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Dresdner Journal : 25.07.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189607252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960725
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960725
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-07
- Tag 1896-07-25
-
Monat
1896-07
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 25.07.1896
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vej»^ret«: Für Tretden vicrlestährtlch L Marl 50 Ps., bei den «aiser- Uch dcutschcn Postanstalten vierteljährlich «Mark; außer halb des Deutschen Necche« Poft- und Stempelzuschlag. Einzelne Nummern: lo Ps Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. Fernspr-Anschluß: Nr.12»5. Dns-ner M Zourml. AntüiidigungSgebühren: Für den Naum einer gespal tenen Zeile kleiner «christ SO Ps Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Ps Be» Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition des Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr 20. Fcrnspr Anschluß: Nr 12V5. 171. Sonnabend, den 25. Juli, abends. 188«. Amtlicher Teil. Dresden, 2:5. Juli. Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Erzherzogin Otto von Öster reich sowie Ihre König!. Hoheiten der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, und die Prinzessin Mathilde, Herzogin zu Sachsen, sind heute Vor mittag 8 Uhr 42 Min. nach Eichstädt gereist. N Se König!. Hoheit der Prinz Albert, Herzog zu Sachsen, hat Sich heute von Leipzig aus nach Eichstädt begeben. WekannLrnachung. Das Ministerium des Innern hat dem Weber- Kranken- und Begräbniß - Unterstützungsverein zu Hainichen (Eingeschriebener Hülfskasse) auf Grund deren revidirten Statuts vom 19. Octobcr 1884, sowie der Nachträge vom 26. Januar 1891, 29. März 1893, 27. Juni 1896 und derjenigen Vorschrift des Nachtrags vom 24. Februar 1896, die durch den Nachtrag vom 27. Juni 1896 nicht abgeändert worden ist, hiermit bescheinigt, daß sie, vorbehaltlich der Höhe des Krankengeldes, den Anforderungen des 8 75 des Krankenversicherungsgesetzes vom 15. Juni 1883 in der Fassung der Novelle vom 10. April 1892 nach wie vor genügt. Dresden, am 17. Juli 1896. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel, vr. Roscher. Fischer. Ernennungen, Versetzungen re. tm öffentlichen Dienste. Departement des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die Kirchschulstelle zu Mittelbach Kollator: das K. Ministerium des Kultus und öffentliche» Unterricht. Tie Stelle gewährt lOvv M vom Schuldienste und 500 M vom Kirchcndicnste, sowie sreie Amtswohnung mit Gartcngenuß Für Leitung der Schule werden 20 M. gewährt. In Aussicht steht ein jährliches Honorar von so M sür Fortbildungsschuj- unterricht und sür die Frau des Lehreis ein solches von 72M. sür Nadelarbeiisunterricht Gesuche mit den gesetzlichen Bei lagen sind bis zum 17. August bei dem K. Bezirksschulinspekior Schulrat Saupe in Chemnitz einzurcichen; — zu Michaelis die 2. ständige Lchrcrstellr an der Kirchichule zu Burkersdors bei Ostritz Kollator: das K. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Das Einkommen der Stelle beträgt außer der freien Wohnung in einem eigenen Hause und etwaigen AlicrSzulagen 1000 M., wozu 88 M. sür Fort- bildungsschulumerricht und 36 M. sür Turnunterricht kommen. Gesuche mit den gesetzlichen Beilagen, unter denen auch ein musikalisches Zeugnis wünschenswert ist, sind bis zum 8. August an den K. Bezirksschulinspektor Schulrat Pros. Michael in Zittau einznreichen Nichtamtlicher Teil. Die Borgänge in Litte bieten uns ein Bild dar, in welchem Ernst und Komik mit einander streiten. Ernst allenfalls, wenn auch keineswegs beunruhigend ist die De monstration gegen die deutsche Nationalität; komisch berührt es, daß die guten Leute von Lille Liebknecht und Genossen als Vertreter des Deutschtums be trachtet und danach behandelt haben. Liebknecht hat sich denn auch, nachdem er