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MsdrufferTageblatt Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 WOÄetMÄf fÜk WWdkUff UNd ilMgegMd Postscheckkonto Leipzig LS614 Fnserlionspreis so Pfg. für dl- »gespaliene K»rpu»>ze!!e oder drren Raum, Lolaipreis 7Ü Pfg., Re!Iam-n r M». Bel Wiederholung und Zahresauftrag entsprechender Preisnachlaß. Bekanntmachungen lm amtlichen Teil jnur von Behörden) dl-r gespaltene Korpuszetle r.50 Mk. Nachwelsungs-G-bühr so Pfg. «nzelgcnannahme bis vormittag« 10 ilhr. Für di- Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wlr leine Garantie. Feder Rabatt- anspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. m Iahre 4841 Dresss Mait enthalt die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Erscheint seit <kisch«lnt täglich mit Ausnahme de- Sonn- und Festtage nachmittag« 5 ich- für den folgenden Tag. Bezugspreis bei SMstabhalung monatlich 4 Ml., durch unsere Austräger zugelragen in der Stadt monatlich <40 Ml., auf dem Tande 4.SL Ml, durch dl- Post bezogen vlsrleliShrlich 12 Ml. ohne Zustellungsgebühr. Alle Postanstallen und Postboten sowie unsere Austräger und Geschüstsstelte nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Fm Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher leinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises Rr. 265. Sonntag den 14. November 1920. 79. Jahrgang. Amtlicher Teil. Landtagswahl! Es ist von landwirtschaftlicher Seite die Befürchtung laut geworden, daß die jetzt »eit verbreitete Maul- und Klauenseuche bei der Landtagswahl leicht eine weitere Ver schleppung erfahren kann. Wenn auch erwartet werden kann, daß jeder Besitzer, unter besten Bestände die Seuche herrscht, schon von selbst beim Gange zum Wahlraum sich die notwendige Vorsicht angelegen sein lasten wird, so möchte die Amtshauptmannschaft doch auch ihrerseits für Seuchengehöfle die Einhaltung besonderer Vorsichtsmaßnahmen gege» die llebertragung des Krankheilsstoffes zur Pflicht machen. Es wird insbesondere darauf geachtet werden müssen, daß auch das Gesinde nicht in Kleidern und Schuhen zu» Wahl geht, in denen sie die verseuchten Ställe betreten haben. Ein Zusammenkommen von Besitzern und Gesinde aus Seuchengehöften mit solchen aus seuchenfreicn Wirtschaften könnte nach einem Vorschläge der Staatskanzlei vielleicht dadurch eingeschränkt werden, daß die Wahlberechtigten aus unvrrsenchten Gehöften sofort bei Beginn der Wahlzeit, also am Vormittag, die Personen aus Seuchengeh'östeu dagegen erst am Nachmittag ihr Wahlrecht ausüben. Meißen, am IL. November 1SS». Nr. »71 c I- «r Die Amtshauptmaunschaft. Maul- und Klauenseuche. Unter dem Viehbestands des I. Wirtschaftsbesitzers Richard Arnold in Lotze«, 2. Rittergutspächtcrs Gappisch in Rothsch'öuberg (Vorwerk Perne), 3. Gutsbesitzers Richard Kießlich in Grumbach Nr. 83 ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Als Sperrbezirke werden die Gemeinden Lotzen m. Vorwerk, Rothschönberg-Perne (Vorwerk) und Grumbach (nunmehr gesamter Ortsbereich) bestimmt. Das Beobachtungsgebiet bilden die bereits bekanntgegebenen umliegenden, zurzeit noch seuchenfreieu Gemeinden. Meißen, am 12. November 1820. - V. Die Amtshauptmannschaft. Arbeitsordnungen ^etr! Die Unternehmer gewerblicher Betriebe, welche in der Regel mindestens 20 Arbeiter b-schäftigen und deren Arbeitsordnung vordem 1. Januar 1919 erlassen worden ist, haben nach dem Reichsgesetz vom 12. Mai 1920 zur Abänderung des Betriebsrätegrsetzcs vom 4. Februar 1920 spätestens bis zum 1. September 1920 eine neue Arbensordnung zu erlassen. Die