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ErMb.D Mssreund. Tageblatt für Schneeberg und Umgegend. ß ÄL?,".' ^.4^1,1^44 Ar di« KZAigi. Md MMW SchSrÄM k Am, ErSuhadr, Harteusttdl, z-hmm- » ^H-WÄVMN VwrMßa-t, Lößuitz, UtLMN, Lchmeberg, Zchwaymberg bM UMtilftls. Dienstag, dm 10 Februar 1903. «».»»««MM »r.«» I »!ÄW Mr^nS<?ftħ°e«Än^«d« 8 btt. au den voraEschrtebmen Tagen sowie an bestimmter Stelle wird n«dt ö gegeben. AuIwartige Nusträge nur gegen Vorausbezahlung. Für bNUkgabe Unges-ndter Manuskripte macht sich dl« «edactian nicht »erantwoEch. 5Ü. Iahr-ttß. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Klempnermeisters Wilhelm Hermann Lenk, wohnhaft in Niederscblema, alleinigen Inhabers der Firma W. H. Lenk in Oberschlema, wird nach Abhaltung des Schlußtermin«; hierdurch ausgehoben. Schneeberg, den 3. Februar 1903. K ö « i a I i -d « S «mt-aericht Dienstag, ve« »V Feoroar Lvv» R»chm. S Uhr soll in Oberschlema in Haubold s Restauration, als Versteigerungslokal 1 AbkanteMaschine gegm Bar zahlung öffentlich versteigert werden. Schneeberg, dm 9. Februar 1903. Der Gerichtsvollzieher des ttöuigl. Amtsgericht«. Veffmtl. Gtadtverordueteu-Gitznug tu Lößnitz Dienstag, IO. Februar Ab. S Uhr. Handelsschule zu Schneeberg. Gegründet 187». Beginn des Unterrichts im neuen Schuljahre: Dienstag, den 2t. April; Aufnahme prüfung : Montag, den 20. April, früh 8 Uhr. — I. Kaufm. Abt., Kursus dreijährig: Unterrichtsgegenst.: Deutsch m. Korresp., Franz, m. Korresp., Engl. m. Korresp., Rechnen, eins. u. doppelte Buchs., Handelswissenschaft m. Wechsellehre, Kontorarb., Geographie, Stenogr^ Schreiben. — II. Sewerbl. Abt, Kursus zweijährig; Unterrichtsgegenst : Deutsch m. Korresp., Rechnen, eins. Buchs., Handelswissensch. m. Wechsellehre, Kontorarb., Geographie, Schreiben. — Anmeldungen erbeten an Herrn Fabr. Em. Paufler, Schneeberg od. den Unterzeichneten. L. Kreßner, Direktor. Wochenschau. Schneeberg, 8. Februar 1903. Im Reichstag gelangte in der abgelaufenen Woche die Etatsberatung bis zum Gehalt des Reichskanzlers und hiermit zu dem Punkt, wo die Parteien bequem ihre kritischen Hebel an der inneren und äußeren Politik des Reichs ansetzen konntm. Man hörte demnach viel über die weltpolitischen Irrwege und die „Hans-Dampfpolitik" Deutschlands, auch viel von ReichS- tagsdiätm und Zolltarif, von Mängeln der Wahlkreiseinteilung und Landwirtschastspfiege. Die hier gegm die Reichspolitik ge richteten Pfeile verschafften dem Grafen Bülow die günstige Ge legenheit zu einer energischen Abwehr. Er überraschte das hohe Haus nicht eben angmehm, durch die Ankündigung der Aufhebung des 8 2 des Jesuitengesetzes und benutzte ferner die gegebene Situation ebensowohl zu einer sympathischen Kundgebung für die Landwirt schaft, soweit sie dem agrarischen Demagogentum das Ohr verschließt, als auch zu einer umfassenden Darlegung der klaren Ziele, maß- vollmGrundsätzemw Erfolge der deutschen auswärtige« Politik. Im Vmezuelakonflikte ist augenblicklich eine gewisse Ver schiebung zu konstatieren, die von deutscher Seite nur mit Genug tuung zu begrüßen ist, zumal sie erhoffen läßt, daß die frivolen Vrrschleppungsmanöver des Präsidenten Castro und des seiner würdigen bisherigen nordamerikanischm Gesandten in Caracas, jetzigen venezolanischen Bevollmächtigten Bowen, nun endlich aufhören werden. Bowen hat jedenfalls in seinem Uebereifer, die öffentliche Meinung in England gegen Deutschland noch weiter zu verhetzen, die Möglichkeit nicht bedacht, daß seine Ränke auch dm verbissenen Jingos an der Themse die Augen öffnen könntm. Und doch ist dies der Fall nach Bowens — milde gesagt — anmaßender Antwort an den englischen Bot schafter betreffs der Erhebung von 30 Prozent der venezo lanischen Zölle für Rechnung der