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Dresdner Journal : 02.05.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-05-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189605027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-05
- Tag 1896-05-02
-
Monat
1896-05
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 02.05.1896
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n- itx »„»er La«»- «nd Winter, der Nefi»e«z er Eisenbahn inige üv Mal. licke, zum Be im Hause und n Preise von recm, «rsoo m div. Billen ie auch Ber uft bei Säe eifier, vter- . 2 u ». ,.»».«,00. Nar«Ii»aH «N.4.00,». . »0», aleS. rt. ügliche me rk Le» tr.17 S471 n k« »l v«tug<t»rti»: Für Dresden. vierteUSHrlich 2 Mark SO Ps, bei den Kaiser lich deutschen Postanstalten vietteljährlich» Mark; außer halb de- Deutschen Reiches Post- und Steinpelzuschlog. Einzelne Nummern: 10 Ps. Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn und Feiertage abends. Kernspr «nlchluß:Nr.12S.». Dresdner Journal. Ankündiguugsgedützre«: Für den Raum einer gespal tenen Heile kltiner Schrift 2<> Ps Unter „Eingesandt" die Heile so Ps Bei Tabellen- und Hissernsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: Königliche Expedition des Dresdner Journal- Dresden, Hwmgersir 2V. Fernspr Anschluß: Nr 1295. 101 18S6 Sonnabend, den 2. Mai, abends. ^Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für die Monate Mai und Juni werden zum Preise von l M. 70 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für auswärts: bei den Postanstalten des be treffenden Orts zum Preise von 2 M. König!. Ervrdiüou des Dresdner Journals. Amtlicher Lell. Se. Majestät der König haben dem Hofsekretär und Kammerzahlmeister Karl Wilhelm Grieshammer den Titel und Rang eines Kanzleiratrs Allergnüdigst zu verleihen geruht. Srneuuuugeu, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. Bei der Wasserban- Berwaltung ist ernannt worden: Traugott Ernst Ouitzsch, zeither gegen Wochen- oder Tagelohn als Bureaudiener und Meßgehillfe bei der Wasserbau-Direktion beschäftigt, al» ständiger Meßgehülse bei genannter Direktion. Im Geschäftsbereiche des evangelisch-lutherischen LandeSconsistoriumS sind oder werden demnächst folgende Stellen erledigt: DaS Pfarramt zu Loschwiy (Dresden II) — Al. IV (A) — Collator: der Sladtrat zu Dresden; das Pfarramt zu Ramsdorf (Borna) — Kl V — Collator: das evangelisch lutherische LandeSconsistorium; das Pfarramt zu Marbach (Leisnig» — Kl. VII (A) — Collator: taS evangelisch lutherische Landesconsistorium; das Pfarramt zu Bergen (Plauen) — Kl. V I (A) — Collator: Konrad von Trützschler auf Dorfstadl. Dagegen wurden an gestellt bez besördert: Richard Arnold Hering. Ephoralhilssgeistlicher in Chemnitz, als Pfarrer in Ottendorf (Pirna); Richard Wilhelm Victor Lachmund, Diaconatevicar in Pirna, als II. Diaconus daselbst (Ephoral- ort; Friedrich Wilhelm Sparwald, Psarrer in Thekla, als Pfarrer in Leipzig-Bolkmar-dorf «.Leipzig I); Walther Zuckschwerdt, Prcdigtamtscandidat, als HujSgeistlichcr an der Landesanstalt Waldheim; Christian Friedrich Schanz, Hilfs geistlicher in Bad Elster, als Diaconus in Gablenz cChcmnipII); Richard Weidauer, Predigtamtscandidat, als Tiaconus in Limbach (Chemnitz II); Andreas Otto Siebenhüner, Predigt- amiscrndidat, als II. DiaconuS in Großenhain (Ephoralort); Paul Gerhard Martin Klinger, Predigtamt-candidat, als Diaconus in Frauenhain (Großenhain). nichtamtlicher Teil. England nnd Transvaal. Wenn man den Lauf der zwilchen England und Transvaal geführten diplomatischen Verhandlungen überblickt, so kann man nicht zu der Wahrnehmung gelangen, daß dabei auf englischer Seite die größere Geschicklichkeit bekundet worden, daß Mr. Chamberlain ein taktvollerer und gewandterer Diplomat sei als Präsident Krüger. Freilich hat sich die Londoner Regierung von Anfang an in der schlechteren Position befunden. Sie hat auf irgend eine Weise eine un gerechte Sache auszutragen, die von der öffentlichen Meinung in England durchaus nicht gemißbilligt wird, während die Regierung Transvaals vom ersten Tage an die offene Sprache des guten Rechts führen durfte. Aber gerade diese ungünstigere Lage hätte die cug- lisckM Staatsmänner zu einer besonders delikaten Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am I. Mai: „Der KönigSlicutenant." Lustspiel in vier Akten von Karl Gutzkow. In Gutzkows zur Goethesäkularseier von 1849 ge schriebenem — man darf leider nicht sagen gedichtetem — Lustspiel „Der Königslieutenant" nahm Hr. Friedrich Haase als Graf Thorane gestern abend nun wirklich Ab schied von den Brettern, die er im jugendlichsten Alter, vor genau einem halben Jahrhundert im klassischen Weimar zuerst betreten hatte. Welch' eine Laufbahn der Erfolge zwischen jenem Debüt von 1846 und dem gestrigen Abend liegt, mochte sich bei dieser Abschiedsvorstellung der Er innerung nicht nur des zurücktretenden Künstler«, sondern auch zahlreicher Zuschauer vor Augen stellen Der KöniaS- lieutenant ist eine der Rollen, die nicht nur für Haase« eigenthümliche« Naturell und seine besondere Meisterschaft höchst geeignet sind, sondern die er erst durch sorgfältige Ausarbeitung an sich unscheinbarer, aber zum Ganzen wirkender Einzelheiten zu einer lebensvollen Gestalt um» gewandelt hat Der Gast ließ im Verlauf de« gestrigen Abends alle die Lichter, die da« Auftreten und Empfinden de« schwermütig-sentimentalen soldatischen Sonderling« er hellen, noch einmal spielen, er entfaltete in der Wieder gabe de« Thorane ebenso die Feinheit der Formen, die innere Liebenswürdigkeit und den Sarkaümu« de« provencalischen Grafen, al« in Erscheinung und Haltung die elegante Würde, die ihn an dieser Rolle zurrst ange- zogen hat und die wir im Verlauf der Jahre mehr al« einmal bewundern konnten In die Darstellung de« Abschiedsabend« mischt« sich, je näher der König«lieutenant dem unvermeidlichen Abschied, dein „^ckisu pour toujour,!" vom Goethischen Hause kam, rin« stärkere Weichheit und Rührung al« sonst; der Gast fiel nicht au« der Rolle, aber die Situation de« von ihm verkörperten französischen Behandlung der schwebenden Angelegenheiten anregen sollen. Statt dessen ist namentlich der Staatssekretär der Kolonien recht rücksichtslos ans Werk gegangen. Er hat die diplomatischen Verhandlungen mit großer Schärfe geführt und innerhalb und außerhalb des Parlaments eine Sprache gebraucht, die nicht nur in der Tonart, sondern auch in der Sachlichkeit des In Halts stark von der des südafrikanischen Präsidenten adstach und sogar gegen Deutschland Spitzen heraus kehrte. Eine Folge davon ist gewesen, daß Krüger von einem Besuch in London abgesehen und jede