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Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zn Waldenburg. 161. Sonnabend, den 16. Juli 1881. Bekanntmachung. Gewisser Umstände halber wird der bereits mittelst Bekanntmachung vom 6. dieses Monats zur Verpachtung der Jagd auf den zu dem Flnrbezirke der Stadt Waldenburg gehörigen Grundstücken für den 22. dieses Monats ange setzte Termin hierdurch wiederum aufgehoben und auf Sonnabend, den »O. Juli d. I., Nachmittag 5 Uhr verlegt. Waldenburg, den 15. Juli 1881. Der Jagdvorstand. August Limmer. Einzelverpachtung. In der Eichler'schen Schankwirthschaft zu Niederwinkel sollen Mittwoch, den 2V. Juli d. I., Vormittags 10 Uhr die herrschaftlichen Feld- und Wiesenparzellen Nr. 1 bis 9 des soge nannten Mühlwehrigs bei Niederwinkel, deren Gesammtfläche 9 Acker 202 Quadratruthen oder 5 Hektar 35,» Ar beträgt, unter den im Termine vorher bekannt zu machenden Bedingungen und mit Vorbehalt der herrschaftlichen Ge nehmigung zum Zuschläge auf zehn Jahre, vom 1. October dieses Jahres ab gerechnet, parzellenweise um das Meistgebot anderweit verpachtet werden und werden Pachtlustige hierzu eingeladen. Fürstlich Schöuburg'sche Rentverwaltung zu Waldeuburg, den 12. Juli 1881. Dietrich. In den nächsten Tagen beginnen wir mit der Ver öffentlichung der hochspannenden Zeitnovelle aus dem russischen Volksleben' Das Geheimnis des Nihilisten. Diejenigen, welche jetzt schon für die Monate August und September auf das „Schönburger Tageblatt" zum Preise von I Mark abonnircn, erhalten den Anfang obiger Erzählung gratis geliefert. Die Post nimmt ebenfalls 2-Monats-Äbonncments zum Preise von 1 Mark an und senden wir den Postabonncntcn den Anfang der Erzäh lung gegen Einsendung der Postquittung unter Kreuz band gratis zu. Nedaction und Expedition des Schönburger Tageblattes. "Waldenburg, 15. Juli 1881. Die sächsischen Landtagswahleu. Die Wahlen sind vorüber und nunmehr auch so ziemlich bekannt. Das Resultat derselben ist, daß die Nalionalliberalen 3 Sitze verloren und keinen gewonnen, die Fortschrittler gegenüber dem Verluste zweier Wahlkreise zwei neue und die Socialdemo kraten einen Sitz erobert haben. Die einzige Par tei, welche wesentlich gestärkt aus den Wahlen her vorgegangen ist, ist die conservative, die 6—7 neue Sitze für sich in Beschlag genommen haben wird. Dieselbe Hal nunmehr die überwiegende und ge sicherte Majorität in der Kammer. Nicht blos auf dem Lande, auch in einigen Städten, welche bis jetzt unbestritten zum Lager des Nationalliberalis mus gehörten, haben die Conservativen ihre Fahne stegreich aufgeschlagen. In einigen Wahlkreisen konnten sie sich sogar den Luxus erlauben, mehrere conservative Candidaten aufzustellen, welches merk würdige Factum jedeufalls in persönlichen Zu- und Abneigungen zu suchen ist. Aus diesem Wahlresultat ist erkennbar, daß der conservative Hauch, der von 1878 an durch ganz Deutschland geht, speciell in unserem Sachsenlande weitere Fortschritte gemacht hat. Das Volk ist offenbar der Schrankenlosigkeit auf allen Gebieten des Lebens müde und sucht sein Heil wieder in einer Vertretung, welche ihm ruhigen Erwerb, Wiedererlangung eines gewissen Wohlstandes, Ruhe, Frieden und Ordnung verbürgt, welche mit der Negierung Hand in Hand zu arbeiten vermag und den Bedürfnissen des Volkes mehr in praktischer Hinsicht als nach theoretischen Principien entgegen zukommen gewillt ist. Das Volk hat seine Hoff nungen überwiegend auf die Conservativen gerichtet, wögen Letztere diese Erwartungen erfüllen, mögen namentlich dem kleinen Mann Steuererleichte- ^""gen, in erster Linie aber lohnende Arbeit ver schaffen. Die Svcialbemokratie hat außer im Leipziger Landkreis keine Erfolge aufzuweisen; in der social- en,akratischen Hochburg Meerane brachte sie es im a^zen auf 2 Stimmen. Wenn man nun auch geradenicht daraus schließen kann,daßdiesocialistischen Anhänger plötzlich übermäßig zusammengeschmolzen seien, eine gewisse Gleichgiltigkeit zeigt sich darin jedenfalls, sie hätten doch ganz gut die Gelegenheit wahrnehmen können, ihre trotz des Socialistengesetzcs nngeschwüchte Parteidisciplin zeigen zu können. Bis her haben die Socialdemokraten nichts von den vielversprechenden Verheißungen ihrer Führer erfüllt gesehen, dagegen sehen sie die Negierung die Er füllung ihrer berechtigten Wünsche praktisch anfassen, sehen sie, wie die Gesetzgebung Positives für das Wohl der arbeitenden Klaffen zu schaffen sucht. Vielleicht ist dies auch ein Grund ihrer Wahl enthaltung. Die wirthschastliche Reformarbeit des Fürsten Bismarck aber darf aus den Resultaten der säch