Verbündeten: er wundere sich, daß dieser einen Vorschlag unterstütze, der sich mit den Grund sätzen der Zivilisation nicht vereinigen laste, wohl aber geeignet sei, die deutsch-englische Entmte zu verlängern. Dieser lächer liche Versuch des Vertreters eines bösartigen Schuldmmachers, dm Botschafter des britischen Reiches zu rüffeln, hat in der öffentlichen Meinung Englands einm erfreulichen Umschwung der Stimmung hervorgerufen. Jedenfalls wird diese Tatsache kaum verfehlm, bei Castro nnd seinen Bevollmächtigten endlich dm erwünschten Eindruck hervorzurufen, daß die Mächte ein hellig bleiben, daß es also ein vergeblicher Versuch ist, auf ihre Entzweiung zu spekulieren. Auch der boshaft ausge- Mgelte Schachzug, bei Frankreich Rückendeckung zu suchen durch die Behauptung, die Mächte verlangten eine Bevorzugung ihrer Forderungen vor dm vertragsmäßig bereits festgelegten, freilich auch heute noch lediglich auf dem Papier stehmden Ansprüchen Frankreichs, ist durch die energische Erklärung der coalierten Mächte vereitelt. Die Mächte verwahren sich darin gegen jeden Versuch, fremde Ansprüche mit dm ihrigen zu verquicken; somit kann also Frankreich die ihm seinerzeit zugebilligten 13 Prozent der Zoll einnahmen von Castro auch weiterhin — fordern, auch wmn die Mächte die von ihnen beanspruchten 30 Prozmt wirklich zu erheben ermächtigt werden. Freilich wird Castro, wie bisher, so auch fernerhin Frankreich mit Versprechungen abspeism, falls dieses nicht gleichfalls endlich die Geduld verliert und ein Geschwader als Executor gegen den gewissenlosm Schuldmmacher entsendet. Allem Anschein nach beruhte auf dem Versuche, Frankreich in dm Conflikt hineinzuziehen, die letzte Hoffnung Castros, die Vereinigten Staatm für sich doch noch in Bewegung zu setzen. Die loyale Haltung des Präsi denten Roosevelt war von Anfang an ohne Zweifel; weniger diejenige der meisten anderm Staatsmänner der Union, die sich allem Anschein nach von dm „gelben" Hetzern sehr gern hätten zur Einmischung in dm Streit drängen lassen. Man kann wohl hoffen, daß diese Elemente, die sich der Coalition der enropäischm Mächte nicht gewachsen fühlten und die deshalb mit unleugbarem Geschick die englische öffentliche Meinung gegm Deutschland aufgehetzt hattm, nunmehr das Vergebliche ihrer Bemühungen eingesehm haben. Es kommt hinzu, daß die Re volution in Venezuela trotz aller SiegeSdepeschm Castros in neuester Zeit wieder größere Erfolge errungen hat; sollen doch die Aufständischen direkt die Hauptstadt Castros bedrohen, die ohnehin unter der Blockade und dem durch sie verursachten Mangel an Lebensmitteln schwer zu leiden hat, Die Hoffnung, die leidige Affäre bald erledigt zu sehen, scheint daher augen blicklich durchaus berechtigt. Die Lage in Marokko klärt sich; die Schlacht zwischen dm Regierungstruppm und dem Prätmdmtm Buhamara ist ganz offenbar die Entscheidungsschlacht gewesm, md die bestimmte Zuversicht des Sultans, daß es nun auch gelingen werde, des Prätmdmtm habhaft zu werden, hat sich bestätigt: Buhamara ist gefangm. Verschiedene Umstände habm dm Umschwung der Situation herbeigeführt, die sich schon recht kritisch anließ. Je denfalls hat die geschickte Art, in der der Sultan mit seinen Kabylm umzugehm weiß, viel zu seinem Siege beigetragm, der mit Gold beladene Esel hat auch bei der Niederwerfung dieser jüngsten marokkanischen Revolution seine Rolle gespielt. Als man dem Sultan hinterbrachte, daß die Haltung des Stammes der Bmi Marien dm Ausschlag bei dem bevorstehen den Zusammentreffen geben werde, sich Abdul Asis die Häup ter der Bmi Marien zu sich kommen und versprach ihnm nicht nur völlige Verzeihung für ihren Wankelmut, sondern noch ein hübsches Sümmchen obendrein, wmn sie am Morgen des Schlachttag«; — aber