Ein mischung Englands in die inneren Verhältnisse der Republik mit dürren Worten zurückgewiesen hat. Eine zweite Folge ist die Veröffentlichung von Depeschen, welche die Mitschuld der Charteret) Company an Jamesons Raubzug darthun und Sir Cecil Rhodes und einen Londoner Geschäftsmann, namens Veit, bedeutenden Aktionär der Südafrikanischen Gesellschaft, als An stifter der Unternehmung hinstellen. In der Wahl des Zeitpunktes für diese Publikation bekundet sich wiederum die Überlegenheit Krügers. Die Depeschen räumen mit der englischerseits gebrauchten Entschuldig ung, als hätte es sich bei dem Einfall Jamesons um eine unüberlegte Improvisation gehandelt, in dem Augenblicke auf, wo Ehamberlain dem Präsidenten von Transvaal die Milderung des Gerichtsurteils über die Rädelsführer aufzuzwingen sucht, wo ein Teil der englischen Presse lauten Protest gegen das „Bluturteil" erhebt und sich mit dem Staatssekretär der Kolonien zu allerlei Kritik über die Nationalität der Richter in Prätoria und über das von ihnen ange wandte Recht zusammenthut. Wir wollen auf diese Dinge nicht weitschweifig eingehen. Aber so viel darf man wohl berechtigter weise aus den veröffentlichten Depeschen herauslesen, daß Cecil Nbodes eine Nolle gespielt hat, die mit der Würde seiner Stellung als Premierminister der Kapregierung nicht in Einklang zu bringen ist, und daß der Einfall Jamesons nicht der Sache der an geblich schwer benachteiligten Uitlanders, sondern einer großen Geldspekulatiou zu dienen bestimmt gewesen ist. Selbst die „Times", denen die bessere Einsicht besonders schwer fällt, geben nach diesen Doku menten zu, daß die Revolution in Johannesburg von Rhodes nicht nur gebilligt, sondern unter stützt wurde, nnd daß er es seinem Amte schuldig gewesen wäre, sich jedes lhätigen Eingreifens zu ent halten. Allerdings setzt das Blatt, das seine wahre Natur schlecht verleugnen kann, sofort hinzu: „Der Erfolg dürfte die Rolle, die er spielte, möglicherweise entschuldigt, aber nicht gerechtfertigt haben." Der Erfolg ist aber bekanntlich ausgebliebeu, also fällt auch die Entschuldigung fort und Sir Nhodes erscheint mit unter den Hauptschuldigen, von denen vier den Spruch des Gerichts zu Prätoria empfangen haben. Dieser Spruch, der auf Tod lautete, ist indessen schon vom Präsidenten Krüger aufgehoben worden; wie es heißt, hat er die Rädelsführer zu fünfjähriger Zwangs arbeit und späterer Verbannung b gnadigt. Auch hier haben wir einen neuen Beweis von der politischen Klugheit des südafrikanischen Staatsmannes. Auf die Gefahr hin, daß seine Handlung als Ausfluß der Furcht gedeutet werden könnte, hat er den Weg der Milde betreten und zwar m Lem nämlichen Zeitpunkt, in dem er der Öffentlichkeit von dem eigentlichen Cha rakter des Jamesonschen Unternehmens Ausschluß gab. Er hat das juristische und moralische Recht auf seiner Seite, ihm steht es also wohl an, Gnade zu üben. Weder die Verwerflichkeit des gegen den Transvaal staat versuchten Anschlags noch die mit halben Drohungen verbrämte Verteidigung desselben auf cuglischer Seite haben die südafrikanische Regier ung aus ihrer Ruhe h rauSgerissen; sie hat mit Sachlichkeit und Würde das ihrige gethan, sie hat Eteneral« von oickvvnnt und die eigene Situation floßen ihm ineinander und ließen ihn Laute finden, die den Schlußscenen einen