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VoiglliindWr Anzeiger. * Amtsblatt für die Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. NeummdsechsziBer Jahrgang. Verantwortliche Redaktion, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstag-, Donnerstag» und «Sonnabend». Jährlicher Abonn» mentsprei», auch bei Beziehung durch die Post, 1 Lhlr. 10 Ngr. — Annoncen, di« bis Mittag» 12 Uhr eingehen, werden in die Tag» darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehenbe Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zeile berechnet. Sonnabend. October 1858. Zeitungen. Sachsen. Plauen, 4. Oct. In der Nacht zum 4. d. M. wurde ein Feuer in östlicher Richtung von hier beobachtet. Zuverlässigen Nach richten zufolge ist eS in Auerbach gewesen, woselbst in jener Nacht 2 Hauser, 1 Scheune, 1 Schuppen und nicht unbedeutende Holzvorräthe ein Raub der Flammen geworden sind. Leipzig, 4. Oct. Heute entfloh aus einer Bude, die zur Michaelis- meffe dort auf dem Fleischerplatze ausgestellt ist, einer der darin befindlichen Seehunde. Derselbe lenkte seine Schritte sofort nach dem nahen Wasser, sprang hinein und suchte durch schnelles Schwimmen seinen Verfolgern, die in Kähnen folgten, zu entkommen. In der Nahe von Plogwitz (*/z Stunde von Leipzig) gelang cS endlich mehrern Fischern, den Flüchtling mittelst eines Netzes zu fangen und sich die ausgesetzte Belohnung zu verdienen. Es mag dies wohl der erste Seehund gewesen sein, der in Leipzigs Ge wässern umher geschwommen ist. Am 1° Oct. wurde in einem Leipziger Bankierlokal in Auerbach's Hof an einem Fremden ein ebenso bedeutender als frecher Diebstahl verübt. Derselbe hatte drei Packete, jedes mit 1000 Thlrn. in Zehnthalerscheinen, mitgebracht und, während er das eine auswechseln ließ, die beiden andern auf einen Tisch hinter sich gelegt, ohne zu beachten, daß der ziemlich enge Raum mit Menschen, die unmöglich genau beaufsichtigt werden konnten, zum Erdrücken gefüllt war. Plötzlich waren die 2000 Thlr. verschwunden. Da der Bestohlene gleichzeitig einen jungen Menschen sich hastig entfernen sah, so eilte er ihm nach und ergriff ihn; doch erwies sein Verdacht sich bald als ungegründet, da der Davoueilende ein Lehrling war, der sich nur nach der Richtigkeit eines Papierthalers hatte erkundigen sollen und im Drange des Meßverkehrs keine Zeit zu verlieren hatte. Zu spät erinnerte man sich, daß mit ihm ein anderer weit gemächlichem Schritts davon ge gangen war, und durch einen Anschlag an den Ecken wird jetzt dem, der den Dieb zu entdecken und das Gestohlene herbeizuschassen vermag, eine Belohnung von 500 Thalern zugesichert. - Zn Wolkenbürg hat sich in der Nacht vom 30. Sept, zum 1. Oct. der daselbst als Hilfsgendarm commandirte Eorporal K. vom 5. Jnfanterie- bataillon in seinem Quartiere mit seinem Dienstgewehc erschossen. Seine Geliebte hatte ihm einen Absagebrief geschrieben, aber bereits sich wieder zur Anknüpfung des Verhältnisses entschlossen, als zu früh die unglückliche That erfolgte. . Reuß. Fürstenth. Gera, 3. Oct. Der Bau unserer Bahnstrecke Gera-Weißenfels nähert sich der Vollendung. Anfang nächsten Jahres (wie man sagt, mit dem 1. Januar 1859) soll die ganze Strecke dem Betrieb übergeben werden. Preußen. Berlin, 5. Oct. Tie letzten Nachrichten über das Be finden Sr. Maj. deS Königs lauten leider nicht günstig. Der König konnte seit einigen Tagen das Zimmer nicht verlassen und cs ist daher die Abreise der Majestäten nach Meran und rcsp. nach Italien vorläufig ausgcschobcn, wenn nicht ganz und gar