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-----Freiberger Anzeiger dm bi- Nachmittags uizb S Uhr sür dir nächst- rrschmlende Nummer angenommen. Tageblatt. Inserat» gespaltene Zeile deren Raum mit S berechnet. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der König!. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. Z02. Mittwoch, den 30. December 1863. Freiberg, den 30. December. Der vom Stadtrathe vorgclcgte und der Genehmigung der Stadtverorductenschaft noch harrende Haushaltplan für die Stadt Freiberg auf dar Jahr 1864 zeigt einen Voranschlag von 47,732 Thlr. 17 Ngr. 2 Pf. als Summe des Bedarfs bei der Stadtcasse, welcher in der Hauptsache erwächst durch 10,935 Tblr. 6 Ngr. 1 Pf. Aufwand beim Bauetat, Unterhaltung der städtischen Gebäude, Wasserleitungen, Straßen, Schleußt» und öffentlichen Anstalten; 3493 Thlr. 4 Ngr. — Pf. Straßenbeleuchtung, und zwar: 1028 Thlr. 12 Ngr. 5 Pf. für Oelbeleuchtung, 2064 Tblr. 21'Ngr. 5 Pf. sür Gasbeleuchtung und 400 Thlr. außerordentlicher Breunaufwand; 15,458 Thlr. 29 Ngr. 1 Pf. Besoldungen; 2366 Thlr. 17 Ngr. 1 Pf. EMditionsanfwand; 2552 Thlr. 14 Ngr. 2 Pf. jährliche Leistungen für verschiedene Zwecke; 290 Thlr. 24 Ngr. 8 Pf. Neallasten, 613 Thlr. 10 Ngr. 3 Pf. Remune rationen ; 875 Thlr. Pensionen, 87 Thlr. Aufwand sür die Stadt verordnetenschast; 148 Thlr. 18 Ngr. Aufwand für die Bürgerwehr; 209 Thlr. 23 Ngr. 3 Pf. Aufwand beim Aichamte; 10,101 Thlr. 2V Ngr. 3 Pf. außerordentliche Ausgaben (Verzinsung und Rück zahlung der städtischen Schulden re.); 600 Thlr. Insgemein. Derselbe wird gedeckt durch 36,877 Thlr. 18 Ngr. 2 Pf. Betrag der muthmaßlichen laufenden Einnahmen, darunter 22,935 Tblr. 3 Ngr. 8 Pf. Nutzungen vom Sladlvermögen; 8889 Thlr. 23 Ngr. 5 Pf.. Rathssporteln und wiedcrerstattcte Verlage; 4375 Thlr. 28 Ngr. 8 Pf. indirekte Anlagen; 659 Thlr. 22 Ngr. 6 Pf. außerordentliche Einnahmen und 16 Tblr. 29 Ngr. 5 Pf. Insge mein, ohne Berücksichtigung des, durch Beschlußfassung - erst festzU- stcllenden Betrages der directen Anlagen, wodurch der sich ergebende Fehlbetrag von 10,854 Thlr. 29 Ngr. gedeckt werden wirb. DaS hiesige St. Johannis-Hospital war am 27. Dec. Mittags '/rl1 Uhr Zeuge einer wenigstens in diesen Räumen seltenen Feier. Der Hospitalit Gotthelf Leberecht Schwarz, Bürger und Schubmachermeister und Mitglied des hiesigen Militärvereines, leistete heute vor 50 Jahren als Tambour bei dem damaligen Regiment Anton den Fahneneid. Diesen Tag glaubten seine Kameraden nicht unbeachtet vorübergehen lassen zu dürfen. Zuerst hielt der Cantor des St. Johannis-HoSpitals eine recht gute Ansprache an den Jubilar und die anwesende» Kameraden. Sodann ergriff der Vorstand des Militär-Vereines das Wort und zwar nm so lieber, je ehrenvoller ihm die Pflicht seiner Vorstandschaft bei dergleichen Vorkommnissen erscheint. Der Redner führte dem Jubilar die Ereignisse der ver- hängnißvollcn Zeit, an deren Leiden und Gefahren derselben Theil nahm, in das Gedächtniß zurück; darauf überreichte er den, Jubilar tm Namen des Vereines einen Lorbeerkranz. Endlich beglückwünschten die anwesenden Kampfgenossen den Kameraden mit herzlichen Worten und warmem Händedruck. Wir glaubten von der Erwähnung dieses einfachen Actes der Anerkennung nm so weniger Umgang nehmen zu dürfen, je tiefer sowohl wir als auch sonder Zweifel unsere Leser von der Ucberzeugung durchdrungen sind, daß insbesondere die Localpresse die Verpflichtung habe, Jedem, und wäre es der Ge ringsten Einer, sein ihm gebührende» Recht widerfahren zu lassen. Aus Glauchau, 23. Dec. wird der „D. A. Z." gemeldet: Aus dem benachbarten Lunzenau thcilt die neueste Nummer der „Deutschen Jndustriezeitung" mit, daß sich daselbst auf Anregung de» dortigen Gewerbeveretns eine Association von 60 Webern zu dem Endzweck gebildet hat, künftighin, ohne Vermittelung von Factoren , durch eigens dazu erwählte Personen, mit den Arbeit gebern direct in Verbindung zu treten, um auf diese Weise den Arbeitslohn sich unverkürzt zu »rhälten und nicht mehr der Gefahr ausgesetzt zu sein, wie dies zeithcr so häufig der Fall war^, daß ungerechtfertigte Abzüge gemacht oder wohl gar der ganze Arbeits lohn innebehaltcn wird. Wir knüpfen daran die Bemerkung, daß in Mittweida bereits mehrere derailige Weberassociationen bestehen und daß nahmhafte hiesige Fabrikanten diese Bestrebungen aus das lebhafteste unterstützen, auf Grund der bisher gemachten er- freulichen Erfahrung, baß Arbeitgeber wie Arbeitnehmer sich bei diesem Betriebsmodus ungleich besser stehen, jene, indem sie auf streng solide ArbeitSlieserung rechnen können, diese, indem sie un leidlichen Chicanen entrückt werden und den gebührenden Arbeits lohn unverkürzt empfangen. Möchten die von Mittweida und Lunzenau gegebenen Beispiele doch bald a» noch andern Orten Nachahmung finden, da darin ganz offenbar ein außerordentlicher Fortschritt liegt, der bei Industriellen, die für den Weltmarkt arbeiten, von größter geschäftlicher, also allgemeiner Bedeutung ist. Lagesgeschlchte. Dresden, 28. Dec. (D. I.) So dankbar das königliche Kriegs ministerium dem Publikum für die Theilnahme ist, welche dasselbe an der Wohlfahrt der Armee nimmt, so hält eS sich doch um so mehr verpflichtet, den beunruhigenden Gerüchten entgegen zu treten,, daß cs den in Holstein stehenden mobilen Truppentheilen an guter Verpflegung und warmer Bekleidung fehle. Das königliche Kriegs-' Ministerium kann die beruhigende Versicherung geben, daß nach allen cingegangenen Meldungen der Gesundheitszustand der Truppen ein sehr befriedigender ist und die Verpflegung jn den Quartieren völlig genügend und kräftig geliefert wird. Die enge Belegung der Ort schaften ist aus strategischen Gründen geboten, doch finden die Mann schaften in den Quartieren den nöthigen Wohn- und Schlafraum, ohne daß zum Bivouakiren hat geschritten werden müssen. Die Bekleidung anlangend, so hat das Kontingent nur neue starkwollene Mäntel, neue Waffenröcke und neue Beinkleider beim Ausmarsche erhalten, auch find die Mannschaften mit wollenen Leibbinden, wollenen Handschuhen und wollenen Socken nach Bedarf versehen worden, von welchen Stücken noch in diesen Tagen neue Vorräthe nach Holstein abgehen werden, deren Anfertigung zwar schon längere Zeit bestellt, aber erst zu Weihnachten beendet worden ist. Leipzig. Am 25. Dec. fand, wie der „Adler" berichtet, in Neuschönefeld bei Leipzig eine Volksversammlung statt, bei welcher Professor Noßmäßler eine Resolution vorschlug, in der erklärt wurde, daß es Pflicht des deutschen Volks sei, die Rechte der Herzogthümer „mit allen Mitteln" zu schützen und zur Geltend machung derselben „vor keinem Opfer zurückzuschrecken". Deran- wesende Kommissar des Gerichtsamts fand diese Fassung bedenklich, und auf sein Anrathen wurde in den Worten „mit allen Mitteln" das Wort „gesetzlichen" cingeschalten und die Worte „vor keinem Opfer zurückzuschrccken" mit den Worten „kein Opfer zu scheuen" vertauscht. Die Resolution wurde angenommen. Berlin. Es bestätigt sich, daß prenßischerseitS „Papa Wrangel" zum Oberbefehlshaber der Bundesezecution ernannt ist. Die ur sprüngliche Wahl des Prinzen Friedrich Carl soll durch Herrn v. Bismarck rückgängig gemacht worden sein, weil dieser bei einem Hofzirkel einen Konflikt mit dem Prinzen gehabt. Der Prinz hatte nämlich, als man ihm gratulirte, geäußert und zwar so, daß v. Bismarck es hören konnte: Er wünsche nur, daß die Federfuchser nicht wieder verdürben, was das Schwert gut gemacht. Der Minister soll darauf dem Prinzen einige pikirte Worte gesagt und dieser pikirt daraus geantwortet haben. In Folge dessen — so erzählt man — habe der Minister dem König vorgesteüt, in welche Konflikte