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Sächsischer Landes-Anzeiger : 12.03.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-189103123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18910312
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18910312
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-03
- Tag 1891-03-12
-
Monat
1891-03
-
Jahr
1891
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 12.03.1891
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«r. 68. — 11. JatiMNg. Ii«ean sedem «ochentagAbend lmitda« UM", de» folgend,» »ageS) »ur «er- Lid»»» gelangende unparteiische Zeitung ' ..«achstscher LandeS.«n,tige^< !' "mit täglich einem Ertra-Beiblatt: 1. Klein- Botschaft s. Sächsischer Erzähler L Sächsische GerlchtSzeltnng 4. Sächsisches Allerlei b Jllnstr. UnterhaltungSblatt s. Sonntagöblatt 7. Lustiges Bilderbuch kget bei den Ausgabestellen monatlich ,0 Pfg., bei den Post-Anstalten 7S Pfg. «aqfis««» 0 «trvrritctstcS »»»«»Usch«» täglich«» «»>«>»>»» Die Hauptblätter des „SLchs. LandeS-AnzeigerS" erscheinen (ohne dessen Extra-Beiblätter) auch in einer billigeren Sonder-AuSgabe als: „Chemnitzer General-Anzeiger" für Chemnitz monatlich 40 Pfg. frei in- Haus; außerhalb Chemnitz monatlich 50 Pfg. mit Zutragen. PostzeitungSpreiSllste für 1891: Nr. 131S. Donnrrslag, 12. März 1891. Der SLchs. LandeS-Anzekger ist sür daß Jahr 1891 eingetragen in der deutsch« Post-ZeltungS.-PreiSliste unter Rr. 5419, in der österreichischen unter Nr- L54C FürAbonnenten erscheint je einmal lm gahn Jllustr. WcihuachtSbuch (Jahresbuch). BerlagS-Anstalt: Alexander Wiede Chemnitz, Theaterstraße Nr. 6. Fernsprech-Anschluß Nr. 186. Telegr.-Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. «NttlgeiiprelS: Raum einer schmalen CorpuSzeil« 15 Pfg. — Bevorzugte Stell« (Ispaltige Petitzeile) 69 Pfg. — Bei Wiederholung großer Anzeigen Preisermäßigung. — Bei Bestellungen von AnSmärts wolle man den CmrilckungSbetrag (in Briefmarken) beifügen tje 8 Süden CvrpuSschrist bilden ca. 1 Zeile.) — Anzeigen können nur bis Vormittag angenommen werden, da Druck und Verbreitung der großen Auflage längere Zeit erfordern -» xi, Anzeigen finden ohne PreiSaufs chkag gleichzeitig Verbreitung durch den »Chemnitzer General-Anzeiger" (billigere Sonder-Ausgabe der Hauptblätter des »Sächsischen Landes - Anzeigers" ohne dessen tägliche Extra-Beiblätter. Amtliche Anzeigen. v. öffentlich« Sitzung der Stadtverordneten. Chemnitz, den 12. März 1891, Abends 6 Uhr- Tagesordnung: 1. Geschäftliche Mittheilungen. 2. Berichte des Ber- s-ssimgs'Ansschusies über: a. den Antrag des Herr» Stadtverordneten Protze, »ermehnmg der Wahllocale bei der Stadtverordnetenwahl betreffend, o. den Echenkungsvertrag mit Herrn Stadtrath A. Voigt, o. das Postulat von Ilbb Mk. zur Beschaffung polizeilicher Transportmittel, <l. den Rathsbeschluß, die Errichtung eines Gebäudes sür Geisteskranke und eines Sectionsgebäudes betreffend, v. den Nathsbeschluß, die Anstellung eines Expedienten für das Schulwesen betreffend. 