wohlweislich nicht früh« — zu ihm übergehm würden. Die Bmi Marien trugen kem Äedmkm, auf diese günstigen Bedingungen einzugehm, und damit war Buhamaras Schicksal besiegelt. Der Prätendent hatte gerade dm Stamm der Bmi Marien, einm der kriegerischsten und ge wandtesten Kabylmstämme, dazu ausersehen, die Vorhut seiner Streitmacht zu bilden. Während er die berittenen Bmi Marien voraussandte, blieb er mit dem Gros in seiner Stellung ge genüber der Sebubrücke, hinter welch« jdie Regierungstruppen postiert warm. Die Bmi Marien teilten sich nun, sobald sie außer Gefichtsweite warm, in zwei Hausen, von dmm der eine die Flanken der Prätendentenarmee umritt, um ihr in den Rücken zu fallen, während der andere zu dm Regierungstruppm stieß. Diese griffen sofort nach Eintreffen der Beni Marien an. Die Schlackt war kurz und heftig. Die Mehrzahl der Rebellen leistete keinen lebhaften Widerstand, sie liefm, was sie laufen konntm, und ließm selbst ihre Verwun deten im Stich. Der Prätmdmt suchte sein Lager zu halten, bis er einsah, daß jeder weitere Widerstand ver geblich war, dann wandte er sich zur Flucht in die Berge. Die Kavallerie des Sultans verfolgte ihn indeß, und es gelang ihr auch schließlich, seiner habhaft zu werden. Mit der Beseitigung Buhamaras ist eine Episode beendigt, welche nicht nur der Dynastie der Haschamidm, sondern auch dem Frieden zwischen den an der marokkanischen Küste interessierten Mächten recht ge fährlich zu werden drohte. Man konnte sich im Verlaufe der letzten zwei Monate darüber klar werdm, daß die Aufteilung der Interessensphären in Marokko, wmn es einmal dazu kommen sollte, keineswegs so glatt verlausen würde. Die Eifersucht zwischen England und Frankreich spiegelte sich in langen Artikeln der Presse beider Länder deutlich wieder. Die Franzosen suchten Einfluß auf Tanger zu gewinnm, indem sie sich als Garantie für eine Anleihe die dortigm Zolleinnahmen sicherten, England wieder erklärte, niemals duldm zu können, daß eine andere Macht militärischen oder politischen Einfluß an der Straße von Gibraltar gewinne. Auch in Deutschland hat man die Vorgänge in Marokko mit steigendem Interesse verfolgt, trug doch der Kampf des Sultans, der die Aufmerksamkeit aller Welt erregte, viel dazu bei, auch die Dmtschm über die kommerziellen Interessen aufzuklärm, welche Deutschland in Marokko zu vertreten hat. Diese Interessen wachsen zusehends, währmd Frankreichs Handel mit Marokko stetig zurückgeht. Es kann uns darum nur er wünscht sein, daß die Aufrollung der marokkanischen Frage noch einmal vertagt werdm konnte, vielleicht, daß künftigen Ver wickelungen indem eigenartigen Lande auch eine wesentlich andere Verteilung d« europäischen Interessen gegenübersteht. TageSgeschtchte. Deutschland — Im Reichstag nahmm am Sonnabmd mit dem Be ginn der zweiten Beratung des Etats für das Reichsamt des Innern die sozialpolitischen Debatten ihren Anfang. In langen Reden legten die Abgeordneten Trimborn, Röficke-Deffau und Wurm dar, was ihre Parteien, das Zentrum, die freisinnige Bereinigung und die Sozialdemokratie, bisher schon für das Wohl der Arbeit« getan haben und was sie in Zukunft noch zu tun gedenken. D« Arbeiterschutz muß weiter geführt, die rechtliche Stellung der Arbeiter gesichert werden, lautete die Pa role aller drei Redner, und ihre Parteien hiben Resolutionen eingebracht, in dmm der Reichskanzler aufgefordert wird, ihre Wünsche im Wege der Gesetzgebung zu erfüllen. Daran knü pfen sich dann Diskussionen, die eigentlich an Schwerinstagen stattsinden sollten, und so werden die Etatsberatungen uferlos. Die gestrigen Debatten waren mehr trocken, vielleicht stellt sich in den nächsten Tagm der große Zug und der Elan ei«, dm der Abg. Trimborn bei d« neueren sozialpolitischen Gesetzgeb ung vermißt. Berlin, 8. Februar. D« schwedische Forscher Sven Hedin, der gestern in der Gesellschaft für Erdkunde einen Vor trag hielt, wurde vom Kaiser durch Verleihung des. Kronen- Ordens zweiter Klasse mit dem Stern ausgezeichnet. Bremen, 8. Februar. (W. T. B.) Das Schulschiff „Großherzogin Elisabeth" des Dmtschm Schulschiffvereins ist wohlbehalten am 7. d. Mts. in Kingston eingetroffen und geht am 13. d. Mts. nach Havana weiter. Belgien. Brüsfel, 8. Februar. Einer Mitteilung des „ Soir" zufolge wird in der Kammer demnächst ein Gesetzentwurf ein gebracht werden, der bestimmt ist, die Verhältnisse der belgischen Konzession bei Tientsin mit Rücksicht auf das Völkerrecht und auf die chinesischen Gesetze zu regeln. Antwerpen, 8. Februar. (W. T. B.) Das Blatt „Metropole" meldet, Belgien habe eine Landkonzesfion im Nor dm von Tientsin am rechten Ufer des Peiho erhalten. Die deutsche Eismbahn in Schantung durchquere diese Konzession. Belgim habe das den Dmtschm für den Bau der Eismbahn erforderliche Gebiet als Entgelt für die ihm gewährte Unter stützung abgetreten. Die Trockenlegung d« Sümpfe habe be gonnen und es sei ein Plan zur Anlegung von Straßm durch die Konzession in der Ausarbeitung begriffen. Krankrelch. Paris, 7. Februar. (W. T. B.) Im Finanzausschüsse des Senats gab heute der Minister des Auswärtigen Erklärungen über alle aktuellen Fragm d« internationalen Politik, über Venezuela, Siam, dm Balkan Marocco, Tripolis und die Be ziehungen zu Jtalim ab. Die Mitglieder des Ausschusses lehnen es ab, irgmd welche Mitteilungen darüber zu machen, was der Minister gesagt hat. Sie beschränken sich darauf, zu erklären, daß der Ausschuß von dm Erklärungen DelcasssS befriedigt ist und daß die „äußere Politik Frankreichs sich niemals in besser« Lage" befunden hat. Montpellier, 7. Februar. (W. T. B.) In dem Pro zeß gegen die Araber, welche sich im Dorfe Marguerithe und Umgebung empört hatten, sprach das Gericht 80 Angeklagte frei. Bi« weitere Angeklagte wurden zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurteilt. Siebm «hielten Zwangsarbeit von 5 bis 15 Jah ren, zwei Zuchthaus von 5 Jahren, fünf erhielten Gefängnis strafen; dm übrigen wurden Aufenthaltsbeschränkungen auferlegt. England. London, 8. Februar. (W. T. B.) D« Minister für Indien Halmilton hielt in Bradford eine Rede, in welcher er ausführte, man hat das Zusammmgehen Englands mit Deutsch land, um Vmezuela zu zwingen unserm Ansprüchen gerecht zu werden, heftig getadelt, aber nie hat einer der Kritiker eine andere Art des Vorgehens vorgeschlagm. Im vergangenen Juli suchten wir, fuhr der Redner fort, zu erkunden, ob die Maß nahmen, welche wir zu ergreifen vorschlugen, uns die Sympathien der amerikanischen Regierung und des amerikanischen Volkes ent fremden würden. Zwei Monate später benachrichtigte uns die deutsche Regierung, daß sie genau in derselben Lage wäre wie wir und schlug uns vor, mit uns zusammmzugehm bei der Blockade, die wir herbeiführen wollten. Unsere Kritiker scheinen der Ansicht zu sein, daß wir dm Vorschlag hätten zurückweism müssen. Mn wohl; vorausgesetzt, wir hätten den Antrag zurückgewiesen, welche» wäre das Ergebnis gewesm? Voraussichtlich das eine» Konfliktes zwischen dm Schiffen d« beidm blockierenden Nationen, und ihre Mission wäre nicht in geziemender Weise zum Austrag gekommen. Eine andere Alternative wäre gewesm, auf unsne Ansprüche zu verzichten und Deutschland den Vorzug des Bor gehms zu geben. In welch« Lage hätte sich die englische Regier ung befunden, wenn sie em derartige« Berhaltm angenommen hätte? (Beifall.) Wir nahmen den einzigen richtigen, offenen Vor gang an, unsere Rechte bei der Entschädigungsfeage geltend zu machen. Deutschland verband sich mit uns einzig zu diesem