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Vsiglländischer Anztiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. Dreiimdstebenzigfler Jahrgang. Verantwortliche Redactiou, Druck und Verlag vou Moritz Wieprecht i» Plauen. Diese» Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstag«, Mittwoch«, Donnerstag« und Sonnabend«. Jährlicher >bo»uemrut«pret«, welcher primam«- raaä« zn entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Lhlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werde» in die Tag« daraus erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Stummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Königl. GerichtSämter und Stadträthe, für welche der Boigtläudische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa ter Herru Bürgermeister Lehmann, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhauffeegelder-Emuchmer Holzmüller. Dienstag. AOA. 1. Juli 18«S. Zeitungen. Sachse«. Dresden, 21. Juni. Seine Königs. Majestät haben geruht, dem Maschinenfabrikanten Rickard Hartmann zu Chemnitz den Charakter als Commerzienrath in der 5. Claffe der Hofrangordnung bei- zulegen. Dresden, 28. Juni. Heute Vormittag 11 Uhr fand im Saal der 2. Kammer unter dem üblichen Ceremonicll der feierliche Schluß deS außerordentlichen Landtags statt. Dresden, 28. Juni. In mehreren Zeitungen war jüngst von Ver änderungen in unserm Ministerium und von der Einrichtung eines neuen Handelsministeriums (unter vr. Weinlig) die Rede. Heute erklärt daS „Dr. I." alle diese Gerüchte für „völlig grundlos." Am 21. Juni gestand vor dem Bezirksgericht zu Dresden „freiwillig" der eines Diebstahls angeklagtc, 36 Jahre alte Handarbeiter Sieber auS Altenberg, der schon achtmal mit Gefängniß, einmal mit Arbeitshaus und zweimal mit Zuchthaus bestraft worden war, daß er außerdem noch „ein- hundertsünfundsiebenzig", sage 175 andere Diebstähle begangen, von denen keiner zur Kenntniß der Behörde gekommen. Wo er hingekommen, hat er gestohlen. Wen er sah, der wurde sein Opfer. Zeugen waren bei der Verhandlung nicht vorgeladen, sie würden im GerichtSsaale nicht Platz gehabt haben. Sieber wurde zu 4 Jahren 2 Monaten Zuchthaus verur- theilt. Für solche Subjekte wäre es am besten, man könnte sie (wie Frank reich) dahin schicken — wo der Pfeffer wächst. Leipzig, 27. Juni. Am Tage der Ankunft deS Königs versammelt sich die hiesige Studentenschaft auf dem AugustuSplatze und begiebt sich von da zur Begrüßung desselben nach dem Leipzig-DreSdner Bahnhofe. Wie wir hören, wird dort der Rector der Universität, Professor vr. Hankel, an den König eine Ansprache halten und ein Student ein Hoch ausbringen. An demselben Abend (dafern der König aber das Theater besuchen sollte, am Abend deS folgenden TagS) findet der beabsichtigte Fackelzug statt. Die Studentenschaft versammelt sich zu diesem Zweck auf dem Fleischerplatze, und der Zug selbst soll durch den Brühl, die Reichsstraße, den Reumarkt, die PeterSstraße und die Grimmaische Straße nach dem königlichen PalaiS, von hier aber nach dem Leipzig-DreSdner Bahnhof um die Promenade auf den AugustuSplatz zurückgehen. AbendS wird ein solenner CommerS in der Centralhalle stattfinden. An allen diesen Feierlichkeiten betheiligt sich die gesammte Studentenschaft mit Ausnahme der hier bestehenden fünf Burschenschaften, die nach vorauSgeganzenen langen Debatten mit der übrigen Studentenschaft und heftiger Opposition gegen deren Beschlüsse endlich jede Betheiligung ihrerseits abgelehnt haben. Leipzig, 28. Juni. Ueber einen Vorfall zwischen einem Offizier und einem Studenten, der in der Restauration von Kitzing hier vorge kommen und viel Aufsehen in der Stadt erregt, entnehmen wir hiesigen Blättern daS Folgende. Der Mitteldeutschen Volkszeitung wurde unter« 27. Juni mitgetdeilt: „Zwei Studenten traten in die Restauration von Kitzing ein und setzten sich an einen Tisch, an welchem ein Offizier bereit- saß. Sobald sie sich niedergelassen hatten, erhob sich derselbe und begab fich an einen andern Tisch. Nach kurzer Zett trat er aber wieder an die Studenten heran und schnarrte sie mit den Worten an: „Wenn Sie ein ander mal in eine Kneipe kommen und eS fitzen Offiziere da, so nehmen Sie die Mütze ordentlich ab, sonst werde ich Sie entweder selbst 'nauSsch-neißen oder vom Kellner selbst 'nauSschmeißen lassen." ES entstand nun natür lich ein kleiner Wortwechsel, bei welchem sich der eine Student jedoch gar nicht, der andere mit großer Mäßigung betheiligte. Nichtsdestoweniger war das Ende der Geschichte, daß der Offizier dem einen eine Ohrfeige gab und dann blank zog. Da fich aber da- anwesende Publikum ver dächtig regte, hielt eS der Offizier für gut, zum Rückzug zu blasen." Die Leipz. Nachr. berichten darüber: „Gestern Vormittag nahmen zwei Studirende an einem Tische der Kitzing'schen Restauration, an dem bereits ein hiesiger Offizier saß, Platz, ohne zu grüßen. Der Offizier setzte fich darauf an einen andern Tisch, trank hier sein Bier auS und empfahl beim Fortgehen den Studenten, künftig, wenn sie wieder an seinem Tische Platz nehmen sollten, ein angemesseneres Benehmen, widrigenfalls er sie durch den Kellner entfernen lassen würde. Auf ein „Oho"! offerirte der Offizier dem be treffenden Studenten eine Ohrfeige und nach einem hierauf folgenden Wortwechsel erfolgte auch wirklich die Ohrfeige. (D. A. Ztg.) Der Leipziger Zeitung wird vom Rhein unterm 26. Juni geschrieben: „Es wird versichert, daß nach Mittheilungen, welche aus einer gut orien- tirten Quelle herrühren sollen, zwischen Rußland und Frankreich ein Allianzvertrag zu Stande gekommen sei für offensive und defensive Zwecke; die bezügliche Uebereinkunft enthalte gewisse Besttzgarantien und Zusagen für gewisse Territorialerwerbungen bei dem Eintritt bestimmter Eventuali täten für Rußland sowohl wie für Frankreich. ES wird diese Mittheilung mit so großer Zuversichtlichkeit gemacht, daß sie, wie ausfallend sie auch erscheint, wohl nicht unerwähnt bleiben darf. ES wird behauptet, daß jener diplomatische Act in einem gewissen Zusammenhänge sei mit der be vorstehenden Anerkennung deS Königreichs Italien- seitens deS russischen HofeS." Leipzig, 25. Juni. Bei dem in München jetzt stattfindenden baier- schen Turnfeste haben nach einer von dort gestern Abend hier eingegangenen und auf dem Turnplätze eröffneten telegraphischen Depesche die demselben beiwohnenden Mitglieder deS hiesigen allgemeinen Turnverein-, die Herren Singer, Werth und Bernstein, den ersten Ehrenkranz zucrkannt erhalten. Von München aus werden sich dieselben nach Ulm zu dem dort abzuhal tenden Turnfeste begeben. Als Ehrengabe zum Nationalschießen in Frankfurt lassen die Schützen von Altenburg, Borna, Großenhain und Löbau einen großen, mit Kunst arbeit versehenen Stutzen im Wecthe von 40 Thlr. anfertigen, während die Leipziger Schützengesellschaft zum gleichen Zwecke zwei mächtige Por zellankunstwerke abscnden will. Bad Elster. Nr. 25 der Curliste weist bi- zum 26. Juni in 544 Parteien 920 Personen nach. Präsent: 641 Personen. Preußen. Berlin, 27. Juni. Die neulich telegraphisch gemel det« Nachricht, daß der Geh. Regierung-- und vortragende Rath im Mi nisterium des Innern, v. Winter, von der commiffarischen Verwaltung des königl. Polizeipräsidiums zu Berlin entbunden worden fei, wird heute amt lich bestätigt mit dem Hinzusügen, daß die interimistische Verwaltung dieses Amtes dem Landrathe des Kreises Liegnttz, v. Bernuth, übertragen worden.