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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 'M /M X Diese« Blatt erscheint mit «ll«nahme ' Prei« für da« Bterteljahr Thal«r. E H«s W de« Sonntag« täglich Abend« «nd ist , vtN 20. Insertion«.»»bühre« str de-Raum H V UM durch alle Poftaostaltrn zu beziehen. etarr gespaltenen Zelle 1 Nengroschea. Amtlicher T h e i l. Dresden, 8. October. Se. Majestät der König haben den vorherigen PatrimonialgerichtSverwalter, Advocat Fried rich Wilhelm Kunze zu Lengenfeld, zum Assessor des Land gerichts Eibenstock zu ernennen sich gnädigst bewogen gefunden. Dresden, 15. October. Se. Königliche Majestät haben dem Geh. Kirchenrathe vr. Harleß infolge seiner Ernen nung zum Präsidenten deü Oberconsistoriums in München di, nachgesuchtt Entlassung zu bewilligen allergnädigst ge ruht. Auch ist derselbe von den in Lvangelicis beauftragten StaalSministern seiner Stellen als Virepräsidenk des evan gelischen Landesconsistoriums und als Oberhofprediger ent lassen worden. Tageögeschichte. Dresden, 19. October. In dem ersten Artikel unserS gestrigen Blattes befindet sich ein störender Druckfehler, indem auf Zeile 12 von oben in Bezug auf die Aolleini- gung mit Oesterreich zu lesen ist: 1859 (statt 1853), waS wir hiermit berichtigen wollen. Hierbei sei zu gleich bemerkt, daß eS in dem Artikel auS Dresden in Nr. 247 d. Bl. in der zweiten Spalte heißen muß: „In der Monatsschrift des Herrn 0r. Tögel lautet dieses Akten stück (statt „dieser Artikel") folgendermaßen". — Tüten, 16. October. Wie verlautet, wird, gemäß einer Borlage des Finanzministeriums, durch die Reorgani- sirung der Justiz- und politischen Länderbehörden eine Ec- sparniß von circa 7 Millionen Gulden jährlich im Staats haushalte bewerkstelligt werden. Durch ein neuerliche- Aller höchste- Handbillet wird ang,ordnet, daß den durch diese Veränderungen in der Administration betroffenen Beamten, sofern sie nicht sogleich angestelll werden, ein VergünstigungS- jahr bis zum 24. September 1853 einzuräumen ist, und nach Ablauf desselben ihre normalmäßige Behandlung ein tritt, baS heißt, daß sie je nach der Zahl ihrer Dienstjahre entweder die vorschriflmäßige Pension, oder einfach ihre Ab fertigung ein für allemal erhalten. Wenn bisher in einem höhern Gehalte stehende Staalsdiener in eine Stelle mit geringem systemisirlen Bezügen treten, so wird ihnen die frühere Besoldung sä personsm in so lange zugesichert, bis sie ordnungsmäßig zum Genüsse einer gleichen befördert worden sind. Die meisten Veränderungen werden wohl beim Justizpersonale stattfinden, da eine große Anzahl der selben durch die Vereinigung der juridischen und politischen Verwaltung auf dem flachen Lande, sowie durch die Re- ducirung der Landes- und Oberlandesgerichte entbehrlich ge macht werden wird. Ferner enthält daS bezügliche Hand billet die Verfügung, daß nur in den größern Kronländern Statthaltereien fortzubestehen, in den kleinern aber als oberste politische Behörden „Landesstellen" zu fungiren haben werden, deren ChefS einen geringem Gehalt als die Statt halter beziehen. — Se. Majestät der Kaiser, welcher wegen der eingetretenen Ueberschwemmungen in Croatien und den angrenzenden Provinzen seine Weiterreise eingestellt hat und gestern nach Schönbrunn zurückgekehrt ist, wird, dem Ver nehmen nach, im Laufe dieses Jahres den unterbrochenen Ausflug nicht wieder erneuern. Tüten, 16. Oktober. (W. Bl.) Se. Maj. der Kaiser dürfte bei 14 Tage in Schönbrunn verbleiben. Bereits sind die Armeeobercommandocanzeleien und das Telegraphen bureau dort eingerichtet worden. — Zwischen Oesterreich und Sachsen ist ein Uedereinkommen getroffen worden wegen Verfolgung flüchtiger Verbrecher von einem Staatsgebiete in das andere. — (06) Fast aus sämmtlichen Theilen Croatiens und Slavoniens laufen betrübende Schilderungen der durch das AuStreten der Gewässer bewirkten Verheerungen und Hem mungen der Communlcation ein. Am 12. d. M. betrug der Wasserstand zu Karlstadt 26 Schuh 6 