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Riesaer D Tageblatt und Anreise» Mtblatt mir Anzeiger). Freitag, 17. Oktober 1SS4, abends S44 77. Jahr« und Anzeiger MkblaN Ml- Anzeiger). Da» «Ie,«r -»qilt dl- -mW»-» " gemmi -cr. «mtsyauptmmmschaft Großenhain, des Amtsgerichts, der AmtSanwaltschaft beim Amtsgerichte Md de- RateSder Stadt Riesa, des Finanzamts Riesa «nd des HanptzollamtS Meiden. Da« Riesaer Tageblatt erscheint jede« Tng abend« '/,« Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Bezugspreis, gegen Barauszahlung, ,ür einen Li anal 2 Mart Pfennig durch Post oder durch Roten. Für den Fall des Eintreten« von ProduktionSoerteuerungrn, Erhöhungen der Löhne und Materialienpreise behalten wir uns da« Recht der Preiserhöhung und Nachforosrung vor. Rnzcizc» lür di« Nummer deS Ausgabetage« sind bi« S Uhr vormittag» auszugeben und im voraus zu bezahlen; eine Gewähr für da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plagen wird nicht übernommen. 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Tie Verhandlungen über die Umbildung der NeichSreglerung lind nunmehr endgültig ergebnislos abgebrochen worden. Reichskanzler Tr. Marx hat den Führern der RcgiernngSkoalition mitgeteilt, daß er nach der erfolgten Aussichtslosigkeit seine Bemühungen anfgegcben habe und die weiteren Entscheidungen in die Hände des NeickSkabinettS lege. Wie wir hören ist die Situation augenblicklich äußerst ernst, da nach Lage der Dinge das Verbleiben des Kabinetts Marx-Strcsemaun völlig in Frage gestellt ist. Die Entscheidung darüber, ob das NeichSkabinctt zur Auslösung des Reichstags schreiten wird, steht unmittelbar bevor. Vorläufig soll noch versucht werden, die Fortführung der NegicrungSgeschäite durch das Kabinett Marx-Stresemann bis zur Entscheidung des Reichstages zu sichern. Ob diese Bemühungen zu einem Erfolg führen werden, ist vor der Hand noch zweifelhaft. Tic abgesagte Besprechung beim Kanzler. )( Berlin. Tie Varteifübrerbekprechnngen mit dem Reichskanzler, die Donnerstag abend um 6 Uhr stattfinden sollten, wurden noch im letzte» Augenblick abgesagt. Liv sollen nun erst am Freitag stattfindcu. Die Deutschs Volkövartei vertagte daraufhin ihre FraktionSsitzung, die seit V, 6 Uhr im Gange war. auf Freitag nachmittag 4 Uhr. Tie Demokraten, die am Freitag vormittag znsammcntreten wollten, verschoben ihre Sitzung ebenfalls auf nachmittag 3 Uhr. Tie Trntschnatio- »aten hielten ebenfalls am Nachmittag eine nur kurze Sitzung ab und vertagten sie dann ohne besondere Beschluß fassung. Berlin. (Funkipruch.) Im Reichstage war man am heutigen Tage der Ansicht, daß die Verhandlungen be züglich einer NegierungSerwciterun z augenblicklich auf einem toten Punkt angekommen sind. Die gestern abge brochene Kabinctrsützung ist noch nicht fortgesetzt worden. Auch die Parteiführer sind bisher zu einer Besprechung beim Reichskanzler nicht cingeladen worden. — Die DeutschnationaleReichstagsfraktion trat um 10 Uhr vormittags zu einer Sitzung zusammen, vertagte sich aber gleich wieder auf nachmittags 5 Uhr. — Die De mokraten traten um 2 Uhr nachmittags zusammen, di- DeutscheVolksvartei um 4 Uhr, das Zentrum und die anderen Fraktionen haben heute keine Fraktion-:-« fitzungen cngesetzt. Dir demokratische NeichstagSfraktion hielt am TouncrStag nachmittag nur eine kurze Sitzung ab. Dabei kam zum Ausdruck, daß die Fraktion cs nicht sür notwendig erachtet, noch weitere Erklärungen abzugebsn Sie habe ihren Standpunkt unzweideutig dargelegt und halte daran fest. (-in neues Kabinett Wirth ? Berlin. In den parlamentarischen Kreisen ist da? Gerücht verbreitet, daß im Falle eines unoermeidl ch werdenden Rücktritts der Regierung Marx-Stre'emanu der Versuch gemacht werden soll, ein neues Kabinett