Volltext Seite (XML)
MsdmfferNMatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, D« »Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis: Bei Abholung in »ar DeschSstsstelle und den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 RM., bei Postbestellung 2 «W. zuzüglich Abtrag. . .. . .. ,, . gebühr. Einzelnummern U«»f,.All°P°stanst-lten Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten und unsereAus. trügerund Geschäftsstellen nehmen zu jeder Zeit Be. ftelütugen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung etngesandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpreis: die s gespaltene Raumzeile 20 Rpfg- die 1 gespaltene geile der amtlichen Bekanntmachungen 40 R, ich» Pfennig, die »gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. Nachweifungsgebühr 20 Reichspfennige. 8«» geschriebene Erscheinung» tage und Platzvorsdu "sian werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Auz.'^» annahm-bi-oorm.10Uhr. — — - —U Für die Richtigkeit s« durch FernrufübermittcltenAnzeigen übernehmen wir Keine Garantie. JederRabatiansprvch erlischt, wenn derBetras^Asch Klr:^ eingezo g en werden mutz oder der Auftrag geber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 233 — 89 Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt« Wilsdruff-Dresde« Postscheck: Dresden 2640 Montag, Nen 6. Oktober 1930 Senkung -er Nealsteuem. Bereits im Dezember 1929, also vor beinahe Jahres frist, hat man eine Finanzreform angekündigt und bei dieser Gelegenheit die Zusage gemacht, daß die Real steuern abgebaut werden sollen. Es ist bei dem Versprechen geblieben und die Wirtschaft hat feststellen müssen, daß die steuerliche Belastung aus diesem Gebiete nicht abgebaut, sondern verschärft wurde. Die finanziellen Verlegenheiten der Länder, und namentlich der Städte, wurden dadurch wettgemacht, daß gerade die Realsteuern erhöht wurden, und es gibt eine ganze Reihe von Kom munen, die die staatliche Aufsicht in Kaus nahmen, aber aus ihrer finanziellen Verlegenheit dadurch sich zu retten such ten, daß sie die Realsteuern im größten Umfange erhöhten. Die Kommunalverbände haben diesen Weg beschritten, weil sie glaubten, daß er ein Ausweg sein würde. Das jetzige Programm der Reichsregierung will nun aber eine Sperrmaßnahme verhängen. Entscheidend bleibt, daß in diesem Programm die Entlastung der Wirtschaft durchgesetzt wird. Jeder Gewerbetreibende, jeder Kauf mann, weiß nur allzu gut, wie schwer auf ihn die Last der Realsteuern drückt. Die Regierung hat in der Brgrün- dung zu ihrem Finanzprogramm darauf hingewiesen, daß die Belastung der deutschen Wirtschaft durch die Real steuern heute dreimal so groß ist wie vor dem Kriege. Viel leicht wäre es notwendig gewesen, diese Feststellung dahin zu erweitern, daß die Grundsteuer, die Gewerbesteuer, kurz alle sogenannten Nealsteuern eine Belastung darstellcn, von der die Finanzwissenschaft heutzutage überhaupt nichts mehr wissen will. Es kommt nicht auf den Umsatz an, auch nicht darauf, was der Grund und Boden wert ist, sondern lediglich darauf, was das Gewerbe, was der Grund und Boden einbringt. Der kleine Kaufmann, der kleine Gewerbetreibende, der Bauer mit ein paar hundert Mor gen Besitz, — ist belastet durch seine Steuern, die keine Rücksicht,darauf nehmen, wieviel Ertrag ihm sein Ge schäft, sein Boden bringt. Der Staat greift vielmehr zu, ohne jede Rücksicht darauf, ob ein wirklicher Ertrag vor liegt oder nicht. Man hat es als einen besonderen Vorzug der preu ßischen Einkommensteuerreform gepriesen, daß letzten Endes der Staat nur an der Einkommens- und Ver mögensquelle selbst