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MOnfferNgeblaN Mtwndle Tageszeitung für Landwirtschast und ^)as »Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. jrei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern lv Rpfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- W0MeNb!at1 fUt Wilsdruff U. UMlleaeNd gegen. Im Falle höherer Gewalt, -" 7od. sonstiger — — > .. Betriebsstörungen besteht Lein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut auslicgendcm Taris Nr. 4. — Nachweisungs-Gebühr:»20 Sipsg. — Dorgeschriebcne Erscheinungslage und Plaxvorschrislen werden nach Möglichkeil bcrürksichligl. — Anzeigen - Annahme durch Fernrus üdcrmu. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr.806»!'k/A^'^^ men wir deine Eewahr. ! - Feder Radaiianspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muh oder der Auftraggeber jn Konkurs Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meissen, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 138 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 17. Juni 1935 Zm Dienste der Arbeitsbeschaffung. Neue Mittel für Kleinwohnungen — Mehr Jnstand- fetzungsarbeiten durch die Hausbesitzer — Drei Fünftel des Handwerks leben vom Hausbesitz — Arbeits beschaffung durch Steuerpolitik. Das Wochenende stand im Zeichen zweier großer Tagungen, die über die Fachberatungen hinaus all gemeines Interesse haben: Jn Frankfurt a. M. fand sich das deutsche Handwerk zum Reichs Handwer ke rtag zusammen. Jn der R e i ch s h a u p t st a d t wurde der 28. Deutsche Mietertag abgehalten. Beiden Veranstaltungen liegt ein gemeinsamer Gedanke zugrunde: Arbeitsbeschaffung; denn gerade durch den Wohnungsbau sollen zahlreichen deutschen Menschen, nicht zuletzt aus dem Handwerk, neue Arbeits- Möglichkeiten gegeben werden. Im Rahmen der neuen Reichsmittcl, die die Reichsregierung für Siedlungen und Wohnungsbau bereitgestellt hat, finden sichsiebzig Millionen Mark für die Wetterführung von Kleinsiedlungen. Darüber hinaus ergeht in der nächsten Zeit in allen deutschen Gauen durch Plakate an den Anschlagsäulen die Aufforderung des Zentralverbandes deutscher Haus- und Grundbesitzer- Vereine an die deutschen Hausbesitzer, in diesem Sommer durch vermehrte Vergebung von Jnstand- setzungsaufträgen, soweit es in ihren wirtschaftlichen Kräften liegt, bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit mitzuhelfen. Mit dieser Maßnahme stellt sich der deutsche Haus- und Grundbesitz gemeinsam mit dem Reichsstand des deutschen Handwerks aufs neue in den Dienst der vom Führer angeordneten Arbeitsschlacht. Gerade für das Handwerk liegen in den Jnstand- setzungsarbeiten noch gewaltige Reserven der Arbeits beschaffung bereit. Wie groß die Möglichkeiten sind, hat sich deutlich im Winter 1933/34 gezeigt, in dem mit Hilfe von Reichszuschüssen derartige Arbeiten vorgenommen Wurden, die dem brachliegenden deutschen Handwerk großzügige Aufträge beschafften. Außerdem ist es erforderlich, daß das deutsche Handwerk dauernd und in regelmäßigem Umfang mit Jnstandsetzungsausträgen des Hausbesitzes versehen wird, da etwa drei Fünftel des Handwerks nur durch die Aufträge des Hausbesitzers Lohn und Brot erhalten. Diese Tat sache gab auf der Frankfurter Tagung Anlaß zur ein gehenden Besprechung, und sie wird in der nächsten Zeit in dem eingangs erwähnten Plakatfeldzug noch einmal zum Ausdruck gebracht werden. Darüber hinaus aber muß der Wohnungsbau frage vom bevölkerungspolitischen Stand punkt aus größte Aufmerksamkeit geschenkt werden. Wenn es das Ziel des Nationalsozialismus ist, jeder Familie eine gesunde Wohnung zur Ver fügung zu stellen, so heißt das nicht mehr und nicht weniger, als weit intensiver als bisher sich der Schaffung von Wohnungen zuzuwenden. Nicht die Mietkaserne ist der Zukunftstraum, sondern das kleine Einfamilienhaus, die Kleinsiedlung, die auch dem Städter Gelegenheit gibt, ein naturverbundeneres Leben zu führen. „Ich werde", so führte der Führer und Reichskanzler bei seinem Regie rungsantritt aus, „die deutsche Familie in den festen Schutz des Staates nehmen", und dieses Wort steht als ragender Wegweiser nach den Ausführungen des Bundes führers Hermann auf dem 28. Deutschen Mietertag in der Reichshauptstadt über dem ganzen Kapitel Wohnungsbau. Durch das