3. Berichte des Finanzausschusses über: a. die Er- bmnmg des zweiten Gebäudes der VIll. BezirkSschule au derKastanienstraße, b. die Erbauung eines ersten Gebäudes der X. Bezirksschule am Josesinen- vlatz, o. den Kaufvertrag mit der Firma Dyckerhoff L Widmann i» Biebrich M Mitvollziehuna, ä. den Nathsbeschluß, den beiden Directorcn der Stadt- je eine Tantisme von 2V«, °/^ des Reingewinnes aus das Geschäftsjahr 18R> zu verwilligen. Hierauf geheime Sitzung. Der Stadtverordneten-Vorsteher. Justizrath vr. Enz man». !L! Die bei hiesiger städtische» Leihanstalt in der Zeit vom 16. April bis mit 31. Mai 1800 versetzten und zur Versallzeit nicht eingelösten Wnder solle» DienStag, den 14. April dieses Jahres, und folgende Tage öffentlich versteigert werden. Den Psandscheininhabern ist jedoch gestattet, ihre Pfänder unter Mitentrichtnng der Auctionsgebühren von b Mennigen von jeder Mark des Darlehns bis Freitag, den 10. April dieses Jahres, einznlösen oder zu verlängern. Nach diesem Termin werden weder Einlösungen, noch Verlängerungen von den iu> Auctioiisvcrzeichniß enthaltenen Pfänder» angenommen und können die Ccheimnhabcr ihre Ansprüche hieraus mir im Wege der Auktion geltend machen. Di« bei der Auktion etwa erzielten Ueberschüfle liegen für di« Scheiniiihaber ei» Jahr lang, vom Beginn der Anction ab ge rechnet, zur Abholung bereit. Die bis dahin nicht erhobenen Uebcrschnßgelder verfalle» dann der Leihhanscaffe. Chemnitz, de» 10. März 1891. Die Verwaltung der städtischen Leihanstalt. G. Eberhardt. Das im Gr»»dbuche auf de» Namen Paul Gerhardt eingetragene, in Chemnitz (Webcrgasse 7) gelegene Hansgrundstück Nr. 382 des Flur buchs, Nr. 315 SIbth. 1. des Brandkatasters, Folium 118 des Grundbuchs sür Chemnitz, geschätzt auf 23,000 Mk., soll an hiesiger Amtsgerichtsstelle zwangsweise versteigert werden, und es ist der 28. März 1801, Vormittags 10'/, Uhr, als BersteigernngStermin, sowie der 8. April 18SI, DormittagS 11 Uhr, als Termin zur Verkündung des VertheilungSplanS «»beraumt worden. Eine Uebersicht der ans dem Grundstücke lastenden Ansprüche und ihres Rangverhältuisscs kan» in der Gcrichtsschreiberei des Unterzeichneten Amts gerichts eingeichen werden. Königl. Amtsgericht Chemnitz, Abth. am 26. Januar 1891. Böhme. Drahtnachrichten unseres Anzeigers Vom 11. März. Berlin. Wie hier verlautet, soll der ehemalige Minister von Pnttkamer Oberpräfident von Pommern werden. — Die Petition wegen Aufhebung des elsäsfischen Patzzwanges wird aller Wahrscheinlichkeit nach erfolglos bleiben. London. In hochconservativen militärischen Kreisen wacht sich eine lebhafte Bewegung zu Gunsten einer »tuen Expedition nach dem Sudan bemerkbar. Die Rückkehr des Herzogs von Cambridge wird erwartet, ramit die Agitation alsdann beginnen kann. Budapest. Der offieiöse „Nemzet" bringt ein CommttniquL über den Stand der Handelsvertragsver Handlungen mit Deutschland. Dasselbe besagt, man dürfe nicht voranssetzen, das) die maßgebenden Kreise Deutsch lands der Agitation einen größeren Einfluß einränmen als jenen großen Interessen, welche de» Abschluß des Handelsvertrages erheischen. Die entscheidende Sitzung soll nach dem „Remzet" heute Mittwoch stattfinden. Budapest. Die Lage ist hier hinsichtlich der Uever- schwrmmnngsgefahr äußerst kritisch, da sich quer über die Donau mächtige Eismaffen anfgestant haben. Graz. Sämmtliche Arbeiter der hiesigen Schuh- sabrik von Pollak L Co. stellen die Arbeit ein, bis die von ihnen verlangte Lohnerhöhung von 15 bis SV Proc. bewilligt sein wird. Parts. Sin furchtbarer Schneestnrm wüthet über «ordfrankreich, so daß selbst dieExpreßzüge Havre- Calais anögeblieben