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VouMniMtr Anztiger. Amtsblatt für die Gerichtsämter und Stadträthe Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. Aebenzigster Jahrgang. Verantwortliche Revaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Diese- Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstag-, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-Preis, auch bei veziehnng durch di« Post, t Thlr. 1Ü Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annonce« finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet. Sonnabend. 151« 24. Deeember 185A. Zeitungen. Sachsen. Plauen, 20. Decbr. Gestern Abend in der 6. Stunde wurde der auf der Bahn gehende, auf dem Nachhauseweg begriffene, 44 Jahre alte Holzaufseher K. F. Gläß aus Zwickau beim Begegnen zweier Personenzüge von der Locomotive deS einen derselben, dessen Annäherung er wahrscheinlich nicht gehört, erfaßt und ungefähr Stunden weit ge schleift. Sein bedeutend verstümmelter Leichnam wurde, gänzlich von Kleidern entblößt, bei Schönberg, sein rechtes Bein aber erst bei HerlaS- grüu von den Bahnwärtern gefunden. Er hinterläßt 6 unmündige Kinder. Plauen. Bei der diesjährigen Rekrunrung kamen im Bezirke der AmtShauptmannschast Plauen überhaupt 1613 Manu zur Gestellung. Davon sind 369 für tüchtig, jedoch darunter 39 wegen noch zu erwartender Körperlänge zurückgestellt, 102 für mindertüchtig, 54 für zeitlich untauglich, 812 für untüchtig und 276 für untermäßig befunden worden. Meißen, 17. December. Vom Dlreetorium der Leipzig-Dresdener Eiseubahngefellschast ist an unsere städtische Behörde nun die Mlttheiluug gelangt, daß vom Ausschuß der gedachten Gesellschaft das Projekt der Zweigbahn von Coßwig nach Meißen genehmigt worden sei. Man er wartet den Beginn des Baues un nächsten Frühjahr. Preußen. Die neue Ahkinbrücke bei Köln wird als ein Wunder von Schönheit und Zierlichkeit geschildert. Auch die Rhcinbrücke bei Kehl schreitet rüstig vorwäriS. „Schlagt die Brücken üder'n Rhein!" sagt Blücher in dem Gedicbke von Kopisch. Das waren damals Schiffbrücken, die zuvor genannten sind aber aus Stein und Eisen. Für weiche Armeen werden sie geschlagen sein? Ein neuer Marschall Vorwärts würde darauf die beste Antwort geben. — Die A. A. Ztg. will wissen, in Preußen stehe es mit dem „Umschwünge" vom Nov. vorigen JahreS bedenklich; die freisinnige Partei fange an, die Flügel hängen zu lassen, der Rücktritt deS Kriegsministers von Bon'.n sei für daS konstitutionelle Leben in Preu ßen ein bedenkliches Zeichen, die Junkerpartei gewinne täglich wieder mehr Boden. Mecklenburg In diesem Lande hat Lie Cholera Heuer 191 Kinder zu vollen Waisen gemacht; 823 Kinder haben den Vater oder die Mutter verloren. Oesterreich. Durch die Zeitungen lies in diesen Tagen ein Gerücht, der Kaiser von Oesterreich wolle sein- Krone niederlegen. Geglaubt hat solches Geschwätz schwerlich Jemand; «der hübsch erfunden, wenn nicht wahr, ist eine ander/ Sage, wie derselbe dieses ihm zu Ohren gekommene Gerücht widerlegt haben spA. Der 25jAhrige Monarch soll nänMch, seinen 4jährigen Kronprinzen Rudolf auf den Arm, feine jugendliche Gemahlin an die Hand genommen haben, mit ihnen vor einen Spiegel getreten sein und kann feine Gemahlin gefragt lmben: „Sehe ich denn au-, wie ein AuSzügler?^ — Der Mangel arr Einigkeit in den höchsten Kreisen trägt dazu bei, die Lage des EtaateS zu verschlimmern. Em absolutisti scher Minister, wie Graf Rechberg, an der Spitze eines angeblich ffrei- sinnigen Ministeriums — dadurch wird die Unklarheit der Lapf verewigt. Ein entschiedener Schritt nach rechts oder link- muß gethan werden; auf der einen Seit« drängen die Korderunge« der Gegenwart, auf der andttn Vie Jesuiten. Die GtimmuEg in Wie« ist ungemein gedrückt. Ei»Wi««k ! .7.