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Ws WeWtz-Mms 4R Verantwortlicher Redaeteur: Carl Ithne in Dippoldiswalde. Donnerstag, den 18. Januar 1883 Nr. 7 48. Jahrgang Ä N 'M W W .Ä AO. " --Z' '-'Z'' Anserat«, welche Sei der bedeutenden Auflage del Blattes -ine sehr wtri- same Berbreitung finden, , werden mit 10 Pfg. di« Epaltenzetl« oder deren Siaum berechnet. — Ta bellarisch« und complteirte Inserate mit entspr«hen- dem Aufschlag. — Einge- sandt, im redaktionellen Theil«, die SpaltenzeiÜ 20 Pfg- Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 16. Januar. Daß in unserm lieben Dippoldiswalde (trotz bloßer Sekundärbahn mit immer noch in der Entwickelung begriffener, leider noch ungeheizter Wartehalle und dito Wagen) sich doch immerhin ein recht hübsches Stückchen Sport abwickeln kann, ist männiglich bekannt. Besonders der Wasser sport — mit warmem und kaltem Wasser (ersterer mit Schwimmen, Baden und Rudern, letzterer mit dem klassischen „Eislauf") erfreut sich zahlreicher Freunde unter Groß und Klein, im schöne» und im starken Geschlechte. Daß nur leider die Aktien des „Eis klubs" einem fast ununterbrochenen Schwanken unter worfen sind und auf ein rapides Steigen derselben meist sofort eine allgemeine Panique einzutreten pflegt, besonders wenn es den Leitern des Konsortiums ein mal einfällt, auf Häufle zu spekuliren. Nur selten lacht ihnen die Sonne, oder vielmehr der Mond des Glückes so heiter, nur selten bleibt das athmosphärische Gleichgewicht gleich ungestört, wie gestern, wo endlich einmal eine Konjunktur eingetreten war, die es unfern Eissportsmen möglich machte, sich bei einer „Peters burger Nacht" in allem Glanze zu entfalten. Ganz Dippoldiswalde war auf den Beinen (die Hälfte mit Schlittschuhen), uni die feenhafte Beleuchtung zu be wundern, mit welcher man den großen Teich geschmückt hatte. Von einer in die Mitte gesetzten Säule gingen nach 8 Richtungen eben so viel langgeschwungene Bogen von zusammen 400 bunten Laternen nach den Seiten des Teiches, dessen Fahrbahn gleich einer Perlenschnur von vielen Hundert Talgnäpfchen ein gefaßt war, innerhalb welcher sich bei den harmonischen Weisen der Stadtkapelle die rüstigen Eisläufer und -Läuferinnen bei vollkommener Windstille bewegten. Es war wirklich eine Lust, mitzufahren oder dem bunten Treiben zuzuschauen, von welcher Erlaubniß denn auch vom festen Lande aus der ausgiebigste Gebrauch ge macht wurde. Der neutrale Boden, auf dem Fahrer und Zuschauer sich als gleichberechtigt zusammenfanden, war die fliegende Restauration des Herrn Stephan, vor deren grogdampfenden und pfannkuchenduftenden Büffet vielleicht mancher neue Zuwachs zu der Ein sicht gekommen ist, daß sich's hier allenfalls auch leben läßt. — In Seyde bei Frauenstein hat der zeitherige Gemeindevorstand Herr Carl Gottlob Walther sein Amt mit Ablauf dieses Jahres freiwillig niedergelegt und ist an seine Stelle der Gutsbes. Herr Carl Wagner uls Gemeindevorstand gewählt und am 15. d. M. zu dieser Funktion von der kgl. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde in Pflicht genommen worden. Außer dem'sind an diesem Tage bei dieser Behörde noch nach folgende von ihren Gemeinderäthen neu- beziehentlich wiedergewählten Gemeindevertreter verpflichtet worden und zwar: die zu Gemeinde-Aeltesten ihres Orts er wählten Herren Robert Hermann Eberhardt Quen- jell in Luchau, Ernst Hermann Körner in Kautzsch und Gottlob Eduard Mende in Bärenklause, sowie die zu ihren Funktionen auf die nächstfolgenden 6 Jahre wiedergewählten Herren Gemeindevorstand Carl Heinr. Kaiser in Bärenklause, Gemeinde-Vorstand Friedrich August Meile und Gemeinde-Aeltester Christian Frdr. Löwe in Falkenhain, und die Gemeinde-Aeltesten Herren Ernst August Hermann Orgus in Reinhardts grimma und Carl Gotthelf Knauthe in Börnersdorf. — Von den« kgl. Ministerium des Innern ist dem Tagarbeiter Johann Gottlieb Fleischer in Naundorf -aus Anlaß langjähriger treuer Arbeit auf dem Ritter gute daselbst als Auszeichnung die große silberne Medaille „Für Treue in der Arbeit" verliehen morden. Diese Dekoration