besonder« Reiz ergreifender Wahrheit gaben. Der Gast, der zum letztenmal vor dem Publikum unsere« HofthcaterS erschien, nachdem er fünfundzwanzig Jahre hindurch fast alljährlich zu einer Reihe immer fesselnder Gastspiele wiedergckehrt ist, wurde mit Beifall und Hervorrufen, mit immer wachsender Teilnahme, iminer stärkeren Zurufen von Seiten de« vollständig gefüllten, glänzend besetzten Hause« geehrt Nach dem dritten und vollend« nach dem vierten Akte wollten die rauschenden Beifallsbezeugungen kein Ende nehmen, an Lorbeerkränzen und kostbaren Blumenkörben war kein Mangel. Al« sich der Vorhang nach dem Schluffe de« vierten Akte« zum sünftenmal wieder hob, trat der Künstler vor und richtete wenige, aber klare gute AbschicdSworte an da« ihn so stürmisch begrüßende Publikum. Er dankte für die Ehren, die man ihm beim Scheiden von seiner ihm so tief in« Herz gewachsenen Kunst erweise Er betonte, daß er jedem einzelnen im Publikum herzlich die Hand drücken möchte, daß er sicher sei, wenn die Lorbeeren, die man ihm heute gespendet, längst verwelkt seien, au« dem Rascheln ihrer welken Blätter die glücklichsten Erinnerungen an die Aus nahme und Teilnahme zu vernehmen, die er in Dresden ein Vierteljahrbundert gefunden habe Er bat schließlich, ihm eine freundlich« Erinnerung zu bewahren, und mochte au« der andauernden Bewegung de« Publikum« entnehmen, daß e« einer Bitte nicht bedarf, wo un« eine so eigen artige, in ihrer Art so bedeutsame künstlerische Erscheinung eben nur in der Erinnerung gelaffen wird Adolf Stern Nesidenztheattr. — Am l. Mar: „Das Lumpen gesindel". Tragikomödie in drei Auszügen von Ernst v Wokzogen Da» Stück, mit welchem die Privatbühne Dresden« die Thatsachen für sich reden lassen und sich damit bis heute in ihrer Überlegenheit behauptet Die Be gnadigung der Rädelsführer bedeutet einen neuen Erfolg und die strenge Durchführung des Prozesses gegen RhodeS und Genossen — welche die englischen Blätter energisch von der Londoner Regierung fordern — wird ihr einen weiteren Sieg bringen. Tagesgeschichte. Dresden, 2. Mai. Ihre Majestät die Königin geruhten gestern, Freitag, vormittags HN Uhr in Begleitung der Hofdame Gräfin Nenttner v. Weyl und des Oberhofmeisters v. Malortie die hiesige Taub stummenanstalt, sowie das Asyl für erwachsene taub stumme Mädchen mit einem längeren Besuche auszu- zeichnen und hierbei nicht nur dem Unterrichte in dem erstgenannten Institute beizuwohnen, sondern auch die Einrichtungen der beiden Anstalten eingehend zu besichtigen. — Ihre Majestäten der König und die Königin besuchten gestern, Freitag, abend, die Vorstellung des Gutzkowschen Lustspieles „Der Königslieutenant" im Altstädter Hostheater. — Heute vormittag um 10 Uhr geruhten Ihre Majestäten der König und die Königin der feier lichen Eröffnung der II. Internationalen Gartenbau- Ausstellung und der damit verbundenen Weihe des neuen Ausstellunqspalastes beizuwohnen. — Morgen, Sonntag, nachmittags 4 Uhr 30 Min. erfolgt die Abreise Ihrer Majestäten des Königs und der Königin mit dem fahrplanmäßigen Schnell zuge vom Schlesischen Bahnhofe aus nach Sibyllenort. Als Gefolge, beziehentlich als Gäste, werden die Aller höchsten Herrschaften begleiten: die Hofdamen Gräfin Einsiedel und Gräfin Reuttner v. Weyl, das Lof- fräulein v. Abeken, der Oberhofmarschall Graf Vitzthum