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Ein Blick auf die Weltlage. Die hundstägige Zeit kommt in der hohen Politik aller dings herzlich wenig zum Ausdruck. Im Gegenteil, ge rade der diesjährige Sommer zeichnet sich politisch durch eine ganze Reihe mehr oder weniger interessanter Vor gänge aus, welche zusammen der Weltlage gerade während Ler Hundstage ein lebhaftes Relief verleihen. Zweifellos das bemerkenswerteste all' dieser Ereignisse ist der so über raschend eingetretene Erlab einer Verfassung für die Türkei, wodurch letzteres Reich mit einem Schlage in die Reihe der konstitutionellen Staatswesen eingerückt ist. Daß Sultan Abdul Hamid, ,,nur der Not gehorchend, nicht dem eignen Triebe", dem türkischen Volke eine solche wichtige zeitgemäße Konzession gemacht hat, kann kaum noch bezweifelt werden, immerhin hat dies unerwartete Entgegenkommen des Padi- schah gegenüber der türkischen Reformpartei recht günstige Wirkungen geäußert, so daß man nun die Lage im euro päischen Weiterwinkel vorerst mit etwas weniger pessimi stischen Augen betrachten darf. Zu den interessanten Vor gängen des Hochsommers darf auch die nunmehr wieder abgeschlossene offizielle nordische Reise des Präsidenten Fallieres gerechnet werden, die ihn zunächst nach Kopen- Hagen, dann nach Stockholm, hierauf nach Reval und zu letzt nach Christiani« führte. Wenn gleich die Besuche des Herrn Fallieres an den drei nordischen Königshöfen einer besonderen politischen Bedeutung entbehrten, sich vielmehr eigentlich nur als unerläßliche Höflichkeitsakte darstellten, so haben sie durch ihren Verlauf immerhin erkennen lassen, daß Frankreich nach wie vor starke Sympathien gerade in den skandinavischen Ländern genießt, und dies darf die auswärtige Politik Frankreichs mit auf ihr Gewinnkonto buchen. Von politischem Charakter war dagegen die Be gegnung des französischen Staatsoberhauptes mit dem Zaren Nikolaus in Reval, sie hat aller Welt den Weiter bestand der franco-russischen Allianz vor Augen geführt, was wohl auch der Hauptzweck der jüngsten Revaler Lntre- vue war. Im übrigen sind zwischen dem Zaren und seinem distinguierten Gaste nur friedliche Versicherungen ausgetauscht worden, sie passen völlig in die an den lei tenden Stellen Europas immer wieder zum Ausdruck ge- brachten Friedenstendenzen hinein. Da hat es denn ein freundlicher Zufall gefügt, daß gerade jetzt wieder einmal ein internationaler Friedenskongreß tagt, und zwar am Themsestrande. Man mag die praktisch« Bedeutung dieser periodischen Friedenskongresse mit Recht nicht allzuhoch an- schlagen, dennoch kann ihnen ein gewisser leiser Einfluß auf den Stand der Weltpolitik nicht ganz abgestritten werden, und so ist es nicht zu unterschätzen, daß der eng lische Premierminister Asquith in oer Rede, die er auf dem den Delegierten der Friedenskonferenz gegebenen Staats- bankelt hielt, einem gegenseitigen Sichkennenlernen der Völker das Wort redete. Diese Annäherung war kurz vorher von einem anderen englischen Staatsmanns eben falls in einer Bankettrede empfohlen worden, vom Handels minister Lloyd George, dies allerdings ausschließlich in Hinblick auf England und Deutschland. Vielleicht darf man in der Tat einer weiteren Förderung der von Mr. Lloyd George so warm befürworteten deutsch-englischen Verständigung entgegensehen, wenn man erwägt, daß schon im Laufe der nächsten Woche die angekündigte abermalige Begegnung Kaiser Wilhelms mit König Eduard in Schloß Friedrichshof stattfinden wird, wenigstens läßt die bevor stehende erneute persönliche Aussprache zwischen dem kaiser lichen Neffen und dem königlichen Oheim hoffen, daß sie das ihrige zur weiteren gegenseitigen Verständigung ihrer Länder beitragen wird. Trotz der im großen und ganzen nicht ungünstigen Aussichten auf den derzeitigen Stand der Weltpolitik gibt es jedoch noch immer Probleme, die in ihrer Behandlung noch nach wie vor Aufmerksamkeit seitens der Diplomatie erfordern. Es sind neben den maze donischen Dingen die marokkanischen und die persische Frage, deren Weiterentwicklung nach wie vor im Lichte der Un gewißheit erscheint, so daß selbst jetzt noch Überraschungen in Marokko wie in Persien keineswegs ausgeschlossen sind. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 4. August. Heute vormittag sah ein hiesiger Einwohner, wie ein Mann angekleidet in den „Großen Teich" hier lief, offenbar mit der Absicht, sich das Leben zu nehmen. Auf Anrufen des betreffenden Einwohners kehrte jedoch der Lebensmüde aus dem Wasser zurück und wurde, da vermutlich Geistesstörung bei dem selben vorliegt, seine Aufnahme in das hiesige Stadtkranken haus veranlaßt. Nach den angestellten Erörterungen handelt es sich um den Wirtschastsbesitzer Albin P. aus Johnsbach. — Herr Assessor vr. Lachmann, zeither Referendar in Plauen i. V., wird dem hiesigen Königlichen Amts gericht vom 15. August 1908 ob zugewiesen. — Es dürfte wohl niemand geben, der Montag abend nach Schluß der Theatervorstellung nach Hause gegangen wäre, ohne völlig von dem Gesehenen befriedigt gewesen zu sein. Es war das erste Mal, daß in hiesiger Stadt Donnerstag, den 6. August 1908 74. Jahrgang Nr. 89 und Königliches Amtsgericht. 8. K. 104/08. W Königliche Amtshanptmannschast Dippoldiswalde, am 31. Juli 1008. 867 ä. Der Gerichtsvollzieher des Kgl. Amtsgerichts. <2-399/08. im 43 94 Mk. — 40000 24 17 d. 37 66 40 105353 710 39850 2 053 Monat 93412 34500 92939 26 374 für Obercunnersdorf, 1670, 1671, 1672 und 1673 für Pretzschendorf 226, 227 und 228 für Paulsdorf 220878 Mk. dagegen sind tragenden Kommunikationswege für den öffentlichen Verkehr einzuziehen und, soweit sie außerhalb der Talsperrengebiete Klingenberg und Malter gelegen sind, nur noch als Wirtschastswege fortbestehen zu lassen. Gemäß § 14 Absatz 3 des Wegebaugesetzes vom 12. Januar 1870 wird dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß Widersprüche hiergegen binnen 3 Wochen, vom Tage des Erscheinens dieser Bekanntmachung ab gerechnet, hier anzu bringen sind. Die Gemeinden Obercunnersdorf, Pretzschendorf und Paulsdorf haben beschlossen beziehentlich beantragt, die die Flurbuchsnummern unbeschadet des Rechtes, vor den Verbindlichkeiten aus Pflichtteilsrechten, Vermächtnissen und Auslagen berücksichtigt zu werden, von den Erben nur insoweit Befriedigung ver langen, als sich nach Befriedigung der nicht ausgeschlossenen Gläubiger noch einüeber- schuß ergibt, auch haftet ihnen gegenüber jeder Erbe nach der Teilung des Nachlasses nur für den seinem Erbteile entstehenden Teil der Nachlaßverbindlichkeiten. Die Anmeldung hat die Angabe des Gegenstandes und des Grundes der Forde rung zu enthalten. Urkundliche Beweisstücke sind in Urschrift oder in Abschrift beizufügen. Dippoldiswalde, den 31. Juli 1908. I- Pf. Einlagen in 810 Posten, Pf. Kapital-Rückzahlungen, Pf. Zinsen, Pf- Insgemein, Pf. für verkaufte Wertpapiere, Pf. Rückzahlungen von der Sächs. Bank, Hf. in Sa. vereinnahmt, s Auf Blatt 112 des Handelsregisters, die Firma Sächsische Holzwarenfabrik Mar Böhme L Co., Aktiengesellschaft in Dippoldiswalde betreffend, ist heute eingetragen worden, daß der Fabrikdirektor Norbert Mortimer Rodkinson in Berlin zum Mitglieds des Vorstandes bestellt worden und befugt ist, die Gesellschaft für sich allein zu vertreten. Dippoldiswalde, am 4. August 1908. Das König!. Amtsgericht. Pf. Rückzahlungen in 494 Posten, Pf. Zinsen an die Einleger, Pf. ausgeliehene Kapitalien, Pf. abgelieferte Überschüsse und Verwaltungsaufwand, Pf. Einlage bei der Sächs. Bank, -s - Freitag, den 7. August d. 3s., mittags 12 Ahr, soll in Naundorf bei Schmiedeberg l 8küvlr anstehender Koggen öffentlich gegen Barzahlung versteigert werden. Bieter sammeln im Gasthof daselbst. Dippoldiswalde, am 5. August 1908. Aufgebot. Die Lohgerbermeisters-Ehefrau Auguste Ida Röhringer, geb. Steinigen, in Dip poldiswalde hat als Miterbin der am 29. Mai 1908 in Dippoldiswalde verstorbenen Schuhmachermeisterswitwe Johanne Auguste Wilhelmine Steinigen, geb. Schöne, das Aufgebot der Nachlaßgläubiger beantragt. Demgemäß werden alle Diejenigen, denen eine Forderung an den Nachlaß der genannten Erblasserin zusteht, hierdurch aufgefordert, ihre Forderungen bei dem unterzeichneten Gerichte spätestens in dem Aufgebotstermine, der auf vonnonolsg, «Ion s. Novemdon isos, nsokmiEkogs 2 Uki-, anberaumt wird, anzumelden,- die Nachlaßgläubiger, welche sich nicht melden, können net. Bekanntmachung«« auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei» gespaltene Zeile SS bez. 30 Pfg. - Tabellarische und komplizierte Inserat« mit entsprechendem Aus schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, dl« Spaltenzeil« 3V Pfg. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Fahrradhändlers Ernst Paul Wolf in Grotzölsa wird zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters und zur Beschlußfassung über die Erstattung der Auslagen und die Gewährung einer Vergütung an die Mitglieder des Gläubigerausschusses der Schlußtermin auf den 31. August 1908, vormittags </2l1 Ahr, vor dem hiesigen.Königlichen Amtsgerichte bestimmt. Die Vergütung des Verwalters wird aus 300 M, seine Auslagen werden auf 22 M. 93 Pf. festgesetzt. Dippoldiswalde, den 3. August 1908. K 2/08 Nr. 5. Das Königliche Amtsgericht. Mk. Mk. Mk. Mk. Juli Mk. Mk. Mk. Mk. Mk. Mk. Heritz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. Dsa.. solche aus unseres U Amtshauptmannschaft x mit 12 Pfg. die Spaltzest« E oder deren Raum berech- 187967 Mk. 35 Pf. in Sa. verausgabt worden. — Mittlere Niederschlagsmengen (mm oder 1 auf den qm) und deren Abweichungen von den Normalwuckm in den uns benachbarten Flußgebieten, 3. Dekade, Juli 1908: vereinigte Weißeritz: beob. 39, norm. 26, Abwchg. -j-13; wilde Weißeritz: beob. 39, norm. 29, Abwchg. -^10; rote Weißeritz: beob. 41, norm. 28, Abwchg. -s-13; Müglitz: beob. 27, norm. 29, Abwchg. —2. — Die Nummer 4 der „Kur- und Fremdenliste für die Höhen- und Luftkurorte Altenberg, Hirschsprung, Scheller- Hau und Falkenhain" führt unter dem 4. August kn Alten berg 365, Hirschsprung 133, Schellerhau 235 und Falken hain 125 Personen auf. Ueberhaupt wurden die Sommer frischen bisher besucht: Altenberg 547, Hirschsprung 202, Schellerhau 343 und Falkenhain 167 Personen. Bekanntmachung. In Dippoldiswalde und in Flur Paulsdorf sind von unbefugter Hand mehrere von dem unterzeichneten Baubureau angebrachte Pfähle und Merkzeichen entfernt worden. Es wird nochmals darauf hingewiesen, daß nach ß 14 Abs. 3 des Enteignungsgesetzes die Eigentümer und Besitzer der Grundstücke verpflichtet sind, die Vorarbeiten zu dulden, und die angebrachten festen Merkzeichen bis zum Beginne der Ausführung des Unter nehmens, jedoch nicht länger als 2 Jahre, stehen zu lassen haben. Die Verwaltungs behörde kann zur Durchführung dieser Vorschrift die ihr zu Gebote stehenden gesetzlichen Zwangsmittel anwenden. Msliivi-, am 4. August 1908. NLniglivk«» irschtim wöchentlich oret- maliDienrtag, Donners tag und Sonnabend und wnd an den vorhergehen» SenAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 26 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- galten, Postboten, sowie insereAusträger nehmen Bestellungen an. „Staatsanwalt Alexander" den Theaterbesuchern geboten wurde und zwar in einer Weise, wie sie besser nicht ge wünscht werden kann. Der Hauptanteil an diesem Er folge ist Herrn Direktor Zahn selbst zuzuschreiben, der in der Titelrolle sein vorzügliches Können dem Publikum dar bot und darin von allen Mitwirkenden eifrig unterstützt/ wurde. Wir können einer Wiederholung des Stückes nur denselben Besuch wie am Montag wünschen. Theater. Heute gelangt „Othello, der Mohr von Venedig zur Aufführung. Sonnabend und Sonntag bleibt das Theater geschlossen. — Am Montag, den 10. d. M., gastiert Herr Ad. Schiele vom Stadttheater in Essen als „Charleys Tante". — Nächsten Freitag wird das Lustspiel: „Reichsadler und Sternenbanner" gegeben. Dippoldiswalde. Bei der hiesigen Sparkasse wurden Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschafi, das Königliche Amtsgericht und dm Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtfeitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtfchaftlicher Monats-Beilage. Mr die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehnr. — Druck und Verlag von Carl Jetznr in Dippoldiswalde.