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«r. 184. eZp^S- «rschei,» «»»»«-»«<„« —«ich. »rei, r«.w«. «V»»» - »M. Deutsche Allgemeine Zeitung. «Mchrheit »id Recht, Freiheit >»d Gesetz I» SouLabnetz, 9. L87S. Inserat» Pub »u bik Srpkditioa t» »» >«ube». L«srrtia»,,t»Stzr . PK »u Spalte»,kN« » Pp» »ater «lu^s»»»« »o Hf. Telegraphische Depesche«. * Gastein, 7. Aug. Se. Maj. dr^Kaiser erfrent sich fortdauernd de» besten Wohlsein» und hat die Bäder, Spaziergänge und Au«fahrteu regelmäßig fort- gesetzt, auch täglich die gewöhnlichen Borträge ent- gegengenommen. Die Abreise Sr. Maj. von hier ist bereit» auf nächsten Dieu-tag festgesetzt, die Ankunft in Babelsberg wird nächsten Donnerstag Nachmittag erfolge». *SerUn, 7. Aug. Sr. Maj. Fregatte Niobe, zehn Geschütze, Commandant Kapitän zur See v. stall, ist am 2. Aug., von QueeuStown kommend, in Ply mouth eingetroffen. * München, 7. Aug. Die Kammer der ReichS- rathe genehmigte heute einstimmig den Militäretat nach den Beschlüssen der Abgeordnetenkammer, ebenso da» AuSführungSgesetz zu der Reichs - Strafproceßord- nung, daS Erbschaftsgesetz und das Gesetz über da» Gebührenwesen. Ein zu letzterm Gesetze.vom ReichS- rath v. Franckenstein gestellter Antrag, wonach Ver steigerungen von Gemeinden pnd wohlthätigen Stif tungen von Gebühren befreit sein sollten, wurde nach einer lebhaften Debatte zwischen dem Antragsteller und dem Finänzmiüister v. Riedel mit großer Majo rität abgelehnt. Da» Gesetz über die Pe»sio»«kaffe für die Witwen und Waisen von Advocate» tymde schließlich ebenfalls angenommen. Die Sammer vn- tagte sich hierauf zur Entgegennahme einer königlichen Botschaft auf morgen. ^München, 7. Aug. Die Kammer der Abgeord neten hat die Berathung des EiseubahngesetzeS been det. Der Art. 2, welcher den Bau der Bahnen be- trisst, und Art. S, nach welchem die Kosten für die bewilligten Linien auf 44,800000 M. veranschlagt, werden, wurden angenommen und hierauf der ganze -Gesetzentwurf mit 139 Stimmen genehmigt. London, 7. Aug. AuS der Capstadt vom 22, Juli wird gemeldet, General Wolselty habe die Mlterwerfmlg mm Zuluhäuptliugen angemMckEMd denselben erklärt, daß die englische Regierung da» Land schützen und regieren werde. General Wolftky fei mit einer starken Truppenabtheilung auf dem Marsche nach Ulundi, eine zweite Truppenabtheilung werde gleichzeitig gegen den neuen Kraal vorgehen, jn welchem sich König Ketschwayo befinde. *Lhristiania, 7. Aug. Prinz Friedrich Karl von Preußen ist von seinem IagdauSfluge nach Lem Gebirge vorgestern nach Lärdalsören zurückgekehrt und beabsichtigte, seine Reise von da nach Ausdal fortzusetzen. * Wien, 7. Aug. Der rumänische Minister des Auswärtigen, Boerescu, machte gestern dem Gra fen Andrässy einen länger» Besuch und begibt sich morgen nach Berlm, von wo er am 15. Aug in Pa ris einzutreffe» gedenkt. Berliner Briefe. LI Perlin, im Juli. Einen Nachtheil übt das viele Uebcrraschende unserer Ausstellung aus: man wird bei scharfem Sehen sehr schnell ermüdet, das Auge kann die Eindrücke nicht mehr aufnehmen, der Körper verlangt nach jenem otium, welches sich vum ckMnitslv kaum besser realisiren läßt, als in der ganz famosen mittel alterlichen Trinkstube