Zoll über Null. Die Gegend von Draganich gegen Karlstadt bildet einen unabsehbaren See. — Ministerialralh Ritter v. Negrelli begab sich am 11. d. M. von Verona nach Modena, um an den Conferrnzen der für die Italienische Crntralbahn errichteten Commission Theil zu nehmen und die Arbeiten zwischen Piacenza und Bologna rhebaidigst beginnen zu lassen. Verlin, 17. Oktober. (Pc. St. A.) Ihre Königl. Hoh. die verwitwete Frau Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin ist nach Ludwigslust, Se. Königl. Hoheit der Großherzog und Ihre Königl. Hoheit die Frau Großherzogin von Meck- lenburg-Strelitz sind nach Neu-Strelitz zurückgereist. — 18. Oktober. (Pr. St. A.) Se. Majestät der König haben allergnädigst geruht, den zum königl-württemdergischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Minister an Allerhöchst»,ro Hoflager ernannten StaatSrath und Kam merherrn, Freiherrn v. Linden, gestern Mittags im königl. Schlosse Hierselbst in einer Privataudirnz zu empfangen und aus den Händen desselben da- Schreiben Sc. Majestät deS Königs von Württemberg, wodurch er in der gedachten Eigenschaft beglaubigt wird, entgegen zu nehmen. Posen, 17. Oktober. Der Landtag der Provinz Posen ist heute geschlossen worden. München, 15. Oktober. (N. M-Z.) Künftigen Mon tag, den 18. d. M., wird dem Vernehmen nach Se. Ma jestät König Otto von Griechenland die Rückreise von hier nach Athen antreten. — 16 Oktober. (N. M. Z.) Die Beilage zu Nr. 246 der „Frankfurter Postzeitung" vom 14. October bringt in einer Berliner Correspondenz aus dem Octoderhefte der „volkswirthschafllichen Monatschrifl für den deutschen Zoll verein", herauSgegeben von I)r. Tögel, unter der Über schrift: „Stuttgarter Conferenzen" einige Aktenstücke, die die „gemeinsamen Instructionen" enthalten sollen, welche die durch die Darmstädter Uebereinkunft verbündeten Re gierungen ihren Bevollmächtigten bei der Berliner Zollcon- fecenz damals ertheilt hätten. Wir sind ermächtigt, diese von Herrn vr. Tögel in seiner Monatschrift mitgetheilten Aktenstücke als gefälscht zu erklären. (Vgl. in Nr. 247 d. Bl. unter Dresden. D. R. d. Dr. I.) Hannover, 16. Oktober. Ueber die in Nr. 247 d. Bl. mitgetheilte Circulardepesche der preußischen Regierung vom 8. Oktober schreibt die „Hann. Ztg.": Der Inhalt stimmt so ziemlich mit dem wiederholt erwähnten Artikel der „Pr. Ztg." vom 2. Oktober überein. Indessen wird der formelle Grund, dec in diesem Artikel für den Abbruch der Con- ferenzverhandlungen angeführt wurde, daß nämlich die Coa- lirten den von Preußen für ihre Rückäußerung angesetzten Termin nicht innegehalten hätten, nicht wiederholt, son dern lediglich auf die Rückäußerung verwiesen, von der man nach dem ganzen Verlaufe der Verhandlungen, wie es sich später auch bestätigt habe, nicht hätte vorauSsetzen können, daß sie eine Basis für weitere zu einem befriedi genden Ziele führende Verhandlungen bilden würde. Die Rückäußerung erfährt dabei die ungünstigste Auffassung, als würde durch dieselbe die Reconstituirung des Zollver eins von der Zustimmung einer dritten nicht dabei bethei- ligten Macht abhängig gemacht. Wir erinnern hier an eine Correspondenz unserer Nummer vom letzten Montage, in welcher nachgewicsen wurde, daß die Rückäußerung wohl eine andere Auffassung zuläßt. Sodann weist die Circu lardepesche den Vorwurf zurück, als seien von Seite Preußens die Verhandlungen mit den Coalirten abgebrochen; Preußen habe sich vielmehr zu weitern Verhandlungen mit denjenigen Regierungen bereit erklärt, welche der Forderung zustimmten, daß der Aollvereinsvertrag vor dem Beginn der Verhandlungen über einen Zoll - und Handelsver trag mit Oesterreich abgeschlossen würde. Diese Vor aussetzung macht aber eben nach der Ansicht der Coalirten alle weiteren Verhandlungen unmöglich; bei der Bereit willigkeit der Coalirten, auf die übrigen Propositionen Preußens, Fortsetzung de- Zollverein- mit Hinzuziehung deS SteuervrrrinS, einzugehen, wurde gerade durch diese Voraussetzung der noch