unter Führung des früheren Reichskanzlers Dr. BLnrth zu bilden, das aus Zentrum, Demokraten und Sozialdemo kraten bestehen würde. Tiefes Gerückt, das hauptsächlich inden dcutschuationalen Kreisen verbreitet^ ist. wird voriäu'ig vom Zentrum weder dementiert noch bestätigt. N ick Lace der Tinge wäre eine solche Löiunn kaum wahrscheinlich aber es muß tatsächlich damit gerechnet werden, daß anae- sicktS der vollständigen Verwirrung der Lage auch derart gr Erwägungen im Gauge sind. Ile MIM Mulm der SMUM. Berlin. In den Berliner politischen Kreisen bildet gegenwärtig der ungeheure Erfolg, de» das Luftschiff ,Z. N. 3" mit seiner glänzend geglückten Amerikasahrt erzielt hat, das Tagesgespräch. Selbst die ernste Regierungs krise, in der sich das Reich gegenwärtig befindet, tritt weit 'n den Hintergrund angesichts der großen Bedeutung, die der Amerikasahrt des Luftschiffes auch in politischer Hinsicht nikommt. Schon jetzt liegen aus Amerika zahlreiche Stimmen vor, ans denen hernoraehk, daß die glänzende Leistung des Luftschiffes innerhalb Amerikas eine nnge- heure Propaganda für Deutschland cinaeleitet Kat, die zweifellos zn einer Politische» und wirtschaftlichen An näherung zwischen Deutschland und Amerika anstcr- ordentlick viel beitragen wird. Das Interesse Amerikas an dem Wiederaufbau Deutschlands ist mit einem Schlage wachgerufen, und man steht aus den zahlreichen Kund- gedungen der amerikanischen politischen Ocffentlichkeit, daß man dort die Bedeutung Deutschlands wieder zu schätzen beginnt. Es ist ein offenes Geheimnis, daß Amerika bereits anläßlich der Londoner Konferenz seinen ganzen Einfluß 'm die Wanschale geworfen hat, um dis Bedingungen der Londoner Abmachungen zugunsten Deutschlands wenigstens abznmildern. Tiefe Bestrebungen werden wesentlich dadurch gefördert, daß die amerikanische öffentliche Meinung gerade durch die glauwolle Leistung des „Z. R. 3" von der Uebcr- zcugung durchdrungen wird, wie außerordentlich wichtig ein in seinen ungeheuren wirtschaftliche» LeistnnaSfnhig- keiten ungehemmtes Deutschland für die Weltpolitik ist. I» den unterrichteten Berliner NegiernngSkreisen hat man den Eindruck, daß nunmehr ein erheblicher Fortschritt in der Befestigung der Beziehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staate» eingetreten ist, der den außen politischen Interessen des Reiches in der nächste» Zukunft von großem Nutzen sein wird. Auf dec anderen Seite ist ganz unverkennbar, daß zwischen Deutschland und Frankreich wegen der erfolg reichen Zepvelinfahrt eine neuerliche ernste Spannung eintreten wird. Die französische Regierung Hecriot übt zwar die größte Zurückhaltung und vermeidet es aufs peinlichste, ihre Mißstimmung gegenüber Deutschland zum Ausdruck zu bringen, aber umso heftiger spricht sich die französische Bresse aus, dis von der französischen Regierung verlangt, daß sie auf der Zerstörung dec Zepvelinwerft in Friedrichshafen bestehe. Im Berliner Auswärtigen Amt verfolgt man mit einiger Besorgnis diese Entwicklung der französischeil Opposition gegen die Aufrechterhaltung des deutsche» Luftschiffbaues, doch ist man geneigt, die Dinge nicht allzu pessimistisch zu sehen. Die deutsche Regierung wird selbstverständlich ihre gesamte Energie anwenden, um die Erhaltung der Zeppeliuwerit zu erreichen, und sie wird allen erdenklichen Einfluß aufbieteu, um die französische Regierung zn einem Verzicht ans die Vernichtung der Friedrichshafener Anlagen zu veranlassen. Man hält es hier für sehr wahrscheinlich, daß schon in nächster Zeit wegen dieser Frage ernste Auseinandersetzungen bestehen, aber man glaubt, der Entwicklung der Dinge mit Rnbe entgegensetzen zu könne». Die französische Politik scheint übrigens viel zu klug zn operieren, als daß sie aus dieser Frage einen Streitfall konstruieren würde, der alle bisher in den Hintergrund gestellte» Prestigeangelegenheiten wieder hervortretcn laste» würde. ES ist auch nicht anzunehmen, daß Frankreich allein die Forderung auf die Vernichtung her Zeppelinwerften offiziell zur Geltung bringen wird. Vielmehr hat man in de» deutsche» diplomatische» Kreisen den Eindruck, daß die französische Regierung durch Fühlung nahme mit den anderen Mächten ein einheitliches Vorgehen der Alliierten in dieser Frage herbeizuführen wünscht. Nach Lage der Dinge kann man aber voraussehen, daß diese Schritte keineswegs zu einer einheitlichen Forderung der alliierten Mächte auf Zerstörung der Friedrichshafener Anlage» führen werden. MtlliiNW Wer MnlW M«. Im Neichstagsausschuß für soziale Angelegenheiten wurden die Grundsätze über Voraussetzung, Art und Mab der öffentlichen Fürsorge weiter erörtert. Den Mittelpunkt der Aussprache bildete der Umstand, daß der Regierungs entwurf es bei der Finanzlage des Reiches ablehnt, eine Einheitssürsorge vorzunehmen, die alle Hilfsbedürftigen ohne Rücksicht auf Art und Ursache der Not gleich behandelt. Der Regterungsentwnrf will den Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen» den Kleinrentnern und Sozial rentnern die Bevorzugung durch die sogenannte gehobene Fürsorge erhalten. Die Reichsregieruna erklärte sich finanziell außerstande, die bisherige Armenpflege vom Reiche zu einer gehobenen Wohlfahrtspflege umzugestalten. Da- durch sind aber die einzelnen Länder nicht gehindert, sür alle Hilfsbedürftigen eine gehobene Wohlfahrtspflege einzu- sühren. Verschiedene Anträge der Sozialdemokraten, Kommunisten und Nationalsozialisten, die entgegen der Re- gierungSvorlage «in« Erweiterung der gehobenen Fürsorge, teilweise sogar die Einbeziehung der bisherigen Armenpflege in die gehoben« Fürsorge, also eine allgemeine Nivellierung erstrebte, wurden abgelehnt. Angenommen wurde dagegen ein Antrag des Abg. Andrs (Z.), wonach in den Grundsätzen über Voraussetzung, Art und Matz der Fürsorge besondere Vorschriften vorgesehen werden sollen, welche die bisherigen Ansprüche der Kleinrentner,Sozialrentner,KriebSbeschädigten und Kriegshinterbliebenen auf eine gehobene Fürsorge sicherfteUen und zugleich die Möglichkeit vorsehen und erleichtern, auch anderen Kreisen von Hilfsbedürftigen «ine derartige Fürsorge zuteil werden zu lasten.! Wir MIM „FllkSAMlili!" lM. London. (Funlspruch.) Reuter meldet auZ Peking, de: Dampfer der sranzösisäzen Schiffahrtsgesellschaft Mefsc- geries Maritimes Chantilly ist am 28.- September in Hongkong mit 18 Vreguet-Doppeldeckern ein getroffen, die an eine französische Firma in Nmtschwang gesandt waren. Den Passagieren für Schanghai wurde mil geteilt, daß sich die Chantilly direkt nach Nintschwang be geben und erst nachher nach Schanghai zurückkehren werde. Die Chantilly begab sich jedoch nach Talny und lie ferte die Flugzeuge ab, die hierauf mit der Bahn nach Mulden weitergeleitet wurden. Die Flug zeuge, die vom letzten Erkundungstyp sind, befanden sich in der Obhut eines französischen Fliegers, der erklärte, daß sie Verkehrsflugzeuge seien. Dem Berichterstatter der „Times" zufolge zeigte jedoch dir Ausrüstung der Flug- zeuge, daß sie militärischen Zwecken dienen. Zahl reiche Kisten enthielten Maschinengewehre. Die Ab weichung des amtlichen französischen Postdampfers von seinem regelmäßigen Weg und seine Fahrt nach einem nicht deklarierten Hafen, um militärisches Matertal an eine» Rebellen gegen die Negierung Chinas zu liefern, wider spricht dem Geiste des Waffenembargos, an dem auch die französische Negierung teilgenommen hat. In diplomati schen Kreisen ist der Fall daher scharf kritisiert worden. Auch der japanis ch e A nteil an dieser Transaktion ist bezeichnend. Sowohl Frankreich als guch Japan haben ihrs Neutralität im chinesischen Kampfe verkündet. Es ist jedoch Tatsache, daß jeder Postdampfer, der Marseille verläßt, militärische Ausrüstungen zur Lieferung an Tschangtsolin mit Zustimmung sowohl der fran. zösischen als. auch der japanischen Regie rung führt. Der Wahlkampf in England. )l London. Obwohl di« Kandidaten für die nächsten Wahlen erst am Sonnabend von den Parteien bekannt gegeben werden sollen, ist eS doch möglich, die ungefähre Zahl der Kandidaten, die jede Partei für die 61S Sitze des Unterhauses ausstellen wird, anzugeben. Für die Arbeiter partei wird diese Zahl ungefähr 520 betragen gegenüber 428 bei den letzten Wahlen. Die Konservativen werden ungefähr dieselbe Zahl von Kandidaten ausstrllen wie bei den letzten Wahlen, nämlich 533. Bei den Liberalen wird die Zahl von 452 auf ca. 330 sinken. Diese nietzrlge Zahl vo» liberalen Kandidaten erklärt sich dadurch, datz dort kein« Kandidaten ausgestellt werden sollen, wo für sie wenig Aussicht auf Wahl besteht und wo die für iie abgegebenen Stimme» de» konservative» Kandidaten schade» und der Arbeiterpartei zugute kommen würde». TieS berußt be, de» Konservative» ans Gegenseitigkeit. Nur in 4ö Fälle» wird ei» Kamps zwischen Liberale» und Konservative» stattniidcn. Es ist dabei zu bemerke», daß bei de» letzten Wahlen die Arbeiterpartei 70 Zitze gewonnen hak, obwohl sie in den bcircffenden Wahlkreise» in der Minderheit war. Tie Arbeitervactei stellt Kandidaten auch in den Kreise» nur. von denen sie sich bei den letzte» Wahle» ferngehalte» hat, wohl in der Hoffnung, liberale Stimmen zn fangen. BMll MMß dkl WMMM. Berlin. Wie wir von beftiniormierter Seite erfahren dürste bei einem weiteren reibungslosen Fortgang der gegen- wärtig im Gange befindlichen abschließenden Militärkontrolle der interallierten Gencralinspektion in Tcutschiand mü einer baldigen Beendigung der Kontrollmafinabmen zu rechnen sein. Da? Programm der Kontrollorgane sieht für den Monat November die letzten größeren Durchsuchungen vor und bat bereits sür Ansang Tezemder den Schluß der Inspektionen in Aussicht genommen. In den Berliner Rc- gierungskreisen hat man den Eindruck, daß die Angelegen heit der Militärkontrolle durchaus günstig steht und auch von französischer Seite keine neuerlichen Versuche gemacht werden, die Kontrollmaßnabmcn zu verlängern. Für An- fang Dezember soll die alliierte Generalinipektion den be- teiligten Ententercgierungen den Scklnßbericht zur Ver fügung stellen, auf Grund dessen die Entscheidung über die Einstellung der alliierten Kontrolle in Tentjchland gefällt werden soll. Die deutsch-russische« Wirtschaftsverhaudlungcu. Berlin. Die deutscb-rufiischen Wirlschastsverhand- lungen, die seit dem bekannten Konflikt wegen der russischen Handelsvertretung ins Stocken geraten waren, konnten bis. her nickt wieder ausgenommen werden, da noch eine Reihe technischer Vorfragen zu regeln war, und die Sowjetregierung dabei kein allzu großes Entgegenkommen bewies. Nunmehr find jedoch die Haupthindernisse ans dem Wege geräumt und Anfang November wird sich eine deutsche Delegation nach Moskau begeben, um die offiziellen Verhandlungen wieder aufzunehmen. Es wird sich dabei in erster Linie um den weiteren Ausbau der bisher schon bestehenden Be- stimmungen und um die Grundlage» für eine» deutsch, russischen Handelsvertrag handeln. Mit einem schnellen Abschluß der Besprechungen ist nicht zu rechnen, da di« Ruffen stärker als bisher darauf bestehen werden, ihre Forderungen durchzusetzen und vor allem Deutschland keine Konzessionen zu gewähren, die allzu weit über das Entgegen kommen hinausgcben. das den andern Ländern bisher ge zeigt worden ist.