— Blatt erzäblt in einem humoristischen Nothschrci: „Wenn ein Bekannter den Andern fragt, waS giebtS Neues? so lautet die Antwort: Heiterer, immer heiterer!" — Die A. Ztg. berichtet von einer neuen Reduktion der Cavallerie, die sich in ihrer Gesammtheit auf 13,440 Pferde beläuft, waS eine Ersparniß von mind»stcnS 3 Mill, jährlich ergiebt. Italien. AuS Rom, 10. December, wird der Jndcpendance Belge geschrieben, daß die römischen Finanzen, die lauge in Bedrängniß waren, eine Höhe der Zerrüttung erreicht haben, über die man nicht wohl hinaus kann. Die päpstliche Regierung schiebt die Schuld auf den Ausfall der romagnolischen Steuern und auf die außerordentlichen Ausgaben für An werbung und Ausrüstung von Soldtruppen. Abschluß eincr Anleihe hat Schwierigkeiten, zumal die Glaubensgenossen Mortara's, die Gebrüder Rothschild voran, den Knopf auf dem Beutel halten; ein Aufruf an die Opferwilligkeit der Klostergeistlichkeit hat auch Schwierigkeiten, da der Papst, als er von Gaete zurückkam, den religiösen Gemeinschaften acht Millionen römischer Thaler, zahlbar in 15 Jahren, abverlangte., von de nen im ersten Jahre eine Million, in jedem folgenden eine halbe Million erlegt werden sollte. Da diese Auflage „nur mit Fallen und Aufstehen gezahlt wurde," so könne man unmöglich von Neuem dazu schreiten, meint der Korrespondent des belgischen Blattes. Die Aufrufe, die von Seiten der Bischöfe in Geldsachen erfolgten, haben im Ganzen nur 600,000 rö mische Thaler ergeben, dagegen hat die Königin Christine dem päpstlichen Schatze eine Million Thaler zugewiesen. Auch die persönliche Sicherheit lasse viel zu wünschen übrig; in einer einzigen Woche erfolgten achtzehn nächtliche Raubanfälle in Rom, so daß Goyon einschreiten mußte und eine Anzahl Strolche durch die französische GenSd'armerie festnehmen und nach Civita-Vecchla abführen lüft. Letzterer Umstand machte Eindruck, da die Urbelthater dem Monte Citorio, von dem leichter zu entrinnen ist, nicht so sehr fürchten, wie die Casematten der französischen Festungswerke. Frankreich. Von allen Seiten Frankreichs treffen Berichte über staiken Schneefall und empfindliche Kälte ein. In Lyon fiel daS Ther mometer 5 Cenligr. unter Null, in Besancon 20 Gr. Am 18. Decbr. fehlte eS in PartS an Milch; die Kälte und der Schnee hatten die Zu fuhr verhindert. — In Folge der großen Kälte hat der Marschall Magnan, Kommandant der Armee von Paris, befohlen, daß die Schildwachen alle Stunden abgclöst werden. Bisher standen sie zwei Stunden auf Wache. Während heute NachtS in Petersburg nur acht Grad Kälte waren, hatte man hier vergangene Nacht b:S zu 15 Grad, wir z. B. auf den Quais und iu Montmartre. In den angrenzenden Straßen fiel daS Thrrawmc- ter nur auf 7 bis 8 Grade unter Null, die Thermometer der Bouiedard- < zeigte» 13 Grad. Ein Garde-Grenadier wurde im BoiS dc Boulogne erfroren gefunden. Paris selbst ist viel kälter, als in früheren Jahres Di« große» und breireu Straßen haben eS gsgen Wetter und Wind bloß gestellt. Spanien. Nach Privat-Korrespondenzen aus Madrid, 13. Dec., herrscht dort wegen deS (AmgeS der Dinge auf afrikanischem Boden groß« Besorgnis». Man fürchtet, daß die'Feldzugspläne deS Generals en ekvk erfolglos bleibe« werden, »peil O'Donnell nicht über hinlängliche Streit- ktäst« verfüg-. In der That ist die Expedition-- «rmce kaum 40HVÜ