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äie ^önigkic^m unä stääMen Ke^öcäm zu Oroßen^ain Für die Redactton verantwortlich: Herrmann Richard Starke. n Starke (Plasnick L Starke) in Großenhain. Druck und Verlag von Herr man Dienst-«, Sen 17. LGtcmbcr 188S 77. Jahrgang. Rr. 126 O. Großenhain, am 14. September 1889 345 Großenhain, am 9. September 1889. Großenhain, am 14. September 1889. Der Stadtrath. Herrmann. Der Stadtrath. Herrmann. Im amtsgerichtlichen Auctionslokale hier, kommen Mittwoch, den 18. September L88N, Vormittags 10 Uhr 15 Scheibenbüchsen, 5 Jagdgewehre, 1 Teschin, 2 Revolver, Kugelformen, Patronenhülsen, 1 Sopha, 1 Regulator, 1 Glasaufsatz, 28 Paar Gardinenstangen, 1 Ruhestuhl, neue Ma tratzen »Federn, 1 Ruhestuhl-Gestell, 1 Drehstuhl, 1 Fußbänkchen, 2 Fußkiffen, Matratzen- Drell, 1 Winterüberzieher u. s. w. gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Verzeichniß der zur Versteigerung kommenden Gegenstände hängt an der Gerichtstafel aus. Der Gerichts-Vollzieher. Höpfner. Dit Königliche Amtshauptmarmschaft vr. Waenlig. Bekanntmachung. Von dem diesjährigen Reichsgesetzblatte ist das 22. Stück erschienen. Dasselbe liegt, gesetzlicher Bestimmung gemäß, 14 Tage in unserer Rathskanzlei Jedermanns Einsicht aus und enthält: Nr. 1871, Allerhöchster Erlaß, betreffend die Aufnahme einer Anleihe auf Grund der Ge setze vom 16. Februar 1882, 31. März 1885, 16. März 1886, 4. März 1889 und 27. März 1889; vom 7. September 1889 und Nr. 1872, Bekanntmachung, betreffend den Beitritt von Tunis zum internationalen Ver trage zum Schutze der unterseeischen Telegraphenkabel vom 14. März 1884; vom 6. September 1889. Bekanntmachung. An Stelle des unter dem 13. December 1866 erlassenen Regulativs über Erhebung der Hundesteuer in der Stadt Großenhain ist von uns nach Gehör des Stadtverordneten-Collegmms ein neues Regulativ unter dem 23. August d. I. errichtet worden. Dasselbe tritt am 1. Januar 1890 in Kraft und wird vom Tage der Veröffentlichung dieser Bekanntmachung an gerechnet zwei Wochen lang in der Rathskanzlei während der ge wöhnlichen Geschäftsstunden zu Jedermanns Einsicht ausgelegt werden. Erscheinen: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend. Sonntag. Vierteljährliches Abonnement: am Schalter IM. 25 Pf., durch den Boten inS HauS 1 M. 50 Pf., durch die Post 1 M. 56 Pf., durch die Post frei inS HauS 1 M. 90 Pf. Bekanntmachung. Am heutigen Tage ist Herr Rittergutsinspector Ludwig Albert Heinrich Richard Schultz zu Linz als stellvertretender Gutsvorsteher für den selbstständigen Bezirk des Rittergutes L M Vorwerk Ponikau an Stelle des von Linz verzogenen JnspectorS Herrn Theodor mr in Pflicht genommen worden. Großenhain, am 14. September 1889. Inserate für die am Abend vorher auszugebende Nummer werden bis früh 9 Uhr angenommen und Gebühren für solche von auswärts, wenn dies der Einsender nicht anders bestimmt, durch Postnachnahme erhoben. —-4—' GroßenhaiM Politische Weltschall. Wenn bisher noch irgendwo im Osten oder Westen jenseits der Grenzen des deutschen Reiches Jemand an dem Trug bild der längstvergangenen Uneinigkeit der deutschen Stämme festhielt, so war die Anwesenheit des Kaisers Wilhelm II. bei den Manöver« des 12. königl. sächsischen Armeecorps das beste Mittel, diesen gefährlichen Wahn vollständig zu zerstören. Den Enttäuschungen, welche die Besuche des deutschen Kaisers in München und Stuttgart den auf künftige innere Zwistig keiten in Deutschland ihre Hoffnungen bauenden Gegnern des Reichs bereiteten, fügten die innigen Trinksprüche des Kaisers Wilhelm und des Königs Albert bei dem Paradediner im Dresdner Schlosse sicher eine neue Enttäuschung hinzu. Jene Reden ließen keine Zweifel daran übrig, daß der Kaiser und die deutschen Fürsten fest zusammenstehen und für den Fall feindlicher Angriffe ein kampfbereites, opferfreudiges, todes- muthiges Volk hinter sich wissen. Die überaus zahlreichen Auszeichnungen, welche der Kaiser den bei den Manövern bei Ostrau betheiligten sächsischen Offizieren verlieh, bewiesen deut lich seine hohe Zufriedenheit mit dem 12. Armeecorps, dessen Uebungen am 10. d. M. ihren Abschluß fanden. Ohne vom Manövergebiet nochmals nach Dresden zurückzukehren, reiste der Kaiser am Dienstag Mittag von Lommatzsch aus mittelst SonderzugeS nach Minden, um dort bei den Manövern des 7. Armeecorps anwesend zu sein. Bei seiner Ankunft in der aufs Reichste geschmückten und festlich beleuchteten alten Stadt Minden traf der Kaiser mit dem Großherzog von Hessen und den übrigen Fürstlichkeiten zusammen, welche den Manövern des 7. Armeecorps beiwohnen wollten. Nach der auf dem nördlich von Minden gelegenen Exercierplatze am Mittwoch abgehaltenen glänzenden Truppenschau fand in der schön ge schmückten Aula des Mindener Gymnasiums eine Paradetafel statt, bei welcher der Kaiser seine Freude darüber kundgab, das 7. Armeecorps kennen gelernt zu haben, das sich bei Düppel und Mars la Tour auszeichnete. Für das von dem Kaiser dem Armeecorps gewidmete Hoch dankte der com- mandirende General v. Albedyll mit der Erneuerung des Ge lübdes unwandelbarer Treue im Namen des Corps, bei dem jeder Gedanke und jeder Blutstropfen Sr. Majestät dem Kaiser gehöre. Im Verlaufe des am Donnerstag bei Minden ausgeführten Corpsmanövers wurde der von dem General- lteutenant v. Wittich geführte markirte Feind, insbesondere durch schneidige Cavallerie-Angriffe, zurückgeworfen. An dem selben Abend reiste der Kaiser mit dem Prinzregenten von Braunschweig nach Hannover ab, wo er um 8 Uhr anlangte und auf dem Bahnhofe mit der kurz vorher dort angekommenen Kaiserin, dem Prinzen Georg von Sachsen und der Prinzessin Albrecht von Preußen zusammentraf. Der Einzug in die herr lich geschmückte Stadt und die unter dem begeisterten Jubel einer zahllosen Menge erfolgte Fahrt des Kaiserpaares nach dem Residenzschloffe glich einem Triumphzuge. Die Spalier bildenden Vereine blieben auch nach der Ankunft der Majestäten im Schlosse noch auf ihrem Platze, nachdem ihnen bekannt gegeben worden war, daß der Kaiser sich zu dem Abends 9 Uhr 40 Min. in Hannover eintreffenden Zuge nochmals nach dem Bahnhofe begeben werde, um dort den aus Kiel eintrcffenden Großfürsten - Thronfolger von Rußland zu be grüßen und nach dem Schlosse abzuholen. Bereits bei seiner an demselben i'cuHmittüg erfolgten Ankunft in Kiel waren dem russischen Thronfolger auf besonderen Befehl des Kafferö könig liche Ehren erwiesen worden. Die Strandbatterie von Friedrichs- ort und die im Hafen von Kiel ankernden deutschen Schiffe salutirten bei dem Vorbeifahren der russischen Yacht „Zarewna". Als der Großfürst bei der Barbarossa-Brücke