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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.07.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-07-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930719010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893071901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893071901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-07
- Tag 1893-07-19
-
Monat
1893-07
-
Jahr
1893
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Tabellarischer nnd ZiffernsaD »ach höherem Tarif. Extra-veilagen (gesalzt), nur «v Morgen. Au-gade, ohne Postdefördanag »4 60,—, mit Postbe fordern»g 7L-^ Aungh«eschl>ß fiir Aryrip»; Nbend-BuSgabe: Bormittag« 10 Uh«t Morge n»Au«gabe: Nachmittag« «lkhr. Soun- und Festtag« früh '/,S Uhr. Bei den Filialen und An»adm«7teslrn j« «in« halb« Stunde früher. Anzeigen find stet« au dir EzDeDtttat» zu richte». Druck nnd Verlag von L. P ol> 1» Leipzig. Mittwoch den 19. Juli 1893. 87. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Vermiethungen. In den nachzzenannten, der Sladlgenieinde Leipzig gehörigen Grundstücken sind folgende Miethsräume gegen viertel- bez. halb jährige Kündigung anderweit zu vermielhen: 1) Ueich»str»tze Nr. 7 Geschästslocalitäten in der 1. Etage, 2) Luvserttädchc» Nr. 1 — ehemalige« Kramerhau« — der größte Lhetl der 1. Etage zu Bureau- oder Wohnung«- zwccken. 8) Nittrrftratze Nr. 28 — Georgenhalle — ein Verkauf«- aewöltn recht- neben dem Eingänge, 4) Brüht Nr. 8V — Sonuenweiser — ». Niederlag-räume im Hofe, b. eine Wohnung in der 3. Etage, -) da» estemal. Wachhaus an der Frankfurter Brücke at« Geschäft-lokal, 5) Gvmeindeamt-ftratze Nr. S in Leipjig-Lindenau ». Niederlag-räume im Parterre recht-, b, eine kleine Wohnung in der 2. Etage, 7) Niritzenltainer Stratze Nr. 120 in Leipzig-Thonberg esir Wohnung in der 2, Etage, 8) Wiarschallitratze Nr. 3 — Fencrwrhrdrpot in Leipzig- meudnitz — eine kleine Hofwohnung in der 4. Etage, E« sind die Räume unter 1, 2, 5 und 7 vom 1. October d. I. ab und die übrigen sofort zu vermielhen. MXethgesuche werden aus dem Rathhause, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, entgegen genommen. Leipzig, den 12. Jult 1893. Der Nath der Stadt Leipzig. I)r. Tröndlin. Morche. Diebstahls-Bekanntmachung. Gestohlen wurden laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine silberne Tntinder-Uhr mit abgenutztem Goldrand und der Nummer 32 132. Auf der Rückseite der Uhr ist die Abbildung des Schlosses Osterstein bei Gera und im Innern der Name „Lonsebe" eingravirt, am 11. d. M.; 2) eine goldene Lhlinder-Uhr mit Schlüssrlaufzug nebst an- hängender, grodgliedrtaerralmikettemit viereckigem Medaillon. Ans der Rückseite der llhr ist eia „X" und ein „IV", sowie ein Pferd eingravirt, desgleichen eine silberne Cyttnder-Uhr mit Schlüsielauszug, mit der Nummer 21 305 oder 22 305, uebst an- hängender, tanggltedriger Nlcketkette. Aus der Rückseite der Uhr ist ei» Häuschen mit Thurm eingravirt, vom 11. zum 12. d. M.; 3) eine goldene Tameu-Ncmontoiruhr mit emgravirtem „8. 