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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 12.10.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-10-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19111012020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911101202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911101202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-10
- Tag 1911-10-12
-
Monat
1911-10
-
Jahr
1911
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Abend-Ausgabe Anzeigen-Preis Bezugs Preis MMer Tageblatt Handelszeitung los. Mhrgsny Vonnersisg, üen lDkioder lSll !lr. 283 Der Krieg um Tripolis um aus Tripolis ein zweites Italien zu >en Die »re. id«c ä'» K. 5» Schwindel. Sie sehen war der das >srx- »cd, 8S- «!>.> !St i. r. 5.18^ >. »i. idueki. der. »nxsk 17« 48 100 ZI. Z'. Z'. 1425 2205 5403 2750 3370 5450 c4oo 5000 5800 90 260>i 127 71 Z500 14>i, 1Z0U 1950 121 »700 ;,53 ^Loo >500 821. >9M 112 >450 '800 >7-0 .500 28, Z'!» Olplomstenverkekr Berliner Blatt meldet von t die Feststellung des Kommissionsberichts erfolgen kann, und der Entwurf zur zweiten Lesung im Plenum bereitsteht. Nach dem Verlaufe der Kom missionsberatung und der jetzigen Gestaltung des Gesetzes ist nicht daran zu zweifeln, dass es auch im Plenum eine starke Mehrheit findet. 2'1. 21. 2». 21. L-m 2-4 21, 21. 511 340 Ibg 85!, 204 2Z1 ssix. Z21. sl. eiola' i. Tel. >n!o». >4. >l 5", nüon 4, Ltoo«. s 14 692 lNaVlchl»» Lel.-Äuschl.l 14 6SZ (14 694 Amtsblatt des Nates und -es Nolizeiamtcs der Ltadt Leipzig s 14 692 la-cht««»»!.») Sel..Änschl.l 14 693 l 14 694 5?»<. 50'. 5 , 981. 2 z 3'!. 11' 48 149-, 3-'» t'lt^ 153'» 3"/>. palitilche Nschrichten. Die Verhandlungen in der westfälischen Metallindustrie haben zu einer Einigung geführt. Die wöchent liche Arbeitszeit wird von 56auf 55 »L Stunden vermindert. Die Stundenlöhne werden um 2 bis 3 Pfennig erhöht. Die Akkordlöhne erfahren ent sprechende Erhöhungen. Die Disziplinlosigkeit in der französischen Armee. Paris, 12. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Die Pariser Telegraphen - Agentur „L'Information" veröffentlicht eine Depesche aus Toulon, die ein bezeichnendes Schlaglicht auf die Disziplin der französischen Armee wirft. „^'Information" will aus anaeblich guter Quelle erfahren haben, daß der General-Inspektor der französischen Armee, Ge neral Pau, persönlich eine Untersuch ung über die Ursachen der Panik, die unter den Trup pen bei der Beisetzung der Opfer der „Liberte" ausgebrochen war, in Toulon einge- lcitet hat. In seinem Bericht an die Regierung soll er erklären, daß die Ursache der Panik nur in der mangelnden Disziplin der Truppen, die zum Ordnungsdienst befohlen waren, zu suchen sei. General Pau soll dem Kriegsminister die straf weise Versetzung der in Toulon garnisonierenden Truppen, speziell des 3. Infanterieregiments, sowie 22.25 15.