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MsdrufferTageblatt für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter S Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend »« OM AaLr hkh«« D«»«u, Kr«r« »d«r Ker^cd,»Sm,,r« »««rlu tri» Anspruch «»I Ächnm, »t» I,«s»«I»e»<««»ir<iIe»S»ldpfrmr>,, dir r,rs»,»n,kDe«e »er »»,tNchr»»k»<<m<t-<«ch»»,-«40»M^ »t« > ,es»»lteu<itr»l««i»-ve t» lerrltch-x Teile 100 »oldpsroni,. N»chü>Mun,»s<dLH> rvDoldpk»>N,«, Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. S L'«E"LLL «nn,ah»rviL»»r«.tüUhr > > Für die Siichei-deil dW d« Rcitu».! n° — V— »»»» , ««, d«r<d Ferrrrus üderMkittette»Nnzeige»AderTeehme» »ir deive Varemlir. AederNndauansprvch eriischr, Wem» dee Vetr«q d»W^ d»« XLri»«tz de» B«t»»»v,eise». — AL«Lfe»drm» ei»gesa»drer SchrtUtLed« «rfsiUt «xr. »em» Po«» d«Uie,t. Kla,e eixg«ro«e» »rede» «»tz oder der Axftr»v«ed« t» Ko»d»r» »erLt. Anzeige« nehme» »Le Drrmittlvugrpeüe» »« Wilsdruffer Tageblatt enthält Lie amtliche» Bekanntmachnnge» Ler ««tshauptmauuschast Meitze«. Le« Amtsgericht« »L Stadtrat« z» Wil«Lr«ff, Forstrentamt» Tharandt, Finanzamt« Roffa». Donnerstag, 23 April 1825 Nr.84.— 84. Jahrgang. Te'«zc..Adr.: »Amtsblatt« Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Air kennen. lieben unst Wblen Wüenburg! Was bedeutet die Präsidentenwahl? Von besonderer Seite wird uns zu der bevorstehenden Präsidentenwahl geschrieben: Es ist beinahe so, als ob alle, auch die breitesten Er läuterungen über die tatsächliche Wirksamkeit eines deutschen Reichspräsidenten in den Wind ge sprochen worden sind, völlig nutzlos bleiben. In täglich ««schwellendem Maße, je heftiger der Wahlkampf wird, desto mehr nimmt er den Charakter der bei andern Wahl auseinandersetzungen gewohnten parteimäßigen Ausein- «ndersetzung und Bekämpfung an, macht man die Kandi daten in immer schrofferer Form ungefähr für alles ver- «ntwortlich, was an politischen Problemen Vergan genheit, Gegenwart und Zukunft durchzieht, verlangt von ihnen aber auch Stellungnahme, fordert von ihnen, ihre Ansichten zu äußern über diese Probleme, die »och auch — der neue Reichspräsident gar nicht zur Lösung »ringen kann. Statt sich an das zu halten, was das Ent- scheidende ist, nämlich an die Persönlichkeit den kharakter, die Wesensart des Kandida ten, die aus seinem Tun spricht, verlangt man seine Ent scheidung über Dinge, die er n i ch t e n t s ch e i d e n kann. Vor kurzem wurde der deutsche Reichskanzler Dr. Luther gleichsam befragt, warum er sich nicht gegen »ine bestimmte Kandidatur gewandt habe, weil durch sie »ngeblich die außenpolitische Stellung Deutschlands ge fährdet werde. Diese Fragen fanden sogar ein Echo im Reichstag. Dr. Luther wies es von sich, sein Amt s ü r »der gegen einen der Kandidaten in die Wageschale zu werfen. Es würde die Stellung der Regierung zu dem «eugewählten Reichspräsidenten ganz unhaltbar machen, wenn sich das Kabinett etwa vorher gegen ihn einge setzt hätte. Das hat freilich nichts damit zu tun — unsere Ttaatsform läßt das ohne weiteres zu —, daß nun etwa einzelne Mitglieder der Regierung sich als Parteiführer, -ie sie gleichzeitig sind, öffentlich für einen der Kandidaten propagandistisch betätigen. Gerade weil die lebenden Kräfte im Staate sich nicht in die Verfassung restlos einschnüren lassen, weil die Ent wicklung nie stillsteht, ist bei der Stellung des Prä sidenten eben die Person entscheidend, viel entscheidender als seine politischen Ansichten und Absichten. Denn er mag zu den