schöpft. Die Realsteuern sind ein Überbleibsel aus einer längst überholten Vergangenheit. Aber die Länder und namentlich die Kommunen glauben nicht ohne sie auskommen zu können. Das Programm Brüning will nun eine Grenze setzen, verlangt, daß die Länder und die Gemeinden auskommen mir dem, was sie zurzeit durch die Realsteuern an Einkünften beziehen. Die anderweitige Verwendung von vierhundert Millionen, die bisher durch die Hauszins st euer eingebracht worden sind, beabsichtigt eine Senkung der Realsteuern um den gleichen Betrag. 20 Prozent soll das nach Ansicht der Regierung ausmachen — aber der Ertrag der Realsteuern selbst beträgt heute ungefähr 2,2 Milliarden! Die Sen kung der Grundsteuer Würde, nach Ansicht der Regierung, einen Betrag von 120 Millionen ausmachen, wenn, wie das Programm Brüning es vorschlägt, die Grundsteuer um 10 Prozent herabgesetzt werden soll. 200 Millionen würde eine 20prozentige Senkung der Gewerbesteuer er geben. Doch sofort erhebt sich die Frage, wie die Länder, vor allem die Gemeinden, diesen finanziellen Fehlbetrag hereinbringen sollen. Man weiß nur zu genau, daß die deutschen Kommunen in schweren finanziellen Nöten sind, nicht zuletzt deswegen, weil die Wirtschaftsnot und die Arbeitslosigkeit gerade bei ihnen zu einer schnellen Steige rung der Ausgaben sührten. Es bedeutet vielleicht den kommunal politisch gesehen entscheidenden Punkt in, Reformprogramm der Neichsregierung, daß die Kom munen das Zuschlag srccht aus die Reichseinkom mensteuer erhalten sollen, allerdings mir der Einschrän kung, daß die Höhe der Realsteuern dabei ein entscheiden des Wort mitspricht. An und für sich soll in den Gemein den für die Dauer von drei Jahren die Steigerung der Ausgaben ausgeschlossen bleiben. Darüber hinaus will aber die Neichsregierung den Gemeinden eine besondere Sparpolitik anferlegen, um eine Überspannung der Einkommensteuer zu verhindern. Ausdrücklich wird ge sagt, daß „die Überschreitung eines bestimmten Zuschlages davon abhängig gemacht werden wird, daß die Gemeinden zuvor rewerls eine allgemeine Belastung aller Bürger be schließen werdenDiese Bestimmung "wird dazu führen müssen, daß nicht mir das Reich, sondern auch alle Ge meinden zu einer Reform ihrer Finanzgebarung schreiten müssen. SVO-MMionen-KrMi in Amerika. Für die deutsche Regierung. Nach Mitteilung aus Bankkreisen sind die Verhand lungen für einen 125-Millionen-Dollar-Krcdit der deut schen Regierung abgeschlossen. Es dürsten Noten mit einer Laufzeit von sechs Monaten ausgegeben werden, die bald au allen internationalen Märkten zur Auflegung kommen sollen. Die Noten werden drei Erneuerungs klauseln enthalten, die eine zweijährige Verlängerung ge statten. WM LOW „R. M" vernichtet Englisches Luftschiff „R. 101" vernichiet. 42 Tote, darunter der Luftfahrt mini ff e r. Das englische Luftschiff „N. 101", das größte Luftschiff der Welt, das zur Fahrt nach Indien aufgestiegen war, ist bei Beauvais in Frankreich, etwa 150 Kilometer von Paris ent fernt, am Sonntag morgen gegen 2 Uhr ver unglückt. Das Schiff rannte in der Dunkel Der Schauplatz des Unglücks. Heft gegen einen Hügel und explodierte. Bon 54 Personen, die sich an Bord des Luftschiffes befanden, kamen 42 in den Flammen um. Fünf Personen der Besatzung wurden schwer verletzt m das nächste Krankenhaus cmge- liefert. Nur zwei Mechaniker blieben wie durch ein Wunder unverletzt. Anier den Toten be findet sich der englische Lusifahrimmisier Thom- Das Luftschiff „R. 101". son. der Leiter des englischen Zivil- und Flug wesens, Softon-Brancker, und der Kom mandant des Luftschiffes. Bon den Passagieren des Luftschiffes wurde keiner gerettet. Das Luftschiff „R. 101" passierte kurz vor 2 Uhr morgens Allonne, eine kleine Stadt, die etwa 1,2 Kilo meter südlich von Beauvais liegt, als es von einer Bö gegen den Erdboden gedrückt wurde. Der Petroleumtank explodierte und das Luftschiff ging in Hellen Flammen auf. Schon vorher hatten die Einwohner von Beauvais gewisse ersten Explosion folgte eine zweite. Das Unglück alar mierte die Einwohner von Allonne, die sofort in vielen Hunderten zur Unglücksstelle eilten und die Umgebung nach Insassen des Schisses absuchten. Auch die fran zösischen Behörden trafen sofort ein und veranstalteten alles, was zur Rettung etwaiger Überlebender hätte ge schehen können. Bisher wurden 47 Leichen geborgen, die /amtlich bis zur Unkenntlichkeit verbrannt oder verstüm melt sind. Das zerstörte Luftschiff liegt mit dem Bug in den Bäumen am Fuße des Hügels, gegen den das Luft schiff gerannt war, und mit dem Achterschiff auf der Land straße von Allonne. Das Achterschiff ist noch teilweise er halten. Vom Heck flattert noch die britische Flagge. Ein Überlebender sagt aus, daß das Luftschiff infolge des hef tigen Sturmes und schweren Regens gezwungen war, sehr niedrig zu fliegen. Im Augenblick der Katastrophe sei der Befehl gegeben worden, die Motoren zu stoppen. Große Erreßzmg in London. Die Nachricht von dem Unglück des „R. 101" schlug in London wie eine Bombe ein. Da es einigen Zeitungen gelungen war, schon kürzere Mitteilungen über das Un glück herauszubringen, war die Nachricht sehr frühzeitig bekanntgeworden, so daß Hunderte von Personen auf die Straßen eilten, um Einzelheiten über das Unglück zu er fahren. Der Eingang zum Lnftfahrtministerium wurde von einer riesigen-Menschenmenge belagert, die ängstlich auf Nachrichten warteten. Rach den bisherigen Mit teilungen sind vier Personen unverletzt, jedoch fehlen noch Weitere Einzelheiten. Das Luftschiff „R. l01" war be kanntlich erst vor acht Tagen fertig geworden, nachdem es einen Umbau erfahren hatte. Man hatte, um die Trag fähigkeit des Luftschiffes zu erhöhen, eine neue Gaszelle cingebaul und die Mowren verbessert. ...ommandant und Navigationsoffizier von „N. 10l". Amtlicher Bericht. Der französische Luftfahrtminister Daurant-Lynac be findet sich bereits am Ort der Katastrophe und hat folgen den amtlichen Bericht über das Lnftschiffunglück heraus gegeben: „Au Bord des verunglückten Luftschiffes be fanden sich fünf Offiziere, 42 Mann Besatzung und 19 Fahrgäste. Die furchtbare Katastrophe des „R. 101" er eignete sich kurz vor 2 Uhr nachts, als sich das Luftschiff zwei Kilometer nördlich von Beauvaix befand. Das Luft schiff flog infolge der Wftterungsvcrhältnisse sehr niedrig und ist vermutlich durch eins Sturmbö in die Bäume des Waldes gedrückt worden, worauf die Explosion erfolgte. Die überlebenden Disley, Radcliffe, Scvvry, Cock, Bell, Binks und Lesch wurden ins Krankenhaus ttbcrgeführt, während der Schwerverletzte Church an Ort und Stelle behandelt wurde. Man hofft, sie am Leben erhalten zu können. Nur Lesch und Disley sind in der Lage, Aus sagen zu mache« und durch ihre Angaben die Behörden zu unterstützen." Bericht eines Augenzeugen. Ein an die Unglücksstelle entsandter Sonderbericht erstatter meldet: Das Luftschiff „R. 101" erschien um 1.45 Uhr (französische Winterzeits über Beauvais und schien in großen Schwierigkeiten zu sein, da es trotz des Rückenwindes nur etwa mit einer Geschwindigkeit von 25 Kilometern in dec Stunde flog. Die Explosion, die sich fünf Kilometer nördlich von Beauvais in der Nähe d Waldes von Fecqu ereignete, wurde von den Bewohn