- 33.25 30 52 175.50 Oie SHiklslirtssbyabenkommilvon beendete am Mittwochnachmittag die zweite Lesung. Wesentliche Aenderungen wurden an den restlichen Bestimmungen nicht mehr vorgenommen. In die ausdrücklich« Feststellung im Artikel VI Les Vertrages, das? den aus dem Elbzollvertrag von 1870 und der Rheinschiffahrtsakte von 1868 Oesterreich und den Niederlanden zu stehenden Rechten, die sich inhaltlich mit den durch den jetzigen Gesetzentwurf geänderten Bestimmungen des Artikels 54 der Reichsoerfassung decken, durch das Gesetz nicht vorgegrilfen werden soll, wird auch der Vertrags zwischen dem Grossherzogtum Baden und der Schweiz von 1879 einbezogen. Auch die Schlussbestimmung, wonach die Einführung der Abgaben in den einzelnen Htromvcrbänden zu verschiedenen Zeiten erfolgen kann, wurde nicht mehr bekämpft. Eine Redaktionskommission wird in den nächsten Tagen die Beschlüsse der Kommission durchsehen, so Latz zu Beginn d«r Plenarsitzungen des Reichstages Ur Inserat« au, Leipzig und Umgebung di« llpatttg» Petit,eile LP'., die Reklame» »eil« 1 Mk. van auiwärl, 3V Ps. Reklamen 13R Ml. Inserate von Behörden im amt lichen Teil di« Prtitzeile SO Ps lbeschasi.anzeigen mir Pladvorschristen im Preis« erhöht R-datt stach Taris. Beilagegedüdr Gesamt» auslage L Mk. p Tausend erkl. Postgebühr. Teildeilag« d^ver. Festerteilt« Auftrag« können nicht zurück gezogen werden Für da. Erscheinen an bestimmten Tagen und Plahen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen - Annahme: 2»h-nni„ass« 8, bei sämtlichen Filialen u allen Annoncen- Ezpeditionen de» In» und Auslandes Druck und Verlag «an Fischer L Kürst«, Inhaber: Paul Karstes Redaktion und Geschaktaftell«: Zohannisgasse 8. Haupt-Filiale Dresden: Eeeftiage 4, I (Telephon ,6211 Die Ankunft der ersten italienisch » Expeditionsschiffe. Rom, 12. Oktober. (Eig. Drahtm.) „Tribuna" bringt über die Ankunft der Expeditions truppen in Tripolis folgende Einzelheiten: Als die Dampfer, begleitet von Kriegsschiffen, in den Hafen einliefen, brach die am Ufer versammelte Menge von etwa 30 000 Menschen in die Rufe aus: „Es lebe die Armee! Es lebe Italien!" Auch viele Araber wohnten dem grossartigen Schauspiel mit sichtlichem Erstaunen bei. Sofort nach der Ankunft der Schiffe wurde mit der Ausschiffung der Truppen begonnen, die sich mit großer Schnelligkeit und in vorzüglicher Ordnung vollzog. In zwei Stunden war einDrittelderTruppen ohne Zwischen fall gelandet. Der Geist unter den Truppen ausgezeichnet. Die Soldaten riefen, als sie Stadt Tripolis ansichtig wurden: „Es lebe italienische Tripolis!" Neue Verstärkungen für Tripoli». Neapel, 12. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Hochseetorpedoboote „Orsa", „Oriono", „Olimpia" und ,^Orfeo" sind mobilisiert worden und werden in Begleitung des Torpedobootszcr- störers „Nembo" nach Tripolis in See gehen. Ferner werden die Transportschiffe „Volta", ,,Po'^ und „Torrero" mit Waffen und Munition nach Tripolis abgehen. Türkische Kriegsschiffe vor Rhodus. Rom, 12. Oktober. (Eig. Drahtm.) Der „Corriere d'Italia" meldet aus Neapel, datz sein dortiger Korrespondent den Kapitän eines aus Odessa einge- rroffenen deutschen Dampfers interviewt habe. Der Kapitän, der auf seiner Fahrt durch den Bosporus und im Aegäischen Meer keine Zwischenfälle erlebt hat, will vor einigen Tagen im Hafen von Rhodus vier türkische Kriegsschiffe in voller Fahrtbereitschaft unter Dampf gesehen haben. .... König Victor Emanual in Pisa. Rom, 12. Oktober. tErg. Drahtmeld.) König Victor Emanuel ist gestern in Pisa einge- iroffen, um die Parade über das 22. Infan terie-Regiment abzunehmen, das sich heute auf den Kriegsschauplatz nach Nordafrika begibt. Der König hielt eine zündende Ansprache an die Sol daten und ermahnte sie, neuen Ruhm an die italienischen Fahnen zu heften. Truppenzuiammenziehung an der griechisch-türkischen Grenze. Konstantinopel, 12. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Aus Saloniki wird gemeldet, datz trotz aller gegen teiligen Versicherungen der türkischen und der grie chischen Regierung sowohl an der Grenze von Epirus wie an der thessalischen Grenze von den griechischen wie von den türkischen Militär behörden Truppenzusammenziehungen an. geordnet sind. jtr Leipzig und Aoiorr« durch »nlrr« Trager und Goediieur« 2mal täglich in» Hau, gebracht » V>. monati.. 1.70 Mt. »ierteiiährl. Bei unlern Filialen u. An nahmestellen abgehoit 7» Pi. monati» r.rs«k. vierteljahrl. Dnrch die P«ü: innerhalb Deutfchlond» und der d«utich«n Kolonien vierteliährl. b.SO Mk., monati. 1^0 Mk. au.jchl. Postdeftellaelü. Ferner in Belgien, Dänemark, den Donaultaaren, Italien, Luremdurg. Riederland«, Ror- wegen. Oesterreich-Ungarn, Ruhland, Schweden, Schweiz u. Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch di« ibeichastsltrlir de» Blatte» erhältlich. Da» Leipziger Tageblatt erscheint Lmal täglich. Sonn- u. Feiertag, nur morgen». Abonnements-Annahm«: I»han»i»g»Il« 8, bei unseren Trägern. Filialen. Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briesträgerir. Einz«lv«rkaus»prri» 10 Ps. die schon ein paarmal bei dem Verhör zum Durch bruch gekommen war. Er zog seine Uhr und brach plötzlich ab. „Die höchste Zeit!" murmelte er und eilte, seinen Ueberzieher anzuziehen und seinen Hut zu ergreifen. Zweites Kapitel. Es war schon viertel auf zwei, als Landgerichtsrat Werder auf dem Bahnsteig des Lehrter Bahnhofs anlangte. Seine Augen überflogen suchend den langgestreckten Raum; seine Stirn legte sich in un» mutige Falten und seine Zähne nagten heftig an der Unterlippe. Plötzlich leuchtete es freudig in seinen Mienen und ein tiefer, befreiender Atemzug hob seine Brust. Dann eilte er mit fast jugendlicher Lebhaftig keit auf eine Dame zu, die in eleganter Toilette am andern Ende Les Bahnsteigs wartens stand, üen Kopf sinnend auf die Brust gesenkt. Als seine hastenden Schritte in ihrer Nähe er klangen, drehte sie sich um und begrüßte ihn mit einem zerstreuten Lächeln. Er reichte ihr herzlich die Hand. „Ich danke dir, Irmgard! Weißt du, daß ich schon fürchtet«, du würdest nicht gekommen sein?" „Aber ich hatte dir Loch versprochen —" „Freilich, freilich. Immerhin hättest Lu doch im letzten Augenblick noch andern Sinnes werden können." Er fach der hübschen jungen Frau, di« fast dreißig Jahre lünaer war, als er, mit besorgtem und ermunterndem Buck ins Auge. „Ich weitz ja, wie schwer dir dein Versprechen geworden ist." Es vibrierte empfindlich um ihre Mundwinkel. „Ist es ein Wunder — Er unterbrach sie etwas hastig, ein wenig nervös. „Freilich, freilich. Richard hat sich unehrerbietig, um nicht zu sagen ungezogen, gegen dich, gegen mich benommen. Aber er ist mein einziger Sohn und es sind drei Jahre her. Wir müssen es endlich einmal vergessen. Er scheint ja doch auf dem besten Wege, es wieder gut zu machen." Er griff mit einer impulsiven Bewegung nach der Hand der ihm Gegen überstehenden. „Es ist mein höchster, sehnlichster Wunsch, lieb« Irmgard, daß sich zwischen dir und Richard ein möglichst gutes Verhältnis anbahnt." Sie nickte, nicht sehr lebhaft, aber doch freundlich. „Ich werde mir jedenfalls Müh« aeben." Er drückte noch einmal ihre Hand herzlich. „Ich dank« dir im voraus." Erne sichtbar« Bewegung und Unruhe machte sich Die Iungtürken für die Ausweisung aller Italiener. Konstantinopel. 12. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Die Regierung hat dem jungtürkischen Zentralkomitee Saloniki, das die sofortige Ausweisung aller Italiener aus dem Türkischen Reiche verlangte, geantwortet, datz sie mit dieser strengen Matzregel noch einige Tage warten wolle, um die Friedensverhandlungen, die die Grossmächte mit Italien zugunsten der Türkei eingeleitet hätten, nicht zu stören. Das Komitee beauftragte daraufhin seine Vertretung in Konstantinopel, der Regierung noch mals mitzuteilen, datz das Komitee im Namen aller Mohammedaner auf der Veröffentlichung Les Aus weisungsbefehls bestehen müsse. Die Verhand lungen der Grossmächte in Italien sei nur eine Farce, da die europäischen Grossmächte sich schon lange im geheimen mit dem Vorgehen Italiens einverstanden erklärt hätten. Das Zentralkomitee für den heiligen Krieg. Saloniki. 12. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Das Zentralkomitee erhielt ein Telegramm des Komitees in Tripolis, worin dringend um Hilfe er sucht und erklärt wird, die Araber hätten sich bis her nicht bewährt, während die türkischen Soldaten wacker ausgehalten hätten. Das Zentralkomitee versprach schleunigst Hilfe und richtete an das Komitee in Tripolis die Aufforderung, in zwischen dort den heiligen Krieg zu predigen. Seit dem Ausbruch des Krieges zwischen Italien und der Türkei hat die Bandenbewegung in Albanien und im Wilajet Monastir gänzlich aufgchört. Friedensinterpellation Apponyis. Pest. 12. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Im un garischen Abgeordnetenhaus interpellierte heute Graf Apponyi wegen Les türkisch-italienischen Kon fliktes. Er fragte an, ob neutrale Mächten« r« sucht haben, im Sinne der Haager Konvention im Jahre 1899 und 1907 Schritte zur Verhinderung eines bewaffneten Zusammenstoßes zu unternehmen, ob seit dem Ausbruch der Feindseligkeiten ein Ver- süch zur Herstellung des Friedens gemacht worocn ist, und ob Oesterreich-Ungarn an diesem Ver suche teilgenommen habe. Graf Apponyi fragte wei ter, ob die Einleitung bezugsweise die Fortsetzung einer freundschaftlichen Intervention nicht ratsam wäre und ob Garantien vorhanden sind, datz der Krieg nicht auf solche Gebiete übergreife, auf denen di« Interessen anderer Mächte, besonders Oesterreich- Ungarns, oerührt würden. Zur Begründung seiner Jntervellation führte Apponyi aus. daß die Beendi gung des Krieges sowohl aus ethischen als auch poli- tischen Gründen wünschenswert sei. Deutschland habe sich in der ganzen Welt dadurch verdient gemacht, datz es eine freundschaftliche Interven tion versucht habe. Es gäbe nur ein Mittel, den Krieg zu lokalisieren: man müsse ihm ein End« bereiten. Luzzatti über Italiens Aufgaben in Tripolis. Rom, 12. Oktober. (Eig. Drahtmeldung.) Der „Messagero" veröffentlicht ein interessantes Interview mit dem früheren langjährigen italienischen Minister auf dem Bahnsteig bemerklich. In die Mienen des anwesenden Publikums trat etwas Erwartungsvolles. Aufgeregtes. Bahnbeamte liefen hin und her, ihre Stimmen erschallten über den Bahnsteig: „Zurück treten!" Leere Gepäckkarren auf quietschenden, eiser nen Rädern wurden herangeschoben. Und jetzt ein schweres