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Deutsche Mmtrirte Gewerbereitung Herausgegeben von vr. A. Fachmann. Verlag von K. Herggold in Berlin, Links-Straße Nr. 10. Vierunddreißigller Jahrgang Wöchentlich ein Sogen. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Hewerbüche Berichte. Jnseraten-Preis: pro Zeile 2 Sgr. *) Nach einem Aufsatze im „Economist, tijdschrist vor alle standen' aus dem Holländischen in's Deutsche übertragen. Abonnements-Preis: Halbjährlich 3 Thlr. Inhalt. Gewerbliche Berichte: Der Kraft-Regulator von K. Neigers zu Alft iu Holland. — Ei» Reagens auf Arsen uud di- Fabrikation arseufreier Salzsäure. — Chandler'S Verfahren Zink anS seinen Legirungen mit Eisen wieder zu gewinnen. — Neber die Jute. — Die neuesten Fortschritte und technische Umschau in den Gewerben und Künsten: Patente vom Monat October. — AnfeuchtnngSmaschine für Schuß spulen. — Hamou's Verfahren kupferne uud eiserne Rohre zu dubliren. — Tolosa'S conserviren- der Neberzng auf Leder. — Cola'S Maschine Wagenräder behufs des Auflegens von Reifen zusammenzupresseu. — Etieune's Maschine die Knochenkohle mittels eines Lnftstroms nach ihrer Feinheit zu sortiren. — Amerikanisches Verfahren wasserdichte Stoffe darzustellen. — I. Stuart's patentirteS Verfahren, anS gemischten Stoffen die baumwollenen Fa. den zn entfernen. — Feuilleton: Leuchtgas aus Fuselöl. — E- Heylyn's patentirter Kitt. — Erzeugung metallischer Oberflächen auf Gespinnste. — Mittel, die Ablagerung fester Kesielstein-Jnkrustationen zn verhindern. — P. Kotzo'S Patentcondensator ohne Luftzutritt. — Jeane's Vorschriften zur Fabrikatiou von Barytglas. — bistullio pnxsr, ein englischer Handelsartikel. kannt und darum haben sich die kundigsten Techniker unserer Zeit alle Mühe gegeben, diesen Apparat zu verbessern. Einige mein ten in der Veränderung des Watt'schen Regulators dieses Mittel suchen zu müssen, wie aus den mannigfaltigsten Projekten her vorgeht, welche durch die betreffenden Zeitschriften: dem indu striellen Publikum tagtäglich empfohlen werden; andere glaubten, daß man einen neuen Weg einschlagen müßte, um durch Anwen dung anderer Grundsätze brauchbare Kraftregulatorcn zu con- struiren. Es ist hier nicht der Ort, dieses Thema weiter zu verfol gen, auch achten wir uns dessen um so mehr enthoben, da die meisten Apparate dieser Art zn künstlich uud complicirt sind, um allgemeine Aufnahme zu finden oder empfohlen zu werden. Man wird durch diese kurze Auseinandersetzung zur Ueber- zeuguug kommen, daß ein einfacher, empfindlicher und unter allen Umständen zweckentsprechender Apparat zum Reguliren der Dampf maschinen bis jetzt zn den frommen Wünschen gehört. Bis jetzt? Nicht mehr so ganz und gar. Auf der Kunstausstellung in Arnheim (Holland) war am ver flossenen Jahre durch Herrn Neigers, Maschinenfabrikant in Ulft (Holland) ein Kraft-Regulator ausgestellt, der nach unserem Da fürhalten eine Ausnahme von der Regel macht. Dieser Regulator beruht in der That auf einem neuen Princip; er ist ziemlich einfach und durch kleine Veränderungen so empfindlich zu machen, wie unter den gewöhnlichen Umständen nur zn wünschen ist; was aber das Wichtigste ist, er verdient den Namen Regulator im vollsten Sinne des Wortes, da eine Dampf maschine, an welcher dieser neue Apparat angebracht ist, stets eine vollkommen sich gleichbleibende Geschwindigkeit behält, gleichviel ob dieselbe viel, wenig oder gar keine Arbeit zu verrichten hat, wovon wir uns durch Besichtigung und verschiedene Versuche voll kommen überzeugt haben. In der That, einen solchen Apparat entbehrte man bis zur Zeit ganz und gar; jeder, der bei industriellen Anlagen Dampf kraft benutzt, kann Vortheil daraus ziehen, aber das Bedürfnis, einen solchen anzuschaffen, ist in einigen Fabriken größer als in anderen. Viele Arbeiten erfordern zu ihrem Gelingen einen vollkom men gleichmäßigen Gang der Hülfsmaschinen, selbst so, daß man zuweilen genöthigt ist, iu ein und derselben Fabrik mehrere Der Kraft-Regulator von K. Neigers zu Alft in Holland (Von I)r. Grothe, Prof, an der polyt. Schule zu Delft.) *) Von der Nothwendigkeit der Regulirung einer Dampfmaschine war schon Watt (1781) überzeugt und führte denselben zu der Erfindung seines Kugel-Regulators. Diese höchst wichtige Erfindung von Watt ist sehr einfach und besteht hauptsächlich in einer senkrechten Axe, welche durch die Dampfmaschine selbst in Umdrehung gesetzt wird; an dieser Axe sind ferner vermittelst zweier Arme oder Stangen zwei schwere Kugeln in der Weise aufgehängt, daß sie um ihren Aushänge punkt in einer vertikalen Ebene gleichsam wie ein Pendel schwin gen können, während sie gleichzeitig an den Umdrehungen der Axe theilnehmen. Bei diesen umdreheuden Bewegungen werden die Kugeln durch die Centrifugalkraft von ihrer Drehungsaxe entfernt und demgemäß aufgehoben, und zwar um so mehr, als die Geschwin digkeit der Maschine zunimmt. Heben sich die Kugeln, so wird vermittelst eines Winkel hebels und Verbindungsstange das Steuerventil in dem Dampf rohr umgedreht und folglich weniger Dampf zugelassen. Mehr werden wir über die Constructiou dieses Apparats nicht anführen, weil wir glauben, daß unfern Lesern dieselbe ge nügend bekannt sein wird. Wenn die Veränderungen der Geschwindigkeiten der Kraft- und Arbeitsmaschinen innerhalb nicht zu fern von einander lie gender Grenzen bleiben, so ist die Leistung des Watt'schen Re gulators ziemlich genügend; wenn aber die Maschinen unter allen Umständen einen regelmäßigen und gleichförmigen Gang behal ten sollen, sowie dieses in vielen Fabriken, z. B. Mahlmühlen, Spinnereien, Papierfabriken und anderen mehr, nicht allein wün- schenswerth, sondern durchaus erforderlich ist, dann genügt dieser Apparat nicht, oder mit anderen Worten: der Regulator regulirt nicht mehr. Die Ursache läßt sich sehr leicht erklären, wenn man bedenkt, daß das Drehen des Drosselventils und dadurch eine vermehrte Absperrung des Dampfes nicht anders stattfinden kann, als durch das Sichheben der Kugeln, und dieses erst eintreten kann, wenn die Maschinen eine größere, ja zu große Geschwindig keit angenommen haben. Dieser große Fehler des Kugelregulators ist schon lange er-