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königlich Säehsisehev Stcrcrtscrnzeigev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und MittelbehSrden. Nr. 131. -> Beaufttagt mit der verantwortlichen Leitung: Hoftat DoengeS in Dresden. Sonnabend, den 8. Juni 1907. Bezugspreis: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 20, sowie durch die Pott im Deutschen Reiche 3 Mart vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. — Erscheint: Werktags nachmittag». — Fernsprecher Nr. 12S5. Ankündigungen: Die Zeile kl. Schrift der 6mal gespalt. Ankündigungsseite 2K Pf., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum auf S mal gesp. Textseite im amtl. Teile 60 Pf., unter dem Redaklionsstrich (Eingesandt) 7K Pf. PreiSermäßigg. auf GeschäftSanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Amtlicher Teil. Dresden, 8. Juni. Se. König!. Hoheit der Prinz Johann Georg, Herzog zu Sachsen, ist gestern nachmittag 6 Uhr 51 Min. von Berlin nach Dresden zurückgekehrt. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Postsekretär Beer in Zittau das Ritterkreuz 2. Klasse des AlbrechtSordens und dem Ober Briefträger Linke sowie dem Postschaffner Mulansky in Dresden das Allgemeine Ehrenzeichen bei ihrem Übertritt in den Ruhestand zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß die Inhaber der Pianofortefabrik in Firma Ernst Kaps, Ernst Eugen und William Ernst Kaps in Dresden den ihnen von Sr. Majestät dem König von Rumänien verliehenen Titel eines „Königlich Rumä nischen Hoflieferanten" annehmen und führen. Herr Amtshauptmann vr. v. Pflugk in Löbau ist vom 20. Juni bis mit 17. Juli dieses Jahres beurlaubt. Dessen Stellvertretung während dieser Zeit ist — mit Ausschluß der Kirchensachen — dem Regierungsassessor vr. Schulze, die Vertretung in letzteren dem Bezirksassessor Frhr. v. Schaum- berg bei der AmlShauptmannschaft Löbau übertragen worden Bautzen, am 4. Juni 1907. 46S4 Königliche Kreishau-tmannschnft. Die gemäß tz 9, Absatz l, Ziffer 3 des Reichs gesetzes über die Naturalleistungen für die bewaffnete Macht im Frieden in der Fassung vom 24. Mai 1898 — Reichsgesetzblatt Seite 361 fg. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise der Hauptmarktorle im Mai d. I. festgesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für das von den Gemeinden und Ouartierwirten im Juni d. I. an Militärpferde zur Verabreichung gelangende Pferdefutter beträgt in Chemnitz (Stadt und Land) Flöha Marienberg Annaberg Glauchau Haser 100 lex 21 M. 88 Pf. 22 M. 05 Pf. Heu 100 lex Stroh 100 leg 7 M. 10 Pf. 6 M. 40 Pf. 7 M. 22 Pf. 5 M. 25 Pf. Chemnitz, am 6. Juni 1907. Nr. ibbuV Königliche KreiShaupt»an«schaft. 46s« Für den Monat Mai 1907 sind behufs Vergütung des von den Gemeinden resp. Ouartierwirten innerhalb der betreffenden Lieferungsverbände im Monat Juni 1907 an Militärpferde zur Verabreichung gelangenden Futters in den Hauptmarktorlen der LieferungSverbände des Regierungsbezirkes Leipzig folgende Durchschnitte der höchsten Preise für Pferdefutter mit einem Aufschläge von fünf vom Hundert festgesetzt worden: Leipzig für die Stadt Leipzig und die Bezirke der Amts hauptmannschaften Leipzig, Borna und Grimma: Hafer 100 kx Heu 100 lex Stroh 100 lex 22 M. — Pf. 8 M. 01 Pf. 7 M. 35 Pf. Döbeln für den Bezirk der Amtshauptmannschaft: 20 - 60 - 7 - 88 - 6 - 83 - Oschatz - - - - - ; 20 - 93 - 6 - 70 - 4 - 20 - Mittweida - - - - - Rochlitz: 21 - 53 - 8 - 40 - 6 - 30 - Leipzig, am 7. Juni 1907. 469k Kösiflliche Kreishauptma«»schaft. 