und seine Geführten heil an Ort und Stelle angelangt waren, beeilt, die Fran zosen an seinen Protest gegen die Annexion Elsaß- Lothringens zu erinnern und zu betonen, daß er glücklich sei, unter französischen Sozialisten zu weilen. Wir in Deutschland begreifen dieses sein Gefühl vollkommen und sind gar nicht so böse gegen ihn ge sinnt, um nicht von ganzem Herzen zu wünschen, daß er samt seinen Kollegen dieses Glück, wenn mög- Luuss und Wissenschaft. Von den Bayreuther Festspielen. Die erste Aufführung des Nibelungen-Eyklus in Bay reuth ist zu Ende, morgen beginnt die zweite. Über jene äußert sich E Krebs zusammenfafsend in einem Aussatz der „Voss. Ztg", welchen wir auszugsweise im nachstehen den wiedergeben Der tüchtige Berliner Musikkenner bc tont zunächst, daß erst, wenn die vier Teile des „Ringes" in so enger Folge aufgeführt werden, wie es in Bayreuth geschah, sich dem Hörer unmittelbar der große Zusammen hang, der tiefe Sinn der Dichtung erschließt und geht dann auf die Darstellung der Tetralogie em: Die Dekorationen waren von Pros Brückner in Koburg gemalt und alle durch Stimmung und Schönheit der Idee ausgezeichnet Im ersten Akte der Walküre berührte cs eigentümlich, daß vor dem Liebeslied ein Thor aufsprang, welches fast die ganze Hintere Wand der Hütte dem Mondlicht öffnete; das erinnerte stark an „Effekt". Bester wäre es wohl gewesen, wenn nur die kleine Thür, durch die Siegmund und Hunding eintreten, ausgeflogen wäre Der Wallkürenritt nahm sich ziemlich kümmerlich aus Man hätte hier mit einer Andeutung mehr erreicht: ein zuckender Blitz, eine schnell fliegende Wolke, wie bei der Erscheinung Wotans hätten wenigstens die Phantasie an geregt, während die vorbeihuschenden Püppchen jede Illu sion störten Bei dem Feuerzauber thaten die funken sprühenden Feuerwerkskörper, die man von jedem Gartenfest her kennt, eine recht üble Wirkung; die rot beleuchteten Dämpfe und die auflohenden Feuergarben allein stellten die Brünnhild beschützende Flammenwanv viel überzeugen der dar Die Dekorationen zum Siegfried warcn durchweg sehr erfreulich, die Waldscene von großer Poesie, der Drache ein Meisterstück der Bühnentechnik Zum Schönsten in der Ausstattung de» „RmgeS" gehörten aber zwei lich, doch für alle Zeit festhalten möchte. Hr. Liebknecht ist aber gegenwärtig nicht nur ein glücklicher, sondern auch ein bescheidener Mensch, denn er hat bei dem Ehrentrunk ausdrücklich und ernstlich der Bevölkerung für ihre Aufnahme gedankt, nachdem die deutschen Sozialdensokraten, der feindseligen Kundgebung der Menge ausweichend, sich einzeln und unerkannt nach dem Versammlungsorte hatten hinschleichen müssen. Wenn man die Lektion, die tun deutschen Sozial demokraten in Lille zuteil geworden ist, als eine wohlverdiente bezeichnet, so macht man sich damit keiner Gehässigkeit schuldig, am allerwenigsten unter dem Eindruck der Rede, die Liebknecht alsbald nach dem Triumpheinzug vom Stapel gelassen hat. Gewiß sind die deutschen Sozialdemo kraten wegen ihrer Nationalität ganz unschuldig atta- quiert worden — denn geringere Patrioten als sie haben wir wirklich nickt zu veistnden —, aber aus den Vorgängen haben sie entnehmen können, daß bei den Franzosen Sozialdemokratie nicht gleichbedeutend mit Vaterlandsfeindschaft ist, daß der nationale Gedanke — und als solchen müssen wir die deutsch feindliche Gesinnung unserer Nachbarn doch im letzten Grunde anerkennen — sich schließlich stärker erweist als das sozialistische Prinzip. Lille ist eine vor wiegend sozialistische Stadt und doch hat ein bedeu tender Teil der Bevölkerung gegen die französischen Sozialistenführer, die die deutschen Genossen gleich den anderen als Gäste empfangen wollten, und schließlich sogar gegen die anwesenden Sozialisten über haupt demonstriert, indem er die Armee gegen den Sozialismus ausspielte und die rote Fahne der Einziehenden zerfetzte. Man kann es nur bekräftigen, wenn ein deutsches Blatt heute schreibt: „Umsonst hat Liebknecht die Entstehungsgeschichte des französischen Krieges gefälscht und das An denken Kaiser Wilhelms und der Gefallenen von 1870/71 geschmäht, umsonst hat er selbst in Lille den Anspruch Frankreichs auf Elsaß Lothringen aner kannt, die französischen Sozialdemokraten glauben bei diesen Deutschen nicht an Gefühle, denen ihre eigenen Herzen selbst verschlossen sind. Sie erweisen sich hierin als schlechte Psychologen, sie haben sich aber ein Verdienst erworben, indem sie dem deutschen Arbeiter abermals zeigten, daß seine Verführer ihn belügen, wenn sie versichern, die französischen Sozia listen seien gleich ihnen Verächter des vaterländischen Gedankens und Feinde der Armee." Die Vorgänge in Lille, deren stürmischer Verlauf und Bedeutung der „Vorwärts" natürlich ableugnet, richten sich also in letzter Reihe gegen die Jnter- nationalität der Sozialdemokratie und verdienen unter diesem Gesichtspunkt hauptsächlich bewertet zu werden, wenn man auch dem Einfluß lokaler Verhältnisse, die vorhergehende Verhetzung zwischen Radikalen und Sozialisten in der Stadt, nicht ganz außer Rechnung lassen kann. Sie enthalten damit insbesondere für die um französische Gunst bnhlcnden Anhänger Lieb knechts die denkbar schroffste Abweisung und sind zugleich ein neues Anzeichen zu den tausend anderen davon, daß die Revanche-Idee im französischen Volke fortbrennt. Aus der Kundgebung gegen unsere Nationalität starke Konsequenzen zu ziehen, liegt uns ganz fern, denn einmal ist dieselbe an die grundfalsche Adresse ge richtet worden, wodurch sie einen ironischen Beigeschmack erhält, und zweitens sind wir an derlei Vorkommnisse gewöhnt. D.e Demonstration in Lille hat kaum mehr Aufregendes wie der neuliche Racheschwur des franzö sischen Bataillonskommandeurs, wir bedauern allenfalls nur, daß sich ein Teil der braven Liller von dem anderen um eines falschen Alarms willen tüchtige Prügel geholt hat: es waren ja gar keine wahren Deutschen anwesend. Das Ministerium Salisbury, welches im Unterhause bisher über eine Mehrheit von reichlich 150 Stimmen verfügte, hat vorgestern bei der Abstimmung über einen von der Opposition ein gebrachten Ergänzungsantrag zu 8 24 der irischen Landbill eine Niederlage erlitten, die zwar die Stell ung des Kabinetts nicht erschütterte, die aber doch aus die im Ministerium und in der konservativ- unionistischen Regicrnngspartei znr Zeit herrschenden Strömungen ein scharfes Licht wirft. Der fragliche Ergänzungsantrag, welcher statt der in der Regier ungsfrage vorgeschriebenen Barzahlung die Annahme von Landbonds beim Ankäufe der Pachtgüter normiert, ist vom Staatssekretär für Irland, Balfour, bekämpft, aber dementgegen mit 99 gegen 86 Stimmen an genommen worden. Das Ministerium hat aus dieser Abstimmung nicht gefolgert, daß das Unterhans in seiner Mehrheit dem Kabinett sein Vertrauen versage und daß es demnach zurücktreten müsse, sondern ein fach den 8 24 der Landbill mit dem Vorbehalt zu rückgezogen, diese Zahlungssrage in späterer Zeit dem Unterhause zu einer neuen Entscheidung zu unter breiten. Das Recht zn bleiben — statt zu demissio nieren — hat Salisbury wohl nicht allein aus der geringen Zahl der an dieser Abstimm ung beteiligten Unterhausmitglieder, sondern auch aus der Belanglosigkeit der Ursache des Votums abgeleitet und die konservative Presse hat ihrer- se ts nicht ermangelt, diese Auslegung der zufälligen Niederlage der Regierung als korrekt zu bezeichnen. Dem ungeachtet hat dieser kleine „Unfall" des konservativen Ministeriums — so wird uns in einer etwas pessimistisch gefärbten Zuschrift aus London mit geteilt — in manchen Kreisen den Eindruck hervorgerufen, daß im Regierungslager immerhin die Gefahr einer Krisis sich andeute. Es ist zunächst ausgefallen, daß unter den für den Opposinonsantrag stimmenden Deputierten sich eine ansehnliche Zahl von Unionisten befunden hat, und außerdem hat sich überhaupt bei den Verhandlungen über die irische Landbill gezeigt, daß hervorragende Mitglieder der Regierungspartei die Erledigung dieser Vorlage zu vereiteln suchten. Aus dieser Wahrnehmung heraus drängt sich un befangenen Beurteiler» der parlamentarischen Lage die Frage auf, ob nicht die vorgestrige Abstimmung die beginnende Zersplitterung der Regierungspartei in liberale und konservative Unionisten zu bedeuten habe. Für den Fall, daß es dem Ministenum gelingen sollte, diesen „Riß" im Regierungslager zu verkleben, hat das konservative Kabinett aber noch einer anderen Gefahr zu begegnen. TieRegierung befindet sich nämlich infolge der Obstruktion der Liberalen, die das Kabinett schon zur Zurückziehung der Unterrichtsbill genötigt hat, in einer unerquicklichen Situation. Es ist ihr bis her nicht gelungen, auch nur die Hälfte der zur Er ledigung noch in dieser Session bestimmten Vorlagen im Unterhause durchzubringen, und doch tagt letzteres schon über die übliche Zeit hinaus — zn nicht ge ringem Verdruß auch der Konservativen, die sich nach Erholung von der langen parlamentarischen Arbeit sehnen. Die Aussicht darauf, daß wenigstens die Landbill noch zur Erledigung gelangt ist, mag ja auch befriedigend sein, aber es herrscht im Ministerium Unschlüssigkeit darüber, welche von den „dringendsten" Gesetzentwürfen weiter zur Durchberatung kommen sollen. Diesbezüglich hat der konservative Oberst Landerson unter großer Heiterkeit im Unterhause aus der Regierungsschule geplaudert, als er jüngst den Ausspruch ihat: „Ich glaube, daß man im Ministerium in Bezug auf das parlamentarische Arbeitsproqramm nur darüber einig ist, an welchem Tage das Parla ment vertagt werden muß." Die Minister haben dieser Behauptung nicht widersprochen, nachdem die Regierungspresse bereits gem ldct hatte, daß Lord Salisbury unter allen Umständen den 15. August als Schlußtermin der Session bestimmt hat. Im Regierungslager ist man angesichts der bis Hengen geringen Arbeitsergebnisse des Unterhauses natürlich sehr verstimmt, und diese Unzufriedenheit richtet sich jetzt auch gegen das Ministerium, dem man die Verantwortung dafür zuschreibt, daß es durch die verfehlte Politik in Südafrika die Opposition der Liberalen gekräftigt und durch die verspätete Ein bringung einer großen Anzahl von Gesetzesvorlagen die jetzt abzuwehrende Obstruktion schlechtweg, hervor- gerufen habe. Die Schwierigkeiten, mit welchen die Bewältigung des Matabeleausstandes verbunden ist, verschlimmern die Lage des konservativen Kabinetts nicht nur der liberalen Opposition, sondern auch der unioni- stischen Mehrheit im Unterhause gegenüber, und es will daher manchen Leuten immerhin fraglich, wenig stens nicht als unbedingt sicher erscheinen, daß das Ministerium Salisbury trotz der noch immer vor handenen starken Regierungsmehrheit in den beiden Häusern des englischen Parlaments sein Dasein über die bevorstehenden Kammerferien hinaus werde er hallen können. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. * Berlin Se. Majestät der Kaiser sind vorgestern abend von Mcrok im Geiranger-Fjord eingetroffen. Se. Majestät machten gestern vormittags einen längeren Spaziergang an Land. — Unter der Aufschrift Verlagsrecht und Urheber recht ist in der „K. Z." zu lesen: Vielfach wird die Be fürchtung ausgesprochen, daß die Reichsgesetzgebung die Gesetze über das Privatversicherungsrecht und das Verlags recht nicht mehr vor dem Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuchs erledigen könne, namentlich im Hinblick darauf, daß die Regelung des Verlagsrechts auch eine vollständige Umbildung der Gesetzgebung über das Urheberrecht an Schriftwerken und Werken der Kunst bedinge. Wir glauben, daß in der Tagung von 1897 98 beide Gesetzentwürfe ohne Schwierigkeit verabschiedet werden könnten Ter Zu sammenhang des Verlagsrechts mit dem Urheberrecht ist keineswegs ein so enger, daß die Regelung des einen Rechts mit Notwendigkeit die des anderen