find, ebenso haben die Packetboote Dover-Calais ihre Fahrten eingestellt. Brünn. In der Ortschaft Prüfst»owttz find 35 Wohnhäuser abgebrannt. Die durch den Brand Be troffenen konnten nur das nackte Leben retten. Brüssel. Die zum 15. März angekündigte große Manifestation in Al oft ist verboten worden. Eine sofort zusammenberusene Volksversammlung hat befchloffen, statt jener Manifestation vier Monstreversammlunge» abzn. halten und die Agitationen zu verdoppeln. Zahlreiche Brüsseler und Antwerpener Redner werden sich dorthin begeben. Rach dem Schluffe der Versammlung durchzogen über lüvv Personen die Straßen und sangen die Marseillaise. Petersburg. In hiesigen panslavistischen Kreisen ist man mit der Haltung von Pascht es wenig znfrieden. Man will wissen, daß dieser Staatsmann den Wunsch «tzd die Abficht hege, die russische Bormundfchaft abzn- schütteln. London. Die Schneeftürme halten immer noch an. Das Unwetter hat besonders in de» Londoner Borstädten -roßen Schade» angertchtet. Mehrere Bahnzüg« find «in geschneit. Bon der Küste werden überdies zahlreiche SchiffsnnfSlle fignalifirt. Bei Hastings zerschellten fünf Fischerboote. Das Rettungsboot, das den bedrohten Fischern zu Hilfe eilen wollte, kenterte» so daß die In- fassen des Rettungsbootes in den wild schäumenden Wellen ihr Grab fanden. Prinz-Regent Luitpold von Bayern. Chemnitz, 11. März. Der Verweser de- Königreiches Bayern feiert morgen, Donnerstag, seinen siebzigsten Geburtstag, und dies Ereigniß erweckt weit über die Grenzen des Landes hinaus eine rege Theilnahme. Der Regent steht jetzt bereits lange genug an der Spitze de» zweiten deutschen Bundes staateS, um erkennen zu können, daß er trotz aller sorgfältigen Wahrung der bayrischen Neservatrechte treu z»m Deulschen Reiche steht. Dem Kaiser Wilhelm I. und dem Kaiser Friedrich war der gereifte Mann persönlich befreundet. Aber auch als der jugendliche Kaiser Wilhelm II. vor drei Jahren den Thron bestieg, bewies sich Bayerns Prinz-Regent als treuer Bundesgenosse des Reichs-OberhaupteS, und bei der glanz vollen Reichstagseröffnung im Weißen Saale in Berlin stand Prinz Luitpold als erster der deutschen Fürsten zur Rechten des Kaisers Das so eingeleitete gute Berhältniß ist bis zur Stunde auch nicht ein einziges Mal getrübt worden. Kaiser Wilhelm II. war in der bayrischen Hauptstadt als Gast deS Regenten und ist bei dieser Ge legenheit von dem Verweser de- Königreiches Bayern und seinem Volke in der herzlichsten Weise begrüßt worden. Dieser freundliche Willkommen wiederholte sich bei jedem späteren Besuche, und für diesen Herbst hat der Regent bereits den Kaiser eingeladen, als Reichs feldherr den große» Manövern der bayrischen Truppen beizuwohnen. So ist das Verhäliniß des Prinz-Regenten zum deutschen Kaiser und zum Deutschen Reiche, welches für eine gedeihliche innere Entwickelung des Vaterlandes von hoher Bedeutung ist, das denkbar beste, denkbar gut sind auch die Beziehungen zwischen dem Regenten nnd dem bayrischen Volke, welches den Ehrentag de- in gereiftem Alter erst zur Regierung gelangten Fürsten in glanzvoller Weise zu feiern sich bestrebt. DaS schlichte, von allem Prunk freie Auftreten des Regenten hat ihm auch die Herzen der Bürger gewonnen und trübe Schalten, welche lange über dem Bayernlande lagen, vergessen gemacht. So begeht der Prinz-Regent Luitpold den Eintritt in sein siebzigstes Leben jahr in dem Frieden und in der Freude, welche zielbewußies und thatkräftigrS Wirken jedem rechten Manne gaben, der für das Wohl des großen Ganze» eifrig bemüht ist. An herzlichen Glückwünschen wird es dem hohen Jubilars nicht fehlen. Des Königreiches Bayern Verweser, wie der officielle Titel des Prinzen Luitpold lautet, Halle ursprünglich keine Aussicht, Leiter der Regierung zu werden. Als jüngerer Sohn König Ludwig's I. ge« boren sah er seinen Vater, seinen älteren Bruder, den König Max, seinen ältesten Neffe», König Ludwig II., in's Grab sinken, und nun führt er für seinen jüngeren Neffen, den unheilbar geisteskranken König Otto, die Regentschaft. Die Bildung des Prinzen war eine militärische und kunstliebe,ide zugleich, und noch heuie besucht der Regent mit großer Vorliebe die Ateliers der Münchener Maler und Bildhauer. Als Soldat widmete er sein Interesse hauplsächlich der Artillerie, an seiner Seite wurde im Feldzuge von 1866 sein ältester Sohn Prinz Ludwig schwer verwundet. Um Politik hat sich der Regent bis zur schweren Erkrankung seines ältesten Neffe» so gut wie gar nicht gekümmert. Der auf seine Macht sehr eifersüchtige König Ludwig II. wachie auch streng darüber, daß keiner seiner Verwandte» irgend einen Einfluß auf RegierungSangelegenheiien gewann. Als die zunehmende geistige Störung König Ludwig's endlich zur Einführung einer Regentschaft zwang, Waren über den Prinzen Luitpold noch viel fach falsche Anschauungen verbreitet. Teilweise bezweifelte man über haupt, daß er lange die Negenlschaft führen würde, theilweise wurde er auch als stiller Gegner der Reichs-Jdee dargestellt. Nichts von Allem hat sich bewahrheitet. Während König Ludwig II. in seiner Menschenscheu eine recht kühle Haltung gegenüber dem Berliner Hofe bewahrte, zerbrach der Regent das bestehende Eis und schuf die besten Beziehungen. Der Regent denkt auch nicht daran, auf die Regierung zu verzichten. Trägt er gleich nicht den Namen de» Königs, so hat er doch die volle königliche Gewalt, und ihn betrachtet das Volk als den Landesvater. Wohl herrscht tiefes Mitleid mit dem arme» könig lichen Kranken in dem einsamen Schlosse Fürstenried, aber auch das tiefste Mitleid vermag ja keine Aenderung zu schaffe», und so muß auch dem Lebende» sein Recht werden. Prinz Luitpold hatte eine recht, recht schwere Stellung bei Antritt der Regentschaft. Der kranke König Ludwig II. war besonders bei der Gebirgsbevölkerung recht populär, und lange wollte diese nicht glaube», daß der König von einem unheilbaren Leiden befallen. E» waren nicht Wenige, die damals einen Bürgerkrieg in Bayern für möglich hielten. Diese Tage der Sorge sind zum Glück ohne jede Störung von Belang vorübergegange», die Ruhe im schönen Bayern- lande ist nicht einen Augenblick beeinträchtigt worden. Und mit der Zeit ist den» auch bei den anfänglich Mißtrauische» bald das Ver trauen gekommen, als man die ruhige und ernste Fricdensarbeit des Regenten erkannte, der sich als Herrscher, wie als Mensch streng gerecht und unparteiisch zeigte. Auch die inneren Streitigkeiten in Bayern haben seit de», Beginn der Regentschaft an Schärfe erheblich verloren, seitdem alle Parteien erkannte», daß der Regent die Staats rechte und Staatsinteresse» recht energisch zu wahre» verstehe. Es haben verschiedene Miiiisterwechsel staitgefunbeu, wichtige Reichsgesctze sind auch i» Bayern zur Durchführung gelangt» Alles hat sich in geordneter, streng gesetzlicher und verfassungsmäßiger Weise vollzogen, wie den» auch von Seiten des Deutschen Reiches alle Reservatrecht« Bayer»- streng geachtet und gewahrt worden sind. Die Laufbahn des Prinzregenten hat manche hohe Aehnlichkeit mit der König Wilhelm's I. zu», Beginn seiner Regierung. Beide sind ursprünglich nicht zur Regierung bestimmt gewesen, Beide aber haben den Platz, welchen ihnen die Vorsehung übertrage» hatte, in volle». Umfange auSgefüllt. Und wie dem greisen Kaiser und König Wilhelm I. ein langt» und gesegnetes Regiment beschieden war, so wird auch der so außerordent lich rüstige Jubilar sicher »och manches Jahr a» der Spitze Bayern-, zur Rechten de- deutschen Kaisers siehe», zum Segen seine- Lande-, zum Segen auch des Deutschen Reiche». Politische Ruirdschltrr. Chemnitz, 11. März. Deutsches Reich. Im Berliner Schlöffe fand am DienStag Nachmittag größere Tafel zur Feier des Geburtstages de» Kaiser» von Rußland statt, zu welcher auch die Herren der russischen Bot schaft geladen waren. Der Kaiser brachte ein Hoch ans den Zaren ans. — DaS Luisen-Denkmal im Berliner Thiergarten war am Dienstage, dem Geburtstage der edlen Königin, festlich bekränzt. Weit über 10000 blühende Gewächse waren zur Ausschmückung verwendet worden. — Der Prinz-Regent Luitpold von Bayern hat aus Anlaß seines 70. Geburtstages zahlreiche Orden verliehen. Als Vertreter de» Kaisers wird der Statthalter Fürst Hohenlohe den Festlichkeiten^ die heute Mittwoch ihren Anfang nehmen, beiwohnen. — Die ReichStagScandidatur des Fürsten Bismarck im Wahl kreise Geestemünde ist »ach allen Berichten hierüber durchaus nicht so sehr ernsthaft zu nehmen. Wie es scheint, liegt dem Fürsten daran, 'zu zeigen, wie groß seine Popularität in der Bevölkerung ist; daran, praktisch ein Mandat als Berufsparlamentarier anzuiiehmen, denkt er nicht. Es hat also Niemand nöthig, sich darüber de» Kopf zu zer-' brechen, was geschehen würde, wenn der erste Kanzler des Reiches im Reichstage als einfacher Abgeordneter erscheinen würde. In zahl reichen Städten werden Vorbereitungen für die Feier de» Geburts tages deS Fürsten am 1. April getroffen. Pfälzische Bismarckfreunde wollen dem Fürsten Bismarck zu seine», Geburtstage am 1. April einen goldenen Pocal und eine Sendung edelster pfälzischer Weine verehren. Eine Abordnung, an deren Spitze der nationalliberale Reichstagsabgeordnete Or. Buhl steht, soll das Geschenk demnächst überreichen. — Der Oberpräfident von Seydewitz in Breslau ist zum Mit- gliede des preußische» Herrenhauses ans Lebenszeit berufen worden. — Durch kaiserl. Cabinets-Ordre ist General-Leutiiant Stockmarr, Director des Militär-Oekonomie-Departemenls im Kriegsministerium, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches nnd unter Berleihung de» königliche» Kronen-OrdenS I. Classe mit Pension zur Disposition gestellt; der Generalmajor v. Funk, bisher von der Armee und eom- niaiidirt zur Vertretung des Direktors des Militär-Oekonomie-Departe« ments im Kriegsininisteriuii,, ist zum Direktor dieses Departement» ernannt worden. — Der Unterstaatssecretär Barkhausen wurde zum Präsidenten des Evangelischen OberkirchenratheS in Berlin ernannt. — Der „Hamb. Corr." erklärt die