politischen Aufgaben der Gegenwart und Zu kunft stehen wie er will, — erregiertnicht. Auch für ihn gilt das Wort, das einst der französische Staatsmann Thiers über den Bttrgerkönig Louis Philipp schrieb: Der König herrscht, aber er regiert nicht. Deswegen sind «lle die Vorwürfe, die von hüben nach drüben und von drüben nach hüben hinsichtlich der weiteren politischen Ent wicklung in Deutschland gerichtet werden, eigentlich nicht «m Platze, weil die politische Entwicklung nicht über wiegend vom Reichspräsidenten abhängt. Immer und immer wieder muß darauf hingewiesen werden, vaß tr verfassungsmäßig weder einen Beamten ernennen, eine Verordnung herausgeben noch sonst irgendeine Verfügung treffen kann, wenn er nicht dafür die Gegenzeichnung eines Ministers vorweisen kann. Er besitzt verfassungsmäßig nicht einmal die Rechte des amerikanischen Präsidenten, kann nicht die Initiative für irgendeinen Gesetzentwurf «greisen, - alles dies ist Aufgabe der Regierung. Die politische Haltung Deutschlands in der kommenden Zeit, namentlich gegen das Ausland, ist rechtmäßig nicht vom Präsidenten abhängig. Nicht umsonst nennt man ihn Len höchsten Repräsentanten des deutschen Volkes. Und es trifft keineswegs den Kern der Dinge, wenn man ihm wegen seines ausgedehnten Rechtes zum Erlaß von Ver- ordnungen auf Grund des Art. 48 der Verfassung nun etwa sehr weitgehende Exekutivrechte zuschreiben will. Diese Rechte hat tatsächlich oei Reichskanzler, aller dings nur dann, wenn der Reichspräsident mit ihm poli- Uch übcreinstimmt. Ist das nicht der Fall, so hat der Reichspräsident allerdings einen, man möchte sagen, ver- «Utende« Einfluß von praktisch nicht unerheblicher Aus- sich das ganze Verhältnis der Reichsregierung Normen residenten überhaupt nicht in bestimmte, starre r« Die absolute Trennung der Gewalten wie Neisviel Mi-b^en wir nicht Wohl aber haben wir ein A-vra^ starke Persönlichkeit praktisch Ist di- Beschränkungen sprengen kann: das 'Van König Eduard VH. v o n tötsäM^ ^rmell völlig in diesen Grenzen hielt, ab« tatsächlich emen Einfluß ausüble auf die Ge schicke fernes Landes, wie selten einer seiner Vorfahren, ganz 'M isegeniay Zu seiner Vorgängerin auf dem eng lischen Throne, der Königin Viktoria von England. Das olles halte man sich allerdings zweckmäßigerweise vor dem Wahlkampf überlegen sollen: man hätte dann die völlig falsche Fragestellung vermieden, in die wir schon vor dem ersten Wahlgang trieben, und vor der leider viel zu wenig gewarnt worden ist. Noch schiefer berührt diese Fragestellung aber beim Lwezten Wahlgang, wo sich zwei fiinäenbmg unä fiergl an M Wähler. kinckenburg als Symbol. Hannover, 21. April. Der Reichsblock, Ortsgruppe Hannover, veranstaltete am Dienstagabend eine große Kund gebung für die Kandidatur Hindenburgs, zu der der General feldmarschall persönlich erschienen war. Der riesige Kuppel faal der Stadthalle war bis auf den letzten Platz gefüllt. Tausende mußten vor geschlossenen Türen wieder umkehren. Zahlreiche Abordnungen vaterländischer Verbände boten mit ihrem Wald von Fahnen ein farbenprächtiges Bild. Nach der Begrüßungs ansprache nahm als Hauptredner des Abends der deutschnationale Reichstagsabgeordnete Exzellenz Hergt das Wort. Er führte aus: Wir kennen Hindenburg, wir lieben ihn, und weil wir Ihn lieben, deshalb wählen wir ihn. Feiertagsstimmung, nicht Wahlkampfstimmung sei unsere Losung. Wir wollen nicht, wie die anderen, mit vergifteten Waffen kämpfen. Wir haben das Bewußtsein, daß wir jetzt zum ersten