v. Eckstädt, der General Adjutant Generallieutenant v. Treitschke, der Kämmerer Wirkt. Geh. Rat rc. v. Metzsch, der Oberhofmeister v. Malortie mit Ge mahlin und der Hofkaplan Klein. Die Ankunft in Sibyllenort findet abends gegen 10 Uhr statt. Der Aufenthalt Ihrer Majestäten auf der Schlesische» Besitzung wird sich voraussichtlich aus mehrere Wochen erstrecken, doch gedenken die Aller höchsten Herrschaften wegen des für den 9. Mai be vorstehenden Besuches Ihrer Majestäten des Deutschen Kaisers und brr Kaiserin in Dresden am 8. Mai auf einige Tage hierher zurückzukehren. Se. Excellenz der General - Adjutant General lieutenant v Minckwitz hat sich bereits heute nach Sibyllenort begeben, um die zum Empfange Ihrer Majestäten erforderlichen Vorbereitungen zu treffen. — Ihre König!.Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg wohnten am Mittwoch, Donnerstag und gestern abend den Gastspiel-Vorstell ungen des Ehrenmitgliedes des König!. Hoftheaters Friedrich Haase im Neustädter bez Altstädter Hof- thrater bei. Deutsches Reich. * Berlin. Beide Kaiserliche Majestäten be gaben Sich gestern morgen um 9 Uhr 10 Minuten mittelst Sonderzuges von der Wildparkstation nach Berlin, fuhren vom Potsdamer Bahnhof nach dem König! Schlosse und bestiegen an der Terrasse den dort bereit liegenden Dampfer, um Sich zur Eröffnung der Gewerbeausstellung nach Treptow zu begeben Nach dem feierlichen Eröff nungsakt und einem sich anschließenden Rundgang nahmen Ihre Majestäten auf dem Festschiff der Ausstellung das Frühstück ein, kehrten sodann nach Berlin zurück und fuhren nachmittags wieder nach dem Reuen Palais. — Der Bundesrat hat in seiner Sitzung vom Donnerstag — abgesehen von den bereits mitgeteilten 2kschlüffen — die Gesetzentwürfe, betreffend Abänder«ng gestern ihre Sommersaison eröffnete, hat sich nicht als ein Treffer erwiesen. Es ist eine technisch wenig geschickte, in haltlich dürftige und kühle Arbeit, welche schwerlich zu den jüngeren Hervorbringungen des talentvollen Schriftstellers gehört. Am glücklichsten zeigt sich Wolzogen noch in den Schilderungen der Berliner Boheme, die namentlich im zweiten Akt mit Hunior und allerlei kleinen realistischen Zügen wirksam durchgesührt sind, wenn ihnen auch die Neigung zur Karikatur ebensowenig zugute kommt wie das deutliche Vorbild von Hauptmann und Sudermann in der Behandlung des sogenannten „Milieu". Gänzlich verfehlt erscheint di« Komödie dagegen auf ihrer tragischen Seite. Die Frage, welche« Anrecht die „Ver gangenheit" an den Menschen überhaupt hat, wird von den redenden Personen zwar mit vollem Munde hin- und hergeworfcn, aber nicht in sittlich gehaltvoller Art tief und überzeugend erörtert und vor allem ergiebt sich in dem Konflikt bei den Beteiligten — mit Ausnahme der zu passiver Rolle verurteilten Frau — eine so oberflächlich« und wirre Stellungnahme, geschieht die Austragung der Differenzen so äußerlich, daß man die Dinge und Menschen schließlich nicht mehr ernst nimmt und beinahe glauben möchte, daß eS auch dem Autor gar nicht um diese Wirkung zu thun gewesen sei Hiernach noch auf die Flüchtigkeit der Eharakter- zeichnung und auf technische Hauptmängel Hinweisen zu wollen, dürste überflüssig sein Wie seine Personen, hat da« ganze Stück kein klare« Gesicht, keine festen Formen, keine Leben«wärme; e« ist nicht« anders al« ein viel zu großer Behälter für ein paar Dutzend hübscher Ein fälle und kleiner Beobachtungen de« Verfasser« Während de« ersten Akt«, der un« auch die gelnldeten Menschen in dem lässigen und groben Gewand« de« Berliner Dialekt« vorführl, cngte sich da» Publikum sehr geduldig, im »weiten Aufzuge hoben die Genreszenen die Stimmung, aber im dritten Akt «rlahmte die Teilnahme wikder und gerade die ernstesten Auftritt« fanden keinen Widerhall in den Zu hörer«, ja in dem Moment, wo der „betrogene Ehemann" des Gesetzes über die Friedenspräsenzstärke de« Deutschen Heeres vom 3 August 1893, betreffend die Wehrpflicht in den Schutzgebieten, sowie wegen Abänder ung des Gesetzes über die Kaiser!. Schutztruppe für Ost- afrika vom 22. März 1891 und das Gesetz über die Kaiser!. Schutztruppen für Südwestafrika und Kamerun vom 9. Juni 1895 den zuständigen Ausschüssen über wiesen — Im „Reichsanz." wird eine Verfügung des Reichs kanzlers vom 22. April 1896 wegen Ausübung der Strafgerichtsbarkeit und der Disziplinargewalt gegenüber den Eingeborenen in den deutschen Schutzgebieten von Ostafrika, Kamerun und Togo ver öffentlicht. — In der gestrigen Sitzung der Kommission des Ab geordnetenhauses für das Handelskammergesetz wurde der vom Abg. Bueck verfaßte Bericht verlesen und ge nehmigt. Handelsminister v Berlepsch machte die Mit teilung, daß er wegen der Zurückziehung der Vor lage bereits die nötigen Schritte gethan habe Das Staatsministerium habe aber die Entscheidung zu treffen; es könne noch einige Zeit vergehen, bis dessen Entschluß mitgeteilt werden könne. Die Kommission faßte sodann den Beschluß, den Bericht über die Verhandlungen einstweilen noch nicht zur Verteilung zu bringen. — Die Budqetkommission des Abgeordnetenhauses hat gestern die Novelle zum Gesetz über die Errichtung einer Zentralanstalt zur Förderung des genossenschaft lichen Personalkredits (Erhöhung des Grundkapitals auf 20 Millionen Mark) nach unwesentlicher redaktioneller Abänderung des 8 1 einstimmig angenommen. — Der Seniorenkonvent des Reichstages trat gestern nach der Plenarsitzung zusammen, um den Ar beitsplan für die nächste Zeit festzusetzen. Eine Ver lautbarung der verbündeten Regierungen, ob und wann der Reichstag vertagt oder geschloffen werden solle, liegt »war noch nicht vor Der Präsivent Frhr. v. Buol er klärte jedoch, Grund zu der Annahme zu haben, daß die verbündeten Negierungen den Reichstag noch vor Pfingsten zu vertagen gedächten Infolgedessen wurde auch der Arbeitsplan dementsprechend festgesetzt Am Montag ge langt die zweite Lesung des Margarinegesetzentwurfs zur Beratung; daran schließt sich die zweite Lesung der Zuckersteuervorlage, und es folgen sodann die dritten Beratungen der Vorlagen in der Reihenfolge, wie sie bisher zur Verhandlung gekommen sind, nämlich Ge werbeordnungsnovelle, Gesetzentwurf, betreffend den unlauteren Wettbewerb, Börsengesetz u s. w. In zwischen werden noch kleinere Vorlagen, eventuell auch die Novelle über die vierten Bataillone zur Beratung kommen Man hofft, diese Arbeiten bis Donnerstag resp Freitag vor Pfingsten erledigen zu können Die Justiznovelle würde demnach nicht mehr zur Verhandlung kommen Sie gehört zu denjenigen Vorlagen, die nach dem Wieder zusammentritt des Reichstages im Herbst sofort zur Er ledigung kommen sollen Die