das Land gerufen, den Rücken gedreht. Er ist eine Landsknechtnatur, dem cs wohl zuzutrauen, daß er die von ihm verrathene Jsabella zurückführt und ihren Sohn AlphonS unter der Regentschaft des Herzogs von Montpensier krönt. Einige Mitglieder des jetzigen Cabincts sind freilich als entschiedene Republikaner bc iannt, sodaß man sich bezüglich der Pläne der Republik noch völlig im Dunkeln befindet.^ Irr Frankreich macht man jetzt viel Reklame für den intelli gentesten der Prinzen von Orleans, den Herzog von Aumale, den man als ein ungeheures militärisches Genie auSposaunt. Oesterreich-Ungarn erfreut sich endlich eines vier Zoll hohen Schnecsalls, Besonders Ungarn, das schon lange an der Schnee- trankhcit laborirte, segnet die weißen Flocken als dieBürgschast einer künftigen leidlichen Ernte. Der bisherige Verlauf des Winters brachte diesem Ackerbaustaatc eine ganz ungewöhnliche Trockenheit, Uebcrall flössen die Quellen spärlicher, Wassernoth stellte sich in Form von Wassermangel ein. Nun genügen zwar 4 Zoll Schnee decke nicht, das bisherige Fcuchtigkeitsdeficit zu decken, aber cs ist doch der Anfang gemacht und nebcir den sonstigen Segnungen des Wassers für den ausgcdörrten Weizenboden hofft der Bauer der ungarischen Tiefebene durch das allmälige Eindringen der geschmol- jcnen Schneejauche das Ersäufen der Milliarden von Feldmäusen in ihren Löchern, Eine andere erfreuliche Erscheinung aus Oesterreich ist der nunmehr definitive Bruch zwischen den Alt und Jungczcchen, Er- stere benutzen den Nationalstreit zwischen Deutschen und Böhmen ganz im Interesse der Ultramontanen und Feudalen; sie beschlossen, sich der Jungczechcn, die eine geistige Hebung der Czcchen erstreben, mit einem Schlage zu entledige». Diese haben die Gefahr erkannt, durch ihre Landsleute ganz von der Antheiluahme au der Leitung der Geschicke der Nation ausgeschlossen zu werden, und werden nun selbstständig sich an ihr Volk wenden. Das Berliner Jesuitenblalt „Germania" hat sich zum Lager platz verschiedener Lügen gemacht, deren Verwerflichkeit aus der Hand liegt, die aber interessant crsunden sind. So hatte sie aus- s gesprengt, daß der Gesundheitszustand des Kaisers ihn nöthigc, sei-! nen Sohn als Mitregenten anzunehmen. Ferner soll Bismarck a« seinen College» Grafen Noon bei dessen Ausscheiden aus dem Staatsdienste einen Brief gerichtet haben, in welchem er ihm Glück wünscht, aus der „ganzen Teufelsgeschichte" herauszukommen und den Rest seines Lebens in Frieden zuzubringen, während er, Bis marck, so unglücklich sei, ganz isolirt zu stehen, nachdem nun auch sein letzter Freund, Herr v, Blanckenburg, sich von ihm losgesagt habe. Einen Freund hätte dann Bismarck sicher noch, einen fal schen Busenfreund, der Bismarcks geheimste Briefe den Jesuiten verriethe. Wahrscheinlicher ist die Meldung der „Germania", daß Bismarck sehr große Anstrengungen mache, um die öffentliche Mei nung Englands in seinem Kampfe gegen die Jesuiten zu gewinnen, um mittelst derselben auf das kronprinzliche Paar einzuwirken und namentlich die Kronprinzessin, bekanntlich eine englische Prinzessin, für die Bismarck'sche Kirchenpolitik zu interessiren. LocalkS und Sächsisches. — Seine Majestät der König Albert und Se, Königl. Hoheit der Prinz Georg begaben sich vorgestern Morgen ^6 Uhr per Eisenbahn nach Oschah, um in der dortigen Gegend eine Jagd ab zuhalten. In deren Begleitung befanden sich die Herren Generäle Krug von Nidda und von Carlowitz, Oberstallmeister Senfft von Pilsach, Oberstleutnant von Welk, die Rittmeister von der Planitz und von Ehrcnstein. Die Rückkehr dieser Herren erfolgte bereits die letztverflossene Nacht. — Der bisherige königlich baierische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister Graf von Paumgarten hat am 6. d, in einer königl. Particularaudienz sein Abberufungsschreiben ent gegen genommen, — Am 3. Januar hat I. Maj. die Königin die Diakonenbil dungsanstalt mit Rettungshaus in Obergorbitz mit einem längeren Besuche beehrt. Die Anstalt ist gegenwärtig von 6 Diakonen und 12 Knaben und einer zweiten Familie von 12 Knaben bewohnt. - Landtag. Nach hartem Kample bewilligte gestern die 2. Kammer mit 4«, gegen 24 Stimmen die erforderlichen Gelder zur Elbcorrection inDreSden, resp. init zum Ab - bruch des Sonntag'schenHauseS. Das Interesse der Einwohner Dresdens an dieser Frage zeigte sich an dem ungemein zahlreiche« Besuch der Tribünen. Der Res. Philipp eröffnete ras, TEtttrr mit der Erklär»W. La stand gegen den des Somitaa'schen HäüseS^nrfgeaeben habe. Die Bewilligung von 345060 Thlr. empleble sich als eine productive Anlage von Staatsgeldcrn. Abg. Mal) stellt sich unter Verwertung bcs Obergutachtenö des Wasscrbaudlrector Schmidt aui den Standpunkt, baß weder zum Erwerbe des Sonn- täg'schen Hauses, noch zur Bewilligung einer so großen Summe hinreichender Grund vorhanden sei. Abg.Beck lllhrte den ersten kräftigen Lanzenstoß für die Bewilligung, nicht im Interesse Dresdens, sondern des ganze» Landes, der Schifffahrt und der Gewerbe. Wenn auch ästhetische Rücksichten de» ersten Anstoß zu der Stromrcgulirung innerhalb Dresdens geboten hätten, den Ausschlag gaben die Gutachten der Wasserbautechniker, die Dres den vor einer liebe:schwemmungsgcsahr schützen wollten. Der bedeutende Frachtverkebr auf der Elbe sei bei dem jetzigen Zu stande des Stromes aus die Länge nicht mehr zu bewältigen, unverständlich sei es ihm, wie dieAbgg. May und Beyer bei ihrem Gerechtigkeitsgefühle cö vcranlworte» wollten, daß sie sich über den Somitag'schcn Fall auöschwicgcn und keine andere »Antwort für dessen berechtigte Beschwerde hätten, als die Sache auf sich beruhe» zu lassen. Sonntag habe eine sehr mäßige For derung für scm Haus und billige Bedingungen sür sein sonstiges Areal gestellt; ma» möge dem Manne endlich gerecht werten. Inugiiickel hat Bedenken, ob die Staatseinnahmen so reich lich sei» würden, um solche kostspielige Proiecte auszusühre». Er verweigere die »Bewilligung, da die Gutachten der Staats- und Stadttcclmlkcr über die Elbstromcorrcclion sich gcgenübcrständcn. In dieser Finanzpcriodc werde ma» so nicht dazu kommen, außer den vielen sonstige» Staatsbautcn auch noch die O.uaibauicn a»s- zusührcii. Für Ankauf des Sonntag sckcn HauscS sei er aber, da Sonntag schweres Unrecht geschehen sei. In der Zelt der besten Bauspciulation habe man ihm freie Vertilgung über sein Eigen thum vcriagt. Walter bewilligt die Mittel im Interesse der Schifffahrt und um Dresden eine Ucberschwcinmung zu ersparen. Kein Strom in der Welt sei in der Nabe einer so großen Stadt wie Dresden in so desolatem Zustande wie die Elbe. Eine ein zige Ucberschwemmung könne mehr Schaden bringe» als das heutige Postulat, Wollte die Kammer die Verantwortung dafür aus sich nehme»? Dresden bringe große Opfer bc! den «troni- bautcn, eö wolle aus eigenen Mitteln eine dritte Brücke bauen; dieser Bau sei aber ohne die Bewilligung des ggnzen Elbguai- proicctcs unausführbar. Auch den Tcrrassciidurchbiuch habe Dresden selbst bestritte». Wenn Sonntag nicht ein so anstän diger Mann wäre, hätte er sich nicht zu einem so mäßigen Ver gleiche herbeigclassen. Hier aber treffe »Alles zusammen; Gerech tigkeit gegen Sonntag und die Interessen des Staats nnd der Stadt, Minister v. Friesen: DasStaatsintercsse sei hier das Böhmen bis Dresden mit Paralleldämmcn versehe», habe dadurch das Bett eingeengt und eine genügende Wasserticfc geschaffen. Nun müsse die Elbe innerhalb Dresdens corriairt werden. Sachse» sei vertragsmäßig verpflichtet, für genügende Wasserticfc zu sorgen; innerhalb Dresdens sct die Gefahr der baldigen Versandung nabe, den» die bis Dresden canaiisirle Elbe komme innerhalb Dres dens auf ein Terrain, wo sie sich ausbrcitcn und ungehindert die in, raschen Flußlause fortgcsührtcn Sinkstoffe ablagerc. So sei in zwölf Jahren das Flußbette in Dresden um 30 Zoll erhöbt worden; helfe man da nicht, so werde in kurzer Zeit kein Schiff mehr Dresden passiren könne». Wolle man die 70,000 Thalcr iahrlich mehrere Jahre hintereinander lediglich i» Dresden ver bauen, io müsse inan anderwärts angcsangcnc Flußcorrectioncn j falte» lassen. Die Sache sei dringend; ohnehin werte aber der Bau 5 bis 0 Jahre dauern. Die Anlegung von Ausschiffungs-! Plätzen und der Ba» einer Onaistraße hinge zwar nicht direct j mit der Flußcorrcctio» zulammen, aber wen» man durch letztere so gutes Bautcrrain gewinne, so handele man nur vortbcllhalt,! AnöschiffnngSplätzc zu schaffen, die dem Staate eine gute Rente > abwcrscn. — 1)v. Pfeiffer: Dresden könne sich nicht über die! zweite Kammer beklagen, die sehr viel zur Verschönerung Drcs- l teils bewilligt habe. Sticht das Sonntag'scl'c Hank, sondern die! alte Elbbrückc hindere den raschen »Abfluß einer llcberickwe»»»-l ung. Man solle lieber die alte Brücke wcgrcißc». Mit der hcute geforderten Summe, das sehe er komme», lange man nicht' auS, man werde Siachforderungen bringen, der Kammer den Bau einer neuen Brücke anstatt der alten ansinncn. Die vielen große» StaatSbaute» in Dresden: Polytechnikum, Hosthcatrr. Galerie-Umbau, Militäretablisscnicnts u. s, w. vertheuerten an sich schon Preise und Löhne und lockten Tausende von Arbeitern zum Schaden des Landes und des »Ackerbaues nach Dresden. Aus einzelnen Dörfer» seien alle Arbeiter hierher gezogen: sie würde» durch die Langsamkeit, die aus allen Staatsbauten herrsche, au langsames Arbeiten und durch hohe Löhne an früher nicht ge kannte Bedürfnisse gewöhnt. Später werke man, btoS um diese Leute zu bcschästlgen, baue» müssen. Die Sachverständigen, welche setzt so für daS Elbguaiprosect schwärmten, seien doch nicht unfehlbar. Obwohl z. B. die Techniker gewiß ganz genau die Stärke der Röhren der DresdnerWasserlettung berechnet hätten, platzten die Röhren doch unverdrossen weiter. (Schallendes Ge lächter.) Für den guten Ruf der sächsischen Gerechtigkeit sei zu wünsche», daß der Fall mit dem Sonntag'schcn Hause nicht außer halb Sachsens bekannt werde. Sonntag sei In seinem Eigen- thllme schwer gekränkt worden. Man inöge ihm das Recht der Verfügung über sein sonstiges »Areal wieder gewahren. Sonntag s Haus solle stehen bleiben zum Zeichen, daß es noch ln Sachsen Gerechtigkeit gebe. (Beifall.) MInfftcrv.Nostttz: Möge immer der Fall mit dem S.'schen Hause in allen Details bekannt werten, er scheue daS nicht. ES liege keine Willkür der »Behörde, sondern ein Fortschritt, eine neue Erkcnntniß der Wissenschaft vor, die erst seit IO Jahren gelehrt habe, daß die früher als ausreichend betrachtete Wasscrfluchtiinie jetzt nicht mehr als Uebersckwemm- ungsterrain hinreiche. Er würde als Minister ein pflichtver gessener Beamter sein, wenn er diese neueren Erkenntnisse der Wissenschaft ignorlren und die Gutachten der anerkanntesten Wasscrbautcchniker unbeachtet lassen wolle. Man müsse freilich warte». bis die Begriffe der wissenschaftlichen Forschungen Ge meingut dcö Publikums werden; er hoffe cs aber noch zu er leben , daß man Gott dankt, daß man nicht mehr auf der alten Baullnle am Flusse bauen dürse. Erlaube man Sonntag, noch weitcre HSuser dorthin zu bauen, so würde ma» in wenigen Jah ren sie ihm alle wieder abkausen und nicderreißen müssen. Sonn tag habe sür die Opfer, die er der Sillgemeinheit gebracht, auch eine Entschädigung zu erwarten. Abg. Jordan betont mit Wärme das ungemeine Interesse Dresdens an der Frage. Dres dens ganze Entwickelung hänge von der heutigen Bewilligung ab. Die Elbufcr seien doch sammerbaft wie nirgends weiter. Man gewöhne sich zwar an Alles, die Dresdener sähen kaum noch diesen Zustand, aber die Fremden äußerten sich hierüber in voller Entrüstung. Redner schildert diesen sür Auge und Nase gleich widrigen Zustand der Elbuker. Eine wichtige Mittheilung machte er damit, daß das Panorama, das vor Kurzem über die künftige Gestaltung der Mvuier hier gezeigt wurde, zum Theil ein Phantasirstück sei. Es bat sich nämlich ergeben, daß eS un möglich ist, längs der Stallwicse zwischen der alten und der künftigen 3. Brücke eine Reihe schöner Paläste aus hohem Damme zu errichten, weil dadurch der Ström zu sehr auf das Unke Elb- uker gedrängt würde. Dresden werde auch nach der Bewillig ung der Elbcorrcktion große Opfer bringe», eine dritte Brücke bauen und an Stelle der wegzureißendcii NugustuSbrücke eine neue Brücke errichten müssen. Die Kosten hierfür fielen. da die Augustnsbrücke nicht fiskalisch sei, wesentlich Dresden zur Last, Redner geht dann ausführlich auf das Gute der Bestreb ungen der Neuzeit ein, den Eisenbahnen durch »Anlegung und Besserung von Wasserstraßen EoNcurrenz zu schaffen. Ein solcher Fall liege hcute vor und werde dem ganzen Lande nützen, ueber Len Sonntag'schcn Fall wolle er den »Mantel der Liebe decken und nur sagen: dem Manne müsse sein Recht werden, umsomehr, da Sonntag kein renltenter Bauspekulant sei. Ohne Erbauung der 3. Brücke könne Dresden gar nicht daran denken die Anguitusbrücke abzubrechen; lene 3. Brücke aber könne nicht vor Regulirung der Elbuier gebaut werden. Auch die Wasser leitung verlange einen sicheren llebergang über daö Strombett. Unnöthlg aber sei cö, die vollen 345.iX)0 Thlr. in dieses Budget elnzustellen. Er beantrage daher: diese Bewilligung nur in der »Weise auSzusprcchen. daß für die Finaiizperiote 1874 75 der Be trag von 145,000 Thlr». i»S außerordentliche Budget eingestellt werte. Die Deputations mehr heit eignet sich diese neue Fassung ihres Vorschlags an. — Abg. May: Heute hingen die Väter der Stadt Dresden, die hier als Abgeordnete säßen, wie Klette» aneinander iHeiterkeit). Er aber beweise seine» Gerech tigkeitssinn gegen Sonntag damit, daß er beantrage, ihm sein Hauö sichen zu lassen und die freie Verfügung über sein ganzes sonstiger- Areal zurück,zugcbcn. Auch bekämpfe er keineswegs die Elbeorrcktion an sich, sondern nur dcnuimöthlgcn Abbruch des S.- schcii HauieS, — da nickt dieses, sondern die alteBrücke Ucbcrschwcm- »iimgSgesahren mit sich bringe, — sowiedie Anlegung der Elbgual- sti aßc sü i Dlcsdc» aut Staatskosten. Die Elbkorrektton selbst lasse sich in Dresden mit 105,000 Thlr. erreichen; man möge jährlich 32,000 Thalcr dazu verbaue» und behalte für die Korrektion der Elbe außerhalb Dresdens immer noch 38,«)00 Thlr. jährlich. Bia» werte soalle» Uferbewolmern Sachsens gerecht. Er sei daher ganz sür Abbruch des Beyerwalis, wodurch UcberfiuthungSterrain genug gewonnen werde, ohne daß man das S icke HauS zu kau fen brauche. Scklimm sci cs, wen» die Wissenschaft vor 10 Jahre» noch nickt so weit gewesen sei als heute. Eine Verbessermig der Elbuier Dresdens wünsche er auck; aber man hüte sich vor Illu sionen! Allzuviel werde sich nickt thun lassen- Selbst wenn man zwischen den beiden jetzigen Brücken Paralleidämme anlegc und Sträuckcr pflanze, so risse ein Eisgang letztere wieder weg. »Noch muffe er mit den „Dresdner Nackrickten" ein Hühnchen rupfen, die seine» Bericht über die Frage entstellt hätten. Derselbe be ruhe durchaus nicht auf Mißgunst gegen Drcötcn, für dessen Ver- schöncrnng er immer Summen bewilligt habe. »Möchten deck die .Nachrichten" ihren Lesern in der »Provinz sagen, laß er nickt gcaen tic Elbconectio» an sich, sondern nur gegen die Niederceißung des S.'sckc» HauscS und die Errichtung einer O.uaistraße sei; möchte» sic cS den Lesern draußen sagen, daß diese »Bauten in einer seit vor sich gehen sollte», wo. wenn die Provinz Geld für Landstia'ci! verlange, co stets heiße: Dazu sei in der SiaatSiaffe (ein Geld, und wo man die Gemeinten in Bezug aui Straßcnbaittc» a > das ZliflM'tSbudget verweise. (Bestall.) Der Minister v. Fr. u. erwidert Einiges gegen May. — Starke-Schmölln tritt eon gisch sür die »Bewilligung ein. Die Schiffcrlnnimg, die Dann. schiffiabrsS-Geiellschast und zahlreiche Orte pcdlrien klingend um Beschaffung von Lagerplätzen in Dresden. Mav bekämpfe in der That die ganze Korrektion, wenn er das Sonntäg ig e H-n c- stehen lassen wolle. Möge man es abrcsticn zum Bcivestc rack', daß eS in Sachsen noch ein Vcrstäiidniß giebt für die Ericndc: nissc des Verkehrs, die Sicherheit der Bewohner der Hauptstadt und tür fortschreitende Kultur. «Bestall.) v. Wagner in ähn lichem Sinne. Gegen daS Piciffer'schcArgnmeiitvo» de» platze» den Röhren führt er an, daß die Techniker wol-I die Dimension der Röhre», aber nicht den Umstand berechnen können, daß Zick beim Gusse einer Röhre einmal eine Luftblase eliischlelckc und daS Rohr platzen taffe. Die »Abg. 1)r. H eine und H a r t w i g ' stellen »Anträge, die ans Verwerfung der Bewilligung hinaus- lauft». Res. Philipp hatte Im Schlußwcrte glückliche Mo ck
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