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Zuspitzung der jugoslawischen Krise. Verschärfung des serbisch-kroatischen Gegensatzes. Das neue Kabinett eine Keraussor-erung -er Kroaten. Berlin, Sv. Juli. Nach Belgrader Meldungen scheint das Ende der jugoslawischen Regierungskrise, die durch das Attentat im jugoslawischen Parlament ausgelöst worden war, Levorzustehen. Der mit der Bildung des Ministeriums be auftragte Slowenensiihrer Korosetsch hat bereits mit den Verhandlungen über die Regierungsbildung begonnen. Die demokratische Mehrheit der Radikale» Partei und die Partei der Mohamedaner haben sich schon beretterklärt, ihn zu unterstützen. Damit würde sich die kommende Negie rung Korosetsch wieder ans der bisherigen Koalition aufbauen. Die Belgrader „P r a w d a" veröffentlichte bereits die voraussichtliche Ministcrliste. Als Außenminister wird wieder Martnkowitsch genannt, ebenso werden die meisten Ressorts unverändert bleiben. Wie verlautet, würde sofort nach der Regierungsbildung die Negierung den Eid oblegen und dann das Parlament bis »um September ver tagt werden. Nicht.beendet würde aber durch diese Regie rungsbildung die starke iunenpolitischc Krise Jugoslawiens, die durch den Gegensatz der Kroaten zu den Serben bedingt ist. Bezeichnend dafür ist, daß Pbribttschewttsch, der als Bcobachtungsmann der beiden großen kroatischen Par teien in Belgrad zurückblteb, eö abgelehnt hat, mit Korosetsch in Verbindung zu treten. Pbribttschewttsch gab den Journa listen eine Erklärung ab, worin eS heißt, daß jede Negierung, die sich auf die bisherige Rcgiernngs- koalition stützt, als eine Herausforderung der Kroaten anznsehcn fei, da unter dem Regime dieser Koalition kroatische Abgeordnete im Belgrader Parlament er mordet worden seien und niemand den Versuch gemacht habe, den Kroaten Genugtuung zu geben. Diese Ansicht Pbribttschewttsch' wird selbstvc-ständlich von dem Führer der kroatischen Bauern, Stefan Rad lisch, geteilt, der nach wie vor auf einer Auslösung des Parlaments besteht. Der unruhige Osten. llebersall aus ein litauisches gollanil. Warscha ». SS Juli. Nach ans Wilna stammenden pol- »ischeu Meldungen wurde gestern nacht von litauischen Schmugglern ein Ucbersall ans das litauische Zollamt in üal- varia verübt. Die Schmuggler bedrohten die Beamten und raubten Illllv Lits. Hcrbeigcrnscnes litauisches Militär verfolgte die sechs Mann starke Rande und stellte sie. Hierbei entwickelte sich eine Schiesterei. wobei zwei Banditen und ein litauischer Solda« getötet und ein weiterer Soldat schwer verletzt wurden. Es gelana dann, die übrigen Banditen scstzunchmen. j Galgenfrist zum Aufenthalt in Polen gewähren zu lasten. Herr von Gordon mußte sich aber verpflichte», Polen in abseh barer Zeit freiwillig zn verlassen, so daß eine der größten deutschen Tclegraphenagenturen wiederum ohne ständigen deutschen Nertrcter in Warschau auökommcn muß. Angesichts dieser Zwischenfälle scheint es am Platze, zu fragen, ob es gegenüber dem polnischen Borgehen nicht am besten wäre, wenn man einer entsprechenden Anzahl polnischer Presse vertreter in Deutschland ebenfalls nahelegte, „freiwillig" das deutsche Reichsgebiet tu absehbarer Zeit zu verlassen. Ein deutscher Dampfer aus ein Aist gelaufen. Der russische Eisbrecher „Krassin" bringt Hilfe. Oslo. 26. Juli. Nach Funkmeldungen, die von den Nadiostationcn in Norwegen ausgenommen wurden, ist der Dampfer „Monte Cervantes" der Hamburg-Südameri kanischen Dampfschissahrtsgcscllschast, der sich znrzeit aus einer Bergnügungssahrt nach Spitzbergen befindet, im Beü- snnd sSpitzbcrgcns auf einen Felsen gelaufen, wobei ein Loch in den Schifssbodcn gerissen wurde nnd in einige Schotten Master eindrang. Man hofft, in kurzer Zeit die vollgelaufcne« Kammern auspumpe» zu können. Ein Taucher des auf die Funknotruse der „Monte Cervantes" hcrbeigceilten Eisbrechers „Krassin" untersucht zurzeit de» Schade» am Schiffskörper. Die Pastagiere der „Monte Cervantes" sind au Bord geblieben nnd befinden sich in keiner Gefahr. Die „Krassin" wird sich einige Tage an der Unfallstelle aus- halten. fWTB.s Wie die Hambnrg-Südamerikanische DanrpfschiffahrtS- gescllschaft auf Aufrage mitteilt, bestätigt es sich, daß das Motorschiff „Monte Cervantes" Funknotrufe ausge sandt hat. Das Schiff, das sich auf einer Nordlandreise be findet, ist in der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch bei Vellsund «Spitzbergens durch einen Eisberg befchädigt worden. Auf die ausgesandten Hilferufe hin ist der russische Eisbrecher „Krassin" bei dem Schiff angekommen, um den Schaden festzustellcn. Die „Monte Cervantes" weist ein Leck auf. Man hofft, den Schaden in Kürze an Ort und Stelle zu beheben. Für Schiff und Passagiere besteht keinerlei Gefahr. Irgendein Grund zur Beunruhigung ist nicht vorhanden. Tschuchnowskis Filmaufnahmen zeigen -rei Personen -er Malmgreen-Gruppe. Berlin. 26. Juli. Wie die „D. A. Z." aus Moskau meldet, stellte der russische Flieger Tschuchnowski fest, daß er aus den Filmansnahmcn. die er nach der Sichtung der Malmgreen- Gruppe machte, drei Personen erkannte. Das Schicksal des schwedischen Gelehrten wird somit immer mysteriöser. Polnischer Enlrüstungsrummel. Berlin, 26. Juli. Wie vorauszuscheu war, hat die ita lienische Note an den Völkerbund einen Entrüstungssturm, oder man sagt bester, einen E n t r tt st u n g s r u m m e l. in Warschau ausgelöst. Man bemüht sich dort, mit allen Mitteln in der össentlichcn Mcltmcinung Stimmung gegen Litauen zn machen. Wir hatten schon öfters Gelegenheit genommen, darauf hinzuweisen, daß polnische Tcndenzmcldnngen über angebliche Zwischenfälle nur mit sehr großer Vor sicht aufzunehmen sind. Interessant ist eS und sehr bezeichnend für die polnischen Ziele, wenn es jetzt in der polnischen Presse heißt, Litauen müsse endlich von der Landkarte verschwinden. Man scheint sich immer noch nicht tn Warschau darüber im klaren zu sein, daß dieser Versuch, die Souveränität Litauens völlig oder zu einem Teile zu beschneiden, nicht »nr gegen litauische, sondern auch gegen deutsche nnd russische Inter essen gerichtet ist, und so auch in Berlin nur eine Verschlech terung der deutsch-zwlnischcn Beziehungen Hervorrufen kann. Das polnische Regierungsblatt „Epoca" nennt die letzte Note, die wegen polnischer Manöver an den Generalsekretär des Völkerbundes gerichtet worden mar, einen neuen Beweis der Nervosität und Unzurechnungsfähigkeit der litauischen Diplomatie. Der Größenwahn Kownos, so schreibt die „Epoca" weiterhin, sei von der lächerlichen Vorstellung er füllt, daß die polnischen Manöver eine Antwort auf irgend welche litauische militärische Uebnngcn sei. Das Pilsudskt- Blait „Kurier P o r a n n n" läßt sich durch ein angeblich aus Kowno stammendes Telegramm melde», daß man eine Bewegung litauischer Truppen fcststellcn könne. Litauische Truppen würden in der Richtung zur polnischen Grenze vor geschoben. Auch diese Nachricht muß wieder mit genügender Vorsicht ansgesaßt werden, da man in Warschau bestreb« ist. durch alle möglichen Mittel die Aggressivität Litauens zn beweise«». Polen wird wieder -reist! Ein dcutscher Journalist in Warschau auöge,viesen. iDrahl Meldung unserer Berliner Schrisllcilung.i Berlin, 26. Juli Polen, das den deutschen Journalisten an sich schon nicht sehr grün ist. mährend seine eigenen Jonrna- listen in Berlin fortgesetzt die größten Liigenmeldnnge» nach Warschau drahten können. Hai wieder einmal einen Beweis seiner llnversöhnltchkeii gegeben. Der ständige Bcrtretcr der Deutschen Telegraphen»,nion in Warschau, der deutsche Jonrnalis« von Gordon, wurde von den polnischen Be hörden kurzfristig ausge,viesen. Angeblich soll sich Herr von Gordon eines formalen Verstoßes gegen die Paßbestlmmun- gen schuldig gemacht haben. Nur durch sosoriiges Cingrciscn des deutschen Botschafters in Warschau, Ra »scher, war es möglich, dem deutsche» Jvuriiglistcn wenigstens noch eine China boykottiert japanische Waren. Verschärfung der Spannung zwischen Japan und der Nanking-Negierung. Peking, 26. Juli. Ter Streit zwischen Japan und Nanking nimmt an Schärfe zu. Die Nanking-Regierung wird die japanische Protestnote gegen die Vertragsaufhebung und die Einmischung in die mandschurischen Angelegenheiten mit zwei Maßnahmen beantworten. Es wurde beschlossen, in ganz China den Boykott über japanische Waren zu ver hängen. Man hofft durch diesen Wirtschaftskrieg Japan tn einem halben Jahre zum Nachgeben zu zwingen. Die japa nische Regierung hat bereits die Mehrzahl seiner Konsule in China zur Beratung über Gegenmaßnahmen nach Tokio be rufen. Weiter soll in der Mandschurei eine japan- feindliche Agitation -urchgeführt werden, um die Mulden-Partei durch innere Unruhen zu stürzen. Bet der Ankunft tn Dairen wurde eine Reihe Abgesandter der Nanking-Regierung durch die japanische Polizei verhaftet. Zur Durchführung der Agitation befinden sich aber schon zahlreiche Knomtntanglentc in der Man dschurei. Tschiangkaischek begibt sich demnächst zum Nankinger Parteitag, der weitere Maßnahmen beschließen will. Die amerikanischen For-erungen an China. Washington, 28. Juli. Die Note des Staatsdepartements an die chinesische Zentralregterung, betreffend seine Bereit schaft zu Verhandlungen Uber einen neuen Zolltarif, er mächtigt den amerikanischen Gesandten in China, Mac Murrau, die Vereinigten Staaten bei de» Verhandlungen zn vertreten und besagt, die Bereinigten Staaten erwarteten, daß die nationalistische Regierung den Amerikanern in China angemessenen Schutz bieten nnd sie aus gleichem Fnß mit den Staatsangehörigen jedes anderen Landes behandeln werde. Sollte ei» Vertrag von den Regierungen vereinbart und regelrecht ratifiziert werden, dann würden die Bereinigten Staaten das nationalistische Regime so gut wie anerkannt habe». Die Beamte» des Staatsdepartements messen aber der Note in dieser Hinsicht keine besondere Bedeutung bet. Mvhamed Pascha Mahmu- ermordet? London, 26. Juli. Nach noch unbestätigten Gerüchten a»S Kairo, soll der ägyptische Premierminister Mohamed Pascha Mahmud ermordet worden sein. - - O Die Unruhen tn Nikqragua. Drei amerikanische Flug zeuge wurde» von einer Sägemühle aus mit Gewehre» be schossen. Nian ncrmnlet. daß diese Sagemühle »on der Leib wache des Generals Sandinos besetzt ist. Tie Flugzeuge haben die Stelle bombardiert. Eisige Ausnahme -er Italiener in Norwegen. Oslo, 26. Juli. In Erwartung der „Citta di Milan o", die in Narvik cinlief, waren zahlreiche Leute die ganze Nacht wach geblieben. Als der Dampscr dann eintraf, waren jedoch wenig Leute an der Landungsstelle. Die nor wegischen Behörden waren nicht vertrete». Dagegen befand sich ein Vertreter der italienischen Gesandtschaft in Stock holm unter den ausländischen und den norwegischen Jour nalisten und Photographen. Als das Landungsscik zum Land geworfen wurde, hals niemand das Scilse st zumachen undeinMann derBesatzung mußte an Land springen. An Bord des Schiffes waren neben den geretteten Italienern auch drei Schweden, die an der Schlittcnexpcdition bei der Suche nach der „Latham" teilgenvmmen hatten. Als die Schiffsmannschaft merkte, daß die Besucher des Schisses durch das Oberlicht- scnster ins Innere sahen, zog man schnell einen Vorhang über das Fenster. Von den geretteten Männern ließ sich niemand sehen. Sofort nach dein Hcrablassen des Fallreeps wurde hier ein Seemann mit Gewehr und aufgcpflanztem Bajonett ausgestellt. Dies rief allgemeines Erstaunen hervor. Die Geretteten sehen heute abend mit der Lofotcn-Eifenbahn die Reise fort. Diese Bahn fährt nach einigen Meilen durch Norwegen ans schwedisches Gebiet »nd weiter südwärts. Ein Eisenbahnwagen ist dicht an die „Eitta di Milano" rangiert worden, um die Italiener sofort nach Verlassen des Schiffes aufzunchmen. Das italienische Flugzeug „Marina I" traf gestern abend von Tromsö mit einem Teil der schwedischen Expedition ein, die von Spitzbergen zurückkehrte. Unter den Schweden befindet sich auch der Führer der Expedition. Kapitän Tornberg. Die schwedische» Flieger wurden von einer großen Menschenmenge mit Hurrarufen empfangen. Das Flugzeug „Marina l" fährt heute nach Tromsö zurück. sW.T.B.» Schwere Bluttat eines Eifersüchtigen. Wien, 26. Juli. Nach einer Meldung aus Graz hat sich in der Ortschaft Sinbenberg am Mittwoch ein Eifersuchts drama abgespielt. In dem dortigen Gasthos tötete der S8jäh, rigc, stellenlose Mechaniker Karl Böttcher ans Wie» seine Braut, die 86jährige Buchhalterin Luise Moll »er, die er mit dem sächsischen Sänger Karl Benker, einem Klempncrmeistcr aus Zeitz, antraf, durch mehrere Schüsse. Benker, der einen schweren Kopfschuß erhielt, starb einige Stunden später im Krankenhaus. Böttcher irrte nach der Bluttat noch eine Zcitlang in Sinbenberg umher und jagte sich schließlich, als die Polizei ihn verhalten wollte, eine Kugel in den Kopf. Der neue amerikanische Jnnensckretär. Präsident Coo. lidgc hat No» O. Nest aus Chikagu an Stelle deS kürzlich znrückgctretcncn Work znm Sekretär des Innern ernannt.