Wohnungselend der Nachkriegszeit fehlen nach Ansicht fachmännischer Kreise heute in Deutschland 14,5 Millionen Jugendliche und Kinder, die nicht geboren werden konnten, weil es am notwendigen Lebens- und Wohnungsraum für sie fehlte. Mit Rücksicht auf die Nach wuchsfrage ist daher das Ziel gesetzt worden, bis 1940 3,4 Millionen Wohnungen neu zu schaffen. Unter diesen Wohnungen wird, den Erfordernissen der Zeit entsprechend, der größte Teil Kleinwohnungen sein, die vor allem notwendig sind für die jungen Ehepaare, die, großenteils mit Ehedarlehen. ausgestattet, nicht die Mög lichkeit zur Unterhaltung größerer Wohnungen haben. Mit Hilfe des Reiches werden der ftädtische Kleinwoh nungsbau und die Kleinsiedlung ganz besonders gefördert werden. Durch fparsamste Bauausführung und äußerste Begrenzung der Unkosten soll mit den zur Verfügung stehenden Mitteln eine möglichst gesunde zweckentsprechende Wohnung erstellt werden. Alle an der Wohnsiedlung inter essierten Wirtschaftsgruppen haben sich zur tatkräftigen Unterstützung dieses großen Aufbauwerkes bereit erklärt. So will die Industrie besonders die Werksiedlung fördern. Die Städte werden, soweit es ihnen finanziell möglich ist, sich an dem Wohnungsbauprogramm be teiligen, indem sie Wohnungen erstellen, die sich vor allem durch niedrigen Mietsatz und trotzdem gesunde, hygienische Bauweise auszeichnen werden. Völlig neue Wege ging der Nationalsozialismus auf dem Gebiete der Steuerpolitik. Hatte der Liberalis mus keinen anderen Ausweg gesehen, als immer wieder die Steuerschraube aufs neue anzuziehen, so ging der Nationalsozialismus trotz erster augenblicklicher finan zieller Einbußen von dem Grundsatz aus, durch Lockerung der WM de; deutschen MM;. Die alte Reichsstadt Frankfurt im Festkleid — Viele Tausende nehmen aus dem ganzen Reich teil. Die alte Reichsstadt Frankfurt a. M. stand am Sonn tag im Zeichen des Reichshandwerkertags. Fahnen und Girlanden gaben der Stadt ein festliches Gepräge. Weit über 100 OVO Teilnehmer aus allen Gauen des Reiches waren in Sonderzügen angerollt, um gemeinsam den Ehrentag des deutschen Handwerks zu begehen. Den Auftakt zum Reichshandwerkertag bildeten die R ö m e r b e r g f e sts p i e l e. Wallensteins Lager und Piccolomini zogen in einer künstlerisch geschlossenen Auf führung vor der mittelalterlichen Fassade des Römers vorüber. Die Einzigartigkeit des Schauplatzes wurde allen Teilnehmern zum tiefen Erlebnis. Am Sonnabend tagten die Kommissionen der Innungen und die Obermeister, und die Verbände erledigten ihre interne Arbeit. Am Nach mittag wurden die Teilnehmer an der Handwerker zielfahrt — Meister und Gesellen — offiziell begrüßt, und abends fanden auf allen Plätzen der Stadt die Handwerkerspiele und Tänze statt. Da sah man den alten Schäfflertanz, das Zimmerer- kl ätschen, den Tanz der W a ss e r m a d el n, den historischen Schwertertanz und das derbkomische B u ch d r u ck e r - G a u t s ch e n. Der Reichshandwerksmeister Schmidt legte vor in- und ausländischen Pressevertretern die Ziele und Aufgaben des deutschen Handwerks dar. Er betonte, daß es sich bei dem Reichshandwerkertag nicht um eine demonstrative Zusammenkunft von 250 000 Menschen der verschiedenen Handwerkszweige handele, sondern der Handwerkertag 1935 sei Pi- Wende in der Handwerkerpolitik der letzten 120 Jahre. Jetzt beginne die aktive Wirtschaftspolitik des deutschen Handwerks. Das Handwerk werde eine Säule im nationalsozialistischen Fundament der deutschen Wirtschaft werden. Wie es aus der einen Seite in Deutschland niemals ein Handwerk ohne Nationalsozia- (Weltbild — M.) Das Römerberg-Festspiel, das den Auftakt zu dem Reichshandwerkertag bildete. tismüs geben könne, so sei'umgekehrt auch eine national sozialistische Wirtschaft nicht möglich ohne das deutsche Handwerk. So verstanden, dokumentiere der Reichs handwerkertag auf der einen Seite den Leistungs willen und auf der anderen Seite den Gemein schaftsgeist. Eme Rede Dr. Schachts. Im prächtig geschmückten Haus der Technik auf dem Festhallengelände versammelten sich Handwerkerabordnun gen aus dem ganzen Reiche, die Spitzen der Partei und des Staates sowie eine große Zahl von Ehrengästen zu einer erhebenden Feierstunde. Reichshandwerksmeister Schmidt begrüßte die Festteilnehmer, insbesondere