übrige Gegenstand für weitere Ver handlungen ausgeschlossen. Wenn die Hoffnung, den Zoll verein erhalten zu sehen, welche Preußen der Circularde pesche zufolge noch immer hegt, nur darauf gegründet ist, daß die Coalitionsrrgierungen die von Preußen ausgestellte Bedingung doch noch erfüllen würden, so möchte sie wohl getäuscht werden. Es kann eben so wenig erwartet wer den, daß die Coalirten sich den Forderungen Preußens un bedingt unterwerfen, al- Preußen geneigt scheint, diese Forderungen aufzugeben; eS muß wohl als unzweifelhaft angenommen werden, daß die Erneuerung deS Zollver eins mit Hinzuziehung des Steuervereins und mit völ ligem Ausschluß Oesterreichs nicht erreicht werden wird. Auf den Anschluß einiger der bisherigen ZollvereinSmit- glieber an Preußen kann eben so wenig gerechnet werden; dieselben sind theilS durch neuere Verabredungen ge bunden, theilS würden die übrigen Regierungen die An sicht zur Geltung zu bringen versuchen, daß der Zollverein fortbestehe und nur Preußen durch seine Kündigung auS- scheide. Der Versuch einer Erneuerung und Erweiterung des Zollvereins mit Wenigen würde ebenso wie der Ver such mit Vielen ohne Oesterreich auf schwer oder gar nicht überwindliche Schwierigkeiten, eS würben beide Versuche auf gleiche Conflicte führen. Der Bildung einer neuen Zollgruppe durch die CoaUtionSstaaten, bis zu ihrem völli gen Anschluß an Oesterreich, der jetzt noch nicht ausführ bar ist, stehen ebenfalls große Bedenken entgegen, sie wird auch von Oesterreich nicht gewünscht, und wie die „Voss. A." welche so berichtete, zugleich meldete, wäre Oesterreich der Bildung einer solchen neuen Gruppe im Einverständniß mit Rußland entgegen. Es scheint mit Recht anderwärts her vorgehoben zu sein, daß von friedlichen Wegen zur Lösung nur das Aufgeben deS SeplembervertragS von Seiten Preu ßen- mit Erhaltung des Zollvereins in seinem bisherigen Umfange oder eine Verständigung zwischen den beiden deut schen Großmächten übrig bleibe. Der Verlauf der Dinge hat aber auch vor diesen Auswegen nicht unerhebliche Schwie rigkeiten gehäuft. Die gegrnüberstehenben Theile sind in der Thal in eine Lage gerathen, daß kaum abzusehen ist, wie geholfen werden könnte. Wenn von einem durch In dustrie und Handel gewählten Congreß geredet wurde, der einen vermittelnden Vorschlag vorlegen sollte, so übersah man, daß di« nicht hinwegzuleugnende politische Seite der Frage gerade die ist, um welche sich der Streit dreht. Die Wohlthaten, welche die Erhaltung der bisherigen Bande und ihre Erweiterung in materieller Beziehung gewähren, wer den von Niemandem verkannt. Wenn man auf den Bund verweist, so darf man nicht vergessen, daß eS sich dort eben auch wesentlich um eine Verständigung zwischen den beiden Großmächten handeln würde. ES wäre daher zu wünschen, daß die Nachricht der „Voss. Ztg." sich bestätigt«, nach wel cher der österreichische Gesandte am Berliner Hofe, Herr v. Prokesch-Osten, Depeschen sehr entgegenkommender Art von Wien mitgebracht haben soll. Nach andern Berichten hat Herr v. Prokesch-Osten in Wien Verhandlungen über Vorlagen beigewohnt, welche Oesterreich wegen der Zoll frage an den Bund bringen wollte. Auch in Bezug aus Hoftheater. Montag, l8. Oktober. Luna von Lammermoor. Oper in drei Acten. Musik von G. Donizetti. Evgard von RavenSwood — Herr WeirlStorfer als Antrittsrolle. Herr WeirlStorfer, der in früher», Jahren ein Mitglied der hiesigen Oper war, hat an routinirter Behandlung seines Gesanges unstreitig gewonnen, und so sehr dafür auch von einem künst lerischen Standpunkte auS zu wünschen übrig bleibt, so gewährt doch eine gewisse Sicherheit immerhin mehr musikalische Be friedigung, als rin schwankendes Herumtappen der Stimme. Leider nur liegt im Klange derselben ein Gemisch von Kehl- und Nasenton und eS fehlt die freie, natürliche Bildung deS Brust töne-, welche allein dem Ohre wohlthut; im P'ano und in der Kopfstimme tritt dieS etwas weniger unvortheilhaft hervor. Erst weitere kleinere Partien werden