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Erscheint i wöchentlich dreimal u. zwar Diens» tags, Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertel). f Mk. 30 j)f., durch die Post bezogen ( Mk. 55 Pf. Einzelne Nummern s0 Pf. < Thamdt, Men, Sikbtillehl! M die UvWtM. Imlsölnll Inserate werden Montags, Mittwochs und freitags bis spätestens Mittags (2 Uhr angenommen. Insertionspreis ( 0 Pf. pro dreige spaltene Lorpuszeile. für die Agl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Forstrentamt zu Tharandt. Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H. A. Berger in WilSdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. No. 86. Dienstag, Kem 23. Juli Bekanntmachung, Maffenschttttungen unten Benutzung -er Dampfwalze werden in nächster Zeit stattfin-enr auf -er Meihen-wils-ruffer-Strasze: a., am Plossenberge vom 5. bis 6. August; d., in Rittergutsflur Siebeneichen vom 7. bis 8. August; c., kurz vor dem Dorfe Riemsdorf von Meißen aus gesehen vom 9. bis 11. August und ä., kurz vor dem Dorfe Sora von Meißen aus gesehen, vom 12. bis 13. August. Meißen, am 20. Juli 1895. Königliche Amtshauptmannschaft. I. V. Al«ii8vl, Bezirksassessor. 1895. In dem zum Vermögen des Braumeisters Lranz Emil Drache, früher in Wilsdruff, jetzt in Leipzig, eröffneten Konkursverfahren soll mit Genehmigung des bestellten Gläubigerausschuffes eine Abschlagsvertheilung von 10"/„ erfolgen. Nach dem auf der Gerichtsschreiberei des Königlichen Amtsgerichts Wilsdruff niedergelegten Verzeichnisse sind 221 M. 24 Pfg. an bevorrechtigten und 29,672 M. 21 Pfg. an nicht bevorrechtigten Forderungen zu berücksichtigen, während die vorläufig verfügbare Theilungsmasse 3188^M. 46 Pfg. beträgt. Dresden, am 20. Juli 1895. Der Konkursverwalter. Rechtsanwalt Gustav Müller. Aus Deutschlands großer Zeit. Erinnerungen zum 25jährigen Jubiläum des Krieges 1870/71. Von Eugen Rahden. (Nachdruck verboten.) 5. Deutschland und Frankreich nach der Kriegserklärung. Ein gewaltiger Hauch durchzog Deutschland, ein einziger Pulsschlag bewegte Millionen Herzen. Wohl noch niemals war Deutschland von so einmüthiger Begeisterung ergriffen worden. Mochte 1813 die Erregung in Preußen tiefer, der Entschluß zur Erhebung heldenhafter, die persönliche Leidenschaft heißer gewesen sein, weil die Schmach und das Elend von sieben Jahren der Knechtschaft den Einzelnen drückte und erbitterte: die männliche Festigkeit, die Opferbereitschaft und die Begeisterung von 1870 war sicherlich der von 1813 gleich, und was das Jahr 1870 vor diesem erhob, war das stolze, glückselige Ge fühl, daß die nun wirklich vorhandene und erstarkte Nation wohl im Stande sei, für sich allein den grimmen Feind der deutschen Muttererde abzuwehren. Kein Rheinbund störte den Einklang des patriotischen Zornes, geschweige denn, daß es solche Bedenken gegeben hätte, wie im Jahre 1866. Jetzt gab es Niemand, der vom „Bruderkrieg" sprechen konnte, Niemand, der der preußischen Regierung nicht das Zeugniß gab, daß sie Deutschlands Ehre und Einheit mit Energie vertrete, kaum Jemand, der den Krieg für vermeidlich erachtet hätte. Die überwältigende Größe der Wirklichkeit, daß nun das deutsche Volk einig, von Herzen und nicht blos mit dem Munde, nicht bloß Becherklang, nein, mit dem Schwerte in der Hand einig ffi, steigerte sich zu einem andächtigen Gefühl, das die Nation zu Gott erhob. Eine Feierstunde war es in ihrem Leben die in Jahrhunderten, vielleicht in einem Jahrtausende nicht wiederkebrt, die Geburtsstunde einer neuen Weltepoche. Aus dem Volke der Grübler, Denker, Zweifler und Träumer war ein gläubiges, selbstbewußtes, entschlossenes und thatkräftiges Volk geworden. Die im Auslande lebenden zahlreichen Deutschen aber überboten sich in großartigen Kundgebungen für die alte Heimath und diesen Krieg: nicht blos mit Reden und Resolutionen, auch mit namhaften Geldspenden zur Pflege der Verwundeten wußten sie ihren Sympathien Ausdruck zu geben. Für den Krieg, dessen Entwickelung und Ausgang war die Haltung der süddeutschen Staaten von größter Wichtigkeit. Man hatte in Paris gehofft, der Krieg werde sich lokalisiren lasten: man hatte nicht unterlassen, den ganzen Streit als einen Konflikt zwischen Frankreich und Preußen, ja in manchen Schichten sogar als eine Art Zweikampf zwischen Napoleon und Wilhelm, zwischen den Hohenzollern und Bonapartes hin zustellen. In den politischen Kreisen an der Seine trug man sich mit dem Traumgebilde, es könne ein neuer Rheinbund in's Leben gerufen und di- süddeutschen Regierungen, wenn nicht zum Anschluß an Frankreich, so doch zu einer neutralen Haltung bewogen werden. An Versuchen, Preußen zu isoliren, hatte es nicht gefehlt und es gab allerdings für vaterländisch gesinnte Männer Momente, in denen sie von banger Sorge erfüllt waren, ob das Nationalgefühl stark genug sein werde die viel fach herrschenden Vorurtheile und Antipathien gegen'Preußen niederzuhalten und der Ansicht Geltung zu verschaffen, daß in diesem Falle die Allianzverträge von 1866 zur Anwendung kämen. Allen muthig voran ging Baden. Hier hatten Regie rung und Landtag schon lange eine nationale Politik einge halten und es waltete kaum ein Zweifel ob, daß man in der EntscheidungJur deutschen Fahne stehen werde: ohn-Murcht'vor den Gefahren und Opfern, die / dieses schöneUan^fin? erster Linie zu tragen haben würde; denn hier drohte deHrste zer malmende Stoß, wenn der ergrimmte Feind über den deutschen Strom setzte, und die Schreckensszenen, wie sie die Pfalz ge sehen, waren in Wiederholung und in ausgedehnterem Maße zu erwarten. Mehr als im Jahre 1866 stand das Großherzog- thum in Gefahr, als „Kompensations-Objekt" für Bundesge nossen behandelt zu werden. Aber ohne die drohenden Gefahren und Kciegsdrangsale öngstlich abzuwägen, stimmten alle Parteien in die Losung ein: Kampf gegen Frankreich! Die Kammern bewilligten obne Widerspruch die zum Kriege nöthigen Geld mittel und die Regierung ordnete rasch die Mobilmachung der badischen Mannschaften an. Die Kriegsgeschichte kann die großen Verdienste nicht verschweigen, welche Baden in diesen verbängnißschweren Togen um die Hut des Grenzstromes sich erworben hat, als man in rascher Entschlossenheit die Rhein- brücke bei Kehl, das stolze Meistermerk der Technik, sprengte und dann, von Württembergern unterstützt, durch einzelne Milnär-Abtheilungen, die fick da und dort in täglich wechselnden Stellungen am rechten Ufer sehen ließen, die Meinung erzeugte, das Land sei von einem „Schwarzwald-Korps" gut bewacht und man dürfe nur mit starker Heeresmacht den Uebergang wagen. Anders standen di- Dinge in Bayern. Heute nach fünf undzwanzig Jahren ist man in der Lage, Alles ruhiger zu be- urtheilen und man kann die Haltung, welche zunächst die bayrische Landesvertretung einnabm, wenn schon nicht gutheißen, so doch verstehen. Vielleicht am stärksten unter den süddeutschen Staaten herrschte in Bayern noch immer der Gedanke, daß es Preußen um die Verkleinerung und Beseitigung, der Selbstständigkeit Bayerns und Süddeutschlands zu thun sei; demgemäß stellte sich die Partei, welche sich, allerdings sehr mit Unrecht, die patriotische nannte, dem Bündnißfalle feindlich entgegen, indem sie diesen als nicht vorhanden erklärte und nur die Mittel für eine bewaffnete Neutralität bewilligen wollte. Allein der jugend liche König, dessen Herz von begeisterter Hingebung für die all gemeine deutsche Sache erfüllt war und die Regierung welche m ihrer Mehrheit zu Preußen hielt, wußten Alle mit sich fort zureißen und den Widerstand der Kammer zu brechen. In der entscheidenden Sitzung des Landtages kam es zum harten Kampfe; die Patriotenpartei zerfiel und ein Mitglied derselben gab der veränderten Sachlage treffenden Ausdruck: „Zwischen gestern und heute," sagte der Abgeordnete Sepp, „liegen zehn E«hre, am meisten hat mich das verletzt, daß man wagte, von Frankreich aus Briefe an uns zu senden, in denen gesagt war, die Waffenbrüderschaft mit Frankreich verstehe sich ja für uns von selbst, die Zeit sei da, an Preußen Rache zu nehmen." Und Pfarrer Westermayer sprach die Summe der Thorheit, deren Opfer Deutschland so lange gewesen, mit den Worten aus: „Wenn im eigenen Hause Gefahr droht, so ist die Sorge für das eigene Haus vorzuziehen, statt daß man dem Nachbar zu Hilfe eilt. Als endlich Nachts '/-HUHr der Gesetzentwurf der Regierung, durch welchen die Bundesgenossenschaft mit Preußen fanktionirt ward, angenommen wurde (mit 101 gegen 47 Stimmen), da war der Jubel der bayrischen Hauptstadt ebenso groß, wie der in ganz Deutschland. Mit dem Anschlusse Bayerns war auch der Württembergs und Hessen-Darmstadts entschieden. In ersterem Lande wurden die Kredite ohne weitere Umstände unter dem Drucke der all gemeinen, hier in besonders kräftiger Flamme lodernden Be geisterung bewilligt. Wenige Tage später traf der Kronprinz von Preußen, den der königliche Oberfeldherr zum Kommandanten der Armee, zu welcher) !die süddeutschen Kontingente stoßen sollten, ernannt hatte, in München, dann in Stuttgart ein. Brausend scholl ihm die emmüthige Begeisterung entgegen und Gottes Gnade fügte es, daß dem jugendlichen Helden von Königgrätz und den Süddeutschen, die er führte, der erste Erfolg in dem gewaltigen Nationalkriege gelang, der endlich und zum ersten Male alle, Preußen, Bayern, Schwaben, Hessen, die Männer von der Weichsel und vom Rhein, von der Nordsee und von den Alpen unter einer Fahne vereinigte. In Alldeutschland verhehlte man sich nicht, daß die neue Einheit mit Blut gekittet werden müsse und man war zu allen Opfern bereit. Noch nie war in deutschen Landen eine solche Willigkeit zu werkthätiger Hilfeleistung bei den unvermeidlichen Leiden des Krieges zu Tage getreten, als bei dieser Gelegenheit. Allenthalben biideten sich Vereine von Männern und Frauen zum Lazarethdienst, zur Verpflegung von Kranken und Ver wundeten, zur Darreichung von Speisen und Getränken an die Ausziehenden, zur Unterstützung der in der Heimath zurückge lassenen Familien der Landwehrmänner. Das rothe Jvhanniter- kreuz auf weißer Armbinde diente als Erkennunasreuben Am 23. Juli 1870 fertigte Napoleon das Dekret aus welches tue Regentschaft während seiner Abwesenheit der Kaiserin er einen Aufruf an die dieser selbst die Verantwortung Nn^i^ »Es giebt im Leben der Völker feierliche Augenblicke wo die Natwnalehre sich als eine unwiderstehliche . die alle Interessen beherrscht und die Leitung der Geschicke des Vaterlandes allein in die Hand nimmt; dann ward, ohne daß der Einzelheiten mehr Erwähnung geschah, der „Anmaßungen Preußens" gedacht, gegen welche „sich der Kriegsruf von einem Ende Frankreichs zum anderen erhoben" und dann hieß es mit schönen Worten: „Wir führen den Krieg nicht gegen Deutschland, dessen Unabhängigkeit wir achten, wir wollen einen dauerhaften, auf die wahren Interessen der Völker gegründeten Frieden erobern und diesem prekären Zustande ein Ende machen, in welchem alle Nationen ihre Hilfsquellen darauf verwenden, sich gegen einander zu rüsten." Dann sprach der Kaiser davon, daß er sich an die Spitze einer Armee stelle, welche in vier Welttheilen den Sieg an ihre Schritte zu heften gewußt habe und die Proklamation schloß mit einem Worte, das fast so doppeldeutig klingt, wie das Orakel des Alterthums: „Ein großes Volk, das eine gerechte Sache vertheidigt, ist un überwindlich!" (Fortsetzung folgt.) Tagesgeschichte. Von der Nordlandsfahrt des Kaisers wird gemeldet, daß die kaiserliche Dacht „Hohenzollern" nach einer vom herrlichsten Wetter begünstigten Fahrt am 18. d. früh vor Gefle eintraf, wo Kohlen eingenommen wurden. Am 18. Juli wurde die Fahrt nach Hernösand fortgesetzt, woselbst die „Hohenzollern" am Freitag eintraf. Se. Majestät der Kaiser machte wieder holt Spaziergänge an Land und nahm zuweilen die Abend mahlzeit an Bord des Begleitschiffes „Gefion" ein. Die preußische Regierung ist unausgesetzt bemüht, die Creditverhältnisse für die Landwirthe zu verbessern und läßt zu diesem Zwecke allmäblig eine Untersuchung in allen preußischen Provinzen über den Stand des landwirthschaftlichen Credits an stellen. In Fortsetzung der früheren Verhandlungen über die Verbesserung des ländlichen Reolkredits hat auch am 17. ds. Mts. eine allgemeine Besprechung mit Vertretern der mittleren Provinzen (Schleswig-Holstein, Hannover, Hessen-Nassau) unter Leitung des Landwirthschaftsministers stattgefunden, an der sich