von Knoop. Eine ganz ge wöhnliche, zwischen den mächtigen Pfeilern der Stadt bahn sich in freilich großen, stattlichen Dimensionen darbietende Wölbung hat der geniale Baumeister zu einem lauschigen Heim umgewandelt, das dreist mit jenen berühmten Kellern an Comfort wetteifern kann, welche die edel» Senate von Bremen und Lübeck unter deren altersgrauen, ehrwürdigen Rathhäusern zu Nutz und Frommen durstiger Kehlen errichtet haben. Alles in, dieser trauten Trinkstube mahnt uns an die Blüte Le» Mittelalters. Mit weisen, auch mit derben, wahren Sprüchen entweder in zierlichen Reimlein oder in holperigen Knittelversen sind die Wände geziert, die gothischen Fenster sind mit den schönsten Glasmalereien geschmückt, das gothische Gewölbe wird von Massigen Säulen gestützt. Die eichengeschnitzten Stühle und Tische versetzen eine leidliche Phantasie so schnell um Jahrhunderte zurück in die Poesie und Romantik des Mittelalters, daß wir nur die profane moderne Klei dung mit dem behäbigen Wams und den hohen Cylinder mit dem kleidsamen Baret zu vertauschen brauchten, um uns beim Humpen perlklaren Weines als behäbige Bürger irgendeiner alten deutschen Reichs stadt zu fühlen. Selbst der modern« Kellner mit dem * Wien, 7. A«g- Meldung her Politischen Coxre- spoudenz au» Konstantinopel: „Gefiern hat unter dem Vorsitze des Sultan- ein Ministcrrath statt- gefunden, i» welchem hi« Frage der Reconstituirung de» CabinetS erörtert worden sei» soll. Wie «S heißt, würde Savfet-Pascha da- Präsidium, Aarifi-Pascha da» Ministerium de- Auswärtigen, Sadyk-Pascha da» Finanzministerium und Server-Pascha da» vereinigte Ministerium für Handel und öffentllche Bauten über nehmen." .* Athen, 7. Aug. Ein Decret d«S König» setzt die Vornahme der Neuwahlen für tzie DeHutirteu- kamwer auf den b Oct. fest pnd beruft die neue Kammer zum 22. Oct. ein. Ein Wahlartilel der Norddeutsche» Allgemeinen Zeitung. Pie Norddeutsche Allgemeine Zeitung bringt zu Len preußischen Landtag-Wahlen folgenden Leitartikel: „Auf unsere Frage an die «Wog Unt Bismarck» - Rufer, wer an des Kanzler- Stelle treten soll, sind einige Antworten eingegangen. Da» Berliner Tage blatt antwortet, eS ftt Ar keine Antwort nöthig; ein mal werde ja doch das Schicksal die Frage beantworten müsse«. Wje entschuldigte sich doch jener Mörder,vor Geruht? Er sagte, her Ewmordeje habe hoch einmal ,st«rben Müssen; eine Wte ^ebensverkürzung habe er, her Mörder, nicht.sür so bH gehalten. Der Berliner Vörftn-Conrier antwortet, es handle sich M njcht hawW, ,Wischen Bi-märck und irgendeinem atchechs zu stM«, Wwern emfqch um da» «Fort Mit Vi-MM». Hit Dum ft«, so wird dpr wür- d'Pt Mchfolger jfcho« gesunden werden, und geschleht WrW W Mi-gD,-so kann derselbe ja verbessert werhM,» Mir sagtest doch jene meuterischen Lands knechte, welche Hsrlegten, wie sie ihren Feldherrn vexnethen? «Was brauchen wir einen FeldhauptmanM? Pu und ich 'wir Hissen aufi ob Hr Feind köMMt; ^«Mt er schwach ,'K safle» wir ihn an, kytnmt ^r stark, lasse» wir ihn geMlMhtc-lo nicht, so wählen wir den Spiegelberg zum Hauptmann; macht es sich mit dem nicht, bringe« wir ihn um und pro- biHN H mit eists« assbern,» Ja, e» Probirt sich nur so^ w«ist Mstch.stm'em