Rollen und Stampfen, das langgezogene Stöhnen und Fauchen des Dampfrosses. Landgerichtsrat Werder zog seine Gattin sanft am Arm von dem Rand des Bahnsteigs zurück. Sein Gesicht hatte sich gerötet, seine Augen glänzten feucht, alle Nerven und Fiber schienen in ihm zu zucken. Sein« Blicke flogen forschend an den Fenstern des einlaufenden V-Zuges entlang. Da streckte sich eine Hand aus einem der offenen Gangfenster; ein blonder mit der einfachen blauen Marine-Dienstmütze bedeck ter Kopf nickte lebhaft und eine frische, laute Stimme ertönte: „Papa!" Dem alten Herrn traten di« Tränen ins Aug«: seine Stimme klang lallend, erstickt: „Richard! Mein Junge!" Mit einer mechanischen, hastigen Bewegung löste «r seinen Arm von dem seiner Gattin, um näher an Len Zug heranzutreftn. Ganz von seiner fiebernden Erwartung, von seiner ungcstümenFreude benommen, bemerkte er nicht, datz sich ein Schatten auf ihre hübschen, feinen Züge senkt« und datz ein Ausdruck tiefer Niedergeschlagenheit und Mutlosigkeit ihre Mienen ein paar Sekunden lang beherrscht«. Der Zug hielt endlich; d«r junge Marineoffizier sprang leichtfüßig, ebenfalls freudig erregt, die Stufen der Wagentreppe zum Bahnsteig hinab. Die beiden Männer zogen einander, von gleichen Gefühlen bewegt, lebhaft in die Arm« und kützt«n sich wiederholt herzlich. Besonders der alt« Herr schien alles um sich herum zu vergessen und in diesen Sekunden nur Sinn und Augen für den heimkehren- Len Sohn zu haben. Er hielt ihn nach der «rsten stürmischen Begrü ßung an den beiden Händen fest und schien sich an den frischen, sonnengebräunten, männlich hübschen Zügen seines Einzigen nicht satt sehen zu können. ..Mein Junge! Mein lieber Junge!" stammelte er erschüttert, während ihm di« Hellen Tränen auf di« Wangen tropften. (Fortsetzung in der Morgenausgabe.) /rankreich unü üss Marokko-Abkommen. Paris, 12. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) In Len heutigen Morgenblättern wird im allgemeinen die Befriedigung über die Tatsache Les Ab schlusses Les Marokko Übereinkommens auc-g. sprachen. Fast alle Blätter sind der Meinung, Latz die Verhandlungen über die Kongokompensationen schon beginnen und nicht allzu lange dauern werden. Der „M a t i n" schreibt: Herr Camdon wird morgen, vielleicht schon heute eine Unterredung mit Herrn von Kid-rlen Wächter haben, um ihm die Bestimmung der genauen Grenze Les Teils des Kongo zu unter breiten, Len die Regierung der Republik im Aus rausch gegen Las, was sie von Deutschland wünscht, geben will. Es ist vorauszusehen, datz diese Verhand lungen nicht so lange dauern, wie die jetzt abge schlossenen, weil die beiden Regierungen bereits einige Male über diese Frage gesprochen haben. Wir glauben, datz die beiden Länder ihr möglichstes tun werden, um Len Abschluß Les zweiten Teils des Uebereinkommens zu beschleunigen. Wir haben noch ungefähr drei Wochen vor uns bis zum Wiederzu- samnentritt der Kammer. In kompetenten Kreisen scheint man der Meinung zu sein, daß diese Frist genügt, die Angelegenheit in dem einen oder dem ankeren Sinne zum Abschluss zu bringen. — „Fi garo" sagt: Unsere Regierung hat sich vor länger als drei Monaten verpflichtet, den Verzicht Deutschlands mit Landabtretungcn am Kongo zu bezahlen. Nie mand unter uns kann daran denken, eine solche Ver pflichtung zu widerrufen. Der Augenblick ist ge