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Wilsdruffer Tageblatt Nr. 267 — 97. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Drahlanschrist: „Tageblatt* Dienstag, den 15. November 1938 Postscheck: Dresden 2640 Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der und des Stadtrats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharand Die ..WUrdruNer Tageblatt' er,chelni werllag» aacbm »Uhr Bezug»pr monari LRM fr« Hau».Del Postbestellung IM RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer lv Rv« Alle Poftanstalten. Pekbolen. unsere AuLlrLger u Geschäftsstelle »ehmen zu feder Zeil Be- ,, ftellungen enlgegen Im Soll« HSHerer Gewail oder Wochenblatt für Wilsdruff u. 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Dr. Goebbels erklärte u. a.: „Das, was sich in den letzten Tagen hier in Berlin ab gespielt hat, sind nur Reaktionen auf eine Infektion, die sich in den deutschen Volkskörper einschleichen wollte; meiner An sicht nach nicht nur in den deutschen, sondern in den aller Völker in Europa und weit über Europa hinaus; Reaktionen auf eine Infektion, mit der wir Deutschen uns auseinander- gesetzt haben und weiterhin auseinandersetzen müssen. Ob andere das tun, was insbesondere England in der Juden frage tut oder laßt, ist für uns nicht von Belang und von keinerlei Einfluß auf unsere Haltung. Ebenso ist es nicht Englands Sache, wie wir in Deutschland die Judeufrage lösen werden.* Entfernung ans dem offenen wirtschaftlichen Leben Auf die Frage, wie die Abgabe von einer Milliarde Reichsmark praktisch durchgeführt werde, antwortete der Minister: „Sie wird in Form einer Abgabe ein gezogen. Das jüdische Vermögen in Deutschland beträgt, wenn ich recht orientiert bin, etwa acht Milliarden Reichsmark. Eine Reihe von weiteren Maßnahmen ist für die nächste Zeit zu erwarten. Im wesentlichen bewegen sie sich in wirt schaftlicher Hinsicht, und zwar dahingehend, daß wir die Juden aus dem offenen wirtschaftlichen Leben entfernen wollen, damit cs nicht wieder Zusammenstöße gibt, wie sie in dieser Woche vorgckommcn sind. Jcdesmai, wenn in der Judeufrage eine akute Situation entsteht, hält sich das deutsche Volk an den, den es fassen kann. Es ist unmöglich, daß in einem nationalsozialistischen Staat, der antisemitisch ein gestellt ist, ganze Straßenzüge von jüdischen Gefchäften beseirt sind. Diefe Geschäfte werden allmählich in arischen Besitz übergeführt. Zum Teil erstrecken sich die Gesetze auch auf das kulturelle Gebiet. Wir wollen die Juden nicht kulturell vernichten; sie sollen ihre eigene Kultur pflegen. Es gibt in Deutsch land einen Jüdischen Kulturbund, der in Berlin Theater, Varietes usw. betreibt und über Konzertsäle und eigene Orck-^r ve^"" Er war vor drei Tagen geschlossen worden. Ich habe ihn wieder geöffnet. Mit anderen Worten: Wir wollen eine ganz reinliche Scheidung zwischen Deut schen und Juden. Den Juden ist auch ein eigenes Winter hilsswerk gestattet worden. Die reichen Juden können Unter stützungen für die armen Juden geben, wir nehmen selbst leinen Pfennig von diesem Geld. Im übrigen ist man sich in der Welt im unklaren dar über, wie reich die Juden in Deutschland noch sind. Das zeigen die ganzen Reihen jüdischer Geschäfte am Kurfürstendamm, m der Friedrichstraße u. a * Mister Uoung stellte dann die Frage, ob diese Gesetze das jüdische Problem in Deutschland endgültig lösen würden. Die