110 430 Er»e»«»»ge»,Bersetz«»ge«rk.imöffe«Mche»Die»-e. Im Geschäftsbereiche deS Ministeriums der Justiz. Der jRechtsanwalt Karl Paul Martin Ungethüm in Zwönitz ist zum Notar für Zwönitz auf so lange Zeit, als er dort seinen Amts sitz haben wird, ernannt worden. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums der Kiuanze«. Beförderungen und Anstellungen im Bereiche der StaatS- eisenbahn-Berwaltung. Befördert: Naundorf, seither SlationSassistent I. Kl in Zwickau, zum JaspektionSassistenten; Frank, seither Bureauassistentin Borna, zum BetriebSsekretär; Beer, seither Bahnmeisterassistent, zum Bahnmeister in Zwickau; Herzog, seither Weichenwärter II. Kl., zum Schirrmeister in Gaschwitz; A. B. Lorenz, seither Packer, zum Kassendiener in Dresden. — Versetzt: JnspektionSassistent Wenzel in Zwickau als BahnhofSinspekior II. Kl. nach Wiesenburg i. Sa.; Stationsverwalter 11. Kl Günther in Stenn als Stationsassistent II. Kl. nach Reichenbach i. B; StationS- assistent II. Kl. Beierlein in Zwickau als Stationsverwalter II.Kl nach Stenn. — Angestellt: H. O. Schmidt, seither Telegraphen gehilfe, als Telegrapbenmeister in Löbau; ME. Müller und A. A. Ullmann, seither StalionSaspiranten, als Stationsassistenten II. Kl in Ebersbach und Bischofswerda; die Militäranwärter Hentsch und Rositzka, seither Diätisten, als Stattonsassistenten II. Kl. in König stein und Radebeul; Techniker Hinkelmann, seither Strecken- vormann, als Bahnmeisterassistent in Potschappel; Haugk«, seither Werkstättenvorarbeiter, al» Werkführer in EngtlSdorf; die nach genannten Hilfsweichenwärter pp als Weichenwärter II. Kl : Goldner in Riesa, Gröber in Leipzig II, Hempel und Nagel in Leipzig-Connewitz, Kultscher in Mohlsdorf und Vollstädt in Barthmühle; Militäranwärter Ficke, seither Güterbodenarbeiter, al» Packer in Freiberg; Wilhelm, seither Wärterstellvertreter, als Rottenführer in Penig. Im Geschäftsbereich« des Ministeriums bes «ultus und Sffentltchen Unterrichts. Zu besetzen: Mitte August die erledigte 2. ständige Lehrerstelle in Sommerfeld bei Leipzig. Kollator: Die oberste Schulbehörde. AnfangSgehalt 13K0 M, steigt im 26. Lebensjahre auf 14K0 M und erhöht sich durch weitere jähr liche Zulagen, die Smal 100 M und 22mal KO M betragen, zum Höchstgehalte von 28K0 M, das im K1. Lebensjahre erreicht wird. Außerdem verheirateten Lehrern WohoungSgeld 200 M , unver heirateten 1K0 M Gesuche uebst allen erforderlichen Beilagen sind bi» 2l. Juni bei Bezirk-schulinspektor Schulrat Zimmler in Leipzig einzureichen. ' (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile) Nichtamtlicher Teil. vo» Königliche» Hsse. Dresden, 8. Juni Ee. Majestät der König traf mittags im Residenzfchlosi« ein und nahm militärische Mel dungen entgegen. !42 Uhr empfing Allerhöchstderfelbe den König!. Preußi- schen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister Prinzen zu Hohenlohe - Oehringen, Durchlaucht, der im Aller höchsten Auftrage Sr Majestät des Deutschen Kaisers die In signien des Sr König!. Hoheit dem Prinzen Friedrich Christian verliehenen hohen Orden» vom Schwarzen Adler überreichte. Dresden, 8. Juni. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg wohnten heute mittag '-»12 Uhr der Feier der Grundsteinlegung zum Künstler hause der Dresdner Kunstgenoffenschaft an der Albrecht straße bei. Hosterwitz, 8. Juni. Ihre Königl Hoheit die Prinzessin Mathilde wohnte heute vormittag in Begleitung des Hof- sräulein» v. Schönberg-Rothschönberg und bes Kammerherrn Frhrn. v. Koenneritz der Grundsteinlegung de» neuen Künstler hauses bei. Zeit»gSscha». Zu der nunmehr beendeten Deutschlandreise englischer Journalisten, die so glanzvoll beschlossen worden ist wie sie begonnen wurde, liegen noch weitere Zeitungsstimmen vor Die „Westminster