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Dresdner Journal : 30.01.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189001304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-01
- Tag 1890-01-30
-
Monat
1890-01
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 30.01.1890
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OS4 Donnerstag, den 30. Januar, abends. 1890 vo,og»pr»l,t vroaflo» vivrtoljLUrlioU > ULrll KO Pf, k«i cion Annwrl. äoutacdou ?o«t»o»talto» riortai- ftldrllel» S Kurst; »u„«rU»Id 6« äc-utaotzeu Laichs» tritt kost- ua<1 8ttwpv>ru»vhl»x binru. Liorolns Hummern: 1V Ls. Knstüoälgllngsllsbvhranr t'kr Nea Kaum einer ^eopLltene» 2oilo stlsiosr AohrM 20 Unter .^iv^e^iät" 6i« Heil« bO kk. Lai Dndslleo- uoä L»N«ro»»tr enttpr. Xusaoblng. Lr»ah«ln«nt rk^lioU mit Xu,nahm« 6sr 8oon- u. kaiertag« nbsvä» bsruaprsch - ilnachlua»: Ur. 12VL. ZresdnerAaurnal. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Dtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. K»»aK»a ra» Knstllnäixnnxen »>»Mlrt,r n Aramitttettee, Kommi««ionLr äs» vresUner äouimala; Aamdurg >»rti» Vie» 1.«ixrtg ll»»«l llraal»» rnmstturt *. «.: ^/c«i»eu«te,»i ot OvAi«e, I»rII»-Vi,o-S»wdarU- rr»g l^ipnig-rraulcknit ». »l. Nllacden: /kuct. äto««/ kart» 1>n«oa llarlln ^raulckart ». N.-Slntrgnrl: Da»b« 6o L«rUn: /nea/,ckenckanil, Ur«»I»o: ^5mii /pabatK,' Lannoear: Lcää«ker, S»IIs ».«.: La rot 6'o Nernuigeder: ttüoixt. ür^eäition <te« Dresdner ^ournnl». ttrsaclen, ^«iu^eritr. 20. kernaprsoh-^naeklu»»: tir. 120». Machvcstelkungen auf da- „Dresdner Journal" für die Monate Februar und März werden zum Preise von t M. 70 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für auswärts: bei den betreffenden Postanstalten zum Preise von 2 M. Löuitzl. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. tMtmnNicher Teil. Jel'egrcrphische Wachrichten. Wien, 30. Januar. (Tel. d. DreSdn. Iourn.) DaS Amtsblatt veröffentlicht die Ernennung drS Fcldbischofs Gruscha rum Fürstrrrbischof von Wien. Wien, 30. Januar. (Tel d. DreSdn. Iourn.) Hiesige Blätter melden von Ausschreitungen im Bezirk Gablonz, wobei SW Glasarbeiter einige Lchltifmüblen in Neudorf und Wiesenthal zer störten. Zwei der Ercedenten wurden getötet und mehrere verwundet. Abends ist Mili ar von Neichenberg nach den genannten Ortschaften abge- rückt. Paris, 30. Januar. (Tel. d. DreSdn. Jour» ) In einer gestern abgehaltencn Wählerversammlung zu Boulogne wurde der antisemitische Boulangist Laur von seinem Gegenkandidaten Liffagaray ge- ohrfeigt. Die Versammlung endete mit einem all gemeinen Handgemenge, Laguerre, Laisant und Millevoye sind gestern zur Konferenz mit Bou langer nach Jersey abgcreist. Die Stellungnahme keS NationalkomiteeS zur Frage des Antiscmitimnö wurde aufgeschoben. Lissabon, 30. Januar. (Tel. d. DreSdn. Iourn.) Der Major Serpa Pinto ist in Lorenzo Marquez eingetroffen. In der Provinz Mozambique herrscht überall vollkommene Ruhe. Dresden, .'>0. Januar Aus dem ungarischen Parlament. In dem ungarischem Reichstage ging es während ocr letzten Tage auffallend still zu, eine Erscheinung, Oie zum Teil wohl der auch in Buda Pest herrschenden Jnflucnzaepidemie zuzuschreiben ist. In den Sitzungen waren selten mehr als die Hälfte der Abgeordneten anwesend, und von dem sonst üblichen Lärm nnd Loben war nichts zu spüre«. Die Minderheit war so vollständig ihren früheren Gepflogenheiten untreu geworden, daß sie mit der Rechten dem Etat des Unterrichtsministeriums einstimmig die Zustimmung gab und sich während der Beratungen jeder Angriffe auf da- Ministerium enthielt. Es hat also ganz den Anschein, als ob wieder normale Verhältnisse im ungarischen Parlamente Platz gegriffen