Herrn WeirlStorfer's Leistungen möglichst günstiger erscheinen lassen können: der Evgard erfordert einen dramatischen Sänger ersten Ranges, und eS ist keine an genehme Ueberraschung für den Geschmack deS gebildeten Publicum-, eine beliebte Oper, die in so seltener Vollkommenheit hier gegeben wurde, so weit ab von jenem Ziele reprtirt zu hören. Die Ausführung der „Lucia" konnte noch weniger dazu beitragen, diesen Eindruck zu ändern. Frau Howitz- Steinau ist für eine kleinere Bühne in der Spieloper namentlich unstreitig ein wünschenSwertheS Mitglied, aber ihr Engagement für unser Hosiheater hat nur die Zahl derjenigen Sängerinnen vermehrt, welche in der undankbaren Lage sind, infolge noch mangelnder oder übel geleiteter Ausbildung ihre- Talent- die Sympathie deS musikalischen Publicum- nicht gewinnen zu können. In einer so bedeutenden Partie, wo schöner Gesang Feuilleton. unabweiSlich nothwrndig ist, sind eine falsche Tonbildung und eine schwankende Intonation auch dem besten Fleiße schwierigste Hindernisse, und manches einzelne Gelingen in der Coloratur kann nicht verbergen, daß die feinere künstlerische Ausbildung derselben durchaus fehlt. Dazu fehlt auch die Entschädigung eines warm empfundenen AuSdruckS: er ist „kühl bi- anS Herz hinan". Die Ausführung dieser Oper giebt zu der Bemerkung Ver anlassung, daß eine unmusikalische Unsitte an unserer Bühne sich eingebürgert hat: die deS beliebigsten „Streichen-" und daraus hervorgehender Aenderungen in der Partitur. Unstreitig ist eS für viele Opern, ältere und neuere, eine Wohlthat, manche Piöcen zu kürzen oder ganz wegzulaffen, wo sie ohne musikalische und ästhetische Berechtigung schwächende Längen verursachen. Solch eine heilsame Operation für da- organische Leben eine- Werkes muß dann aber mit uriheilövollstem musikalischem und dramatischem Geschmack und ein- für allemal geschehen. Daß aber ganz nach dem Belieben eines jeden Sängers bei den ver schiedensten Aufführungen einer Oper solche Amputationen wiederholt werden, und zwar ohne alle Rücksicht auf die musikalischen und dramatischen Formen, Wirkungen und Ver hältnisse, die denn doch der Eomponist, der Schöpfer deS Werkes, zuerst wohlerwogen hat, ist eine musikalische Barbarei, rin hand werksmäßiges Verfahren, welche- dir einsichtsvolle musikalisch« Direktion an einem Kunstinstitut nicht Platz greifen lassen sollte. Nur seltenen Gästen ersten RangeS möchten hierin Ausnahmen gestattet sein, wofür denselben auch die Verantwortung bleibt. Die „Lucia-Partitur" gleicht jetzt einem vollkommen zersetzten Invaliden, dessen Glieder kaum mehr zusammenzufinden find, und «S ist nur zu verwundern, daß daS Orchester aus den verwilderten, stets neu geänderten Stimmen nicht den Faden verliert, an dem eS die verstümmelten Reste aneinanderreihen muß. C. Ban ck. Dresden. Dem Vernehmen nach wird das Kindertheater deS Herrn Wollrabe auS Hamburg, daS gegenwärtig in mehreren größeren Städten Deutschlands beifällig gesehen wurde, auch bei uns einige Abendunterhaltungen deS Publicum- ver suchen. Besonders wünschenSwerth bleibt dabei eine paffende, für die harmlose Unbefangenheit so jugendlicher Darsteller ent sprechende Wahl deS kleinen Repertoire. — Wie wir vernehmen ist die Chinesenfamilie Obung-^tsi auS Canton, welche seit 8 Monaten Europa durchzieht, aus ihrer Tour jetzt in Dresden angelangt und wird hier Donners tag den 21. Oct. im Hotel de Peteröbourg ihre ^Saion» cbinoi»" eröffnen. Wir werden unS also nunmehr selbst überzeugen können, ob diese merkwürdige Familie in der That so viel deS Interessanten darbietet, als u»S die Zeitungen bis jetzt berichiet haben. Jedenfalls sind ihre Vorstellungen sehenSwerth; denn Chinesen sind eben bisher in Europa noch nirgends aufgetreten, auch dürfte die Familie Obung-^tLi sobald keine Concurrrnz zu bestehen haben. Einzelne Ereignisse auS gesetzlichem Handel. (Fortsetzung.) Sin großer, schlanker, junger Mann mit einem Gesicht, welches Gefühl und Geist aussprach, mischte sich jetzt in daS