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Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Raths der Stadt Leipzig. W Z3K. Montag dm 2. December IM. Verhandlungen der Stadtverordneten am 27. November 1861. (Auf Grund de- Protokolls bearbeitet und veröffentlicht.) Beim Vorträge au» der Registrende wurde zunächst eine Zu schrift d«< Raths verlesen, wonach der verstorbene Kaufmann Herr Gerlscher den milden Stiftungen der Stadt — mit Ausnahme der Armeuanstalt — ein Legat von 500 Thlrn. hinterlassen hat, über dessen Verthellung der Rath sich weitere Mittheilung vor behält. Ferner wurde die Anstellung des Hrn. Candidat Lindner als confirmirter Elementarlehrer an der zweiten Bürgerschule an gezeigt und ein Schreiben des Rath- vorgetragen, wonach derselbe die erste Etage des Gchletter'schen Hause- an Herrn Gasthaller Kramer zu vermiethen beschlossen hat, ungeachtet dieser in der Licitation nur das zweite Gebot (600 Thlr.) gethan hat. Da- erste (610 Thlr.) ging von Herrn Glasermeister Berger aus, welcher ein Meublesmagazin in da- Logis verlegen will. Der Ratd befürchtete von solcher Verwendung eine größere Deteriorirung de- Hauses und durch den Transport oft umfänglicher MeubleS eine schwerere Belästigung der anderen Abmietder, als durch die Be nutzung der Räume zum Logiren. Die Versammlung trat dem Beschlüsse des StadtratheS einstimmig bei. Eine Eingabe des Herrn Heinrich Dietz, die Verwendung der in Folge der Revisionen von Waagen und Gewichten zur Stadt- casse geflossenen Gelder zur Anschaffung von naturwissenschaftlichen Hilfsmitteln für dm Schulunterricht betreffend, wurde, in so weit sie Privatangelegenheiten des Genannten betrifft, zurückqewiesen. soll aber rückfichtlich ihre- allgemeinen Inhalts der Geschäfts ordnung gemäß auf dem Bureau ausgelegt werden. In einer Proceßsache mit dem Lohnkutscher Hrn. Krüger, die Entschädigung de- Letzteren wegen eines polizeilich mit Beschlag belegten Pferdes betreffend, hat der Stadtrath Herr Adv. Hennig zu« Actor der Stadtgemeinde bestellt. Die Versammlung gab dazu einhellig ihre Zustimmung. Weiter theilte der Stadtrath die Reklamationen mit, welche die zu Stadträthen auf Zeit gewählten Herren Kaufmann Schunck und Buchhändler S. Hirzel gegen diese Wahl erhoben hatten und welche, unter Bezugnahme auf frühere bei gleicher Veranlassung von Briden erhobene und angenommene Reklamationen, haupt sächlich auf die Geschäft-Verhältnisse der genannten Herren gestützt warm. Herr Stadtv. Hey hielt die geltend gemachten Ablehnung gründe nicht für durchschlagend. Hr. Hirzel berufe sich auf Mangel an Zeit; andere Leut« aber hätten auch in ihrem G schäfte zu ar beiten, dadurch dürfe man sich daher nicht abhalren lassen, der Gemeinde ein Opfer zu bringen. Herr vr. Heyner dagegen erinnerte daran, daß beide Herren auS gleichen Gründen früher von der Uebernahme von Stadtrathsämtern mtbvndm worden seien. Gegen 6 Stimmen entließ «an Herrn Sal. Hirzel, gegm 7 Stimmen Herrn Schunck von der Uebernahme der betreffenden Stellen. Hierauf ergriff Hr. Hey das Wort. Er schilderte dm äußerst lebhaften Verkehr auf der Gerberstraße und beklagte es, daß die feit einiqm Monatm fettige inwrimistische Brücke am Gerberthore diesem Verkehre nicht wenigstens i« so «eit eröffnet «erde, daß die auspasstrendm Fuhrwerke dieselbe benutzen könnte«. Er beantragte die interimistische Brücke dem Verkehre sofort zu übergeben, und zwar mindestens dergestalt, daß das auspassirmd« Fuhr werk diese »rücke zu benutzen, da- einpassirende aber die alte Brücke -u deschreite» habe. Der Antrag wurde zahlreich unterstützt und von Hm. 0r. Heyner lebhaft und mit dem Hinweis auf die Nothwendißkeit der möglichst baldigen Eröffnung der projektieren Parallelstraße bevorwortet. Bleches that Hr. vr. Reclam, indem er dm außerordentlich starken »erseht in jener