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Amts- und Anzeigeblatt für den Erscheint » Abonnement -2LZ-- Lrnrk des Amlsgmchk Libmtlock SZLL sertionSpreiS: die kleinsp. ten, sowie bei allen ReichS- Zeile w Pf und dessen Amaekuna. d°st°nst°lten. Verantwortlicher Redakteur: E. Hanvebohn in Eibenstock. ISS. Dienstag,"dc»"23. Owdcr 1S»4. Das Schlachten der Kälter und Schase bett. Die Königliche Amtshauptmannschast findet sich veranlaßt, unter Zustimm ung des Bezirksausschusses, das oft gesundheitsschädliche und auf Täuschung des Käufer» berechnete Aufblasen der Kälber NNd Schafe nach der Schlacht ung, sei es durch den Mund oder durch einen Blasebalg, zu verbieten. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis zu 60 M. oder Haft bestraft. S ch w a r z e n b e r g, am 19. Oktober 1894. Königliche Amtshauptmannschast. Frhr. v. Wirsing. D. Herbft-Kantrol-Bcrsamnilllngcn bett. Die diesjährigen Herbst-Kontrol-Bersammlungen in dem AmtSgerichlsbezirke Eibenstock, zu welchen sämmtliche Mannschaften der Reserve, Dispositions-Urlau ber und die zur Disposition der Ersatz-Behörden Entlassenen zu erscheinen haben, werden abgehalten: 1) in Schönheide vor dem HlaMause Dienstag, den 6. November 1894, Vormittags 10 Uhr für die Beurlaubten aus Schönheide, Schönhelderhammer, Neuheide, Ober- und Unterstützengrlin. 2) in KiöenstoL an der Kestauratton zum Aeldschkößchen Dienstag, den 6. November 1894, Nachmittags 2 Uhr für die Beurlaubten aus Eibenstock, HundShübel, Muldenhammcr, NeidhardtS- thal, WolfSgrün, Blauenthal, Sofa, Wildenthal und CarlSseld. Besondere Gestellungsbefehle sowie Anschläge werben nicht auSzegeben; un- entschuldigteS Ausbleiben oder zu spätes Eintreffen auf dem Kontrolplatze wird mit Arrest bestraft. Gesuche um Befreiung von der Kontrolversammlung sind, gehörig begründet, rechtzeitig an den Bezirksseldwebel einzureichen. Eisenbahn-Fahrpreis-Ermäßigung wirb nicht gewährt. Das Mitbrinzen der Militärpässe wird besonders in Erinnerung gebracht. Königliches Bezirks-Kommando Schneeberg. Der russische Thronfolger. Die letzten schlimmen Nachrichten aus Livavia über das Befinden des Zaren haben die Blicke auf den russischen Thronfolger gelenkt, der bisher wenig in die Oeffentlichkeit getreten ist. Erst in der neueren Zeit, als sich die Möglichkeit einer nahen Erledigung rcS russischen Kaiserthrones zeigte, wurde die allgemeine Aufmerksamkeit wieder auf den jungen Fürsten gelenkt, der gegenwärtig im Alter von 26 Jahren stehl und berufen ist, über ein Volk von 100 Millionen zu herrschen. Vor wenigen Tagen erschien in der Wiener »Neuen Fr. Presse" ein Petersburger Brief, in dem der Zarewitsch geradezu als ein Ausbund von Liberalis mus und westeuropäischer Kultur gepriesen wurde. Aber die Erfahrung lehrt, daß allen Thronfolgern derartige Lobpreisungen vorausgehen; wie sehr man sich darin täuschen kann, zeigt gerade der Zar Alexan der III., von dem man in Rußland eine freiheitliche Verfassung mit aller Bestimmtheit erwartete, der aber bald nach seiner Thronbesteigung eine Proklamation erließ, in der er seine selbstherrliche Gewalt mit starkem Nachdruck betonte. Den Schilderungen des genannten Wiener Blattes stellt die »Köln. Ztg." einen anderen Bericht entgegen, der von Jemand kommt, »welcher den Großfürsten-Thronfolger seit über einem Jahrzehnt genau kennt". Da die von der »Köln. Ztg." gegebene Charakterschilderung mehr Wahrschein lichkeit für sich hak, als die des Wiener Blattes, bei der der Wunsch der Vater des Gedankens gewesen zu sein scheint, so wollen wir dieselbe hier auszugs weise wiedergeben. Der Unterricht des jungen Großfürsten wurde von dem Generaladjutanten Danilowitsch geleitet, der stets Sorge getragen hat, daß