kommen, um die Ausdehnung Lieser Kompensationen fcstzusetzen. Präsidenten Luzzatti. der erklärte, es müsse absolut vermieden werden, datz sich jetzt Scharen von mittellosen* Abenteurern über Tri polis ergießen, um dort auf Raub auszugehen. Es sei eine Erscheinung, die man ähnlich oft genug be obachtet habe, datz bei der Besitzergreifung übrrseiischen Landes durch europäische Kolonialmächte sofort diese Kolonialhyänc« zusammenströmen, die nur das eine Bestreben haben, sich auf Kosten der Allg:- meinheit zu bereichern. Italien müsse seine ganze physische, intellektuelle und finantzielle Kraft auf- bieten. machen. brauchen Sie bloß noch anzugeben, von wem. Wir fragen dann sofort nach, und bestätigt sich Ihre An gabe, dann werden Sie sogleich entlassen." Wieder erschien ein sarkastisches Lächeln in den Mienen Les alten Herrn, während er, Len Kriminal kommissar mit einem Blick streifend, hinzufügte: ,Za, wir werden dann noch ein übriges tun und uns bei Ihnen entschuldigen, daß wir Sie unter einem so häßlichen Perdacht festgenommen haben . . . Also wer ist der hochherzige Geber?" „Das kann ich nicht sagen." Es kam dumpf zwischen den aufeinandergebissenen Zähnen hervor. Der Untersuchungsrichter nickte. „Das habe ich mir wohl gedacht. Sie kennen seinen Namen nicht. Es ist der bekannte große Un bekannte, der Ihnen den Hundertmarkschein in edler Aufwallung anonym zugeschickt hat." Der Maler zuckte unter dem grimmigen Hohn sichtbar zusammen. Er rückte sich in eine strafte Haltung, sah dem ihn spöttisch Beobachtenden voll und trotzig ins Gesicht und erwiderte scharf: „Sie irren. Ich kenne die betreffende Persönlichkeit sehr wohl. Aber ich werde sie nicht nennen." „Um so schlimmer für Sie. Dann werden wir Sie natürlich festhalten müssen unter dem Verdacht der Falschmünzerei." „Ich kann Sie daran nicht hindern." „Nein, das können Sie nicht. Aber ich möchte Ihnen doch zu bedenken geben: angenehm ist solch ein« Untersuchungshaft nicht. Und wenn Si« wirk lich so unschuldig sind, wie Sie behaupten, dann läge es doch in Ihrem eigenen Interesse, den Namen des Ihnen bekannten Spenders zu nennen. Also?" Doch d«r Maler schüttelte heftig mit dem Kopf, seine Augen flammten, seine Gestatt rückt« sich ener- gisch zusammen, alles in ihm schien zornig« Abwehr. „Nein, nein, nein!" rief er entschieden. „Und wenn Sie mich zehn Jahre einsperren, Sie werden von mir nichts erfahren." „Vielleicht können Si« uns wenigstens sagen, warum Sie Ihren Wohltäter nicht nennen wollen?" „Nein. Das ist meine Sache." „Schön! Wir haben Zeit. Uns wird es jeden falls leichter als Ihnen zu warten." Der Richter diktiert« dem anwesenden Gerichts schreiber das Protokoll und liess darauf den llnter- suchungsgefangenen abführen. Während er noch mit dem Kommissar die erforderlichen weiteren Maß nahmen besprach, beherrscht« ihn ganz die Ungeduld, Konferenzen, die am Dienstagabend im Berliner Auswärtigen Amt stattgefunden hätten; der Staatssekretär habe in der Zeit zwischen 4 und 1/27 Uhr abends den Besuch der Botschafter Oester reich-Ungarns, Englands, der Vereinigten Staaten von Amerika, Spaniens und der Türkei empfangen: es wird dann als naheliegend bezeichnet, dass es sich bei den Besprechungen um den Stand der Vermitt- lungsattion im italienisch-türkischen Krieg gehandelt habe. Ganz zutreffend können die tatsächlichen An