Gazette" veröffentlicht einen längeren Aussatz, dem noch weitere folgen sollen, in dem folgendes Ergebnis der Reise festgestellt wird: »In einer Stadt nach der andern haben die staatlichen und Gemeindebehörden, die Handeltkammern, die hervorragenden Geschäfts leute, die angesehensten Bürger sich zusammengetan, um für Fest mähler und Unterhaltungen Sorge zu tragen und die Gäste in ihrer Mitte sich heimisch fühlen zu lasten Diese» hochherzige Zusammen wirken, da» von jedem da» beste darbot, übertraf all« Ansprüche Wenn auch nur die Hälfte geboten worden wäre, würden die Journa listen eine großmütige Behandlung erfahren haben. Vom Amaug bi» zum Schluß wurden sie überschüttet mit Aufmerksamkeiten Die Be teiligung der offiziellen Kreise hat eine Bedeutung, die richtig ver standen werden muß. Die offiziellen Kreis« wollen e» kundgegeben wissen, daß sie den lebhaften Wunich hege«, e» möge die Spannung zwischen den beiden große» Völkern beseitigt und die kleinliche Reibung weggeräumt werden, die während der letzten zwei Jahre di« Beziehungen verwickelte Jeder Teilnehmer an der Reise ist über zeugt von dem tiefen und ernsten Empfinden der verantwortlichen Männer in Deutschland, daß gegruikuige Anstrengungen gemacht werden müssen, um dem Hader und den Mißverständnissen ein End« zu bereiten Ganz besonderen Eindruck «acht die Wahrnehmung, daß all« d«nkendea Leute sich erhoben habe» gegen einen Zwist, au dem sie keine» Teil hatten." Die „Tribüne- schreibt des weiteren. .Wir mriurn nicht, daß jeder Anlaß zu Mißverständnisse» jetzt vermieden oder jede Gelegenheit z»r Erreg»»g au» dem »ege ge räumt sei, aber von großer Wichtigkeit ist e», daß die internationale gute Kameradschaft offen bekundet wird Es ist die Aufforderung er gangen, auf beiden Seiten in der Journalistik sich im Ausdruck zu mäßigen. Deutschland möge versichert sein, daß wir eine große Ge nugtuung darüber empfinden, daß die Deutschen dazu beigelragen haben, den Samen deS Vertrauens und der Wertschätzung dort ein zupflanzen, wo früher Mißtrauen und Unkenntnis wucherten ' Ten „Münchner Neuesten Nachrichten" wird von ihrem Londoner Mitarbeiter folgendes geschrieben: .ES ist begreiflich, daß die meisten der englischen Journalisten in der Hochflut der Festlichkeiten, mit der sie in Deulfchland über schüttet wurden, keine Muße gefunden haben, um ihre Eindrücke zu sammeln, geschweige denn über sie zu berichten Eine Ausnahme bilden Hr. Phillips, der Chefredakteur der konservativen .Uorkshrre Post", und der Chefredakteur der .Daily New»', Hr Gardiner. Dieser hat eS bereit» aus zwei und jener sogar aus drei Briefe ge bracht Hr Phillip» erklärt in seinem ersten Briefe, warum er eS für .bäurisch und unweise* gehalten hätte, die deutsche Einladung auSzuschlagen Alle englischen Parteien hallen an der Freundschaft mit Frankreich sest; es liegt aber nicht in Englands Interesse, in Deutschland da» Gefühl zu nähren, .daß der Weltpolitik ihre Gestalt ohne fein Borwissen und mit der Absicht, seine Interessen zu schädigen, gegeben werden soll". .Die Gesichter und Herzen unserer guten deutschen Freunde und Wine sind nicht sehr verschieden von denen, die wir zurückgelassrn haben oder mit uns führe» Wenn sie uns die Hand in Freundschaft Hinstrecken und wir schlagen sie aus, werden sie da» nicht ganz so aufnehmen, als wir eS täten, wenn ihr Fall der unsere wäre? Wenn wir sie fühlen lassen, sei der Grund, welcher er wolle, daß sie mögliche Feinde eher als mögliche Freunde sind, was ist daS natürliche Ergebnis? ES siud Leute sehr nach unserem Schlag. Verstehen wir eS wohl. Hier liegt der Schlüssel zu der internationalen Situation, der den