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87. Jahrgang. 237. Bezugs-webühk »!»r!ell«hrl. svr Dul den bei tigllch ,we>- maltgkr Zuiraqungian C«nn- und Monloacn nur «tnncay S,I>» M , durch »u-^wärUsikUvm- miiftonüre Ni» 8,so PI. Bei einmnliger Zu- sleUung durch die Post »M.,od»-Bel>eligeid>. Ausland: Oester- reich-llngarn LZ.» Ar., Schwei, b,»s grl»>, Iialie» 7,17 Lire. — Hochdruck nur mit »«ulttchcr LueUen- angab« <„Dreodner N->chi.">zuISIIig. Un- »criangie Manustripie »erd. »ichiauldewahrt. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden^ Sammelnummer für sämtl. Telephonanschlüsse: 25241. Nachtanschlust: 11. Donnerstag» 28. August 1913. Druck und Verlag von kiepsch 6c Reichardt in Dresden. fon6sn4-5doco/ck6e l t/iocolscie «pee lsfel 504 F/tocolscko s Lsvso ster lkg. Höre 2,40 lii. OesLee-st -er Lsokon 2, 3 u. 4 ^ Anzrigen-Taris. Vlnuahme von Anilin- digungen di» nachm. 8 Ul>r, Sonnlar,» nur Piarirnliraste 8» von II dis >/-I M>>, Die einlpaiiige Zeile ieiwa 8 Stiden- 80 Pi., die zweiipoliige Zeile aus Tcilieiie 70 Pi. die zweilpali. Reklamereile 1.80 M„ Hamiilen iijachrichien au-.. Dres den die einlpali. Zeile 2S Pj. — In iilum- mern „ach Sonn, und Feiertagen «böiger Daris. — Auswliriige AuiirSge nur gegen Vvrausdezahlung. — ZedesiSciegbialltOPs. Hauptgeschäftsstelle: Marirnstrastc 2» 4N. prelswefl I>ei ()urili<rit, Keine vuk-cii»clinitt»^are ^oncil in mikinelle ^Inäelle, 8o^fül1ls»»1e Durctifütirunt; slie5 /VuftnäLe bei cou- luntciiter Ne6ienun^ sincl liie anefksnnlen Vnirüke - LrÜktee OniLAtr bei kleinem Untren 15I 625 peinrlp äer oire8oeiit.F.. Vilttorlartr. 5/7. Sigon, ^abrliration von Wostnung, - Sinricsttungon »lior Slilarton. „kLUMktM8l", Verlangen Sie überall nur kaäeberZer l^il8ner su5 6er k^adsdei'^er' LxporlDisrbi'LiuSi'e!. Lvko-Pspker IVkockson-ZS tVIsi.d-OssIiOtabpspisr'. ^11« I« - H « R Ke«. Sücbs. ttofl.. t^ari l^iaui, «siisli-ssv rs. ^L^2V'qt,/,4,7)ä'?'Z-L'''c/sE/7x orkrgo ^esor^. Mutmaßliche i t t e r u n g: Keine Aenderung. Die deutschen B u n d c s s ii r st c n werden voraus sichtlich ihre» gesamten Wehrbeit rag in einer Rate im Frühjahr 1 k) l -t bezahlen. Ter Kaiser hat aus Anlast der bevorstehenden Kaiscrinanöver zahlreichen Angehörigen der Provinz Posen AuSzcichn u n g c n verliehen. Dem B u >, d e s r a t liegt der Entwurf für eine Novelle -nm R e i ch S b e a m t c n g c s e tz über die Wiederaufnahme eines Disziplinarver fahrens vor. Der Vörsenvcrcin deutscher Buchhändler beschlost, gegen den von der Union geplanten Einfuhrzoll aus deutsche Bücher Stellung zu nehmen. Ter Zcntralverband für Handel und Ge werbe trat in seiner Schlußsitzung für die Reform der N a h r u n g S m i t t c l g c s e tz c und deren llcber- wachung ein. Der Kreuzer „Emden" wurde von dem Fort der Rebellen bei Wuhn beschossen. Die Hundcsperre ist auch für den Stadtbezirk Dresden bis zum 22. November verfügt worden. Die diesjährige H e r b st f l u g w o ch c in I o h a n n i s- thal wird vom 28. September bis 5. Oktober ftattfinden. Das französische Ministerium deö Aus wärtigen erliest neue Bestimmungen fnr die franzö sischen Flieger, die Deutschland besuchen. Der internationale E a r n e g i c - A u s s ch u st ist von Belgrad abgereist, ohne vom Ministerpräsidenten emp fangen worden zu sein. Der Zwist zwischen der Union und Mexiko hat sich so zngcspitzt, Vast zahlreiche Amerikaner aus Mexiko nach Bcracruz abgereist sind. Lar südslawische Problem tritt für Oesterreich-Ungarn immer greifbarer in die Er scheinung und erheischt im inneren und äußeren Interesse der Monarchie eine möglichst baldige befriedigende Lösung. Herausgcwachsen aus der grostscrbischcn Idee, die schon seit langem in dem Kampfe der rivalisierenden Mächte ans dem Balkan einen gefährlichen Hebel zu Intrigen gegen die Donaumvnarchic bildete, hat die südslawische Frage im An schluß an die jüngste» Ereignisse im europäischen Wetter- Winkel plötzlich eine Aktualität erhalten, die für jede über den Tag hinauöschancnde Wiener Regierung einen un mittelbaren Zwang zur fürsorglichen Tat in sich schließt. Es handelt sich dabei um das Lebenöintercfse des habs- burgischcn Staates, das eine der neuen Entwicklung der Rativnalitätcnfrage angemessene verfassungsmäßige Ge staltung erfordert. Die ganze Größe der ans einer Vernachlässigung der südslawischen Frage sich für Oesterreich ergebenden Gefahr erhellt ans der Tatsache, daß die Donaumonarchie über sechs Millionen Südslawcn in ihren Grenzen beherbergt, die sich auf Bosnien und die Herzegowina, Kroatien und die österreichischen Süd länder. Dalmatien, Istrien, Krain, Görz, Südsteiermark und Kärnten verteilen. Wenn alle diese Elemente infolge einer falschen Wiener Nativnalitätenvvlitik dem Fanatis mus der großserbischcn Agitation ausgelicfert würden, so wäre dadurch Oesterreichs bereits so sehr geschwächte Bor machtstellung aus dem Balkan bis zum völligen Znsammcn- Lruchc bedroht, und auch die weiteren üblen Einwirkungen auf das Ansehen der Gesamtmvnarchie im Rate der cnrv- päischcn Nationen wären unabsehbar, weil dadurch daö Gefüge des habsburgischen Staates bis i» die Grund festen erschüttert werden müsttc. Es gilt daher, beizeiten für eine dem Interesse der Gesamtmvnarchie entsprechende Regelung der südslawischen Frage Svrge zu tragen. Angesichts dieser aktuellen Entwickelung, die das süd slawische Problem genommen hat und die das allgemeine Interesse berührt, wird der Politiker cs begritstc», daß im Berlage von Meyer u. Jessen in Berlin in deutscher Ilcbcrsctznng ein ans der Feder des Engländers N. W. Selon - Walson iSevlns Viatvrs stammendes Werk'H er schienen ist, das de» Gegenstand in erschöpfender Weise von den Anfängen der Bewegung an bis auf die Gegenwart behandelt. Das Buch schildert insbesondere eingehend das Erwachen des Nativnal- gesühls bei den Kroaten und Serben der Doppcl- monarchie »nd die kroatisch-serbische Einhcits - *i F» dc» Bestände» der Bibliotliek der chehesiistuiig in Dresden. , bcwegnng der letzte» Jahre. Weiter wird die Annexion Bosniens und die daraus entstandene internationale Krise behandelt. Ein erheblicher Raum wird dem Fricdfting- Prozest mit den in seinem Berlaufe aufgedecktcn diplv malischen Fälschungen gewidmet. Den für die praktische Politik interessantesten Teil des Werkes bilden die Bar sch l ä g c des Bcrsassers zu einer nach seiner Meinung ge deihlichen Lösung der s ü d s l a iv i s ch c n Frage, und diese sind ans alle Fälle einer genaueren Darlegung wert, auch wenn sie im einzelnen noch so viel Widerspruch Her vorrufen sollte». Von vornherein verwahrt sich der Verfasser gegen die Unterstellung, daß er geneigt sein könnte, den Südslawen zuliebe die Bereinigung aller Kroaten, Serben und Slo wenen der Monarchie zu einem autonomen Staatsgcbilde zu befürworten, das zu Oesterreich und Ungarn in ein ähnliches staatsrechtliches Verhältnis zu treten hätte, wie es jetzt zwischen Oesterreich und Ungarn in der Form des Dualismus besteht. Ein so verstandener „ T rialis- m»s" würde blost eine Steigerung der bereits bestehen den Uebcl des Nationalitätenhadcrs in der habsburgischen Monarchie bedeuten und die staatliche Einheit des Gesamt- staatcs aufs äußerste lockern. Dieser Gedanke erscheint daher überhaupt nicht diskutabel. Statt dessen schlägt der Verfasser als «wahren Trialismus, vor dem kein öster reichischer Staatsmann zurückzuschreckcn brauche", ein Kom promiß zwischen dein Föderalismus und dem Zentralis mus vor. Danach soll an Stelle der Delegationen ein „Zentralparlamcnt" geschaffen werden, dem alle gemeinsamen Reichsangelcgenheiten unterstehen würden, und gleichzeitig wäre ein besonderes „südslawisches Parlament" in Agram zu errichten, in dem alle Kro aten, Serben und Slowenen der Monarchie vertreten wäre», und das eine Art Zmischeninstanz zwischen den zunächst noch z» erhaltenden Prvoiiiziallandtagcn und dem neuen Zentralparlamcnt darstcllcn würde. In dem neu zu schassenden südslawischen Gebiete würden die Prvvin- ziallandtagc so lange aufrecht erhalten werden, bis eine Dreiviertelmehrheit aller Deputierten jedes einzelnen Landtages die Abschaffung beschlösse. Die vom Standpunkte der Deutschen Oester reichs und des Deutsche» Reiches zu erhebenden Bedenken gegen die mit einer solchen Lösung aus jeden Fall verbundene Stärkung des südslawischen Elements in Oesterreich übersieht der Bcrsasscr nicht. Er weist aus drücklich daraus hin, daß die Deutsche» Oesterreichs die Bildung eines unbeschränkten südslawischen Staates schon deswegen nie dulden könnten, weil sie dadurch vom Meere gänzlich abgeschnittcn würden: auch Deutschland hat, wie der Verfasser zugibt, ein Interesse daran, „daß Deutsch- Oesterreich sich den Weg nach Triest nicht durch einen slawischen Staat verrammeln lasst", llm dieser Gefahr zu begegnen, empfiehlt der Bcrsasscr, die Häsen von Triest, Pvla, Fiume, Eattaro und Sebcnicv rcichsnnmittclbar zu machen, mit besonderer Vertretung im Zentralparlamcnt sowie die Haupteisenbahnlinicn nebst allen sonstigen Ver kehrswegen und Strömen einer Zentralbehörde zu unter stellen, die auf keine Weise vom südslawischen Parlament kontrolliert oder beeinflusst werden könnte. Es ist zweifel los bezeichnend für den Fortschritt, den die Idee des Tria- lismiiS in Oesterreich gemacht hat, daß der Vorschlag der Neichsuiimittelbarkeit der in Betracht kvminenden Häsen und Verkehrswege von einem deutschen Parteiführer dem Ncichsratsabgcordnctcn Zenker aiisgenvmmen »nd ernstlich verteidigt wird. Für die Deutsche» Oesterreichs w»st ja auch die Erwägung mit ins Gewicht fallen, dast mit einem mit den deutschen Interessen verträglichen Er starken des südslawischen Elements der Einslust der Tschechen ans die Gesamtmvnarchie eine bedeutende Ab- schlvächung erfahren würde. Dadurch würden dam, zu gleich die Aussichten ans das endliche Zustandclvmmeii eines »ativnalcn A usgleichs in Bö h in c n erheblich verbessert. Wie man im einzelne» auch über die Vorschläge des Verfassers denken mag sv viel ist sicher, daß hier zum erste n Male ei » iv v h I d u r ch d a ch t c s , ans gemäßig ter Grundlage gehaltenes P r v g r a m m z » r L v s » n g der s n d s l a w i i ch e n Frage innerhalb des Rahmens der Gcsamtinonarchic, ohne zentrifugale Bestrebungen ent wickelt wird. Bon da bis zur Berwirllichiiiig der Neu ordnung sind allerdings noch mancherlei Widerstände zu überwinden, und zwar liegt, wie der Versager betont, das größte Hindernis der Herstellung freundlicher Beziehungen zwischen Oesterreich und der südslawischen Welt in den Ansprüchen der magyarischen Oligarchie, die von ihrer Untcrdrückungspvlitit gegenüber allen fremden Nationa litäten im Inter fse der Ausrechtcrhaltiing der Herrschaft ihrer Kaste nicht lassen will und sich deshalb mit aller Kraft gegen eine nativna'e Befreiung der in ihrem Machtbereich befindlichen Südslawen sträubt. Das Verhalten der Magyaren nimmt der Versager im einzelnen scharf unter die Lupe und schließt mit einem nachdrücklichen Appell an die leitenden Wiener Kreise, nicht abermals, wie bei der Regelung der deutschen und der italienischen Frage im vorigen Jahrhundert und wie jetzt bei der Valkankrise, aus Schwäche gegenüber Ungarn den großen psychologi schen Moment zu vergessen, sondern entschlossen zu der von den Verhältnissen dringend geforderten Lösung der süd slawischen Frage zu schreiten und sich aus solchem Wege die führende Stellung aus dem Balkan, die Oesterreich gegenwärtig verloren hat, zurnckzncrobern. Drahtmeldungen vom 27. August. Vom Bolkon. Die deutsche Politik im Lichte der russischen Presse. Berlin. iPriv.-Tel.j Dem Berliner „Lvlalanzeigcr" wird geschrieben: In der russischen Presse finden sich er neut V e r s n ch e, die d e » t s ch e Politik sür das Scheite r n der gegen die Türkei in der A drianvpcl Frage geplanten Repressiomaßregeln verantwort l i ch z» machen, wobei die Tatsache, dast Frankreich, der Alliance-Genosse Rußlands, sich vor allem nicht geneigt zeigt, sich an einem finanziellen Boykott der Türkei z» be teiligen, verschwiegen wird. Nach Informationen ans Petersburg zu schiiesten, wird diele Anssassnng über die Stellungnahme der deutschen Politik, die seit Beginn der Balkanwirren stets eine givste Z » r ü cl h a > i » n g an den Tag gelegt hat, in den m a st g e b e n d e n Kreisen der russischen Diplomatie jedensalls nicht geteilt, vielmehr scheint man bis zu den höchsten Stellen des Zaren reiches hinaus selbst entschlossen, jeder diploma tischen Initiative in der Adrianopel-Frage biö auf weiteres zu entsagen, zumal eine sol^e bisher bei dem Entente-Genossen kein genügendes Entgegenkommen zu finden vermochte. Zudem gewinnt in den mastgebendcn Kreisen Rußlands die Auffassung mehr und mehr an Boden, das Berbleiben Adrianopels in türkischem Besitz entspreche den russischen Interessen mehr als ein etwaiger Wiederauf bau der Festung durch Bulgarien, die eine dauernde Be drohung Kviistantinopels und damit oiiaier Interessen Rußlands mit sich brächte. Man wird somit in der An nabme kaum feblgcben. dast niinmebr auch das PeterS burger Kabinett die Frage über das fernere Schicksal Adrianopels vorläufig als ßait acc^miR anseben wird. Ei» Konflikt in Belgrad. Belgrad. lPriv.-Tel.i Die Internationale E a r n e g i c - K v m m i s s i o ii, die ansgesandt worden war, um die G e w a l t t a t e n , die am Balkan verübt wur den, zu untersuchen, hat Dienstag "Belgrad verlassen, ohne der serbischen Regierung ihre Aufwartung gemacht zu baden. Der Ministerpräsident P a s i t > ch hat bei seiner Weigerung, den s e r b e n s e i n d l i ch e n Professor M i l i n l v iv z n e m o s a n g c n , bebnrrt, woraus die ganze Kommission von einem Besuche bei Pasitsch Abstand n a h m. Die asiatischen Eiscnbal,«frage». Köln. Die „Köln. Ztg." meldet aus Berlin: Die Nichtigkeit der Meldungen über eine d e n t s ch - f r a n zösische Verständigung in den asiatischen Eiscn- b a h n s r a g e n unterliegt sehr starken E i n s ch r ä n k u n - gen. Die deutsche und die französische Regierung pflegen über die vom „Temps" berührten klcinasiatischen und syrischen Eisenbabnsrngcn keine Verhandlungen, auch nicht in Gestalt vertraulicher Vorbesprechungen, Tatsächlich er folgte nur ein brieflicher nnvcrhindlichcr Gedankenaus tausch zwischen der deutschen und der französischen F-inanz- gruppe, die in der asiatischen Türkei Rechte und Interessen besitzen. Verhandlungen über türkische Interessen führte Deutschland mit Frankreich nicht. Zur Verhaftung des Prokuristen Steeg. Düsseldorf, lPriv,-Tel,i Der Prokurist Steeg vom A, Lchaasshansenschen Vanloerei» ist heute vormittag aus Doiiaueschingen, wo er gestern von einem Düsseldorfer Kriminalivmmissar verhaftet wurde, liier eingetroffcn. Er wurde in das Untersuchungsgefängnis eiugeliefert. Er verfügte l>ei seiner Verhaftung nur noch über geringe Bar mittel. Selbstmord eines österreichischen Offiziers in Prag. Prag. lPriv, Tei l Wie erst jetzt betannt wird, ereig nete sich Dienstag vormittag liier ei» Selb st v r d, dessen Einzelheiten an die A s s ä r e R e d l erinnern. Sirasten- oassaiüen sahen einen Leutnant des 8. Landivelir-Infan- tcric-Rcgiments aegen 4 Uhr vormittags in höchster Er legung durch die Lporncrgasse eilen und im Hanse Rat- hanssticgc 7 verschwinden. Vor dem Hanse sah man staun