Arbeitsordnungen sind mit dem für den betreffenden Betrieb bestehenden Betriebsrat zu vereinbaren und vom Vorsitzenden dieses Betriebsrates mit unterschreiben zu losten. Sie sind sofort nach Erlaß in 3 Ausfertigungen beim unterzeichneten Stadt rat kinzureichen. Die Inhaber oder Leiter solcher gewerblicher Betriebe, welche der ihnen hiernach obliegende» Verpflichtung bisher nicht nachgekommen sind, werden ersucht, dieser Verpflich tung nunmehr sofort zu entsprechen. Zuwiderhandlungen können nach ß 147 Ziffer 5 der Reichsgewerbeordnung mit Geldstrafe bis zu 300 Mark oder im Unoermögensfall« mit Haft bestraft werden. Wilsdruff, am 1S. November 1920. c» Der Stadtrat. 8M»»»W«0»«»WWMWff>WW»WWWWMWWMWWWWWWMWW««»»»MWWWWWWMWMWSMWMMLs Kleine Zeitung für eilige Leser. * I» Hauptausschutz des Reichstags wurde ein sozialdemo- kxMchsr Antrag über das Kuchenbackverbot angenommen. * Oberbürgermeister Wermuth und der neue Magistrat von Trotz-Berlin sind nunmehr durch den Obervrastdenten offiziell in Sr Amt eingesührt worden. * In Berlin wurde die Arbeit in allen Elektrizitätswerken «L aufgenommen. Auch die Straßenbahnen fahren wieder. Damit Ht der Elektrizitätsstreik beendet. * Anläßlich des bevorstehenden Zusammentritts des Völker- bmrdes protestiert Frankreich gegen die etwaige Zulassung Deutschlands. * Di« polnische Regierung hat sich entschlossen, den Vertrag «k Danzig zu unterzeichnen. * Serbien und die Tschechoslowakei haben ein Abwehr- W«L>»is gegen Ungarn abgeschlossen. Die dunkle Woche. A»S politischen Kreisen Berlins erhalten wir folgende Darlegungen über die Ereignisse der letzten Tage: Berlin hat wieder einmal von sich reden gemacht. Nicht zu feinem Ruhme natürlich — man kennt das ja nachgerade N« Genüge. Draußen im Reiche hat man sich längst daran gewöhnt, von der Neichshauptstadt alles andere, nur nichts vuteS zu erwarten. Die ewigen Berliner .Klamauks" hat man satt bekommen Lis zum Halse. Gewiß, wir Berliner bekennen gerne, daß die Nichtberliner bessere Menschen find «ls wir; aber wer kann unter den heutigen Verhältnissen dafür garantieren, daß sehr bald wieder einmal eine Umg kehrung der Zustände eintritt? Daß hier an der Spree alles getreulich und gewissenhaft seiner Arbeit, und nur seiner Arbeit nachgeht, während draußen im Reich alles von Unterst M oberft gekehrt wird? Daß die hier gesammelten Er- fahrunge« nicht morgen schon anderwärts fruchtbar gemacht« werde«, zum Leidwesen des ruhigen Bürgers in Mittel- und Kleinstädten, die ja ohne Gas- und Elektrizitätsleute auch «icht «ehr gut leben können. Also, nicht wahr, Berlin ist zwar ei« Dorn im Kranze deutscher Städtepracht, aber es ist immerhin noch der Mittelpunkt des Deutschen Reiches, und ds darf, es doch wohl auf einiges Mitgefühl bei seinen Brüder« und Schwestern draußen rechnen, wenn ihm wieder einmal so übel mitgespielt worden ist wie in dieser nun glücklich beendeten dunklen Woche. .Schiebung" sagen die Eingeweihten, wenn ihnen weis gemacht werden soll, daß hier wieder einmal ein spontaner Ausbruch der Arbeitemot zutage getreten sei. Sie glauben die Überzeugung vertreten zu dürfen, daß es ohne die Revolutionserinnerungstage der ersten Nooemberwoche gar keine« Streik der Elektrizitätsarbeiter gegeben hätte. Es habe gegolten, die richtige Stimmung für die Jahresfeier Ler russischen und der deutschen Umsturztage heroorzu- zaubern, und wie könne man heutzutage dieses Ziel besser erreichen, als wenn man die Stromlieferung zum Stillstand bringt? Das Kabelnetz einer modernen Großstadt reicht ja schon bis in ihre entferntesten Winkel hinein, und jeder