Kommission zur Beratung des Bürgerlichen Gesetzbuches wird die erste Lesung bi« Pfingsten beendigen und im Herbst 14 Tage vor Beginn des Reichstages ihre Beratungen wieder aufnehmen. — Bekanntlich ändern sich diese „Arbeitspläne", die der Reichstag selbst festsetzt, oftmals noch erheblich Ins besondere wird noch abzuwarten sein, welche Stellung die Neichsregierung zu dem jetzigen Plane einzunehmen gedenkt — Die „National Zeitung" ist über die Be teiligung der Nationalliberalen an dem den Getreide terminhandel verbietenden gestrigen Beschluß des Reichstages aufs höchste entrüstet Sie setzt nur noch aus die Regierung ihre Hoffnung und erwartet, daß sie dein ReichStagsbeschluffe die Genehmigung ver sagen werde Mit Schärfe wendet sich das Blatt auch gegen Hrn. v. Bennigsen, den nationalliberalen Partei führer; allerdings bemerkt sie, daß es zu ihren unerfreu lichsten Ausgaben gehöre, diesem Politiker entgegentreten zu müssen — Die „Kölnische Zeitung" hält es für angezeigt, abermals in langer Betrachtung sich mit der angeblichen Thatsache zu beschäftigen, „daß oie verantwortlichen Rat geber der Krone in gewissen — sagen wir ,Hofkreisen" auf einen Widerstand und auf Hindernisse in politischen Fragen stießen, auf die einzuwirken diesen Kreisen nicht das geringste Recht zusteht." Andere hingegen von den jenigen Blättern, die in den letzten Tagen mit düsterer Miene unmittelbar nach einer entscheidenden Unterredung in aller studentischer Form mit seinem Bruder aus dem Tisch de« Hauses einen Salamander reibt, machte viele Besucher lachen und verdarb die Schlußszene, soviel daran zu ver derben war. Nur der Auftritt zwischen dem Polizeiwachl- meister Polke und dem Verführer seiner Tochter ging dank dem geschickten Spiel des Hrn. Earl Zeitz nicht ohne Eindruck vorüber Die Ausführung des Stücke« war gut vorbereitet Eie stellte neben Hrn. Zeitz noch Hm. v Klinkowström und Arl. Scholz dem Publikum al« neue Mitglieder vor. Ersterer traf den burschikosen Ton in seiner Rolle ziemlich sicher, Frl Scholz sprach recht ver ständig aber zugleich auch sehr nüchtern mit hart klingendem Organ Hr. Friese brteiligte sich an der Darstellung in einer Aufgabe, die seinen eigentlichen Fähigkeiten nicht die kleinste EHance qiebt, aber dieser treffliche Schauspieler ver greist sich in keiner Partie und wäre e« gar eine weib liche Die Maifroste. Obgleich die seit vier Wochen herrschenden Temperatur» verhältniffe die Brsorgni« in Bezug auf nachteilige Ein wirkung etwaiger Maifröste aus die Pflanzenwelt mindern könnte, bleibt dieselbe doch bestehen Der Schaden, dm sie herbeiführen können, begründet die Furcht Dm«, wie sich au« dem Folgenden ergiebt, ist da« Auftreten ein zu>ar seltene«, ab«r unbegrenztes Ein Rückblick aus die Zeit von 1848 an, also auf nahezu ein halbe« Jahrhundert, findet nur Maifröste in om Jahren 1864, 1866, 1867, 1871, 1873, 1874, 1876 bis 1881, 18«6, 1892 und 1893 Dieselben sind ungleich verteilt, sodaß z. V 6 auf 1886, 4 aus 1864, je 3 aus die Jahre 1866, 1876, 1877 und 1880 und je I bi« 2 auf die übrigen Jahre kommen Auch die älteren zuverlässigen Bcobachiunaen Lohrmann« für die Jahre 1828 bi« 1837 führen keme Maifröste au, und so kommm aus 58 Jahre 15 Mai frostjahre oder aus 100 Jahre je 26. Am verbreitetste«
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