ans Land stieg, erwies eine Compagnie der 1. Matrosen-Division die mili tärischen Ehren und begrüßte der commandirende Admiral v. d. Goltz mit sämmtlichen Offizieren der Garnison den hohen Gast des Kaisers, der bald darauf mit der Prinzessin Heinrich von Preußen im Kieler Schlosse dinirte und Nachmittags 4^4 Uhr nach Hannover weiterfuhr. Der überaus freundliche Empfang des russischen Thronfolgers hängt unzweifelhaft mit der bestimmten Ankündigung des Czarenbesuches zusammen, der jetzt als unzweifelhaft gilt. Dadurch, sowie durch den Wunsch des Kaisers Wilhelm, die Herbstsession des deutschen Reichstages persönlich zu eröffnen, dürfte das deutsche Kaiser paar veranlaßt werden, auf die geplante Fahrt nach Monza in Italien zu verzichten. Die Retchsregierung legt der letzten Reichstagssession in dieser Legislaturperiode eine besondere Wichtigkeit bei, da verschiedene hochwichtige Angelegenheiten, u. A. die Regelung der Socialistenfrage, der Erledigung harren. Die Mittheilung, daß der Reichstag in der nächsten Session sich mit neuen militärischen Forderungen von größerem Umfange zu beschäftigen haben werde, ist der „Nat.-Lib. Corr." von unterrichteter Seite als unrichtig bezeichnet worden. Auch die „Magdeburger Ztg." will aus sicherer Quelle erfahren haben, daß an maßgebender Stelle nicht an die Vorlegung eines neuen Wehrgesetzes gedacht werde. Die aus den über schüssigen Truppen des 2. pommerschen und des 15. elsaß- lothringischen Armeecorps zu bildenden zwei neuen Corps dürften keine Vermehrung der Truppenmacht, sondern nur eine Neueintheilung derselben bedeuten. Die Veröffentlichung des Aufrufes zur Abhaltung des Katholikentages in München hat in Bayern eine scharfe Preßfehde verursacht, da die Tendenz des Aufrufes sich entschieden gegen die bisher von dem Ministerium Lutz verfolgte Politik richtet. Der am 11. d. M. in Straßburg zusammengetretene 20. deutsche Juristentag wurde von dem Statthalter Fürsten Hohenlohe mit einer patriotischen Rede begrüßt, in welcher er auf die Bedeutung des einheitlichen Rechtes, des festesten Kittes unter den Staaten, hinwies. Der Statthalter wurde mit Accla- mation zum Ehrenpräsidenten ernannt, die weiteren Ver- hand^ngen leitete der berühmte Rechtslehrer Geheimrath Als der Kaiser von Oesterreich, der nach Beendigung der Manöver in Galizien zu den in Böhmen stattfindenden Truppen übungen am Dienstag in Leitomischl eingetroffen war, dort von dem Bischof Hais und einer Abordnung der Geistlichkeit begrüßt wurde, bezeichnete derselbe es als eine besondere Pflicht der böhmischen Geistlichkeit, ihren ganzen Einfluß dafür ein zusetzen, daß beide Nationalitäten des Landes friedlich Zusammen leben. Die bei Leitomischl und bei Zwittau in Mähren statt- gesundenen Manöver sollen sehr befriedigend ausgefallen sein. Am Mtttwoch wurde am Hoflager des österreichischen Monarchen m Lertomischl zu Ehren des Namenstages des Czaren ein Fest mahl abgehalten, dem außer dem Kaiser Franz Joseph mehrere Crzherzöge, die Minister Grafen Kalnoky und Taaffe, der Retchs-Kriegemmister Frhr. v. Bauer, die höheren Militär commandanten, die Militär-Attaches und das Gefolge des Katzers belwohuten. Am Donnerstag früh leistete in Leitomischl in Anwesenheit des Ministerpräsidenten Grafen Taaffe der zum Statthalter von Böhmen an Stelle des Barons Kraus ernannte Graf Franz Thun dem Kaiser den Amtseid. Graf Thun hat sich vor einem Jahre im Prager Landtage offen als Anhänger des sogenannten böhmischen StaatSrechts bekannt und die Krönung des Kaisers von Oesterreich zum Könige von Böhmen als eine Nothwendigkeit bezeichnet. Seine Berufung soll nach den Mit- theilungen Pester Blätter thatsächlich damit Zusammenhängen, daß die österreichische Regierung die Absicht hat, die jungczechische Agitation durch das äußere Zeichen der böhmischen Krönung zum Schweigen zu bringen. Die ungarischen Blätter sehen aber in diesem Zugeständniß eine ernste Gefahr für den Dualis mus; die deutschliberalen Organe fürchten davon eine Er- muthigung der Sondergelüste aller übrigen Nationalitäten. Der Verlauf der am Montag in Karlsbad abgehaltenen Jahres versammlung des Deutschen Schulvereins, bei dem sich der als Gast anwesende König Milan von Serbien und Fürst Karl Auersperg mit dem schwarzrotgoldenen Festzeichen schmückten, zeugte für den ungebrochenen Muth der Deutschen in Oester reich, denen der Festredner Baron Dumreicher den alten Wappenspruch der Grafschaft Mark anpries: „Viereckiger Stein, wie er auch fällt, sich immer auf ein' Seiten stellt!" Die von ihrer „Verbrüderung" mit den französischen Ge sinnungsgenossen nach Italien zurückgekehrten italienischen Republikaner wurden von der gesammten öffentlichen Meinung — der von Frankreich aus beeinflußte „Secolo" in Mailand kann nicht als Vertreter derselben gelten — scharf getadelt. Die regierungsfreundliche „Riforma" theilte eine ganze Reihe solcher brandmarkenden Urtheile mit. Besonderes Mißfallen erregte in Italien die deutschfeindliche Rede, welche der Irredentist Jmbriani im „Grand Orient" zu Paris als Antwort auf eine Begrüßung des ehemaligen französischen Handelsministers Lockroy gehalten hat. König Leopold von Belgien besuchte am vorletzten Sonntag die durch die Explosion des Palronenmagazins von Corvilain und des Petroleumlagers von Rieth L Comp. so schwer heim gesuchte Stadt Antwerpen und spendete eine ansehnliche Summe für die Verwundeten sowie für die Hinterbliebenen der Ver unglückten, für welche sich die allgemeinste Theilnahme kund- giebt. Der Papst übersandte für denselben Zweck durch den Nuntius in Brüssel die Summe von 10000 Francs. Für die am 22. d. Mts. in Frankreich stattfindenden Deputirtenwahlen sind bereits etwa 1500 Candidaturen au gemeldet und bekunden die Boulangisten eine größere Sieges zuversicht als die republikanische Regierungspartei, deren Stimmung durch die drohende Aeußerung des „Temps" ge kennzeichnet wird, welcher für den Fall eines bonapartistisch- boulangisttschen Wahlsieges den Ausbruch des Bürgerkrieges ankündigt. Die Erklärungen über die Candtdaturen Boulanger'- und Rochefort's sind von der Präfectur in Paris bestimmt zurückgewiesen worden. Am Mittwoch trat in Paris der internationale Münzcongreß unter dem Vorsitz des Gouverneurs der Bank von Frankreich, Magnin, zur ersten Sitzung zu sammen. Weder der jugendliche König von Serbien, noch die ser bischen Regenten und Minister erschienen am 11. d. M. bei dem in Belgrad zu Ehren des Geburtstages der Königin Natalie abgehaltenen Festgottesdienst. Ebenso wird bei der bevor stehenden Ankunft der hohen Frau in Belgrad jeder officielle Empfang unterbleiben, der eine offenbare Verletzung der Ab-