8." auf der Rückseite, vom 4. d. M. ab; 4) ein goldener Ning mit 2 blaue» Steinen und auf beiden Seiten mit le 4 weißen Wachsperlen besetzt, am 11. d. M,; 5) ein Uinformmailtel von schwarzem Buckskin mit eben solchem Elotbsuttrr, gelbe», glatten Metallkiiöpfen und Stoffhenkel, am 11. d. M.; 6) ein Sommerübrrzieher von schwarzgestreiftem Stoff mit dergl. Futter, schwarze» Horutnöpsen, einreihig, am 2. d. M.; 7) ein dunketblanrr Taiüenrock mit schwarzem Futter, über zogenen Knöpfen und Lederhenkcl, am 13 d. M.; 8) et« Manncüjaquet von blaumeliriem Stoff, mit schwarzem Futter, Horutnöpsen nnd Stofiheokel, am 13. d. M.; S) ein Aaquet von dunkelblauem Stoff mit schwarzem Futter und eine Hose von dunkelblauem gestreiften Stoff, am 13. d M; 10) rin Jaqurtvnjug von dunklem Stoff, ein Wtnterüber- zieher von glattem dunklen Stoff mit großcarrirtem hellgrauen Futter, eine neue, grotzrarrirte grane Hose und rin Paar Stiefeletten mit Gummizug, am 10. d. M.; 11) eine wollene, hrllbranne Kinderwagendechr, ein kleines rothe« Federbett mit eingcslicktrm weißen „8.", ei» roihes Nosihaarkiffc» mit weißem Ukberzug und Stickerei, ebenfalls mit gezeichnet, am 14. d. M.; 12) et» «tttelgrotzer, vierrädriger Haiidxagen mit grün- gestrichenem Leirevauksotz und der Firma „vietre, Liebertwolkwitz", auf demselben verschiedene ßileiduug-- und Wirthschaft«- grgenftände, am 4. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesilumt bet unserer Lriminal-Avtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 17. Juli 1893. Tas Polizei-Amt der Stadt Leipzig. In Stellvertretung: vr. Schmid. l)r. Jincke, Crim-.Tomm. Obst-Versteiqerui'.g. Die diesjährige Nutzung von den stscalischen AePsek-, Vtrn- und Pflanmen-Väiimru an den Straßen der Amt«, straßenmeisterbezitte Srimma 8, Würze« und itolditz soll Sffent- lich versteigert werden Mittwoch, am 2S. »si,. Mts., Bonn. K Uhr im „Wtrkenthal" zu «ärimma. Nach«». 3 - iuderMeher schenSche iikwirtbichastzuWurze«, Donnerstag, am 27. oss. Mts., Rach«. '.,3 Uhr im „Kelvschlühcheo " zu Eolditz. KSntgliche Ltrahen- uuko Wasserbauiuspection und Königliche Banvwrmalterer vrimma, am 14. Jwti 1893. Lekauntkiu'.chnttg. Nachdem in der Sitzung vom 22. Juni d. I. eine Neu- und bez. Ergänzung-wahl der Verwolpang-deputation unserer Sparcasse stattgefunden hat, dieser Wahl ar.ch die erforderliche Genehmigung der König!. Krei-bauptmannschaft Leipzig durch Veichluß vom 13./17. Juli o. rrtheilt worden ist, so besteht nunmehr die Ber- wattungödcputation unserer Sparcasse aus dem Unterzeichneten Director Julius Robert rktebert in Leipzig-Reudnitz, sowie den Herren Kaufmann Ludwig Adolph Kindisch in Leipzig-Neustadt, erster stell». Tircctoec, Kaufmauu Earl Frisvrich Uhlig in Leipzig-Erottendors, zweiter stell». Director, Stadtrath Gustav Ej-cke in Leipzig, Kaufmann Hermann EHIe in Lelpzig-Reusellerbausen, Schlostrrmeisler Ric/mrd Mühlig in Leipzig-Tellerhausen, Kaufmann Eduard Lauer in Leipzig-VoltmarSdors, Kaufmann Ferdinand Venne in Leipzig-Reudnitz, Kaufmann Eugen Ptrimm in Leipzig-Reudnitz. Sorbmachermeiseev Hermann Ziegler in Leipzig-Neuschüneseld «ud Holzhändler Ednard Kindt in Leipzig-Reudnitz. Statutarischer Vorstkgrist gemäß wird Vorstehendes öffentlich bekannt gemacht. Leipzig-Reudnitz. I-,. Juli 1893. Gpareaffe «n »er Marachte SchSnefefd zn Leipzig-Reudnitz. R/,bert Liebert, Director. Anmeldung )nm Anschluß an die