nach sich ziehen müßte; der beste Beweis dafür liegt wohl in der That- sache, daß das Reich seit einem Vierteljahrhundcrt eine einheitliche Gesetzgebung über das Urheberrecht besitzt, bin- gegcn der Regelung des Verlagsrechts noch entbehrt. Tie Gesetze über das Urheberrecht entsprechen allerdings in manchen Punkten den heutigen Anschauungen und Bedürf nissen nicht mehr, und es kann vorbehaltlos zugegeben werden, daß sie durch die Gesetzgebung anderer Länder überholt worden sind; es gilt dies vor allem von der österreichischen Gesetzgebung, die erst in diesem Jahre ihr veraltetes Recht mit den Ansichten des heutigen Rechtslebens in Einklang gebracht hat, und zwar nach übereinstimmender Beurteilung in geradezu treff licher Weise. Allein das Bedürfnis nach einer Aenderung ist keineswegs ein so dringliches, daß sie nicht ohne Bedenken dem kommenden Jahrhundert vorbehalten werden könnte; ohnehin ist die Rechtsentwickelung auf dem Gebiete des Urheberrechts unverkennbar auf eine möglichst übereinstimmende und gleichmäßige Ausbildung der in den verschiedenen Staaten geltenden Rechte gerichtet, und die Umbildung des Berner Vertrags, die ja bereits in An griff genommen ist, wird in dieser Hinsicht zweifellos von Bedeutung werden Tie Reichsgesetzgebung wird also hierdurch an der so notwendigen und von den Buchhänd lern und Schriftstellern gleichmäßig ersehnten Regelung des Verlagsrechts nicht im geringsten gehindert; da ge nügende Vorarbeiten vorhanden sind und die reiche Litteratur der Gesetzgebung einen guten Teil ihrer Arbeit abgenommcn hat, so dürften die der Verabschiedung ent gegenstehenden Schwierigkeiten nicht allzugroß sein Hoffentlich schlagen die verbündeten Regierungen auch hier bei den bewährten Weg ein, die Vorlage einer Konferenz von Sachverständigen zu unterbreiten, in welcher natur- Bilder: die Walvlandschaft in der „Götteroämmerung" mit dem Durchblick auf den Rhein und den Lurleyselsen, und das Spiel der Rheintöcbter in der ersten Szene. Durch die blaue Flut sieht man bis auf den zackigen Fels grund des Stromes, und in leichtem Getändel, so natür lich in Haltung und Bewegungen, als wenn sie wirklich im Wasser schwämmen, tummeln sich die Nixchen um die Riffe, tauchen durch den ganzen weiten Bühncnraum auf und nieder und geben eine vollendete Täuschung Nur die Kostüme dieser Wasserwesen reizen zu eigentümlichen Betrachtungen, wie ich denn mit der Kostümfrage über haupt den heikelsten Punkt der Bayreuther Ausführungen berühre Die Rheintöchter tragen lange, wallende Ge wänder, die bis oben dicht hinauf geschloffen sind und auch nicht ein Stückchen des HalseS frei geben Nun ist c» nicht zu verlangen, daß bei dieser Gelegenheit ein Realismus outranee herrsche, aber etwas mehr könnte man die schöne Natur wohl zu Worte kommen lassen. Die Kostümzeichnungen sür die Nibelungen-Tetralogie rühren von dem wunderlichen Heiligen Han« Thoma her, und wunderlich genug ist denn auch manches geraten Ter grasgrüne Froh und die in bedruckten Möbelstoff ge kleidete Freia, die auSsah, wie eine Watteausche Schäferin, waren nicht schön, ebensowenig Siegfried in der Ausrüstung eines römischen Peltasten, aber ganz unmöglich ist die Wal traute mit doppelten Puffärmelchen im Stil eines Edelfräuleins aus dem 16. Jahrhundert. Ich glaubte erst, der Kostümzeichner wäre mit voller Absichtlichkeit im anti realistischen Sinne thätig gewesen, da sich bei dieser Götter und Heldensage eine historische Echtheit ja doch nicht er reichen läßt, und ich glaubte auch bei der Regie anti- realistische Tendenzen zu erkennen, und wäre ganz damit einverstanden gewesen Tenn ich traue der Phantasie mehr »u, als mancher Bühnenleiter, und gerade beim Musikdrama scheint mir eine starke Stilisierung in allem Äußerlichen ganz wohl zulässig Nur müßte dann diese Stilisierung auch konsequent durchgesührt werden, und da« war hier nicht der Fall Aus der einen Seite suchte man der Wirk lichkeit so nahe zu kommen, wie nur möglich, um sich auf der anderen Seite um so weiter von ihr zu entfernen, und diese Kreuzung zweier entgegengesetzter Prinzipien wirkte öfters störend und verwirrend So — um wenige Beispiele anzuführcn — waren die Mannen der Gibichungen etwa so gekleidet, wie man sich prä historische Krieger denkt, während die Fürsten merk würdig aus diesem Stil fielen Nicht mit einem Stierhorn, wie Wagner es verlangt, rief Hagen die Mannen zusammen, sondern mit einer Lur, die ziem lich treu den in Kopenhagen ausbewahrten Instrumenten nachgebildet war, auch die Krieger bliesen auf Lurcn — nebenbei bemerkt hielten sie sie falsch: der Schalltrichter muß hoch stehen, über dem Kopf des Bläsers. Der Drache war durchaus realistisch, es war versucht, das „Drachcnideal" möglichst zu erreichen; aber zu der Höhle, in der er hauste, führten sauber gehauene Stein stufen hinan. Saubere Wege und gute Stufen gab cs auch in der Waldeinsamkeit, in die Siegfried sich verirrt, außerdem standen hier drei glatt abgesägte (!) Baum stumpfe, damit die Fürsten Günther, Hagen und Siegfried gleich darauf Platz nehmen konnten Und nun zu den Darstellern. Wotan, der so sehr im Mittelpunkte dcs Ganzen steht, daß Wagner sich allen Ernste« überlegte, ob er die Tetralogie nicht nach ihm be nennen sollte, wurde von Herrn Perron gesungen Seiner Stimme fehlt die sür den Heervatcr nötige Wucht und Ausdauer Er schien öfter ermattet und detonierte dann. An manchen Stellen war er sehr reich an Ausdruck, z.B. al« Wanderer, anderwärts ließ er die nötige Plastik ver mißen Am meisten war das der Fall bei der großen Erzählung im zweiten Akt der Walküre Einen wirk lichen Triumph feierte Hr Heinrich Vogl als Loge. Er hat diese Partie schon bei der ersten Ausführung des „Ringes" vor zwanzig Jahren gesungen, und verkörperte sie noch jetzt mit einer Frische und Beweglichkeit der Stimme und der Darstellung, über die man nur staunen kann An Kunst des Gesanges war er allen seinen männlichen Kollegen weit überlegen Von den Göttinnen leistete nur Frau Schumann-Heink als Erda ganz Hervorragendes. Ihr herrliches Organ und ihre große Kunst dramatischer Gestaltung nahmen dcn Hörer vom ersten Augenblick an gefangen und ließen ihn nicht los vor der letzten Note, die sie sang. Ebenso bedeutend war sie als Waltraute in der Götterdämmerung Frl. Brema (Fricka) tremolicrte sehr stark, vermochte aber durch manchen charakteristischen Zug in ihrer Unterredung mit Wotan zu fesseln Ein wundervolles Paar waren die Nibelungen Mime Herr Breuer und Alberich Herr Friedrichs Besonders der zuletzt Genannte hatte eine überzeugende dramatische Ge walt; seine Ansprache an Wotan und Loge, sein Gezänk mit Alberich (im Siegfried), vor allem aber sein Fluch, waren von geradezu erschütternder Wirkung Hr. Breuer sprach sehr gut aus, übertrieb zwar etwas, wie die Mimen ge wöhnlich thun, führte uns aber eine echte Gestalt vor Die Rheintöchter (Frls v Artner, Rösing, Frcmftad) sangen nicht so gut wie sie schwammen, es klang ost ge nug unrein Merkwürdigerweise verlief der erste Akt der Walküre, ohne einen wesentlichen Eindruck zu hinterlassen. An Frau Sucher, welche die Sieglinde hinreißend sang, lag es nicht. Sie war innerlich und wahr, daß dem Hörer das Herz ausging Aber Hr. Gerhäuser (Siegmund) ließ seine Partnerin im Stich. Es kam kein rechtes Blut und Leben in den Siegmund, er schien eine Figur, kein Mensch Hr. Wachter, der Tags zuvor mit Hrn Elm blad das Riesenpaar vorgestellt hatte, war ein sehr tüchtiger Hunding. Doppeltes Interesse erregte Frau LilliLehmann- K «lisch, die sich, zum Teil unfreiwillig, lange von deutschen Bühnen ferngehalten hat Die ganze erste Szene mit Wotan ließ nichts zu wünschen übrig; die Stimme klang kraftvoll, hell und rein, das Spiel war Leben. Aber je weiter der „Ring" dem Ende zuschritt, desto mehr zeigte es sich, daß die Brünnhilde keine Partie
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