wurde dem Genannten am 12. d. M. auf dem Rittergute Naundorf in Gegenwart des Besitzers des letzteren, Herrn Otto, sowie der übrigen auf dem gedachten Gute beschäftigten Arbeiter und des Herrn Pfarrers Horn von Sadisdorf durch Herrn Gottes Schutz mit der genannten Stiftung gedeihen, wachsen und seinem erhabenen Vorbilds nachstreben möge. Dem ungetauften Kinde wurde von dem Herrn Festredner hierauf zur steten Erinnerung an den großen Meister der Name Gottfried beigelegt und wurde dem kleinen Sprößling ein dreifaches Hoch ausgehracht, in das die Festgenoffen einstimmten, wofür der Vater mit schlichten Worten dankte. Hierauf kehrte der Fest zug in den Stenzel'schen Gasthof zurück. Das Fest- concert wurde durch einen Festmarsch von Mendelsohn eingeleitet. Herr Lehrer Klein entwarf darnach eine fesselnde Charakteristik Silbermanns, der vermöge seines offenen Kopfes und geraden Charakters, welcher keinen Schein duldete, sich zu dem bis jetzt unübertroffenen Orgclbaumeister der ganzen Erde emporgeschwunge» habe. Leider gestattet es der Raum dieses Blattes nicht, näher auf die so vorzügliche Rede einzugehen. Sämmtliche Gesänge der 3 Gesangvereine ernteten den verdienten Beifall der Festversammlung. Speziell sei die reizende Vorführung des Melodram „Die Macht der Musik" von Böttcher-Bachmann erwähnt. Da Oapo-Rufe erntete Herr Postverwalter Riesen für sein Flötensolo „Alpenscene" von Topp und das Doppel quartett für die 2 letzten Gesänge. Allen mitwirkenden Sängern, sowie der Gemeinde Kleinbobritzsch für ihre Bemühungen hierdurch herzlichen Dank. Der Rem- Ertrag des Concerts beziffert sich auf 35 M. 5 Pf. Dresden. Bei dem erbländischen ritterschaftlichen Creditverein im Königreich Sachsen sind im Jahre 1882 die Hypotheken durch Neueintritt von 12 Ritter und 39 anderen Gütern um 2664200 M. vermehrt, dagegen durch Rückzahlungen um 146 550 M. ver mindert worden, wodurch sich am Schluffe des letzten Geschäftsjahres eine Steigerung des Hvpothekenstandes um 2517 650 M. auf 42401950 M. bei den in Frage befindlichen 1058 Gütern herausstellt. Von Pfand briefen liefen 3'/«, 3^/s und 4prozentige 40816875 M. um, für deren Amortisation 1585075 M. berechnet > waren. Der Reservefond der Serien bestand in 917435 M., der allgemeine Reservefond in 451929 M. Bon der Grenze. Die Konzessionsurkunde für die Lokalbahn Klostergrab-Mulde (unser diesem Namen wird die Endstation der Bahn auf böhmischem Boden gewöhnlich bezeichnet, während sie richtiger Moldau heißen müßte) ist durch das „Reichsgesetzblatt" von, 13. Januar, Wiener Mittheilungen zufolge, pu- blizirt worden. Als Konzessionär ist die Prag-Duxer Bahn bezeichnet worden. Der Bau ist sofort zu be ginnen und innerhalb zweier Jahre vom Tage der Konzessionsertheilung, 23. Dezember 1882, an ge rechnet, zu vollenden. Die Konzessionärin hat die Be rechtigung zur Aufnahme eines Prioritätsanlehens von 5 Millionen Gulden in Gold zur Beschaffung des Bau- kapitals, zur sofortigen Rückzahlung d^s Ende 1882 noch aushaftenden Staatsvorschuffes von ursprünglich 900000 Fl. ö. W. und zur Tilgung sonstiger Schulden der Gesellschaft. Die Anlage hat in Länge von 16 Kilometer, normalspurig und mit einer Maximalge schwindigkeit von 16 Kilometer stündlich zu erfolgen. Bernstadt. WegenVerdacht des Brudermordes, begangen am Schmied I. K. T. Wenzel in der Nacht vom 1. zum 2. Januar ist der Schmied Ehrenreich Wenzel zum zweiten Male verhaftet worden. Leipzig. Der 4. deutschen Verbands-Kochkunst ausstellung in Leipzig in diesem Jahre folgt im nächsten das deutsche Schützenfest, während bezüglich der ur sprünglich ebenfalls für 1884 geplanten sächsischen Ge werbe- nnd Industrie-Ausstellung in Leipzig die Ge werbekammer zu dem Vorschläge gelangt ist, mit Rück sicht auf das Zusammenfallen des Schützenfestes und der letzterwähnten Ausstellung diese auf das Jahr 1885 zu verlegen. Was nun den Platz für das deutsche Schützenfest in hiesiger Stadt anlangt, so hat die mit den Vorarbeiten beschäftigte hiesige Schtttzengesellschaff Amtshauptmann von Keßinger ausgehändigt, wobei so wohl Herr