Gegend schilderte. Der Hey'sche Antrag ward darauf einstimmig angenommen. Ferner brachte Herr Vorsteher Joseph eine neuerliche Raths zuschrift, betreffend: die vom Collegium bezüglich de- Tarifs de- Damm- und Brückengeldes gestellten Anträge re. mit dem Bemerken zum Vortrage, daß die Stadtverordneten sich die schleunigste Erledigung aller auf die vorstehende Angelegenheit bezüglichen Vorlagen bis jetzt schon hätten angelegen sein lassen. In dieser Zuschrift sagt der Stabtrath unter Anderem: „Wenn Sie zu t» die bisherige Befreiung verschiedener Düngersurrogate beibe halten wissen wollen, so halten wir zwar nach wie vor an der Ansicht fest, daß diese Befreiung nicht zweckmäßig ist. Weniger wegen de- dadurch bedingten Ausfalles in dem Ertrage de- Damm- qeldeS, als wegen der damit verbundenen Unannehmlichkeiten in der Handhabung. Wie wir bereits in unserer vorigen Zuschrift kervorgehoben haben, giebt gerade diese Specificirung einzelner Surrogate ununterbrochenen Anlaß zu Streitigkeiten und Zweifeln, zu Hinterziehungen und Täuschungen gegen die Erhebungsdeamt-n. Es steht nicht fest, waS unter dm fraglichen Surrogaten Alle- begriffen ist, häufig wird die Befreiung dazu benutzt, derartige Gegenstände, denen man es ja nicht ansehen kann, ob sie nicht zu ganz anderen Zwecken als zum Düngen dienen sollen, dämm, geldfrei durch das Thor zu bringen; in jedem Falle wird der von unS beabsichtigte Zweck möglichster Vereinfachung und möglichst leichten und raschen ExpedirenS nicht erreicht, denn eS muß eine genaue Prüfung und Untersuchung d-S Inhaltes der Wagenladung Statt finden. — Sie halten diesen Erwägungen die Rücksicht auf tkunlichst erleichterte Beseitigung ungesunder Abfälle entgegen. Allein die- möchte nur auf die auch von unS für dammgelt frei erklärten Gegenstände (Jauche, Gruben- und Stalldünger) An wendung leiden, nicht aber, oder doch nur in sehr geringem Maße - auf die Surrogate, Kalmus, Kümmel, Asche und dergleichen. Ueberdem kann das geringe Wegegeld von 2>/,, höchsten- 3 Ngr. 1 Pf. für ein große- Fuder wohl kaum als eine Erschwerung der Abfuhre angesehen werden und Ihre diesfalls ausgesprochenen Befürchtungen stehen wenigsten- nicht recht im Einklang mit den jenigen Ansichten, die Sie bei Ihren Anträgen auf Beseitigung d.s Marstalls geltend gemachr haben: dort gründeten Sie Ihre diesfallfigen Anträge zum Theil mit darauf, daß die Oekonomen der Umgegend mit großer Bereitwilligkeit die von ihnen so sehr begehrten Düngemittel rc. aus der Stadt abfahren wü'den. — Wenn wir gleichwohl und trotz aller vorstehenden Umstände für den Fall, daß Sie bei nochmaliger Erwägung auf Ihrem Be schlüsse d stehen bleiben sollten, uns Ihrer Ansicht anschlteßen und die fragliche Befreiung fortbestehen lassen zu wollen erklären, so thun wir dies, um Ihnen entgegen zu kommen, wo und so weit es sich irgend thun läßt und wo nicht die ganze Lebensfähig- ke t und Existenz der Sache selbst lauf dem Spiele steht.* „Ohne Weiteres einverstanden erklären wir uns ferner, Wa den Tarif seidst betrifft, mit Ihre» Anträge, die mit Estin oder Hundm be spannten Geschirre nicht hoher ats Schubkarren za vernehmen. (Hunde hätten wir ohnehin nicht unter de« Ausdruck „Zugvieh* oder „Augchier* gefaßt.) Wir werden demgemäß dm Tarif fest- srtzen. * Dagegen ist der Stadtrath bei stinem Beschlüsse zu ie, wo nach die Befreiung von Wagen mit Bauermarkt, Milch, Brod und Kohlgärtnerwaaren in Zukunft an allen Thorm wegfaLrn soff, stehen geblieben. „Wir müssen — sagt er — was die Sache selbst betrifft, vor Ale» dm finanziellen Gesichtspunkt in dm Vordergrund stellen. Rach dm von uns angestelltm, auf die Ergebnisse und Erfahrungen der letzten Jahre aegründetm Erörterungen würde sich, wenn der „Bauermarkt*, Brod, Milch und ^ohlgärtner, waaren fernerhin kein Dammgekd zahlen sollten, ein jährlicher