sischen Landtagswahlen neue Hoffnungen schöpfen, daß sie bei den nächsten Reichslagswahlen die kräf tigste Unterstützung im Volke finden wird. "Waldenburg, 15. Juli 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser ist am 14. d. in Begleitung der großherzoglich badischen Familie unter Jubel und Salutschüssen gegen 2 Uhr von der Insel Mainau bei Lindau eingetroffen und alsbald nach Rosenheim weitergereist, wo er abends 8 Uhr mit Extrazug eintraf. Der Kaiser stieg im Badehotel ab und gedachte heute, 15. d. früh nach Gastein weiter zureisen. Der von Or. Buhl im Reichstag eingebrachte, aber unerledigt gebliebene Antrag gegen die Wein fälschung scheint Erfolg zu haben, da bereits Vor bereitungen zur Aufstellung eines bezüglichen Gesetz entwurfs getroffen sein sollen. Angesichts der Thatsache, daß ein großer Theil des Publikums darüber, daß unter der Herrschaft des Freihandels das Brot nicht billiger ge wesen ist wie jetzt, durch die fortschrittlichen Wahl agitatoren systematisch irregeleitet wird, hat sich die „Nordb. Allgem. Ztg." der Mühe unterzogen, ziffer mäßig den Nachweis zu liefern, daß auf die Schwan kungen der Kornpreise die Zölle ohne jeden nennens- werthen Einfluß sind, daß diese Schwankungen von ganz anderen Bedingungen (Mißernten, willkürlichen Speculationen u. s. w.) abhängen und daß sie in demselben Umfange stattgefunden, mochte ein Zoll an der Grenze erhoben werden oder nicht. Nach dem die „Nordd. Allgem. Ztg." hervorgehoben hat, daß schon von 1827 bis 1856 für Korn jeder Gat tung pro alter Scheffel (-- 80 Pfund oder 40 Kilo) ein Zoll von 5 Sgr. erhoben wurde und erst im Jahre 1857 für Getreide Zollfreiheit eintrat, liefert sie eine statistische Uebersicht der Durchschnittspreise in den Jahren 1850 — 1856, unter der Herrschaft des Zollsatzes von 5 Sgr. pro Scheffel und eine solche der Durchschnittspreise von 1857—1879 unter der Herrschaft des Freihandels. In der Periode von 1850 bis 1856, den letzten sieben Jahren des alten Getreidezolles, differirte danach der Preis zwischen 4 M. 44'/- Pf. und 9 M. 91".» Pf., in der Periode des Freihandels von 1857 bis 1879 zwischen 4 M. 44^/« Pf. und 9 M. 35 Pf. Der durch den Tarif von 1879 eingeführte Zoll, so äußert sich dann dis „N. A. Z." wörtlich weiter, ist niedriger wie der alte; er beträgt nur 5 Sgr. für 100 Pfd., mithin pro Scheffel von 80 Pfd. nur 4 Sgr. und nicht, wie damals, 5 Sgr. Fragen wir nun, wie dieser Zoll sich auf das Brot vertheilt (vorausgesetzt, was mir leugnen, daß der Consument den ganzen Zoll zu tragen habe), so ergiebt sich folgende Berechnung: Ein Scheffel Roggen liefert bekanntermaßen etwa 112 Pfd. Brot. Der Scheffel Roggen ist mit 40 Pf. belastet, folglich das Pfund Brot mit "/n2--s/i4 Pf Die angebliche Ver- theuerung des Brotes durch die Getreidezöüe beträgt mithin für das Pfund Brot nicht einmal'/» Pfennig! Und es soll keine politische Heucherlei sein, wenn FortsKrittler und Freihändler hierüber mit herzzer- reisendem Geschrei die Hände ringen? In der „Leipz. Ztg." vom 5. März 1879 wurde nachge wiesen, daß, obgleich von 1877 zu 1878 der Rog genpreis von 17 Mark 70 Pf. bis auf 14 M. 30 Pf. pro 200 Kg., also um ca. 17. pCt. fiel, der Brotpreis derselbe hohe blieb, wie 1877. Bezüglich der Aussichten der verschiedenen Par teien bei den nächsten Reichstagswahlen dürfte ein Rückblick auf die Resultate der Wahlen von 1874, 1877 und 1878 von Interesse sein. Die Nationalliberalen gingen 1874 mit 151, 1877 mit 126 und 1878 mit 97 Abgeordneten aus der Wahl hervor; die Conservativen mit 21, 40 und 59, die deutsche Reichspartei mit 31, 34 und 50, das Cen trum mit 91, 92 und 93, die Fortschrittspartei mit 49, 31 und 23, die Socialdemokraten mit 9, 12 und 9. Wenn das steigende und fallende Verhält- hältniß sich auch für die nächsten Wahlen so fort setzt, stehen die Action für Nationalliberale und Fortschritt nicht besonders günstig. Die „Nordd. Allgem. Ztg." sagt in. der Be sprechung der Grundsteuer und des Getreide zolles: Sie habe die Grundsteuer einen Getreide zoll genannt, es sei aber eine sehr schüchterne Be zeichnung, wenn man von einer Doppelbesteuerung des Grundbesitzes spreche. Mit größerem Rechte könne man einer dreifachen, ja einer zehnfachen Besteuerung reden. Um die fast unerschwinglichen Steuern bezahlen zu können, müsse der Landwirth bestrebt sein, sie auf das Getreide aufzuschlagen, das er verkaufe. Das Getreide werde dadurch für ein bis anderthalb Mark pro Scheffel vertheuert und hierin liege die Ursache der hohen Kcrnpreise, nicht in den Zöllen an der Grenze, die der aus ländische Producent oder Zwischenhändler trage.