Ztadt- Fernsprecheinrichtullg. Neue Anschlüffe an die Sladt-Feriisprechcinrichtung für Leipzig und Vororte sind, wenn die Ausführung in dem im Monat September beginnenden zweite» Bauabschnitte de- laufenden Jahres lewünscht wird, spätestens bis zum I. August bei dem Kaiserlichen Stadt-Fernfprechamte hier, Grinimaischer Steinweg Nr. 3, II., an zumelden. Später eingehende Anmeldungen können erst im nächstjährigen ersten, im Monat April beginnenden Bauabschnitte berücksichtigt werden. Einer Erneuerung der bereits vorgemerktcn Anmeldungen bedarf es nicht. Leipzig, 15. Juli 1893. Der Kaiserliche Ober-Postdircctor, Geheime Obrr-Postrath. Walter. Frankreich und die deutsche Heeresreform. Die Annahme der deutschen Militairvorlage, so schreibt der pariser Corrispondcnt des „Hamb. Corr." am 15. d. M., ist wie ein Blitzstrahl in daS polilisirende Frankreich gefallen. „Man hatte sich", fährt der Gewährsmann des Hamburger BlatteS ort, „bis zum letzten Moment in die Hoffnung hineiiigeretet, daß die kaiserliche Negierung mit ihren Armee-Reorgani- fationSpläncn eine Niederlage erleiden werde. DaS Ilingl wunderbar, wird aber erklärlich, wenn man berücksichtigt, auS welchen Quellen die französische Presse schöpft. Da von hundert französischen Journalisten, die auS und über Deutschland correspondiren und leitartikeln, kaum einer auch nur mit dem Lrrikon ür der Hand Deutsch lesen kann, sind die großen, selbst die größten Blätter entweder aus das angewiesen, was ihnen die im französischen Solde stehenden, stets tendenziös antideutschen Telegraphcn- agentnren und Correspondenzburcauz liefern, oder sic Hallen sch, was für die Zuverlässigkeit ihrer Informationen fast noch schlimmer ist, elsaß-lothringische Emigranten als Fachredacteure für deutsche Politik. Diese verarbeiten dann natürlich nur das, was ihnen die allcrrabiatesten deutschen OppositionSblälter bringen. Ihre beliebtesten Quellen sind neben den socialdemokralischcn Zeitungen die Richter'sche „Freisinnige", die „Frankfurter Leitung" von letzterer läßt man sich mit Borliebe ein gutes Zeugniß für die französische Friedfertigkeit gegenüber dem deutschen Chauvinismus auöstcllen), die „Germania" :c. Und was sic von Eigenein hinzuthun, ist derart tendenziös gehässig und chauvinistisch, daß daS Ganze nur ein jammervolles Zerrbild einer Berichterstattung über dentswe Zustände und Ereignisse genannt werden kann. Mit demselben Material in derselben Tendenz, nur wenn möglich noch unehrlicher, arbeitet der^inter dem Pseudonym JacqueS Saint-Cöre versteckte deulsch-jüdische Renegat Rosentbal im „Figaro"; der „Matin" hat sich aar den süddeutschen Socialdcmokrateii-Führer Bollmar zum Mitarbeiter auserkoren, und wer aufmerksam dem „Temps" und dem „Journal des DSbatS" folgt, wird ohne An stand zugeben, daß gerade, was diese leisten, namentlich, soweit der „TempS" in Betracht kommt, zu dem Perfidesten und Verlogensten gekört, waS über Deutschland überhaupt verbreitet wird. Dem gläubigen französischen Zeilungs- leser wird das, was Richter, Bollmar, Sigl und Genossen schreiben, als das hingeslclll, waS das deutsche Volk denkt. Die Hoffnungen der extremsten Opposition werden da, wo sie sich mit den Wünschen der Franzosen decke», und daS ist fast immer, namentlich bei der Militairvorlage der Fall gewesen, als Realität genommen. Man hat also bis gestern und bis in die amllicheu Kreise hinein der Erwartung gelebt, eS werde sich im deutschen Reichstage schließlich doch noch eine Mehrheit gegen die Heeresvermehrung zusammensinden. Man ist biS in die letzten Tage hinein noch der von der Regierung auö- gegebcncn Parole gefolgt, möglichst zu der Angelegenheit zu schweigen, um dem Grafen Eaprivi keine neuen Gründe für die Berstärkung der deutschen Kriegsmacht zu liefern, und man hat mit allen Forderungen, die nunmehr un vermeidliche numerische Ueberlcgcnheit der deutschen Webr- krast io anderer Weise au-zugleichcn, Hurückgehallen. Die erste Nachricht über die Abstimmungen im deutschen Reichs tage hat die Situation vollständig geändert. Niemand denkt hier daran, ernsthafte Betrachtungen darüber anzustellcn, ob das Reichstag-Votum sich mit dem Willen und den Wünschen der Mehrheit des deutschen BolkeS deckt, ob die deutsche Re gierung „eine moralische Niederlage" erlitten haben könnte oder nicht. Man sieht nur daS Factum: Deutschland hat elf Millionen Einwobner mehr als Frankreich. Bisher hat Deutschland diese numerische Ueberlcgenheit seiner Bevölkerung nicht benutzt, um auch seiner Kriegsmacht die numerische Ueberiegenbeit zu sichern. Bisher war die delltscbe Feldarmee, wenn auch nicht ebenso verschiedenartig, was die Ausbildung, so roch ebenso verschiedenartig, waS daS Alter der Mannschaften anlangt, zusammengesetzt. Bisher war man, waö die Zahl der schon im Frieden vorhandenen Kriegssormationed oder doch die festgefügten Rahmen anlangt, Deutscklane überlegen. Bon nun an ist ein Kampf um die nunierischn Stärke mit Deutschland nicht incbr möglich. In Zukunft werden die Truppen der ersten Linie aus deutscher Seite im Alter gleichartiger, i» der Ausbildung viel gleich mäßiger sein, als die französischen, und auch die Ungleich- best der schon im Frieden vorhandenen KriegSsormalioiien ist zu Frankreich- Ungunstcn verschwunden. WaS nun? Wären die RevanchardS nicht mehr denn je Herren der Situation in Frankreich, so könnte inan sich bescheiden und könnte sich sagen: Für die Bertheidigung ist die französische Streitmacht auch zukünftig noch reichlich stark genug. So, wie die Tinge liegen, nachdem mau zwei Jabrzcbnte laug der ganzen Bevölkerung den Chauvinismus und die Idee der Rückeroberung der l87l verlorenen Provinzen eingeinipsl bat, den Erwacbsenen durch die Propaganda der Presse, den Kindern in der Schule, ist man nicht im Stande, sich zu bescheiden. Man will sich nickt nur verteidigen, man will an greisen können, angreisen in dem ersten sich bieten den günstigen Moment. Deshalb muß und wird man vcr- siicken, Deutschland den ibm natürlich zufallenden Borsprung lünstlich wieder abzuringen. Wird man eS vermögen? Bis etzt sind sich alle Kenner der französischen Armee und der ranzösischen LandcSverthcidigungsverhällnisse einig in der Berneinung der Frage. An Versuchen wird eö selbst verständlich nicht feblen. Schon heute wird der Kriegs- minister von den Organen der Presse und von besonders heißblütigen „Patrioten" angegangen, der nächsten Kammer entsprechende Vorschläge zu machen; DSroulöde Hai bereits für die nächsten Woche» öffentliche Vorträge vom Slandpunct der „Patriotciiliga" angckündigt; die Freunde Freyciuet'S rühren sich, um dem „großen Organisator der französischen Armee" noch einmal de» Weg inS Krieginiiiisterilim zu ebnen; vom Kriegsminister wird, wie ein in militairischcn Dingen immer ffut unterrichtetes Blatt, da- „Echo de Paris", meldet, ein Circular an die sämmtlichen coinman- direndeu Generale vorbereitet, in dem um Vorschläge zur Verbesserung der Schlagfertigkeit dcS HccreS ersucht wird. General Miribel, der Cbef deS Stabes der Armee, soll bereits feste Vorschläge gemacht haben; mit BerbesscrungS- Jdeen, die in Uebercinsliiiimiing mit vom russischen Kriegs- Ministerium auSgoarbeitcl sein sollen, soll auch General de BoiSdcffre >in Hinterhalt liegen, bereit, damit Miribel ein Bein zu stellen und selbst GcneralstabSchef zu werden. Das alles haben die wenigen Stunden, die seit Annahme deS 8- l verflossen sind, gezeitigt. Ich glaube, wir können die Dinge, die sich vorbereilcn und die da kommen werden, ruhig abwarten." DaS Interessanteste in dieser Darlegung ist un- der Hin weis auf „die im französischen Solde stehenden, tetS antideutschen Telegraphenagenturen und Correspoiidenzbureaux", auf welche selbst die größte» Pariser Blätter angewiesen sind. Selbstverständlich sind damit nicht deutsche Telkgraphenagenturen und Correspon- denzbureaux gemeint. Obgleich eS auch unter iknen einige giebt, die mit Vorliebe nach dem In- und AuSlande die Aus lassungen der „freisinnigen" Presse berichten und dadurch unsere westlichen Nachbarn über die Lage und die StiminunA i» Deutschland irreführcn, so stehen sie doch nickt in fran zösischem Solde, sondern lediglich unter dem Einfluß ihrer parteipolitischen Leiter. Wohl aber giebt e» in Brüssel und anderwärts Telegraphenagenturen nnd Correspondenz- Bureaux, die zweifellos aus französischen Quellen genährt und zur Verbreitung falscher Nachrichten über Deutschland benutzt werben. Früher schenkte man nicht imr im Aus wärtigen Amte zu Berlin, sondern auch bei den deutschen Botschaften und Gesandtschaften im AuSlande diesen Agenturen und Burcaux große Aufinerksanikcit, nötlügte sic in besonderen Fällen zu Berichtigungen n»d ver anlaßt,:, wenn auch das nichts hals, die betreffenden Regierungen zum Einschreiten gegen den gemeingefährlichen Unfug, (seit einigen Jahren aber hat man davon nichts gehört. Fehlt eS auch vielleicht in den Kreisen der deutschen Diplomatie nicht an einer Conlrole der Unfugstistcr, so feblt cö doch augenschoinlick an ernsten Versuchen, diesem Treiben entgegcnzulrelen. Das ist ebenso bedauerlich, wie es gefährlich ist. Besonders in Frankreich, wo Regierung und Volks vertretung ganz von der BolkSstimmung abhänge», hängt die Entscheidung über Krieg und Frieden ganz wesentlich von jenen Sliminunasiiiackern ab, die im Solde der Pariser RevanchardS sieben. Diesen verlogenen Micthlingen völlig freie Hand zn lassen, ist eine Politik, die sich trotz unseres, nach so schweren Kämpfen errungenen niilitairisck>cn Vor sprunges vor Frankreich bitter rächen kann. Auch ein glücklicher Krieg ist ein schweres Nebel. Der deutsche NeickS- tag wird datier in seiner nächste» Tagung bei ber Beratbung des Etats des Auswärtigen Amleö den Träger dieses Amtes darauf aufmerksam zu machen haben, daß cs nicht genügt, Deutschland militairisch zu stärken, sondern daß mit dieser Stärkung auch eine sorgfältige Ucberwachung und Zügelung der internationalen Hetzer Hand in Hand gehe» muß. Deutsches Reich. Berlin, l8. Juli. Die MandatSniederlegnng des Ab geordneten Lctocha, deS Vertreters des oberschlesischen Wahl kreises Kattowitz, wirft wieder ein grelles Licht auf die Gährung im Centrum. Herr Lctocha begründet seinen Entschluß damit, daß er den Conflict nicht zu lösen vermocht habe, der darin liege, daß Tausende seiner Wähler der Militairvorlage günstig, andere Tausende ihr abgeneigt gewesen seien. Tie ersteren Tausende werden natürlich in der ultramontan-freisinitigen „Wahlstatistik" ebeiisalls unter denen gebucht, die beweisen sollen, daß die Mehrheit deö deutschen Volks gegen die Vorlage gewesen sei. In derselben Lage befanden sich die oberschlesischen Abgq. Frank, Wolny und CytronowSki, alle drei katholische Priester, die sich der Ent scheidung durch Abwesenheit entzogen. Die schlesische Cent rumSpar lei ist, nachdem sie nicht nur alle ihre aristokratisch-conservativen, sondern überhaupt die staalStreucn Elemente hinauSgedrängt hat, in voller Auflösung begriffen. Es wird uns berichtet, es seien binnen Kurzem noch sehr bezeichnende Kundgebungen nnd Vorgänge zu erwarten, welche eine schroffe Absage an die demokratische Führung eines Lieber in sich schließen. — In klerikalen Blättern wird jetzt zugegeben, waS gegenüber offenkundige» Thatsachen auch nickt geleugnet werden kann, daß in Canibcrz, dem Wohnort Lieber«, die Katholiken massenhaft für de» social- demokratischen Candidaten in der Stichwahl mit einem nalionalliberalcn gestimmt haben. Zur Beschönigung wird nur geltend gemacht, die katholischen Wädler hätten sich gar zu sehr über eine» ihre Religion beschimpfenden Artikel einestortigen nationalliberalenBlatteS geärgert,terdie „Brand fackel der religiösen Zwietracht" in de» katholischen KreiS geschleudert habe. Herr Lieber habe sich von der Slichwabl in seinem Kreise vollständig scrngehallcn und der dortige Pfarrer, Tecan Wolf, habe seinen Psarrkindern eindringlich ans Herz gelegt, daß eine Stimmabgabe für einen Svcial- demokralc» einem Katholiken nicht gestattet sei. Aber die Belehrungen und Ermahnungen der Beiden waren ebne jeden Erfolg. WaS müssen sic gelitten haben, als sie ihre Getreuen westen eines einzigen Zeitungsartikels Maun für Mann zum socialdeinokratischen Stimmzettel greisen saben! «>,. Berlin, 18. Juli. Ter Reichstag ist mit der ibm von verschiedenen Seiten zugedachtcn Erörterung der Invalidi tät-- und Altersversicherung, die nach Lage der Dinge praktische Ergebnisse unmöglich zeitigen konnte, verschont geblieben. Nur gelegentlich erwähnte sie ein Redner, indem er bemerkte, da« „RIedegesrtz" habe die Wahlen ungünstig beeinflußt. Ziffern begründen diese Bedaupiung nicht, die jenigen Parteien, welche für das BrrsorgungSgesetz ge- liniml oder, wie die Socialdemokraten, den Kampf gegen dasselbe eingestellt baden, sind vielmehr bei den Wahlen am besten gefahren. Ueberhaupt darf man die Schilderungen von dein grimmem Haß, der im Lande gegen daS Gesetz herrsche» soll, als im bohen Grade übertriebev ansehen. So bald nian genauer zusieht, zeigt eS sich, daß eine tiefgehende Unzufriedenheit über die JnvaliditätSversicherung überhaupt nicht und mit ihren — gewiß vielfach verbesserungsbedürftigen — Einzelheiten nicht in einem Maße vorhanden ist, die wesentliche Abänderungen vor Ablauf einer angemessenen Probezeit notbweiidig machen oder auch nur rechtfertigen würde. Im Februar des vorigen Jahre« war daS Versor- zungSgesetz Gegenstand einer dreitägigen Verhandlung im Reichstag und daS Ergcbniß war ei» dem großartigsten Stücke unserer Socialgesetzgebung durch«uS günstiges. Als das Lästigste im Gesetze haben wir immer seine An- prüche an die Jntcllhen; wirthschaftlich und admini- irativ liiigcbildctcr Personen angesehen. Wie sich im Reichstage gezeistt bat, liegt auch hier der Urquell der U»;usriede»br>t. Da- ist indessen ein Ucbelstand, der sich mit jeder Woche durch die Gcwöbnung bessert. Mit der DcclarationSpflicht babc» der preußische und vor ihm andere deutsche Staaten der Gewandtheit der rnitttercn Landwirthe eine viel schwierigere Aufgabe gestellt, «IS durch die Auflage deS Markcnklebcns, und wir wissen: bereits, daß die mit der Eelbsleinschätzung verbundenen „Scheerereien" im ersten und im zweiten Jahre Unzufriedenheit erzeugt haben, obschon die Steuerreform am letzten Ende zweifelsohne zur Entlastung der kleineren Steuerzahler führen muß. Deshalb befürchten wir aber keineswegs, daß man bei den bevorstehenden preußischen LandtwzSwahIen mit einer aus die Abschaffung der Sclbstcinschätzuug gerichteten Agita tion bei den Bauern Glück haben werben. Solche Schwierig keiten sind anfänglich mit jeder Neuerung verbunden, die von dem Landbewohner Schreib- und NechmungSarbeit erheischt. Daß sic nicht unüberwindlich sind, halben die Auslastungen der mit Len Verhältnissen und Stimmungen ihrer Wähler doch wobl vertrauten Reich-tagSabgeor'dnctcn auS den länd lichen Bezirke» dargcrhan. Nur reo» dcutschfrcisinniger Seite erfuhr Herr von Boctticher Widerspruch, als er bemerkte, daß die verbältnißmäßig leivbte Durchführung deS BersorgungsgesetzeS seine Verwundcru»g und Gcnugthuuna erregt bade. Aebnlich sprach sich ai-ch Herr v. Helldorff auS, der Len Grund zur lliizufriedenbirit hauptsächlich darin fand, daß auf dem Lande nicht genng ons die Aufklärung der Beitragspflichtigen hingearbeilet Word«,, sei. DaS wichtigste Moment für die Bcnrlheiliing der Wirk'.iug dcS Gesetze« bleibt nach wie vor die Slellungnahnie der lZocialdemokratie. Diese Partei bat gegen daS Gesetz gestimmt und tritt jetzt für seine Beibehaltung ei», und in beiden Fällen muß ihr Klugheit und Kcnntniß der Massen bezeugt werden. DaS Gesetz bildet eine Gefahr für die Umsturzpartei, indem cs Millionen und aber Millionen einen Anspruch an den Staat sichert und sie somit an dem Fort bestände des Staate« interessirt. Tc«halb hat die Social- rcmokratic gegen da« Gesetz gestimmt. Nunmehr aber darf sic sich nicht für seine Abschaffung au-Ssprechen, weil in der Arbeitcrwelt der Werth der Reuten bereits nach einem Jahre höher geschätzt wurde, als tas socialistische Evangelium. Be schwört sie einen Eonflicl zwischen der socialdeinokratischen Uebcrrcuglinä und dem persönlichen Interesse an der Rente herauf, so bleibt daS letztere Sieger. Daran können die Führer nicht zweifeln, und daß dem siv ist, daö charakterisirt das Gesetz als ein Element des künftigen socialen Frieden«, wie ibm an Wirkungsfähigkeit kein zweites zur Seite zu setzen ist. * Berlin, 18. Juli. Tie Stichwahl in Siegen, in welcher bekanntlich Herr Hofprediger Stöcker, der bis- heriste Vertreter, dem nationalliberalcn Dresler unterlag, ist in der Presse vielfach einseitig erörtert worden. Die antisemitische „Staatsbürgerzeilung" siebt sich deshalb veranlaßt, von einem Schreiben Kenntniß zn geben, da« ein hervorragendes Mitglied des deutsch-socialen Verein« in Siegen nach Berlin über die Entwickelung der Sacke gerichtet hol. Das Schreiben ist so wenig partoiisch gehalten und wirft ein so interessantes Lickt auf die Sicgencr Partei- Verhältnisse, daß wir dasselbe bier zum Abdruck bringen: „ . . . meiner Ansicht nach ist Stöcker vornehmlich de-d«Ib nicht gewählt worden, weil Stöcker nicht allein die Nationalliberalcn und Freisinnige» angriff, sondern auch die Ultramontanen und Böckelianer in seinen Reden selbst in wenig zarter Weise be handelte. Daß die Freisinnigen, zu Lenen selbstverständlich die Juden zählen. In der Stichwahl alle- ausboten, um Stöcker zu verdrängen, lag auf der Hand. Die Böckelianer soll Stöcker dadurch verletzt haben, daß er in einer Wahlrede Böckel mit Ahl warbt gleich- gestellt habe; daraus soll die Parole: „Gegen Stöcker" auSgegeben worden sein. Tas Zünglein der Waage lag jedoch diesmal iiieineS Erachtens bei den Ultramontanc». In cinerRede in Kreuzthal soll Stöcker einige unvorsichtige Aeußcrunge» über die bei Gelegenheit der Anwclenheil de- Kaiser- in Rom geschehenen Auszeichnungen de- Papstes und de- Cardinal- Ledochowski gelhon haben; ferner hat der Jude Mose- Schiss, in Firma Nt. Schiss Söhne, sich durch Vermittelung Berliner Staminesgciiosscii. wie ich höre, zwölf Exemplare der Stöcker'ichen Schrift: „Wach auf, evangelisches Volt" kommen lassen und diese Bücher mit Hilfe des freisinnigen Redakteurs Bonimert und dessen Agenten in dem fast ausschließlich kaihalischc» Netpherlande bet den Geistlichen sowohl, wie bei den Wähler» colportiren lassen. Ter kreis hat infolge dessen durchweg naiivnalliberal gewählt. Herr Oberwindcr hat meine» Erachten- Stöcker wenig geschadet; eine Versammlung in Niederschelden soll recht unblutig verlausen sein, da Lbcnvinder gegen Tretler per sönlich überhaupt nichts hätte Vorbringen könnt». Nicht wenig dagegen dürfte Herrn Stöcker die Agitation seiner eigenen Freunde, speetell de- Pastors Bergmann iGcisweid), geschadet haben; dieser Herr, ein noch junger Geistlicher, soll Dre-lcr als einen halben Christen, Stöcker dagegen als eine» ganzen (Christen oder Mann) bezeichnet haben, obgleich Herrn Dresler in religiöser Beziehung nichts vorzuwersen ist, waS Pastor Nürnberg (Ferndorf) in einer Entgegnung an Bergmann bestätigte. Ich d-b- den Eindruck bekommen, als ob von vornherein der Wahlkampf von konservativer Seite sehr scharf begonnen wurde, obgleich seitens der Nationalliberalcn gewünscht war, alle persönlichen Spitzen zu vermeiden. Später ist von letzteren allerdings auch scharf ge-
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