hätten; trotz dem behaupten Schwarzseher, daß dieses nur äußer licher Schein sei, nnd daß der Ansturm der Opposition gegen den Ministerpräsidenten bei der Debatte über das Budgetgesetz von neuem ausgenommen werden würde. Von Pester Blättern wurde sogar die Nachricht ver breitet, daß Hr. v. Tisza, um diesen neuen Angriffen au- dem Wege zu gehen, den Entschluß gefaßt habe, zurückzutreten und daß für seinen Posten der Minister des Innern, Gas Teleky v. Szek, bereits in Aussicht genommen sei. Ob und inwieweit diese Gerüchte be gründet sind, läßt sich schwer beurteilen. Anderweite Meldungen aus Pest bezeichnen dieselben als gänzlich aus der Luft gegriffen und es wird abzuwarten blei ben, ob der Rücktritt Hrn. v. Tiszas in der That be- vorsteht. Daß aber die Opposition ernstlich gewillt fein sollte, im Falle seines Verbleibens im Amte von ihrem unverantwortlichen Treiben abzulasseu, muß man mit jenen Schwarzsehern für recht unwahrscheinlich halten. Die bevorstehenden Verhandlungen über da« Budget werden vielmehr vermutlich genau dasselbe un erquickliche Bild bieten wie die früheren. In diesem Sinne äußert sich ein Buda-Pester Mitarbeiter der Wiener Presse" über die Lage in Ungarn. Es ist nicht ganz nnmöglich, so schreibt der selbe seinem Blatte, daß alles, was die unga rische Parlameutsopposition in der letzten Zeit ge- than hat, nur einer mit Bewußtsein veränderten Taktik zuzuschreiben ist. Die Linke hat sich offenbar vorgcnommen, die Behauptung zn widerlege», daß die Apponyi, Ugron und Jranyi nur darauf auSgehcn, den Reichstag zu terrorisieren und daß die Kampfe-weise der Opposition geeignet sei, das Alffehen und die Macht des ungarischen Parlamentarismus zu untergraben. Die Folge dieser Haltung war, daß die Opposition wäh rend der letzten Parlamentsverhandlungen Minister, wie Baroß, Szilagyi und Graf Esaky, mit großer Auszeichnung behandelte, daß sie den Landcsverteidig- ungsminister Baron Fejervary bei der Budgetdebatte nach Möglichkeit schonte, und selbst dem Minister des Innern, Grasen Teleky, dessen Ernennung die Linke seinerzeit mit schwer verhaltenem Hohn begrüßt hat, Höslichkcitsbezcngungcn zn teil werden ließ. Das soll offenbar so viel heißen, daß die Opposition nicht terro risieren wolle, und daß ihr am Ende jeder der Heu tigen Minister recht sei, nur nicht Koloman v. Tisza. Die Opposition bemüht sich überdies, den Minister präsidenten nicht nur in ihren Blättern, sondern auch durch das persönliche Verhalten im Reichstage mit weitestgehender Geringschätzung zu behandeln. In Fortsetzung dieser Taktik hat auch die Oppo sition bei der Wahl des ersten Vizepräsidenten des Abgeordnetenhauses für deu Grafen Theodor An- drassy, den älteren Sohu des ehemaligen Ministers des Äußern, gestimmt. Wie die Führer der gemäßig ten Opposition in den Waudclgängen der Kammer erzählten, haben sic dies nicht gcthan, weil sie die parlamentarische» Talente des neuen Vizepräsidenten besonders hochschätzen, sonder» weil dieser der Sohn des überaus populären ehemaligen Ministers nnd weil er eigentlich nur ein Notkandidat der Mehrheit ist. Die Kandidatur des Grafen Theodor Andrassu soll nämlich nach den Versicherungen der Anhänger des Grafen Apponyi nicht von der jüngeren Gene ration der Mehrheit — wie man etwa glauben könnte — «»-gegangen, sondern das Ergebnis einer Ku lissenaffairc sein. ES wird erzählt, daß die beiden Söhne des Grafen Julins Andrassy nnd mehrere ihrer Standesgcnossen die Haltung des Ministerpräsi denten in der Einwohnerrechtsfrage schon lange nicht billigen Ja, es wird sogar behauptet, sie hätte» er klärt: sic würden aus der Mehrheit anstreten, falls Koloman v. Tisza noch weiter „Koffuthpolitik" machen sollte. Uni