Mal« wieder eine große Volkseinheit hergestellt haben, wie vor zwei Jahren, als der Ruhrwiderstand begann. Wir wollen nichts von Festlegungen durch Programme wissen. ll>rser Reichsprä sident steht turmhoch über allen Programmen. Der Redner ging dann mit den Versprechungen des Gegenkandidaten Marx scharf ins Gericht. Hindenburg ist sein eigenes Programm selbst. Nicht er hat die Politik zu ver richten. Er soll der oberste Regulator sein, der getreue Ecke- Hard, der eingreift, wenn Not am Mana ist. Das sind die Auf gaben des Reichspräsidenten. Der rechte Geist, nicht das Programm tuts. Aus der anderen Seite haben wir den Geist der Revolution, der uns sieben Jahre lang beherrscht, sieben Jahre lang be drückt hat. Sieben Jahre waren wir der Verachtung des Feindes preisgegeben. Unser Bismarck hat gesagt: Wir können die Achtung von allen Menschen entbehren, nur die eigen« nicht. Das hat auch unser Hindenburg ans seine Fahne ge schrieben. Kann Marx uns ein Symbol sein wie Bismarck, wie der alle Fritz? Die Treue wird Hindenburg dem deutschen Volte gegenüber halten. Hindenburg weiß, daß ohne die Arbeiterschaft nie mals ein einiges Volk mit Erfolg regiert werden kann. Er ist uns das Symbol des inneren Friek^ns und des Ausgleichs der Gegensätze auf allen Gebieten, lieber allem steht bei ihm die ganz hervorragende Persönlichkeit. Diese große Persönlich keit ist es, die unsere Gegner veranlaßt, ihn zu verunglimpfen. Angst vor seinem Namen, vor seinem BUbe. Das Vertrauen unseres Volkes wird Hindenburg zum Siege führen. Einmal muß es, schloß der Redner, Frühling werden im deutschen Land. Nachdem dann noch die Vertreter der vaterländischen Ver bände und Organisationen Treue-Erklärungen für den General feldmarschall abgegeben hatten, ergriff Hindenburg, von stürmisch brausendem Jubel aller Anwesenden begrüßt, selbst das Wort. Der Wahlkampf, führte er aus, naht sich seinem Ende. Da ist es mir ein Bedürfnis, allen meinen herzlichsten Dank auszusprechen für die Liebe und das Vertrauen, das Sie mir in diesen Tagen dargelegt haben. Sollte ich gewählt werden, so werde ich, wie vielleicht schon manches Mal in meinem Leben, wiederum meine Pflicht tun, aber auch, wenn ich nicht gewählt werden sollte, so bitte ich, mit mir vereint weiter da hin wirken zu wollen, daß die deutsche Einigkeit, das deutsche Recht und die deutsche Freiheit bei uns wieder heimisch werden. So fordere ich Sie denn abermals auf, diese Ziele zu bekräftigen mit dem gemeinsamen Rufe: Unser teures deutsches Baterlaird Hurra! Den kurzen Darlegungen des Generalseldmarschalls folgte abermals brausender Beifall. derartig ausgeprägte Persönlichkeiten wie Hlndenvurg und Marx gegenüberstehen. Dabei hat das Volk, das am 26. April zur Entscheidung berufen ist, unzweifelhaft eine feine Empfindung dafür, daß die Entscheidung sich um die Persönlichkeiten dreht, daß das Parteimäßige in über flüssige? Form viel zu sehr in den Vordergrund geschoben wird. Beide Kandidaten sind doch für ihre Anhänger, und sollen es sein, ein Symbol, das in seiner Bedeutung er faßt werden muß. Dr. Höfles plötzlicher Tod. Obduktion der Leiche. »re Leiche des am Montag plötzlich verschiedenen ehe maligen Reichspostministers Dr. Höfle ist am Dienstag nachmittag auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft von den Gerichtsärzten obduziert worden. Auf Antrag des Verteidigers Dr. Alsberg ist Höfles Hausarzt Dr. Staudacher zugezogen worden. Zweck der Obduktion ist, festzustellen, ob Dr. Höfle eines natürlichen Todes