Otto, als auch Herr Pfarrer Horn, ersterer unter Ueberreichung eines Geldgeschenkes, herzliche Worte der Beglückwünschung und der Anerkennung an den dekorirten Arbeiter richtete. Nach Schluß dieses feierlichen Aktes wurden die Arbeiter auf dein Gute festlich bewirthet. — Dem Vorstande des Vereins für unentgeltliche Verbreitung von Bibeln und christlichen Schriften in Striesen bei Dresden ist von der kgl. Kreishauptmann schaft zu Dresden die erbetene Erlaubniß zu Veran staltung von Hauskollekten für die Zwecke des gedachten Vereines in den Ortschaften des Regierungsbezirkes und der Stadt Dresden auf das laufende Jahr er- theilt worden und ist der hierüber ausgestellte Erlaub- nißschein vom Einsammler in jedem Gemeinde- bez. selbstständigen Gutsbezirke vor Beginn der Kollekte der Obrigkeit vorzuzeigen. sxs Frauenstein, 15. Jan. Zur Feier des gestrigen 200 jährigen Geburtstages des berühmten Orgel baumeisters Gottfried Silbermann gedachte Herr Superintendent lüe. I)r. Hasse in der Einleitung der gestrigen Frühpredigt speziell dessen Verdienste um unsere Parochie, für welche der große Meister zwei, leider bei den hiesigen Stadtbränden mit vernichtete Prachtorgeln nur gegen Erstattung der Auslagen er baute. Der derzeitige hiesige Organist,' Herr Rektor Fiedler, trug nach der Predigt eine Orgelsonate mit großes Fertigkeit und vortrefflicher Registratur vor. Die Hauptseier des Silbermann'schen Geburtstages wurde in Kleinbobritzsch, dem Geburtsorte Silber manns, abgehalten. Von Seiten der dasigen Gemeinde hatte man dem „Silbermannshause" durch Guirlanden-, Kränze- und Flaggenschmuck ein sehr freundliches, nettes Festgewand angelegt. Vom Stenzel'schen Gast hofe aus bewegten sich nach 6 Uhr Abends die Ge sangvereine „Liedertafel" und „Doppelquartett" aus Frauenstein, sowie „Eintracht" in Kleinbobritzsch in stattlichem, durch zahlreiche Personen aus Kleinbobritzsch und Umgegend verstärktem Festzuge nach dem hell illuminirten Geburtshause Silbermanns. Daselbst angekommen, wurde von den Frauensteiner Sängern das von Herrn Postverwalter Riesen hier komponirte Festgedicht: „Heu diesem Tag, der uns vereint, um einen längst geschiedenen Freund zu ehren", gesungen, worauf Herr Superintendent Ille. l)r. Hasse das Wort ergriff und seine Festrede an den Bibelspruch anschloß: „Singet und spielet dein Herrn in euerm Herzen." Dazu habe der große Orgelbaumeister Gottfried Silber mann durch seine großartigen Leistungen aus den« Gebiete der Orgelbaukunst vor allen Dingen beige tragen, da durch seine vorzüglichen Orgelwerke die kirchliche Andacht ungemein gehoben worden sei. Der Herr Festredner gab sodann einen kurzen Abriß der Geschichte der Orgelbaukunst und betonte, daß erst Gottfried Silbermann dieselbe auf die Höhe der Zeit gehoben habe, und daß seine Meisterwerke noch jetzt als Vorbilder dienen. Daß wir Frauensteiner und Kleinbobritzscher ganz besonders berufen seien, den 200jährigen Geburtstag zu feiern, dazu treibe uns ein doppeltes Recht und eine doppelte Pflicht; da Silbermann nach Erlernung und erster Erprobung seiner Kunst bei seinem Bruder in Straßburg hierher zurückgekehrt und seine ersten zwei Orgeln für unser Frauenstcm erbaut habe. Seinem Andenken sei die Gedächtnißtafel geweiht, welche vor 22 Jahren auf Anregung eifriger Verehrer Silbermanns hier über die Thüre des Geburtshauses angebracht worden ist. Die durch dieselben Herren zu derselben Zeit hervor gerufene „Silbermanns-Stiftung" verfolge gleichen Zweck. Er wünsche, daß das zur Festfeier ver anstaltete Concert einen recht reichen Ertrag haben möchte, da derselbe genannter Stiftung zufließt. Zum Schluß wünschte der Herr Festredner, daß das kürzlich im Silbermannhause geborene Söhnchen unter „Wrißerttz-Iritung" erscheint wLchentlich drei mal :Dt«Wttag. Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. S5 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, «inmonatlich 4» Pfg. Nnzeln« Nummern IvHfg. - Alle Postan- statten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannfchast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein --