Volltext Seite (XML)
Musik für den eigenen Gebrauch, Gebrauchskunst edelsten Zuschnitts — das endet nicht bei der Form des Konzerts, in dem der Komponist als Solist in Erscheinung tritt, das gilt auch für eine Vielzahl von Sinfonien, wie etwa Mozart sie sich gleich „auf Vorrat“ schrieb, um auf seinen Konzertreisen hinreichend Material für die Eröffnung und den Abschluß eigener Veranstaltungen zu haben. Man darf in diesem Zusammenhang nicht an den Gattungsbegriff „Sinfonie“ im Sinne Beethovens denken, dessen großflächige und inhaltsschwere Orchesterwerke jenseits zufälliger Anlässe an die Menschheit, die „humanitas“ schlechthin ge richtet sind. Über 100 Sinfonien Haydns, über 50 aus Mozarts Feder: schon der Vergleich mit der Neunzahl Beethovens weist aus, daß beider Zielsetzung eine andere als die des Monumental Werkes sein mußte. Gewiß waren beide — und aus der Entwicklung ihrer Sinfonien ist es eindeutig abzulesen — Wegbereiter von der unverbind lichen, musikantisch-unbeschwerten italienischen Sinfo- nik zu einer solchen persönlichen Bekenntnisses einer Sin- fonik, die sich aus dem rein Dekorativen, Festlichen ins Innerliche, ausdrucksmäßig Bedeutsamere wandelt. Die A-Dur-Sinfonie ist einer der Belege dafür, wie weit sich Mozart aus der Unverbindlichkeit seiner sinfonischen Frühwerke gelöst hat und durch größere Tiefe der thematischen Arbeit, kammermusikalische Feingliedrig- L. VAN BEETHOVEN keit, bewußt gesetzte Kontraste zwischen Zierlichem bei schle chtem etter und Gewaltsamem, gesteigerte Dramatik der Durchführung (letzter Satz!) auf neue Bahnen verweist. Das alles jedoch ohne Absage an das Selbstverständlich-Musi zierfrohe, das dieses Werk ganz zu Recht einem Programm „heiterer“ Werke zu ordnet. Ähnliches gilt für Haydns Sinfonie „Der Bär“ aus dem Jahre 1786 (ihren Namen verdankt sie dem brummenden Dudelsackbaß des Finalsatzes), die er als die erste der sechs sogenannten „Pariser“ Sinfonien für die „Concerts de la Loge Olympique“ schrieb, Zweckmusik also wie so vieles aus seiner Feder, aber eben dadurch von bleibender Gültigkeit, daß — sie entstammt seiner reifsten Schaffensperiode — das meisterlichste Können gerade gut genug war, musikalische Einfälle in eine Form der Aussage zu bannen, die uns heute noch taufrisch berührt wie zur Zeit ihrer Ent stehung. Walter Bänsch LITERATURHINWEISE Abert, W. A. Mozart; Schönewolf, Beethoven in der Zeitenwende; Pohl, Joseph Haydn VORAN KÜND I GUNG 2. Kammermusikabend, Anrecht D 10. Januar 1961, 19.30 Uhr Freier Kartenverkauf! 5. Außerordentliches Konzert 17. Januar 1961, 19.30 Uhr — Freier Kartenverkauf! 18. Januar 1961, 19.30 Uhr — Anrecht C Richard Wagner-Abend Solisten: Christa Maria Ziese Wilfried Krug Dirigent: Prof. Heinz Bongartz * I 4. AUSSERORDENTLICHES KONZERT 6021 Ra III-9-5 1260 1,5 ItG 009/60/86