sein Zögling alles mög lichst unparteiisch selber prüfen mußte. Er hat dem selben weder Zu- noch Abneigungen für Ansichten, Personen und Völker beigebracht, und auf die Er werbung einer Bildung gehalten, wie sie etwa eine deutsche Realschule giebt. Außer dem Russischen spricht der Thronfolger noch deutsch, französisch, englisch und dänisch. Alte Sprachen Hal er gar nicht, alte Ge schichte nur wenig getrieben, desto gründlicher jedoch die Geschichte der letzten Jahrhunderte, namentlich soweit sie Rußland betraf. Hierbei war der Unter richt allerdings kein ganz unbefangener und eS wurde dem Thronfolger Manches über die Geschichte seine» Vaterlandes und seiner Familie verschwiegen, was ihm vielleicht bester in wahrheitsgetreuer Weise ge schildert worden wäre. Mathematik wurde soweit al» nothwenvig, Geographie sehr gründlich betrieben. Der Thronfolger trat 1886 in ein Gardc-Jnfan- terie-Regiment al» Lieutenant ein und hat jetzt in allen Waffengattungen nach und nach den Dienst bi» zum Stabsoffizier kennen gelernt. Bei seinem Ein tritt war er 18 Jahre alt Und, seiner ganzen Charak ter-Entwickelung nach, eigentlich noch ein Kind; die ihm erwiesenen Ehrenbezeugungen waren ihm im Grunde genommen höchst lästig. Er war froh, wenn er sich mit den jüngsten Offizieren in harmloser, fast kindlicher Weise auStoben konnte. Er hat viel von seinem Vater an sich, so auch eine gewisse Verlegen heit, die er oft durch ein scheinbar selbstbewußtes Wesen zu verbergen sucht, da« ihm fälschlicherweise als Hochmuth ausgelegt wird. Im Elternhause war er, wie alle anderen Kinder, mit großer Liebe erzogen worden, aber gerade in ihm, dem künftigen Kaiser, wurde das Bewußtsein des ZarenthumS ganz beson ders ausgebildet, und der Zar wurde ihm höher dar gestellt als der Vater. Der Thronfolger sieht vorläufig noch Alles durch das Auge des Vaters und hat von ihm auch die Ge ringschätzung der anderen Länder und Völker, ohne hierbei Ausnahmen zu Gunsten deS einen oder des anderen Landes zu machen. Die Deutschen sind ihm ebenso gleichgültig wie Franzosen, Engländer oder andere Völker. Niemals hat sich bisher bei ihm ein Gegensatz in den Meinungen zum Vater gezeigt, und eS läßt sich mit Bestimmtheit erwarten, daß er ein tretendenfalls ganz in dessen Fußstapsen treten Werve. Doch mit einer Thatsache muß man rechnen: Der Thronfolger ist sehr leicht beeinflußbar, und es ist zu befürchten, daß die jüngeren Rathgeber, die er sich dereinst wählen wird, nicht so von dem friedlichen Geist durchdrungen sein werden, wie die Mehrzahl der bewährten Rälhe Kaiser Alexander« III., in denen doch noch, wenn auch unbewußt, die alten Ueberliefer- ungen an die einstige Freundschaft zu Deutschland schlummern. Die Schilderung schließt mit dem stark anfecht baren Satze, c« sei zu beachten, daß die russische Jugend französisch gesinnt sei. Die russische Jugend liest die französische Lilleratur, kleidet sich nach der Pariser Mode und geht in französischem Leichtsinn auf. Ganz das gleiche thut aber die »goldene Jugend" in Deutschland auch, woraus doch aber keineswegs auf deren »französische Gesinnung" geschlossen werden darf. Der Kern der Darstellung ist, daß auch nach einem Thronwechsel in Petersburg das Verhältnis Rußlands zu Deutschland bleiben würde, wie es ist, und damit können wir uns einstweilen begnügen. Hagesgeschichle. — Deutschland. In den letzten Tagen hat wieder eine Sitzung der ReichS-Cholera-Kom- mission statlgefunden. In derselben soll auf Grund der von den zuständigen Reichs- und SlaatSkommis- saren erstatteten Berichte festgestellt sein, daß in allen von der Cholera betroffen gewesenen Theilen des Reichs die Seuche im Rückgang begriffen oder ganz erloschen ist. Nur im