gaben dieses Berichts nicht sein, denn am selben Dienstag wurde nach einer Wiener Drahtmeldung der österreich-ungarische Botschafter in Berlin vom Kaiser Franz Josef in besonderer Audienz empfangen. Die Ausdeutung des Vorganges ist noch weniger rich tig. Wenn am 10. Oktober die Botschafter im Aus wärtigen Amt vorgesprochen haben, so erklärt sich das einfach daraus, datz der Dienstagnachmittag ständig diesem Zwecke dient. Dienstag ist der Botschaftertaq, Freitag der Gesandtentag. Diese Einrichtung besteht schon lange und wird während des ganzen Jahres ein gehalten, es sei denn, datz wegen Urlauoszeit oder wegen Behinderung des Staatssekretärs eine Absage ergeht. Diese Nachmittage dienen den laufenden Ge schäften und der ständigen Erhaltung der Fühlung. Gerade für besonders wichtige Angelegenheiten wer den sich die Diplomaten wohl nicht diese Besuchszeiten aussuchen, weil sie dann naturgemäss nicht darauf rechnen können, den Staatssekretär lange für sich allein zu haben. Die regelmässigen Empfänge spie len sich übrigens, wie meistens der gesamte Dipla- matenverkehr in Berlin und auch anderswo, in ein« fachen und natürlichen Formen ab. Zu ihnen geben die Räumlichkeiten des Auswärtigen Amtes in Ber lin einen ebenso schlichten Rahmen. >i„i. U: knet 4^03 c^öo 8500 0200 a300 5806 405 1450 6u0 1400 2050 5200 occo 875 825 Der Wiche Smtüerlmsrklchein. 2j Roman von Arthur Zapp. (Nachdruck verboten.) Der Untersuchungsrichter aber wandte sich an den Kriminalkommissar. „Sie haben nachgefragt?" „Jawohl, Herr Landaerichtsrat. In dem Hause wohnt überhaupt kein Zerr Walter." Der Untersuchungsrichter nickte. „So — so! Also ein ganz plumper Das hätte ich Ihnen nicht zugetraut, doch gar nicht st> unintelligent aus." Er beugte sich üvsr den Tisch hinüber und streifte den Blick des ihm Eegeflübersitzenden, der ganz in sich zu« sammengesunken war. ..Warum gebrauchten Sie denn die dumme Ausrede?'^ Der Angeredete hob mit einem Ruck seinen Blick. „Weil man mir ja doch die Wahrheit nicht ge- glaubt hätte." „Und wie lautet diese unglaubliche Wahrheit?" fragte der Richter sarkastisch. Die Hände des Gefangenen ballten sich wieder; alle Muskeln in ihm schienen sich anzuspannen und mit krampfhafter Anstrengung stieß er hervor: „Ich habe ihn gefunden!" „Gefunden!" Der Richter lachte, erwiderte aber gleich darauf mit geheuchelter Strenge: „Wissen Sie auch, dass auf Fundunterschlagung Gefängnisstrafe steht?" Der junge Mann schien zu erschrecken; mit einem ungewissen, scheuen Blick sah er zu dem ihn scharf Fixierenden hinauf; seine Augenlider flirrten un ruhig. „^ch sehe Ihnen ja an, dass Sie lügen", fuhr der Richter dringlich fort. Und mit einem wohl wollend, fast väterlich klingenden Ton setzte er hinzu: ..Ich glaube, es ist das beste, Sie sagen nun endlich dle Wahrheit." Der Arrestant sah eine Weil« schweigend zu Boden: wieder schien ei mit sich zu ringen. Endlich hob er sein Gesicht, auf dem ein kleinmütiger, ver- zegter Ausdruck lag und auch seine Stimme klang verschüchtert und keile: „Ich habe die hundert Mark geschenkt bekommen. Der Untersuchungsrichter schlug mit der flachen Hand ärgerlich auf den Tisch. Aber gleich darauf bezwang er sich und entgegnete ruhig, beinahe jovial: . Schön! Sie haben ihn also geschenkt erhalten. Nun iss 1-5 UZ U 7'1-
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