Staatswesen wie VaS Deutsche MD'HWL ''Hsdsß dw Berliner Zeitung findet pM hem Worte Oxenstierna'»: «Du mit wie wenig Verstand die Welt regiert wfrH» So, meint da» Blatt, wird sich auch leicht ein Kanzler finden, vielleicht gär in der Redac tion der Berliner Zeitung. ÄsteS nicht, als ob män eine Blaue-MoutagS-Gesellschast über Politik debattire« hört? Wir Deutsche wären beneivenSwerth unter den Völkern, wenn wir von dieser Gesellschaft unsere Re gierung zu empfangen hätten. Wenden wir uns nun zu den ernsthaften anstän ¬ digen Leuten. Die National-Zeitung will nicht- da- vop wissen, die Person de» ReichskaiizlSr» m vtn Wahlkampf zü ziehe«: -stber sie ruft ihren Frsuadc» zu, daß man nur an der Spitze einet Mehrhelk'mit dem Reichskanzler verhandeln kann.' «Werin wir ihn binden könnten, brauchten wir ihn nicht zu töbtetM, sagten die Kinder im Märchen von dem Riefrm Alf» Man will eine Mehrheit, die Mit bem Reichskanzler verhandelt! Was soll den« diese Mehrheit für etue Politik Habs», welche nächsten Ziele? ÜM diesem hei tern Antwortspiele einen ernsten Zusatz zu geben, sprechen wir unser« Ueberzeugung au»: die Parole der nächste« Wahlen muß lapteti: «Schutz der nationale» Arbeit oder PreiSgebung derselben.» Daß die «Weg mit BiSmarck!»-Rufer ein Bkaüer-MontagS-Club siüv, mag ihre Zähl vergrößern, ihre Stärke wird nicht gefährlich sein. Gefährlich aber sind die Leute, Vit sich gegen daS Blaue-MontagS-Geschrei verwahre», um nuter allerhand zweideutigen MaSken womöglich ab» Mehrheit in den Reichstag zu kommen. Sie Möget» Farbe bekennen. Hr. v. Fürckenbeck mag an der Spitze de» «thatfräftigen Bürgerthums» a» dir Wablpförte pochen Und Hr. La-ker an der Spitze der Ptotetärier, denen er vorgeredet hat, daß ihnen der Tropfest'Pe troleum vertheuext werde, um die Last d^r Reichen zu erleichtern. Mögen die Herten ihre Zähsten ent falten, damit man die Losung erkennen kann. Nie mals war zweideutige» Verstechsprel weniger am PlqH. Wir denken wahrend der Wahlperiode «nfete Schul digkeit zu thün, däß solche» Verstecke» Nicht' gelistge," Zur Frage der BerwaltmgMarm ia Preußen. Dem Schwäbischen Merkur schreibt man au-Berliu vom 31. Äuli: »^Pie ZoitungSmeldungen von Beratbunae» im preußischen MiitisterlüM ve» Innern Übet Fortbil dung Ur Berwältün-Hefowl, so unsicher' und selbst osscubär qWMaü sie ist wielen ' Bezi^hustHst sind, laffeüdochfovrelMnms^ Äüngete entschlossen ist, auf ditfem ^elde'M üsHt durch Resolutionen de» neuen Abgeordnetenhauses Die Initiative vorwegnehchen zu lassen. Wie befchräEt auch immer bie Vorlagen sein werden , mit welchen der Minister vor dem Landtage erscheint, sie Weiche» ihm Gelegenheit geben, von vornherein seine Stellung zu der Angelegenheit klar und fest Ar nehmen/' Da» große Werk, welches mit der Kreisordnung von 1872 begönnen wurde, nach mehr als zwanzigjährigem Be stände der parlamentarischen Verfassung in einer twu Gruqdsätze« derselben entfHechenVh» Weise die ganzen PerWaltungSeinrichtungen des StaateS von Gruüd aus neuzugestaltest, ist in doppelter Hinsicht bis'heute ein Torso geblieben. Einmal sind zum größtcn Theile die steuen Einrichtungen auf die Provinzen Ost-'und unausstehlichen schwarzen Frack und der weißen