Rheingebiet sind gerade in letzter Zeit, nachdem während fast dreier Wochen sich dort kein Cholerafall ereignet hat, wieder einige Fälle vorgekommen. — Berlin. Die Hoffnung, welche Se. Majestät der Kaiser bei der Fahnenweihe am 18. d. MtS. Ausdruck verlieh, daß die vierten Bataillone, gegen wärtig bekanntlich nur H a l b bataillone, sich bald zu ganzen Bataillonen auswachsen werden, entspricht nicht nur den Empfindungen, mit welchen der größte Theil der Armee bisher aus diese so völlig außerhalb de» traditionellen Rahmen» de» preußischen Heere» stehende Schöpfung geblickt hat, sondern auch den Anschauungen, welche gelegentlich der Berathung de« Reichsmiliiärgesetzts im Reichstage selbst und auch in der Presse vielfach zum Ausdruck gelangt sind. Es gab im vorigen Frühjahr im Reichstage wohl nur wenige Mitglieder, welche nicht der Ueberzeugung waren, daß diese Halbbataillone nur ein Nothbehelf seien, verursacht durch finanzielle Rücksichten sowie durch den Bedarf an Offizieren und Unteroffizieren, der bei sofortiger Aufstellung so vieler Vollbataillone nicht hätte gedeckt werden können. Ziemlich allgemein waltete jedoch die Ansicht vor, daß man bei Ablauf des „QuinquennatS", d. h. der fünfjährigen Frist, für welche die neue Militärvorlage verlangt und bewilligt Morden, mit der Vervollständigung dieser Halbbataillone zu ganzen Bataillonen zu rechnen haben werde; die« um so mehr, als bis zum Ablauf dieser Periode auch das erforderliche Rekrulenmaterial durch den Zuwachs der Bevölkerung mehr als ausreichend vorhanden sein wird. Wir glauben nicht, daß eS in der Absicht der Militärverwaltung und vor Allem in der Absicht des Kaisers selbst liegt, vor Ablauf dieser Periode mit einer entsprechenden Forderung vor den Reichs tag zu treten, die bei der Zusammensetzung des letz teren und angesichts der Finanzlage wohl großen Schwierigkeiten begegnen würde, zumal große Forder ungen für die Marine im höchsten Grade dringend und unabweislich sind. Aber in der Armee wird die nunmehrige Gewißheit, daß die jetzige Gestalt dieser vierten Bataillone nur als ein UebergangSstadium anzusehen ist, mit größter Befriedigung begrüßt wer den, im Lande wird sie kaum überraschen, da jeder denkende Beurtheiler unserer Armeeverhältnisse ohne hin darauf gefaßt war. — In Breslau hat sich, wie die »Schles. Ztg." hört, ein Komitee gebildet, welches eine Huldig- ungSfahrt der Schlesier zum Fürsten Bismarck vorbereitet. Dieselbe wird kaum vor dem nächsten Frühjahre stattfinden können, indessen liegen hierüber wie überhaupt über die Einzelheiten des Planes noch keine näheren Mittheilungen vor. — Zur Frage der Organisation des Hand werk« bemerken die offiziösen »Berl. Pol. Nachr.", daß e« nicht angehe und nicht nöthig sei, die Maßregeln zu dieser Organisation hinauszuschieben, bis die Er gebnisse der geplanten neuen Berufszählung vorlägen. Sodann wird angedeutet, daß eine Organisation ge schaffen werden soll, die, wie in Preußen die Land- wirthschaftSkammern die Gesammtheit der Landwirthe, das ganze Handwerk und sämmtliche selbstständigen Handwerker repräsentiri. Diese Handwerker-Kammern würden eine Gesammtvertretung de» Stande» bilden, »deren Gutachten über die grundlegenden Fragen der Organisation sowie Abgrenzung gegen den Großbe trieb, Schutz gegen Schmutzkonkurrenz, Ordnung de» Lehrling-Wesen» rc. al» der Ausdruck der Gesammt- Anschauung de» ganzen Handwerk» gelten kann." — Seiten» der preußischen Regierung ist die Er richtung einer HandfertigkeitSschulc auf der Insel Helgoland angeregt worden. Die Anregung scheint demnächst verwirklicht werden zu sollen. Der Gedanke hat großen Anklang gefunden, die Bedürf- nißfrage wird allseitig bejaht. Bisher fehlt e» auf