gestorben ist oder ob sich Gerüchte, daß Dr. Höfle Selb st mord begangen haben soll, bestätigen. Dr. Höfle soll, wie vereinzelt behauptet wird, kleine Dosen Verö lt al, die ihm in der letzten Zeit zur Bekämpfung seiner Schlaflosigkeit verabfolgt worden sind, gesammelt haben, nm dann im geeigneten Augenblick durch die Einnahme einer starken Dosis seinen Tod herbeizuführen. Der plötzliche Tod Dr. Höfles hat in den ihm nahe stehenden Kreisen großes Aufsehen erregt. Oberstaatsan walt Linde ist heute vormittag zum Justizminister beordert worden, um über die Frage der abgelehnten Haftent lassung Dr. Höfles, der ja schon seit längerer Zeit schwer krank war, Bericht zu erstatten. Es soll eine strenge Untersuchung seitens des Justizministeri ums erfolgen, um festzustellen, ob von den in Frage kommenden Gerichtsstellen im Falle Höfle Fehler gemacht worden sind. Insbesondere wird die Frage geprüft werden, wie es möglich war, daß man einen so schwer kranken Mann bis zum letzten Atemzuge in Haft behalten konnte. Dr. Höfle, an dessen Krankenlager während der letzten Stunde seine Gattin weilte, der man wiederholt den Zu tritt zu ihrem in Untersuchungshaft befindlichen kranken Gatten verweigert haben soll, starb, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben. Die Beisetzung soll, falls die Leiche von der Staatsanwaltschaft inzwischen freigegeben wird, am Freitag erfolgen. Die Wirren in Bulgarien. Verhaftung bulgarischer Studenten in Berlin. Entgegen den von der bulgarischen Regierung ver öffentlichten Nachrichten besagen Meldungen Pariser Blätter, daß die Sofioter Regierung noch nicht wieder Herr der Lage ist. überall im Lande ist es zu heftigen Zusammenstößen gekommen, bei denen rund 4000 Personen ums Leben kamen. Die Polizei arbeitet fieberhaft weiter an der Auf Körung des Bombenattentats. Sie hat festgestellt, dass der Zweck des Attentats die Ermordung des Königs und aller Minister gewesen sein soll. Bei der dann ausbrcchcnden Anarchie sollte das lommuni stische Bulgarien proklamiert werden. Jankow, das Haupt der kommunistischen Verschwörung in Bulgarien sowie der an dem Attentat in hervorragen der Weise beteiligte Minkow, der die Höllenmaschine in der Kathedrale untergcbracht hatte, sind von der Polizei erschossen worden, da sie ihrer Verhaftung Widerstand entgegensetzten. Das Attentat von Sofia scheint auch nach Deutschland hinüberzuspielen. In Berlin hat die politische Polizei zahl reiche bulgarische Stuoenten und Studen tinnen verhaftet, die-Mitglieder eines revolutio nären kommunistischen Klubs sind. Es besteht der Verdacht, daß der Klub auch mit deutschen Kommunisten enge Verbindung hat. Die Ermittelungen der politischen Abteilung des Ber liner Polizeipräsidums werden fortgesetzt, da damit ge rechnet wird, daß noch weitere Angehörige des kommunisti schen Klubs auf freiem Fuß in Berlin weilen und ein mittelbarer Zusammenhang mit dem Sofioter Unglück nicht ausgeschlossen erscheint. Der bul garische Gesandte ist im Auswärtigen Amt über das bis herige Ergebnis der Untersuchung und über das beschlag nahmte Material unterrichtet worden. RevoWionSre Geaenregierung in dulaarlen. Bukarest, 2l. April. Nachrichten aus Bulgarien zufolg- hnt sich eine G e g e n r c g i c r u n g in Varna konpimle^-. Ministerpräsident dieser Regierung ist der Nl-grurdiicN ^ r Bauernpartei Ruostow Diese Negierung hat durch Vrrte uüig von Flugzettcln in Sofia und allen g roßcn Prvoin»linü.ciiv,. Konstitttteniug bckanntgcarüen. Im Maustest wird ver Kmm s