Cra- vattr, die nach wiener Art immer einen endloS langen Hals zeigt, hat in diesen dem Bacchus geweihten Räumen dem Küfer weichen müssen, der «in ganz artig«s schwarzledernes Schurzfell trägt. Und' wie delitat, rein und zweifelsohne sind nicht diese Weine, wie wetteifern sie in der Güte mit den auserlesensten Gaben des WeinstockeS! Man trennt sich gar schwer von dieser Stätte, und selbst die Frauen, wenn sie sich in den Zauhergärten der Mode müde gelaufen haben, verschmähen eS nicht, hier ein Gläschen edeln Rhein weines zu schlürfen. Besuchter freilich als dieser reizende Poetenwiukel ist jene concurrirende Zahl berliner Brauereien, die sich um die Ausstellung an zwei ihrer Flanken ange siedelt haben. Der berliner VvlkSwitz hat sie das „Nasse Dreieck" getauft und damit sehr drastisch ihre eigenthÜmliche Lage und den ganz ungeheuer« Durst bezeichnet, den hier Tausende von Menschen löschen wollen. Der Matädor unter allen credenzten Bieren ist das moabiter Klosterbräu, eine gelungene Imitation des echten Nürnberger BiereS. Es ist epochemachend und verbreitet sich epidemisch über alle Bierstätten Berlins. Ein fashionabler Biertrinker muß die Mode mitmachen und sich kein DeMenti geben. Klosterbräu tor over ist jetzt die Losung, und so macht denn die moabiter Brauerei ein ganz profitables Geschäftchen. Auch für einen kleinen unschuldigen theatralischen Aufputz ist gesorgt. Ein kolossales Faß, nicht un ähnlich dem berühmten Heidelberger, birgt — freilich in einer kleinern, kaltgestellte» Tonne — das verführe rische Naß, «in biederer, dicker Berliner ist als bai rischer Tiroler verkleidet und zwei stramme Schenk- mamsell» haben sich ebenfalls in die kleidsame Tracht der bairische» Hochländerintien geworfen und crebSnze» am Büffet den edekn E einer GrWe in 'iaümlum. ' ' . Gewissermaßen als der geborene Aristokrat mit einer langen Reihe von Ahnen ragt aus diesen Gam- brinustempeln der Große Poppenberg hervor. Er ist durchaus gentlemanlike in seinen frappanten Preisen, seiner exquisite» Küche für GourmaNdS erster Klaffe, seinen superfeinen Weinen und seinem Bier« welche» billiger als für 1 M- de« Seidel zu gebe» «r unter seiner angestammten Würde, halte« würde. Weit-jo vialer ist sein Pendant am anhern Ende, der Kleine Poppenberg, ein praktischer civiler Mann, der seine Hungerigen schon von 60 Psi ab satt macht und den «nragirten Weißbiertrinkern eine kühle Blonde für 25 Pf. bietet. Hier ist der alte Stamm der Berliner, alte ehrenwerthe grauköpfige Herren, die einmal den politischen Stammtisch beim alten Clausing mit diesem jungen und kleinen Poppenberger vertauschen. Aber dieses besuchte Restaurant hat, da es unmittelbar an die Ausstellung grenzt, eine harte Polizeistunde. Nach 6 Uhr (um diese Zeit wird die Ausstellung geschlossen, eigentlich für den Sommer viel zu früh) muß es seine Atzung schließen, es ist dann absolut nichts mehr zu haben. Es eilt dann alles, was sich an durstigen Seelen noch im Park herumtummelt, in das Nasse Dreieck, welches neben seinem Reiz, alle berliner Biere erproben zu können, noch ein hübsches Concert bietet, bei dessen Klängen sich ein regenfreier warmer Juli» abend (wie wenige habe» wir bisjetzt gehabt!) au-