Frieden Europas in der nahen Zukunft bestimmen wird * Der frühere sozialdemokratische ReichStagSabgeordrete Edmund Fischer hatte in den „Sozialistischen Monats heften" einen Aussatz über sozialdemokratische Mittel standspolitik veröffentlicht, der in der bürgerlichen Presse ziemlich große Beachtung fand Ter Verfasser hatte in seinen AuSfühlungen in ärgster Weise gegen die offizielle Parteipolftik verstoßen; er hatte, wie kürzlich vor ihm „Genosse" A Dtüller in der „Neuen Gesellschaft" hinsichtlich des Agrarproblems, von der Sozialdemokratie gefordert, sie solle das Mittelftands- problem in die Hand nehmen Dabei hatte Fischer bemerkt, e« handle sich um die Anerkennung der individuellen Ver schiedenheiten der Menschen. Diese Anerkennung führe zu einer sozialdemokratischen Mittelstandspolitik; also sei Mittel standspolitik lewe Klaffenpolitik, sondern individuelle Politik. Sie erfordere die Berücksichtigung der individuellen Verschieden heit der Menschen und die Achtung vor der Individualität Daß diese revisionistische Leistung von den bürgerlichen Blättern mit Spott registriert wurde, war begreiflich, ebenso begreiflich war eS jedoch auch, daß die sozialdemokratische Presse dazu schwieg Das war jedenfalls daS klügste, was sie in diesem Falle tun konnte. Aber die „Leipziger Volkszeitung" glaubte den revisionistischen „Genoffen" nicht unaerupft lapcn zu sollen; denn einmal ist da» Leipziger Parteiblatt an und für sich bei jeder, den geheiligten marxistischen Theorien widersprechenden Ketzerei zornentbrannt zur Abwehr bereit, und wenn diese Ketzerei sich gar an dem Klaffenbewußtsein de» Proletariats versündigt und zu allem Überfluß noch in den „Sozialistischen Monatsheften" abgedruckt ist, dann gibt es kein Halten mehr So ergießt denn die „Leipz Volkszeitung" die bitterste Ironie über den „Genoffen" Fischer, nennt den früheren Parleiocrtrcter im Reichstag Wippchen aus Zittau und schreibt, eS würde vorzuschlagen sein, Fischer vom nächsten Oktober ab in die Parteischule zu schicken, damit ihm dort wenigstens die Grundbegriffe deS Sozialismus klar ge macht werden könnten; aber Fischer sei der Cpielschule de» „Genoffen" Bloch noch nicht entwachsen. Denn was bedeuteten die „Sozialistischen Monatshefte" andere» al» eine Art litera rischen Kindergarten ? Wie die lieben Kleinen am MeercS- strande Schlösser und Burgen aus Sand bauten und sich da durch nicht stören ließen, daß die heranbrausende Flut mit un erbittlicher Regelmäßigkeit die Produkte ihrer lebhaften Phantasie vernichte, so ließen sich auch die lieben Kleinen der „Monatshefte" nicht darin stören, Sozialdemokrat zu spielen und die kühnsten revisionistischen Luftschlößer und Kartenhäuser zu bauen Mit Recht schreibt die „Kreuzzeitung" zu diesen Äuße rungen MehringS: .Da» liest sich ganz amüsant »ad mancherzielbewußte.Genoss«' wird an dieser Abfuhr der Revisionisten sein« Freud« haben. ES ist aber, wie .Wippchen' sagen würde, ein etwa» hatte» Wort, die .Genossen', die i» den .Sozialistischen Monatsheften' mitarbeiten, liebe kleine zu nenne», die Sozialdemokrat spiele». Dadurch wird nicht nur FüL«r, sonder» es werden auch .Genoffen' getroffen wie Bernstein, Salwer, Heine, Huä, Molkenbuhr, v Elm, Schippel u. a, also auch Sozialdemokraten, denen hin und wieder selbst die .Leip ziger Volkszeitung* eia höfliche» Wort gönnt. Aber solche kleinen Leipziger Scherz« hab«» »»ter .Genoffea* nicht viel zu bedeuten. Zu der in diesen Tagen in den Zeitungen wiederholt aus- geworfenen Frage, ob die russisch« ReichSduma demnächst der Auflösung verfallen werde oder nicht, wird der „Köl nischen Zeitung" aus Et. Petersburg geschrieben: