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Der Besitzer der Jahrmarktsbuden verlangt neuerdings, und wohl nicht unberechtigt, zur Instandhaltung derselben einen Zuschuß von 25 M. Der Rath hat diese Forderung zunächst an die Hauptintereffenten eines Marktes, wie Gastwtrthe, Bäcker und Fleischer, verwiesen. Eine zu diesem Zwecke einberufene Versammlung war aber nur von sieben der Genannten besucht. Schon diese schwache Bethriligung, aber auch das kühle Verhalten der wenig Anwesenden der Sache gegenüber ergab, daß man nicht geneigt sei, Opfer zur Erhaltung der Märkte zu bringen, und bleibt es nunmehr den städtischen Kolle gien überlassen, über Fortbestehen oder Aufhören der alten Einrichtung zu bestimmen. — Wie wir hören, konnte die Probebeleuchtung auf dem Marktplatze bis heute nicht stattfinden, weil die Elektrizitätswerke in Folge in letzter Zett einge gangener bedeutender Bestellungen sehr stark beschäftigt sind. Wenn die Unterhandlungen seitens. unserer Stadtvertretung zum Abschluß gebracht sind, was nun mehr hoffentlich in den nächsten Tagen geschieht, dürste das elektrische Licht auch bald bei uns strahlen. Hoffen wir, daß der Wunsch vieler Elektrizitätsfreunde unserer Stadt noch in diesem Jahre tnErfüstung^yeht. — Für rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des Brandes bei dem Gutsbesitzer Leonhardt in Waltersdorf am H. Juli d. I. hat die König!. Brandversicherungskammer I den Spritzen der Gemeinden Döbra und Börnchen bei Glashütte Prämien nach Höhe von 30 Mk. und beziehentl. von 2S Mk. bewilligt. — Von dem sich immer noch in Freiheit befind lichen Raubmörder Kögl er liegen uns folgende Mit- theiiungen vor: Aus Zittau schreibt man: Die Streife nach dem Raubmörder Kögler, die unter Mitwirkung von Mannschaften des Htrschberg« Jägerbataillons am Dienstag in der Gegend von Schreiberhau ange stellt war, ist leider ohne Erfolg gewesen. Nach der Ankunft in Petersdorf marschirten die Jäger alsbald nach EarlSthal, das sie gegen 5 Uhr Morgens er reichten. Sofort wurden die Grenzen deS Distrikts, in dem der Raubgeselle sich angeblich aufhalten sollte, besetzt, während verschiedene Patrouillen unter Führung von Gendarmen die Bauden eingehend durchsuchten. ES hieb nämlich, Kögler habe sich in einer der Bauden des JsergebirgeS aufgehalten, sich Essen bestellt und zwei Revolver neben sich gelegt. Als man auf ihn aufmerksam wurde, habe er sich schnell entfernt. Die Nachsuchungen, die sich bis nahe an die böhmische Grenze erstreckten, hatten jedoch nicht das geringste Ergebniß. Gegen 12 Uhr Mittags war die Streife beendet, worauf die Jäger sich nach Schreiberhau zurückbegaben. — SuS Reichenberg wird Folgendes gemeldet: Sonnabend Abend, als ein Steinmetzmeister auS Neudorf bei Gablonz, bei welchem Kögler früher gearbeitet hatte, den Wald bei der Neudorf« Brett säge passtrte, sah er im Walde unweit des Weges «inen Mann fitzen, der offenbar auf etwas wartete. Als er sich demselben näherte, erkannte er in dem selben Kögler. Dieser sprang, als er seine« ehemaligen Meisters ansichtig wurde, sofort aus und entfloh. Der Steinmetz war vor Schreck so betroffen, daß er im Augenblicke an eine Verfolgung nicht denken konnte, auch hatte Kögler einen R-volver in der Hand. Am Sonntag um 4 Uhr früh soll Kögler in Neudorf selbst bemerkt worden sein. — Auf die Ergreifung Kögler- ist nunmehr auch feiten» der böhmischen Etadtgemeinde Gablonz, de» letzten Wohnortes de» Verbrecher», eine Belohnung von övO Kronen (400 Mark) ausgesetzt, so daß die Gesammtbelohnung nun- inehr 1200 Mark beträgt. Eine weitere Belohnung wird noch bestimmt auch von der Stadt Zittau er wartet. — In der Station Schöna (Eächs. Schweiz) war vorigen Freitag gegen Abend ein flüchtig« Zahl meister-Aspirant au» Leipzig durch 3 Geheimpolizisten, die als Radfahrer bez. Touristen verkleidet waren, ver haftet worden und derselbe wurde in dem Zuge, der S Uhr 50 Min. von Schöna abgcht, nach Dresden befördert. Durch einen Schaffner des Zuges ver breitete sich unter den Insassen des Zuges die Mei nung, daß der Jnhastirte der gefürchtete Raubmörder Kögler sei, der in der Edmundsklamm ergriffen worden sei. Nach Ankunft des ZugeS strömten die Ankommenden nach dem Coupee, aus dem der vermeintliche Kögler entstieg, und die aufgeregte Menge meinte nun, den berüchtigten Raubmörder zu sehen, der gefesselt und begleitet von den Geheimpolizisten nach einer Droschke geleitet wurde. Reinhardtsgrimma. Am Mittwoch Abend, den 8. d. M., ist der auf dem hiesigen Rittergute beschäf tigte Tagelöhner Friedrich Heinrich Heine, als derselbe im Begriff war, auf seinen mit Ochsen bespannten leeren Erntewagen zu steigen, infolge des Anziehens der Ochsen vom Wagen gestürzt und überfahren worden. Hierbei hat derselbe Quetschungen an der linken Schulter und am Kopfe davongetragen. Schmiedeberg. Die Ausführung des Erweiterungs baues an hiesiger Schule ist dem Herrn Baumeister Fritzsche Äb«tnkgrn wvrdetr."Me^Borarbriten hierzu haben heute, Montag, ihren Ansang genommen. Lungkwitz. Am 26. d. M. soll hterselbst das Gauturnfest abgehalten werden. Außer den zum Gau gehörigen Vereinen wurden ungefähr noch 10 Nachbarveretne zum Feste eingeladen. Die Festordnung ist folgende: Sonnabend Festkneipe in der Turnhalle. Sonntag früh Weckruf; 9—'^11 Uhr Empfang der Gäste; 11 Uhr Wetlturnen; 2 Uhr Festzug; 3 Uhr Freiübungen; 4 Uhr Wettturnen; 5 Uhr Vereins vorführungen; 6 Uhr Kürturnen und Spiele; 7 Uhr Verkündigung der Sieger. Abends Festball. Poffendorf. Beim Ausgraben der Kanäle zur Heizungsanlage für unser Gotteshaus stießen die Maurer auf eia Grabgewölbe. Die Platte über demselben trug folgende Inschrift: Allhier Ruhet in Gott der Weyhlandt Hoch Edel geborene Gestrenge und Mannveste Herr KaSper von Haugwitz off Beeren Clauße, Kriegshauptmann, welcher den 21. Juni 1593 aussen Schloß Zeit an diese Welt geboren worden und am 5. Juni 1656 im Kayserlichen Karls Pade dahin er seiner leibe» Beschwerung wegen verreiset gewesen in Gott selig verstorben ist seines Alters 63 Jahr weniger 2 Wochen und etlichen Tagen dem Gottes gnade. Symbol»«: 860kV8. Christus. Leichen Text: Ich habe einen guten Kampf gekämpffet. 2 4 6 78 V. ÜVL. VVL. Von den 4 Wappen, die auf der Platte find, ist ein» noch gut erhalten. — Die Nachricht, daß der große Komponist Richard Wagner einige Jugend- und BtldungSjahre in Poffendorf verbracht hat, dürfte wohl allgemein be- rechtigte» Interesse erregen. Richard Wagner ist 2 Jahre bei dem Pfarrer Wetzel in Poffendorf, welcher von 1801—23 amtirte, in Pension gewefen. Durch einen Engländer werden daselbst gegenwärtig nähere Erkundigungen «ingezogen. Waltertdorf bei Liebstadt. Beim Pflücken von Kirschen am Donnerstag, den 9. d. M., de» Abend« gegen 8 Uhr stürzte der beim hiesigen Gutsbesitzer Bretschneider in Diensten befindliche 14 Jahre alte Kuhhirte Hermann August Klemmer vom Baume und zog sich eine Verstauchung der Wirbelsäule und linken Hand zu. -s- Frauenstein. Nachdem die Dresdner Ferien kolonisten und mit ihnen der grüßte Lheil der in diesem Jahre sehr zahlreich hier gewrsenenSommerfrischler in ihre Heimath wieder zurückgekehrt find, geht e» in uns«« Stadt und Umgegend wird« in seinem allen. ruhigen Gleise fort. Ehe die Ferienkolonisten gestern von hier abreisten, zogen sie durch die Straßen, dabei da» Lied singend: „Nun ade, mein lieb' Frauenstein!- An den thränenden Augen sah man e» vielen Kolo nisten an, wie wehmüthig eS ihnen um» Her, war und wie lieb sie unser hübsches Frauenstein und Vater und Mutter Franke (ihren Herbergsvater und ihre HerbergSmutler) gewonnen hatten. Da» körperliche Ansehen der scheidenden Kolonisten war ein vorzüg liches. Jedenfalls sind die Resultate des Aufenthalt» in der Kolonie, die in nächster Zeit veröffentlicht werden, recht erfreuliche. Möchte der Erfolg der Sommerfrische bet den Kolonisten ein recht nachhaltig« sein! Im Ganzen waren 300 Mädchen und 252 Knaben vom gemeinnützigen Verein in Dresden al» Kolonisten ausgesendet worden, und zwar die Mädchen in 10, die Knaben in 9 Sommerfrischorten. - — Der hiesige Kirchenvorstand hat beschlösse«, die Gebühren für Beerdigungen mit Grabgebet bet Kindern aus der Stadt auf 9 Mk., vom Lande auf 10 Mk. herabzusetzen. Weiter hat der hiesige Kirchen vorstand bestimmt, daß in Zukunft der Vollzug von Taufen (wie auch früher geschehen ist) Sonnabend nicht mehr geschieht, außer als Nothtaufe bei Lebens gefahr, da die Befürchtung nahe liegt, daß die Tauf feier bis in den Sonntag ausgedehnt und dies« da- dmch-rntheiligt wird. " — Nachdem man die, bezüglich Quantität und Qualität vorzügliche Heuernte glücklich unter Dach und Fach gebracht hat, hat auch in unserer Gegend dieGetretdeerntebegonnen. In Burkersdorf fuhr man am vergangenen Donnerstag das erste Korn ein. Das Getreide steht vortrefflich, desgleichen auch die Kartoffeln. Möchten wir auch ferner vor Schloßen und Hagel bewahrt bleiben, damit alle» glücklich ein gebracht werden kann. Dresden. Der König und Prinz Georg begaben sich Sonnabend früh auf Grüllenburger Revier zur Hochwildjagd. Nach Beendigung der Jagd begaben sich Ee. Majestät und Se. königliche Hoheit nach dem Bahnhofe Klingenberg zurück, von wo der König nach Rehefeld zum Besuche der Königin reiste, während sich Prinz Georg wieder nach Hosterwitz verfügte. Wilsdruff. In den Abendstunden eines der letzten Tage belustigten sich zwei Kirschenpflücker in Birkenhain damit, aus ihren Gewehren mitten im Dorfe fortgesetzt Schüsse abzugeben. Die gegen diesen groben Unfug einschreitenden Personen, der Jagd vorstand T. und der Gemeindevorstand des Dorfe», wurden daraufhin von den zwei rohen Gesellen, die sich als echte Anhänger der Sozialdemokratie erklärten, mit Messern angegriffen. T. erhielt einen Stich in die Seite, der nach Aussage des Arztes das Herz ge troffen hätte, wenn er einen Centimeter tiefer geführt worden wäre^. der Gemeindevotstand dagegen kam mit einem Fußtritt weg. Von hinzugekommenen Knechten wurden die rohen Burschen gefesselt und dem Amts gerichte übergeben. Vor ihrer Abführung drohten sie noch, Rache an den beiden genannten Herren nehme» zu wollen und unter dem Rufe: „Hoch lebe die Sozial demokratie!- traten sie die zwangsweise Fahrt ^nit dem vretterwagen und unter sechs Mann Bedeckung nach Wilsdruff an. Weinböhla. Die ReblauSuntersuchungSkommisflon, welche vorige Woche zur Prüfung und genauen Be trachtung der Weinstöcke mehrere Tage hier anwesend war, hat auch in diesem Jahre in sämmtlichen hiesigen Weinbergen und Spalieranlagen erfreulicher Weise keine Reblausherde ausgefunden. — Bereits am K. August wurde im hiesigen Orte der erste lauternd« Wein gefunden, genau acht Tage früher, al» im vorigen Jahr«. Die Weinmade, sich diese» Jahr hier nur äußerst selten zeigte, wird hoffentlich in der Reifezeit die-uml ganz fern.