den Reichsorganisationsleiter der NSDAP., Dr. Ley, und den Reichswirtschaftsminister und Reichsbankpräfidenten Dr. Schacht. Er erteilte dann dem Reichswirtschasts- minister Dr. Schacht das Wort, der unter dem Jubel der Tausende mitteilte, daß er im Auftrage des Führers und Reichskanzlers gekommen sei, der es unendlich bedauere, daß es ihm nicht vergönnt sei, feine ursprüngliche Absicht auszuführen, zu dieser Festwoche der Handwerker zu er scheinen. Ich begrüße diese Tagung als die erste große Heerschau des deutschen Handwerks und freue mich, daß ich diese Grüße und Wünsche aussprechen kann in Frankfurt am Main, das schon im Jahre 1848 den überhaupt ersten Handwerkertag gesehen hat. Das ganze Handwerk soll es sein. Meister, Geselle und Lehrling müssen zu einer Arbeits gemeinschaft zusammengeschweißt werden, aus der die Zukunft des deutschen Handwerks sich aufbauen kann. Diese Arbeitsgemeinschaft, gegründet auf der Selbst achtung von einem zum anderen und nicht traditionellen Standes- und Klassenunterschieden, soll alles zusammen fassen. Diese nationalsozialistische Grundauffassung ist es gewesen, die mich mit dem Führer der Deutschen Arbeitsfront, Dr. Ley, zusammengeführt hat, um eine Lebens- und Arbeitsgemeinschaft nicht nur im Handwerk, sondern in der ganzen deutschen Wirtschaft zu schaffen. Das ist der Sinn des Abkommens, das ich mit dem Führer der Deutschen Arbeitsfront getroffen habe. Wenn wir im besonderen vom Handwerk spreche«, so ist noch eines zu sagen: Das Handwerk ist kein Stand und keine Klasse für sich. Auch das Handwerk wird im Dritten Reich nur gedeihen, wenn es sich mit den übrigen Ständen verbunden fühlt. Wenn ich für Ihr Recht kämpfe, so ver lange ich von Ihnen Verantwortungsgefühl gegenüber der Allgemeinheit. Nachdem Dr. Schacht seine Ausführungen beendet hatte, verlas Reichshandwerksmeister Schmidt unter un beschreiblichem Jubel ein Telegramm des Führers an den Reichshandwerksmeister. Darin heißt es: „Den in Frankfurt zu festlicher Kund gebung versammelten Handwerkern, Meistern, Gesellen und Lehrlingen gilt heute mein Gedenken. Es ist mein Wunsch und Wille, daß das deutsche Handwerk, verwurzelt in ehrwürdiger Überlieferung, im Schutz von Volk und Staat, einer neuen Blüte entgegengehe. Die Wahl der alten Kulturstadt am Main mit ihrer großen, ruhmreichen Handwerkertradition als Stadt Ihrer Tagung ist ein besonders glückliches Symbol dieses Auf stieges. An ihm in zäher Energie und unerschütterlichem Glauben an et« ewiges Deutschland mitzuarbeiten, um dem deutschen Handwerk die seiner großen wirtschaftlichen Bedeutung entsprechende Geltung im Jn- und Ausland zu erringen, ist Aufgabe jedes einzelnen von Ihnen. Meiner Unterstützung hierbei können Sie gewiß sein." der Steuerschraube die Steuerpolitik zu gesunden. In den Kampf gegen die Arbeitslosigkeit fpannte sie auch die Steuerpolitik ein. Zuerst wurde am 10. April 1933 die Steuerfreiheit für neu zugelassene Kraftfahrzeuge erklärt. Gewiß zunächst ein Ausfall für die Staatskassen! Aber der Ausfall an Kraftfahrzeug-Steuereinnahmen wurde im Laufe der Zeit durch die mit der Beschäftigungssteigerung der Automobilindustrie, einer Schlüsselindustrie ersten Ranges, organisch wachsenden Erträge aus Einkommen-, Lohn-, Umsatzsteuer usw. mehr als wettgemacht. Auf der gleichen Linie bewegte sich die Einführung der Ablöse möglichkeit für die Steuer älterer Kraftfahrzeuge durch Gesetz vom 31. Mai 1933, die dem Reich aus der ein maligen Ablösungssumme beträchtliche Mittel sür Zwecke des Straßenbaues bereitstellte.. Wirtschaftsbelebend, wirkte wener me Msnmmung vom r. Ium 1933, wonach Aus gaben für Ersatzbeschaffung gewerblichen oder landwirtschaftlichen Anlagekapitals von der Einkommen steuer abgesetzt werden konnten. Dadurch wurde wiederum den einschlägigen Industrien ein reicher Auftragseingang gesichert, aus dem dem Staat später entsprechende Mehr- steuern zuflossen. Jn derselben Richtung lagen die Be stimmungen über Steuererleichterungen für das Bäu ge w e r b e und sein Hilfsgewerbe vom Juli 1933. Die Tatsache, daß trotz weitgehender steuerlicher Erleichte rungen im Rechnungsjahr 1934 1,16 Milliarden Reichs mark mehr an Steuern und Abgaben aufgekommen sind als 1933, rechtfertigt die kühne nationalsozialistische Steuerpolitik aufs glänzendste.