Gerüchte von einem bevor stehenden Rücktritt des russische» Botschafters Grafe» Schnwalow in Berlin sür erfunden. Der Graf ist aus Familienrücksichten nach Ruß land gereist »nd hat seinen Aufenthalt etwas ausgedehnt, um der Geburtstagsfeier des Zaren beiwohnen zu können. — Professor Lnbreich in Berlin, der Entdecker de- neusten Heilmittels gegen die Schwindsucht, ist nach Pan in Süd-Frankreich z» Kranke» berufe». Auf seiner Reise dorthin wird sich der bekannte Forscher auch in Paris mehrere Tage aufhalten. — Premierleutnant von Gravenreuth, der an die Spitze der deutschen centralasrikanischen Seeengesellschaft treten wird, ist dieser Tage vom Kaiser empfangen und hat dem Monarchen über den Plav der nenen Gesellschaft Bericht erstattet. — Preußisches Abgeordnetenhaus. DieustagSsitzniig. Die zweite Berathung der Gewerbesteuervorlage wird fortgesetzt. Bei 6 beantragt Abg. Metzner (Clr.), alle Gewerbetreibenden mit einem Einkommen unter 2000 Mark (statt unter 1500 Mark, wie es die Vorlage will) von der Gewerbesteuer freizulassen. Der Antrag fiudek nicht die Zustimmung 1er Mehrheit des Hanse» und des Finanz. Ministers und wird abgelehnt. 88 6—8, welche vo» de» Steuer klassen handeln, werden unverändert genehmigt, ebenso 88 9 rc. über die Steuerveranlagung. 8 22 bestimmt die bei der Einschätzung zur Gewerbesteuer abzngsberechtigte» Beträge. Abg. Brömel (freis.) be antragt, die Schuldenzinsen für abzug-berechtigt zu erkläre». Der Antrag wird aber abgelehnt und die Paragraphen bis 58 fast ohne Debatte angenommen. Mittwoch 10 Uhr wird über die »euei'nzu- führende Betriebsstener für Schankwirthschaften, welche von den Gast un d Schankwirtheil noch außer der Gewerbesteuer zu zahlen ist, ver handelt werden. — Die Blidgetcommissio» des Reichstages hat am Dienstag beschlossen, „die verbündete» Negierungen zu ersuche», in Erwägung zu ziehen, inwieweit aus dem Mitteln des Reichs-JnvalideiifondS für die Militärpersonen der Unterklasse», welche durch de» Krieg invalide geworden sind, eine Erhöhung an PensionSzulage» oder eine Erhöh ung der Entschädigung sür Einbuße an der Erwerbsfähigkeit angezeigt erscheint." Weiter hat die Bndgetkoiiimissiou auch die neuen Forder ungen sür die neuen Panzerschiffe genchmigt. — Die Reichs-Schulcommission, welche auf Erfordern des Reichs kanzlers Ansräge zu begutachte» hat, di« eine Berechtigung höherer Lehranstalten zur Ausstellung von Zeugnisse» über die Befähigung für den einjährig-freiwilligen Militärdienst bezwecken, wird am 19. März wieder zn einer Sitzung in Berlin zusammentreten. — Der sogenannte Termin-Handel an der Börse mit Nahrungs mitteln soll i»> Reichstage zur Sprache gebracht werden. Bei diesen Geschäften handelt eS sich für die verschiedene» Parteien nicht um wirtliche Lieferung der Waare, sondern nur um Gewinn-Erzielung; man jagt die Preise in di« Höhe oder drückt sie, wie cS „ui, gerade mßt. Durch diese» Unwesen wird nicht nur der Getreidehandel ge igt, sondern e» sind auch lediglich diesem Treiben die hohen Preise verschiedener Maaren zu verdanken. Berbieten lasten sich olche Geschäfte ja nicht, aber man sollte e» mit den daran» er- vachsenden Schülden machen, wie mit den Spielschulden, und bestimme», daß sie nicht eingeklagt werden dürfen. DaS würde ein ganze- Stück hilft» - . ^
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