diese allerdings unverbürgte Les art zu verstehen, muß man nämlich wissen, daß sich die gemäßigte Opposition von dem Augenblicke an — da der Ministerpräsident des lieben Friedens willen die Neigung gezeigt hat, der äußersten Linken in der EinwohnerrcchtSfragc kleine und scheinbare Zugeständ nisse zu machen — gänzlich auf die loyale Seite ge legt hat. Die Anhänger des Grasen Apponyi behaup ten nämlich, daß es mit dem Kossuthkultus in Ungarn lange nicht mehr so arg sei, wie mau allgemein an nehme und daß daher der Ministerpräsident am besten gethan hätte, in der Einwohnerrechtsfrage — so weit dieselbe Kossuth betrifft — eine korrekte, entschiedene und ablehnende Haltung einzuuehmen. Es sei gar kein Zweifel darüber zulässig, daß,'wenn Tisza die öffentliche Meinung des Landes vor die Wahl zwischen der dynastischen Loyalität und zwischen der Verehrung für den grilligen Sonderling in Turin gestellt hätte, daß sich die überwiegende Mehrheit des Landes für die erstere, für die loyale Auffassung ausgesprochen hätte. Und da die beiden Grafen Andrassy angeblich dieselbe Meinung teilen, so wurde auch in der liberalen Mehr heit angenommen, daß der Vater, Graf Julius Andrassy, derselben Anschauung huldige Um dieser Strömung allfogleich zu begegnen, sei Gras Julius Andrassy zuo. von der Regierungspartei zum Referenten für das Landesvcrteidigungsbndgct bestellt und Graf Theodor Andrassy zum erste» Vizepräsidenten gewählt worden, obwohl es auch eine Fraktion in der Mehrheit gegeben hätte, die einen älteren und bewährteren Parlamen tarier auf diesen Posten berufen wollte. Im Augenblicke läßt es sich nicht entscheiden, was und wie viel diesen Gerüchten zu Grunde liegt, aber daß man in den Kreisen der Opposition solchen Kom binationen vollen Glauben schenkt, geht aus ihrer heute beobachteten Taktik ohne Zweifel hervor. Tie liberale Partei merkt natürlich die Absicht und ist fest ent schlossen, ihre Pflicht zu thun, um die Manöver der Opposition zn entkräften. Ministerpräsident Tisza wartet ebenso ruhig die Angriffe ab und hofft auch diesmal, ohne besondere Mühe die Anklagen und Unter stcllungen der Opposition mit Erfolg zurückzuweisen. Bezeichnend ist jedoch, daß Mehrheit wie Opposition eine vollständige Klärnng der parlamentarischen wie der politischen Lage noch in: Laufe des Monats Februar mit aller Bestimmtheit erwarten. Tagksgtschichte. * Berlin, 29. Januar. Se Majestät der Kaiser arbeitete heute vormittag mit dem Chef deS Zivil- kabinettS, wirkl. Geh. Rat v Lucanus. — Tie „Nordd. Allg. Ztg." veröffentlicht folgende Zuschrift des Prinzen Heinrich Carolath: „Bertin, Januar 1800. Ich erhalle heute Kenntnis von einem in der „Neuen Preußischen (Kreuz Leitung" wicdcrgcgcbencn Artikel der „Staa ten Korrespondenz", in welchem eS heißt: „Anläßlich einer Arbeiterbewegung in Guben hat er (Prinz Carolath) als Landrat des dortigen Kreises die Ver- bängung des kleinen Belagerungszustandes in Anregung ge bracht, ohne damit an maßgebender Stelle durchzudringen " Hierzu gebe ich folgende Crklärung ab: Ich habe niemals einen solchen Antrag gestellt, habe auch niemals die geringste Veranlassung dazu gehabt Die Be hauptung der „Staaten Korrespondenz" ist mithin eine unwahre. Es erübrigt sich demnach, aus die an jene erfundene Mit teilung geknüpften Folgerungen näher einzugchen. Heinrich Prinz Carolath." Sc. Majestät der Kaiser hat den Offizieren und Mannschaften der ostafrikanischcn Schutz - truppe Auszeichnungen verliehen. Reichskoinmissar Major Wißmann hat die Schwerter zum Krouenorden 3. Klasse und deu Roten Adlerorden 3. Klaffe mit Schwertern erhalten. Premierlieutknant a. D. Krcnzler, die Lieutenants Frhr. v. Eberstein, Schmidt, Sulzer, sowie der Generalvertreter der deutsch ostafrikanischen Gesellschaft Le Tanneux v. Paul Illaire und der Ad jutant in der Schutztruppc Bumiller haben den Kronenordcn 4. Klasse mit Schwertern erhalten Dem Chefarzt I)r Kohlstock verlieh der Kaiser den Kronen orden 4. Klasse mit Schwertern am weißen Bande mit schwarzer Einfassung. — Die „Köln. Ztg." schreibt: Jetzt, wo der Wort laut des Vertrags und der Protokolle der Lamoa- konferenz vorliegt, kann man ein Urteil über das Feuilleton. Ledige Mädchen. Erzählung von H. Villinger o (Fortsetzung) Dit Marei nnd die Gundel wuchsen ordentlich mit der Achtung, die man ihnen zollte, und bald plagte sie der Ehrgeiz, cS in allen Dingen besser zu machen, als die Ver heirateten, die sie im Grunde der Seele doch nicht aufhörten zu beneiden. Mit dem lebhaftesten Eifer wurde stets über alle EhcstandSzwiste und Miß helliHkeitcn verhandelt, und so blieb auch der Karlin nicht ein Tüpfelchen geschenkt von dem, waL sich mit dem Mathis und der Amale zutrug Sie lebten schlecht mit dcr Mutter, der Mathis machte Schulden; sie hatten ein Kind, erwarteten ein zweites, und die Amale war zum Erschrecken verändert — Als die Karlin wieder einmal an der Bäckerei vorüberfuhr, war ihr, als sehe sie wie durch einen Nebelschleier eine verhärmte bleiche Gestalt unter der Ißüre sitzen mit einem Kind auf dem Arm Sie fuhr rascher zu, aber im Fahre» traf sie ein Laut, schmerz lich Nagend, der ihr wie ein Messer in die Seele schnitt. Es war nicht Hartherzigkeit, was sic veran- laßte weiter zu fahren, sondern ein Gefühl tiefster Angst. Sie sollte die Amale Wiedersehen, vielleicht nicht mehr zum Erkenne» — elend, gedcmütigt, die einst so Heitere. Ter Karlin war, al« könne sic diesen Anblick nicht ertragen, wenigstens jetzt in diesem Augen blick nicht. Sie fuhr hinauf. In qualvoller Unruhe verbrachte sie den Tag; in der Nacht, als cs still war, schleppte sie einen großen Korb herbei, und packte allerlei hinein. Nie war ihr ettvas zu gut für die Amale gewesen, nnd da- bewies sic auch jetzt, indem sie das Beste aus ihrem Leinwandschrank heraussuchte, auch die paar Flaschen alten Weines, die sie noch vom Vater her besaß. Oben auf legte sie das blau und rot gewürfelte Seidentuch, das die Amale eiust besessen nnd fortgeworfen Dann besann sie sich die ganze Nacht, auf welche Weife sic dcr Amalc die Sachen zukommen lassen wolle. Sie ihr selbst zn bringen, dazu konnte sie sich nicht recht entschließen, und doch sollten Marei nnd Gundel keine Ahnung von ihrem Beginnen haben Sie hörte ganz deutlich die erstere sagen: „Was, dcr — die Dir- so gemacht!" Und sic fühltc dic Schamröte auf ihrer Stirne, wenn sie antworten sollte: I«, der — . Am andern Tag war Sonntag; dic Karlin saß müssig vor dem Hause und wußte nicht, was anfangcu vor Unentschlossenheit. Wie mit Gewalt zog cS sie hinab zur Amale, schon zweimal war sic aufgesprungen mit einem lauten: „Was liegt an dem dummen Ge red'" — nnd dann setzte sie sich wieder, denn rS lag ihr doch ettvaS daran. Es war ihr zum krampfhaften Bedürfnis geworden, daß die Leute zu ihr aufschautrn, nnd sie bildete sich ein, daS könne nur gcscklchen, lvcnn sic fehlerlos und unbewegt wie ein Hild von Stein unter ihren Mitlebenden waudclte. So saß sie nnd sann, als eine Frau langsam den Wiesenweg anS den: Thal heraufkam mit einen: Kind auf dem Anne „DaS ist ja eine ans der Bäckerei drunten," sagtc sich dir Karlin, „was will denn die da oben?' Die Frau durchschritt den Oil und kam gerade auf die Karlin zu. „Grüß Gott," redete sie diese an, „die Amale ist gestorben, sie kam zu früh nieder vor Schreck, weil der Mathis mit allen: Geld der Bäckerin fort ist. Ta schickt sie Dir - Kind nnd ein Briefle, das hatte sie in der Lade liegen." Tie Karlin stand wie erstarrt, mechanisch nahm sie Kind und Bries an sich und ging damit in ihre Stube Tort setzte sie das Kleine auf ihre Ladc und warf sich vor ihn: nieder. Sie drückte das Gesicht gegen die rosigen Füßchen nnd schluchzte herzzcrbrechend. Tas Kind schnullte derweil am Brief; cs that nicht srcmd, war wohl gewöhnt, bald von diesem, bald von jenem hcrumgetragcn zu werden. Aber als dic Karlin gar nicht zu wcincn aufhören wollte, klopfte es mit seinem Händck-cn auf die dunklen Flechten, die beinahe von derselben Farbe waren, als die dcr Amale „Mamcm, Mamem" — lalltr cs im Tone der ün geduld Die Karlin sah aus: „O, Maria" schrie sie, „ihre Augen — ihr Gesicht" — nnd sie riß da« Kind ans Herz nnd hielt- da fest in überströmender Liebe Schluß folgt.) Klimatclogische Bctrachtungcn über de In fluenza. Wir haben schon kürzlich envähnt, daß die deutschen Ärzte im Begriff sind, eine Sammelforfchnng über die gegenwärtige Jnfluenzapandcmie anzustellcn Überall sucht man die bisher ganz in Dunkel gehüllte Ätiologie der Krankheit zu ergründen, nm daraufhin Ergebnis der Verhandlungen fällen. Man wird zu gestehen müssen, daß dasselbe ein über Erwarten gün stiges ist. Die Neutralität und Unabhängigkeit der Inseln ist so klar nnd unzweideutig ausgesprochen, die unparteiliche Verwaltung des Landes und die Recht sprechung ist mit so weitgehenden Schutzmaßregeln umgeben, daß in der That nach menschlichem Ermessen die größte Sicherheit dafür geboten ist, daß die drei Mächte nicht mehr durch gegenseitige Eifersüchteleien und Machenschaften dahin gebracht werden, die fried liche und ruhige Entwickelung der reichen Inseln zu gefährden. Mit besonderer Freude aber haben wir die zum Schutze der Eingeborenen getroffenen Maß regeln zu begrüßen, vor allem die sehr zweckmäßigen Verbote des Landvcrkauss und der Einfuhr von Waffen und geistigen Getränken. Sie sind vor allem geeignet, die Streitigkeiten zwischen den Eingeborenen und zwischen ihnen und den Fremden wesentlich zu vermindern. Taß trotz des guten Ausgangs der Konferenz die deutschen oppositionellen Blätter die Gelegenheit benutzen, ihrer Gegnerschaft gegen die Kolonialpolitik Ausdruck zu geben ist selbstredend; in ihren Augen hat ja immer das Ausland beim Kampfe gegen deutsche Interessen Recht. Sie tragen dabei kein Bedenken, ihr sauersüß ge zwungenes Urteil zu fällen, ehe sie den Sachverhalt kennen. Überflüssig ist ihre Voraussetzung, daß der amerikanische „Scnatsausschuß eine Korrektur des Ver trages werde vornehmen müssen, weil einen der Mo narchen, den Kaiser von Brasilien, die Ereignisse in zwischen aus der Liste der Staatsmänner gestrichen haben". Die erste amerikanische Nachricht über den Vertrag hat sie zu diesem Irrtum verleitet; der Kaiser von Brasilien aber wird weder im Vertrage, noch in den Protokollen auch nur mit einer Silbe genannt Geradezu rührend aber ist cs, daß diese Blätter eS als eine „Benachtcilignng", als einen „Nasenstüber" darstellen, „daß den Deutschen auf Samoa der Ein fluß versagt worden ist, den sie vermöge ihres vor herrschenden Besitzes und ihrer überwiegenden Zahl beanspruchten". Darüber kann doch nicht der mindeste Zweifel sein, daß der Ursprung, die Quelle dieser „Benachteiligung", wenn man die jetzige Gleichberech tigung dcr drei Mächte so nennen will, doch ausschließ lich der Haltung und der Macht eben jener Oppo sition zuzufchreiben ist, deren Wortführer >880 Bam berger war Tie Beschlüsse cben dieser Opposition ließen 1880 den Zeitpunkt, wo Teutschland ohne jede inter nationale Schwierigkeit auf Samoa überwiegenden Ein fluß gewinnen konnte, verpassen' sie verleideten, wie daS oft genug seitdem scstgestellt ist, dem Fürsten Bi« marck für lange Zeit die Lust, eine kräftigere über seeische Politik zu treiben, sic schufen die für Deutsch land ungünstigere Gnmdlage, auf der jetzt die Vcr Handlungen geführt werden mußten. Tie fortschritt Uchen Blätter mögen also getrost dic Nabenstüber, über die sie sich jetzt beklagen, an die Adresse des Abg. Bamberger und seiner Freunde richten. — Ten: Bnndesratc ist der Entwurf eines CK. setze-, betreffend die Ergänzung de- § 11 der Ge bührenordnung für Zeugen und Sachverstän dige zur Beschlußfassung zugcgangen Dcr genannte Paragraph der Gebührenordnung vom 20 Juni 1878 bestimmt, daß öffentliche Beamte Tagegelder und Lrstat lung von Neütkosteu nach Maßgabe der sür Dienstreisen gellen den Vorschriften »halten, wenn sie zugezogen iverdeu als Zeugen über Umstände, von denen sie in Ausübung ihres Amtes Kennt nis erhalten haben oder als Sachverständige, wenn sie aus Ver anlassung ihres Amtes zugezogen werden und die Ausübung der Wissenschaft, der Kunst oder des Gewerbes, deren Kenntnis Vor aussetzung der Begutachtung ist, zn den Pflichten des von ihnen versehenen Amtes gehört. Bei Anwendung dieser Vorschriften ist in der gerichtlichen Präzis eine Verschicdmheit der Auftastung hinsichtlich der Frage hervorgetreten, ob im Sinne des Gesetze« unter den öffentlichen Beamten Offiziere und Unteroffiziere mit einbegriffen seien Bei einigen Gerichten erhalten dieselben die Tagegelder und Reisekosten nach den für Dienstreisen der Militärpersonen festgestellten Sätzen, bei anderen nur die zur Verhütung oder Bekämpfung -er leideste« not wendigen Maßnahmen zu ergreifen. Dabei kommt neuerdings die Meteorologie der medizinischen Wissen schäft zu Hilfe. Schon Ribbert und Finkler in Bonn haben entschieden klargestellt, daß zum mindesten der SpectrocoecuS in dem Verlauf der Influenza eine sehr wichtige, in dcn schwercn, mit verschiedenen Organ erkrankungen komplizierten Fällt» eine den AuSgang sehr lvesentlich mitbestimmende Rolle spielt. Nunmehr hat auch Aßmann in der meteorologischen Monat« schrift „DaS Wetter" klimatologische Betrachtungen über die Jnfluenzaepidcmic veröffentlicht, n»elchc wir in dcr neuesten Nummer der „Deutschen medizinischen Wochenschrift" wiedcrgegeben finden. Danach unterliegt es wohl keinem Zweisel. daß unter de« Bestandteilen des atmosphärischen Staubes die Mikroorganismen der Menge nach eine nicht geringe Rolle spielen, obwohl ein gehende quantitative Untersuchungen hierüber noch nickt vor liegen Co lange der Staub und mit ihm alle Mikroorganis men vom Wasser umgeben auf der Erdoberfläche verweilen. ist ihnen ein Wiedereintreten in die Lust unmöglich gemacht Aber nutzt nur der fallend« Niederschlag, sondern auch die in Gestalt von Wolken und Nebel in der Atmosphäre schwebenden kleinen Wasiertröpscken umhüllen den Staub, entweder als ihren Kon deniationskrim oder als mechanisch beigemengten Körper. In dem Falle, in welchem die Wolken der Erdoberfläche selbst in der Gestalt von Nebel auffliegcn, atmen wir Wasiertröpfchen zugleich mit dem kingescbloiftnen Staube ein Dic vielfach be hauptete schädliche Einwirkung dichter Nebel auf dir Atmungs- organr könnte wohl in virser Weise verständlich werden Meteor» logische Überlegungen sichren zu dem Schluffe, daß vom Erd boden stammende, in der Atmojphäre suspendierte Stoffe in ihrer Menge vermehrt iverdeu mästen 1) durch Trockenheit de« Erdboden», 4) durch Fehlen einer Schneedecke, » Fehlen oder geringe Häufigkeit von fallenden Niederschlägen. 4) durch Vor handensein von Nebel oder tiesrneheuder Bewölkung, d) dnrch Vorherrschen hohen Barometerstandes mit geringem vertikale» Luftaustnusch
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