Betrieb, der nicht gerade tn der glücklichen Lage ist, sich feinen Strom selber erzeugen zu können, muß in dem Augenblick ruhen, da die großen Kessel in den Elektrizitäts- »eric« zu erkalten beginnen. Dann hat man sofort wieder .di« Hand an der Gurgel des Staates", oder diesmal der Rrtchshauptstadt, die sich gegen diesen mörderischen Griff saft «« «rcht wehre» z» wollen schien. Man stand vor ««E RättA. Sollt« d«S ein Vorgeschmack sein der Dinar. die wir unter der neuen Herrschaft im Rathause zu er warten haben? Glaubte man dort, sogar schon mit dem Kommunismus paktieren zu müssen, obwohl doch mit Händen zu greifen war, daß weder Mehrheitssozialmen, noch Unabhängige diesen verbrecherischen Streik zu billigen gewillt waren. Der Oberbürgermeister Wermuth, der sonst die Öffent lichkeit jederzeit zu finden weiß, rächte und rührte sich nicht. Hinterher erklärt er jetzt, er habe verhandelt, Tag und Nacht verhandelt, und wenn der Herr Reichspräsident mit seiner Notverordnung nicht gekommen und ihm infolgedessen sein bekanntes Ultimatum abgezwungen worden wäre, er hätte ganz bestimmt schon »nach kurzer Zeit" sein Ziel er reicht. Der Mann, der zum obersten Hüter der städtischen ' Interessen gestellt ist, hat also gar kein Gefühl dafür, daß neben den 1800 streikenden auch noch einige Millionen nicht streikende Berliner Bürger vorhanden waren, die verlangen konnten, daß ihr Wohl und Wehe bei den Erwägungen und Handlungen des Magistrates nicht ganz außer acht ge lassen würde. Herr Wermuth scheint fast anzunehmen, die Bürgerschaft hätte die Pflicht, sich unter allen Um ständen zu gedulden, bis es ihm gelinge, im Verhandlungs wege mit Vertragsbrüchigen Streikenden fertig zu werden. Er soll sich nur umhören in den Reihen der Berliner Arbeiterschaft, wie diese über das Vorgehen der Elektrizitäts arbeiter und ihrer Mitläufer, der städtischen Straßenbahner, denkt und urteilt. Er soll nm seine Vertrauensleute in die Zahlabende und Versammlungen schicken und sich von ihnen berichten lassen, was der gesunde Sinn unserer Handarbeiter von einem Führer, von einem städtischen Oberhaupt hält, dessen Lammsgeduld auch der sträflichsten Herausforderung »egenüber gar nicht zu erschöpfen ist. Der besondere Zorn der Berliner ist aber auch dadurch erregt worden, daß man hier eine sehr kostspielige technische Nothilfe unterhält, ohne sich ihrer zu bedienen, wenn der Augenblick für sie gekommen ist. Die Arbeiter streiken, ohne Rücksicht auf die Folgen, die ganz unbeteiligte Volksgenossen, Kranke und Greise, die ganze Stadtteile unfehlbar treffen müssen. So oft aber der Arbeitgeber Miene macht, die tech nische Nothilfe als Ersatz heranzuziehen, da erwacht der Ehrgeiz der Ausständigen plötzlich wieder und sie sträuben sich mit Händen und Füßen gegen diese „Streikbrecher". Dann verstehen sie sich wenigstens zu den sogenannten Notstandsardeiten und die Behörden glauben, sich damit zufrieden geben zu müssen. Aber was sind Notstands arbeiten? Wer hat darüber zu bestimmen? Natürlich die Ausständigen und ihre Führer. Der Berliner Polizei präsident forderte schon am ersten Streiktag den Magistrat auf, für ausreichende Straßenbeleuchtung zu sorgen. Jawohl, wird gemacht, sagte Oberbürgermeister Wermuth und — verhandelte mit den Streikenden. Das Ergebnis war, daß bestimmte Teile der Stadt allerdings wieder ihre Be leuchtung erhielten, andere Stadtgebiete dagegen blieben im Dunkeln liegen, weil die Güte der Streikenden nicht so weit reichte, auch sie mit Beleuchtungsstrom versehen zu wollen. Selbst ein Straßenzug wie „Unter den Linden" wurde nur zwischen Brandenburger Tor und Friedrichstraße mit Lickt versorgt, von da bis zum Lustgarten lag er nach ivie vor in ägyptischer Finsternis. Und Opernhaus, Bibliothek und Universität mußten ihre Räume am Abend geschlossen halten. Das schönste aber war, daß der städtische Straßenbahnoerkehr völlig seinem Schicksal überlassen wurde. Man muß das uns geschäftigen Berlinern schon draußen ein bißchen nackfühlen, was es bedeutet für einen Weg, den wir machen müssen, und Ler sonst in einer rrierrei- ooer halben Stunde zu bewältigen ist, zwei ooer drei Stunden Fußmarsch zu opfern. Wir find sicher, bei allen Nichtberlinern dafür immer noch mehr Verständnis und Mitgefühl zu finden, als bei dem obersten Berliner Be amten, der nach allem, was man über seine Verhandlungen mit dem Streikführer Sylt gehört hat, nicht den Versuch zu unternehmen wagte, auch den Straßenbahnverkehr als Not standsbedarf der hauptstädtiscken Bevölkerung durchzusetzen. So war des Schimpfens und Fluchens kein Ende, wohin man kam. Aber die Not ist nun zu Ende, und wir .schwimmen" wieder im Licht, oder sollten wir nur eine kurze Atempause bewilligt erhalten haben, nach deren Ablauf es wieder „los- jeht" in Berlin? Fast steht es so aus. Schon rühren sich die Hilfskräfte des Magistrats, und die Slraßenbahner, die bisher nur aus Sympathie mit den Elektcizitätsarbeitern feierten, melden auch schon wieder Forderungen an. Akan wird also draußen wahrscheinlich von uns Berlinern noch öfter zu hören bekommen in diesem Winter. Wir sind nicht alle mitschuldig an dem schlechten Ruf, den wir genießen. Mit der Zeit aber werden wir uns unserer Haut doch stärker erwehren müssen, als es bis jetzt geschehen ist, zumal wenn wir uns auf die Hilse, die uns zusteht, nicht verlassen dürfen. Frankreichs Veio! Auftakt zur Völkerbundstagung. In den nächsten Tagen wird tn Genf der Völkerbund zum ersten Male zusammentreten. Wie aus England dazu gemeldet wird, verlangen Lord Selbourne, Lord Edward Grey und Barnes die Aufnahme aller Länder in den Völker bund. Wie demgegenüber aus Paris gedrahtet wird, hat die französische Regierung ihren Delegierten zur Vollversamm- lnng des Völkerbundes in Genf anbefohlen, sich von den Beratungen zurttckzuziehcu, wenn entgegen den Wünschen Frankreichs die Zulassung Deutschlands znm Völkerbund erörtert werden sollte. Der Generalsekretär des Völkerbundes hat dem schweizerischen politischen Departement mttgeteilt, daß der Völkerbund regelmäßig alle zwei Monate tn Genf zusammen kommen wird. Es ist jetzt sicher, daß Hymans bei der Er öffnungssitzung der allgemeinen Völkerbundsversammlung den Vorsitz führen wird. Sowjeirußland 1925! rrkreoe und Wiederaufnahme des Handels. Aus London wird berichtet, der jetzt vorliegende fertige Handelsvertrag mit Rußland weiche wenig von dem früheren ab, über den man schon einig gewesen sei. Der Vertrag stelle den Frieden wieder her und werde in einigen Monaten zu einer Anerkennung der Sowjetrepublik in aller Form führen. Aus Helfingfors wird gemeldet, der amerikanische Bankier Vanderlip sei in Reval eingetroffen und habe ein Übereinkommen betreffs Wiederaufnahme des Handels zwischen Rußland und Amerika unterzeichnet. Amerika soll Lokomotiven und Maschinen, Rußland Rohstoffe und Leder liefern. Vanderlip erklärte, daß die Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern Anfang Januar im vollen Umfange ausgenommen werden würden. Professor Lomonosow traf jetzt in Reval ein, nachdem er in Deutschland, Schweden und England große Aufträge zur Lieferung von Lokomotiven gegeben hat. Er sagte, daß der Eisenbahnverkehr in Ruß«