Antwort lautete: „Das hängt vom Judentum selbst ab; davon, ob die Juden die Stellung im öffentlichen Leben einzunebmen gewillt sind, die wir ihnen zubilligen. nämlich die Stellung einer fremden Rasse, von der wir wissen, daß sie dem deutschen Volke ablehnend gegenttbersteht. Versuchen sie wieder, durch die Maschen der neuen Gesetze hindurchzuschlüv- fen, so wird es neue Gesetze geben, damit neue Demon strationen vermieden werden. Eine andere Möglichkeit besteht nicht." Oie ausländischen Juden Zur Frage, ob sich die neuen Gesetze auch auf britische, amerikanische und andere fremde Juden beziehen, gab der Minister folgende Erklärung: „Britische amerikanische und Juden anderer Nationalität sind für uns Angehörige der briti schen, amerikanischen oder anderen Nationalität. Darüber, ob sie Bitten sind, haben wir nicht zu entscheiden, sondern das britische Volk selbst. Also können sich auch diese Gesetze nicht auf Juden anderer Nationalität beziehen. Sie gelten für uns als Ausländer. Reichsminister Dr. Goebbels machte dann Ausführungen über die Zukunft der Juden in Deutschland. Er be tonte u. a., daß keine Absicht bestehe, die Juden in bestimmte Stadtviertel zusammenzuzwängen. Aber es seien natürlich Maßnahmen zu erwarten um oem unmöglichen Zustand ein Ende zu machen, daß Judenfamilien mit 2—3 Köpfen Vrllen mit 20 und 30 Zimmern bewohnen, während angemessener Wobnraum für deutsche Volksgenossen noch fehle. Warnung vor neuen jüdischen Provokationen Die Juden könnten ihre Geschäfte verkaufen, von ihren Renten leben oder sich nutzbringender Arbeit zuwenden. Es werde aber im Augenblick, in dem die Juden weiterhin provo zieren und die Lage verschärfen, auch diese Tätigkeit einge schränkt werden müßen. „Ich kann nur dringendst betonen", so erklärte der Minister, „daß die ausländischen Juden, die jetzt gegen Deutschland eine Riesenkampagne entfesseln, ihren Rasss- genosseu im Reich einen denkbar schlechten Dienst er weisen. Ich betone, daß wir unsere Maßnahmen nicht aus einem Rachegefühl treffen, sondern daß das eine Frage der Zweckmäßigkeit ist. Kein Interesse am Bleiben der Juden Nus eine Frage, ob denn Juden Deutschland verlassen «Mleiz, da man ihnen doch die Pässe abgenommcn habe. geute ver Muniter fest, daß dies den Tatsachen nicht ent spreche. Soweit es doch geschehen sei, würden die Pässe wie der ausgehändigt. Deutschland habe nur ein Interesse daran, daß die Ju den aus dem Lande gehen. Sie dürsten einen gewissen Prozentsatz ihres Vermögens mitnehmen, natürlich im Rah- men des deutschen Deviscnvorrats. Auf ausländisches Kapital und ausländische Unternehmen in Deutschland würden die Maßnahmen gegen die Juden selbstverständlich nicht angewandt werden. Mr. Aoung wies hierauf auf Veröffentlichungen der deutschen Presse hin, daß Kritiken an den antijüdischen De monstrationen durch einzelne Personen in England in Deutsch land besonderen Widerspruch finden, weil die Art und Weise, in der England die Lage in Palästina behandele, ebenfalls Kritik heraüsfordere. „Sind Sie der Ansicht, Herr Reichsnttni- ster, daß diese beiden Fälle parallel laufen?" Dr. Goebbels bejahte diese Frage und fügte hinzu, er würde es begrüßen, wenn die englische Publizistik innerdem- fchen Vorgängen gegenüber genau so fair und zurückhaltend wäre, wie die deutsche Publizistik es innerenglischen Vorgängen Die Engländer nahmen den arabischen Freischärlern den Stützpunkt fort Mit brutaler Rücksichtslosigkeit treiben die Engländer in Palästina die „Besriedungsaktion" weiter, und die Maßnahmen gegen die aufständischen Araber fordern von Tag zu Tag neue schwere Opfer. So ist jetzt die Stadt Iericho, die seit längerer Zeit von den Arabern besetzt worden war, von den Engländern eingenommen und militärisch durchsucht worden. Die „Eroberer" zogen mit einer großen Zahl von Panzerwagen in die Stadt ein, die vorher von englischen Geschützen bedroht worden war. Acht Häuser in die L« t gesprengt In Gaza wurden von britischem Militär acht Häuserin die L u f t g e s p r e n g t als Strafmaßnahme für die Beschießung von zwei Soldaten, lieber die Stadt wurde außerdem das Ausgehverbot verhängt. Das Dorf Quastel unweit von Nazareth wurde vom britischen Mi litär durchsucht. Als die Truppen abzogen, fielen einige Schüsse, die die Soldaten erwiderten. Angeblich gab es dabei mehrere Verletzte. Im Bezirk von Samaria wurden Durchsuchungen in den Dörfern Attara und Jam- maia von britischen Truppen vorgenommen. Dabei wurde ein Araber auf der Flucht verletzt. Sechs Araber wurden festgenommen. In Beisan erplodierte eine Bombe in einem Äraberhaus, jedoch kam niemand zu Schaden. In Haifa ging ein jüdisches Geschäftshaus in Flam men auf. Im Bezirk von Galiläa wurden arabische Freischärler von englischen Truppen beschossen. Drei Araber fielen den Kugeln zum Opfer. Bei dem Dorf Sisfourieh wurde bei einem weiteren Zusammenstoß zwischen Freiheits kämpfern und Truppen ein Araber getötet, ein anderer Araber verletzt. Im Gaza wurde ein Araber ermordet aufgefunden. „Barbarische Methoden!" Ein bemerkenswerter Aufsatz über Groß britanniens unmögliche Mandatspolitik in Palästina DNB. Berlin, 15. November. Ter „Deutsche Dienst" beschäftigt sich in einem bemerkenswerten Aufsatz mit der eng lischen Palästina-Politik und schreibt u. a.: „Seit Jahr und Tag währt nunmehr die grarrsaMe Men schenjagd in Palästina, zu der sich die Engländer M ultima ratio ihrer Kolonialpolitik entschlossen haben. Die Weltgeschichte kennt viel Eroberungszüge und Kolomalkämpfe. Aber nvch nie gegenüber sei und bei kritischen Anlässen öfters unter Beweis gestellt habe. Was insbesondere die Behauptung der Aus landspreise von einem „Bürgerkrieg" in Deutschland betrifft, so mutz ich feststellen: Von Bürgerkrieg könne gar keine Rede sein. Ein 80-Millionen-Volk erhebe sich gegen die Provoka- tion von 600 000 Juden. Das sei kein Bürgerkrieg, sondern die Auseinandersetzung eines Volkes mit seinen Parasiten. Die letzte Frage des Reuterkorrespondenten lautete: „Glauben Sie persönlich an die Möglichkeit besserer Bezie hungen zwischen Deutschland und Großbritannien?" Voraussetzungen für die deutsch-englische Berstandiguns Reichsminister Dr. Goebbels versicherte: „Ja, das glaube ich und wünsche ich. Dafür müssen aber bestimmte Voraus setzungen geschaffen werden. Wichtiger noch als die poli tischen sind die Voraussetzungen psychologischer Art. England muß sich ein für allemal darüber klar sein, daß wir ein gleichberechtigter Partner sind, nicht mehr vie Nation vom November 1918. Wenn aber die Welt weiter in der Mentalität von Compiögne und Versailles lebt, kann es keine guten Beziehungen geben weder mit dem Volk noch vor allem mit den verantwortlichen Führern, die aus dem Volk hervorgegangcn sind. Deutschland ist manchmal gerade in psychologischer Hinsicht schwer verletzt worden. Wenn das geändert würde, dann wäre damit für eine deutsch englische Verständigung sehr viel getan." wunde in neuerer Zeit von der herrschenden Schicht mit einer solchen Systematik getötet und vernichtet, noch nie mit solch einer brutalen Herzlosigkeit der Lebenswille eines bodenständi gen Volkes bekämpft, wie jetzt in Palästina. Die Vernichtungs- Methoden der britischen Behörden gegen hie arabische Freiheits bewegung sind so barbarisch, daß man sich endlich — ob man will oder nicht — mit ihnen befassen mutz. Weite Kreise in Europa hielten sich jetzt mit jeder kritischen Stellungnahme zurück, weil sie sich nicht in fremde Angelegen heiten einmischen wollten. Angesichts des sich immer tragischer gestaltenden Schauspiels muß das kultivierte Europa aber seine Stimme erheben und das Augenmerk der zivilisierten Welt auf jenen Vernichtungskampf lenken, den der britische Imperialis mus und die internationale Bodenspekulation gegen die freiheitsliebenden Araber führen. Am so mehr, als Großbriran- nien und seine Propaganda mit einem leichten Achselzucken großzügig über dieses herzzerreißende Volksdrama hinweggeben, anderersets aber bei jedem Vorgang völkischer Wiedergeburt in den Ländern Mitteleuropas in anmaßender Weise den Finger heben. Wenn die erneuerten und erwachten Nationen Euro pas ihre innerstaatlichen Verhältnisse regeln und ein paar jüdische Schmarotzer an die Lust setzen, schreit die englische Presse-Propaganda und die ihr hörige westliche Hetzjour naille Zeter und Mordio. Wenn aber in Pnlästina ganze Dörfer in die Luft gesprengt, Frauen und Kinder dabei getötet und Menschen über den Haufen geknallt werden, nur weil sie gute Patrioten sind, dann findet diese selbe Presse absolut nichts dabei. Eines steht fest: Eine Judenfrage gibt es schon feit Jahrtausenden, eine Araberfrage aber erst, seitdem der englische Bodenkapitalismus Palästina in seinen Besitz ge bracht hat. > Seit Jahren kämpft die bodenständige arabische Bevölke rung einen verzweifelten Kampf gegen die von den Engländern unterstützte, gewollte und mit einem Wortbruch versprochen« Einwanderung landfremder Juden. Da sich die freiheitslieben den Araber dem Willen der Mandatsherren nicht beugen wol. len, weil dadurch ihre Existenz als Volk ernsthaft bedroht wird, schickt man „zur Herstellung von Ruhe und Ordnung" ihnen ein« mit den modernsten Waffen ausgerüstete und wohlausgebildete Armee auf den Hals, um sie mit Gewalt zu zwingen. In der rücksichtslosesten Weise wird von den Englän dern in Palästina von ihrer waffcnmäsrigcn Ueberlegenheil Gebrauch gemacht. Man setzt Zehntausende von Soldaten, zahlreiche Kanonen, Panzerwagen und Flugzeuge ein, um- stellt ganze Städte und Dörfer und räuchert dann die ara bische Bevölkerung in ihnen aus. Man steht nicht davon ab, die den Arabern zutiefst verhaßten Juden bei diesen Aktionen gegen sie mit zu verwenden. Mit Flugzeugen wer den auch die letzten versprengten Kolonnen der arabischen Freiheitskämpfer ans ihren Verstecken aufgcstöbcrt und zum Angriff reif gemacht. Die Liste der Toten und Ver wundeten in Palästina, in weitaus überwiegender Zahl Araber, ist von Monat zu Monat angcsticgen: Am 1. No vember d. I. wurden nach einer amtlichen Verlautbarung in nur 4 Monaten 1089 gerötete Araber gezählt, im Oktober Englands grausamer Kampf gegen die Araber Jeden Tag «»erden Häuser in die Lust gesprengt Jericho nnter Ranonen