aufgcgeben worden, wenigstens sind die ziemlich weit vorgerückten Rctscanstaltcn jetzt eingestellt worden. Oesterreich. Wien, 2. Oct. Gestern ist Oesterreichs größter In genieur, Hofrath v. Negrelli, nach einer schmerzvollen Krankheit im Alter von 60 Jahren gestorben. — Aus Pefth vom 1. Oct. berichtet der „P. L.": Die Nachricht von dem gewaltsamen Tode des Herrn Peter von Mocsonyi, eines der reichsten Grundbesitzer unserer Stadt, machte heute Nachmittags mit Blitzesschnelle die Runde durch alle Kreise der Bevöl kerung. Herr v. Mocsonyi ward, als er um 12^z Uhr Mittags a»s- gehen wollte, in der Einfahrt seines Hauses von ernem Messerstiche tödt- lich getroffen und verschied nach einer halben Stunde. Der Thäter. ist Hausmeister im Mocsonyi'j'chen Hause und bekleidete auch den Posten eines Portiers im Nationaltheater. Wie man sagt, soll eine erfahrene thätliche und moralische Beschimpfung den Arm deS ThäterS bewaffnet haben. Ec befindet sich bereits in den Händen deS Gerichts. — Der bei der gestern Statt gehabten Ziehung der Credit-Loose ge hobene Haupttreffer pr. 200,000 fl. ist dießmal nach Berlin gegangen. Ein gräßlicher Unglücksfall ereignete sich am vergangenen Freitag auf der Prag-Bodenbacher Bahnstrecke. Es fuhr nämlich die Frau des Prager BahnerhaltungSchefs Herrn Sch. mit dec Schwiegermutter und einem schon erwachsenen Kinde mittelst eines Bahnwagens (Draissine) nach Beltrus, woselbst sie mit einer entgegenkommenden Draissine, die überdies mit Bahn- schiencn schwer geladen war, zusammenstießen. Sämmtlich oben bezeichneten Personen wurden buchstäblich die Füße scharf an den Knien weggerisscn. Die Verunglückten wurden zwar noch lebend nach Prag gebracht, allein ihr Zustand ist sehr gefährlich. Gegen die Schuldtragenden ist bereits das Strafverfahren eingeleitet. Von der französische« Grenze, 1. Oct., wird der Karlsruher Ztg. geschrieben: „Dieser Tage hat sich in unserer Nachbarschaft ein schauder erregendes Verbrechen ereignet. Es wurde zu Straßburg in einem Privat hause, das von vierzehn Familien bewohnt ist, der Brunnen vergiftet, be vor eö aber ein Menschenleben gekostet, die Sache entdeckt und der vcr- muthliche Thäter, der aus Rache zu dieser Frevelthat veranlaßt worden, verhaftet. Nach der Verhaftung wußte er sich jedoch einen Augenblick seiner Bewachung zu entziehen, den er dazu benutzte, sich mittels einer Pistole zu erschießen." England. London, 5. Oct. Nach hier eingetroffenen Nachrichten aus Neuyork sind zwischen dem 20. und 23. v. Mts., durch die transat lantische Telegraphenleitung von Valentin befriedigende Signale in Neu fundland cingetroffen; die in Neufundland aufgegcbenen Signale sind aber in Valentia nicht bemerkt worden. Asien. Die Hoffnung, der indische Ausstand sei so gut wie unter drückt, und eS gelte jetzt blos noch die letzten harmlosen Funken auSzu- stampfen, wird durch die jüngsten Posten aus Indien völlig zerstört. Die weitverzweigte Verschwörung unter den Sikhs, die unerwartete Zähigkeit der Rebellion in Audh, die neuesten Erfolge deö hundertmal vernichteten GwaliorcontingentS und die Meuterei des 69. und 62. SipahiregimenlS sind klare Beweise, daß die Tage der Gefahr für die englische Herrschaft keineswegs vorüber sind, und daß eS den Insurgenten weder an Muth noch an Hilfsquellen fehlt. Offenbar daS bedenklichste Svmptom ist die Verschwörung im Pendschab. Laut glaubwürdigen Privatbriefen war sie viel umfassender, als die officiellcn Mittheilungen angeben. Die Zahl d-c SikhS in britischen Diensten, beläuft sich auf» ungefähr 75,00V Mann, und