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Nation^e Tageszeitung für Landwirtschaft und Das »Wilsdruffer Tageblatt» erscheint an allen Werklagen nachmittags s Uhr. Bezugspreis monallich r,— RM. irci Haus, bei Postdestellung I.S0 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstaltcn und Post- doien. uniereAuslrageru. .. ,, Geschäftsstelle, nehmen zu lederzett Bestellungen eni-- BIocheNblat1 für >!Lilsdrttff U. II IN g 0 g VU v gegen. Im Falle höherer Gewalt, od.sonstiger Betriebsstörungen besteht sein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. olle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks durch Fernruf üdcrmil. Fernsprecher» Amt Wilsdruff Ml- k Nichtigkeit der men wir deine Gewähr. «>>>> v ielien Anzeigen üdernch. erlischt, wenn der Betrag dutch «tage cingezogcn werden muh oder der SIustr°ggeber^°st,°"Konkurs Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 32 — 94. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Telegr.-Adr.: „Tageblatt' Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 7. Februar 1935 Im Zeichen des Aufstiegs. Nun ist die Herabsetzung des Zinsfußes, die „Z i n s- konversion", der einem großen Teil — über 8 Mil liarden Mark — der festverzinslichen Werte geglückt. Man kann sogar sagen: restlos geglückt; denn nur eine ganz winzige Zahl von Besitzern solcher Papiere hat der Zinsherabsetzung nicht zugestimmt. In England waren es 8, in Holland sogar 18 Prozent, die bei solchen „Kon versionen" Widerspruch erhoben haben, in Deutschland aber höchstens 0,5 Prozent! Die Gläubiger wissen es und stimmen dem zu, daß durch eine Zinssenkung der wirtschaftliche Auftrieb eine starke Förderung erfährt. Und wir Deutsche wissen es, daß wir im Zeichen dieses Wirtschaftsauftriebes stehen. Die Mitteilungen in den Geschäftsberichten und Bilanzen der deutschen Großbanken sind ein außerordent lich gutes „Wirtschaftsbarometer" geworden, seitdem eine gründliche Reform unseres ganzen Kreditwesens dafür gesorgt hat, daß das Führungsprinzip bei den Banken nun auch eine besonders schwere Last erhöhter Verantwortung zu tragen hat. Unvergessen sind ja noch die Verwüstungen, die in an und für sich schon schwerer Zeit das unverantwortliche Gebaren „führender" Bank direktoren über das deutsche Kreditwesen und nicht wenige Großkreditinstitute gebrach: hat. Mit besonders großem Interesse sah man schon feit Jahren immer dem Geschäftsbericht der Bilanz der Reichskreditgesellschaft entgegen, und dieses Interesse hat sich jetzt noch gesteigert, weil der Leiter dieses Instituts zugleich auch einen führenden Platz in der Wirtschaftsgruppe „Banken" besitzt und damit einen großen Einfluß auf die Weiterentwicklung unseres ge samten Kreditwesens und ver Bankenreform ausübt. Außerdem ha: die Reichskreditgesellschaft auch insofern eine ganz eigentümliche Stellung im deutschen Banken wesen, weil sie die „Hausbank" für alle reichseigenen Wirtschaftsbetriebe mannigfaltigster Ar: ist; ihre Aktien gehören gleichfalls restlos dem Reich und sie ist sozusagen dessen „Privatbank". Aber dadurch erhalten nun die Äußerungen ihrer Leitung auch ein besonders großes Gewicht. Zumal, da die Geschäftsführung dieser Bank auch früher schon so vorsichtig operierte, daß sie selbst bei dem Großbankenkrach des Jahres 1931 nicht den Staat um Hilfe anzurufen brauchte! überraschend kam es für die Öffentlichkeit, daß diese führende Bank des Reiches eine Erhöhung ihrer Divi dende ankündigte. Allerdings erfreut sich nur das Reich selbst des Genusses dieser Ertragssteigerung, aber aus ihr geht doch hervor, daß der bei der Reichskredilgesell- schaft als Verwalter des Reichsbesitzes maßgebende Mann, nämlich der Herr R e i ch s f i n a n z m i n i st e r, die all gemeine Wirtschaftsentwicklung und speziell die der Reichs betriebe optimistisch beurteilt. Und daß diese Ansicht letzten Endes auch die der R e i ch s r e g i e r u n g selbst ist! Kann doch der Geschäftsbericht der Reichskreditgesell schaft darauf verweisen, daß „der wirtschaftliche Aufschwung im Jahre 1934 trotz der großen Schwie rigkeiten, die sich aus den Hemmungen der Ausfuhr und der Verschärfung der Devisenlage ergaben, weitere Fort schritte gemacht" . . . Die industrielle und gewerbliche Erzeugung des Jahres 1934 habe schon um 25 Pro zent über der des Vorjahres 1933 gelegen; gegenüber der industriellen Erzeugung gar des Jahres 1 9 3 2, als die Krise ihren höchsten Stand erreichte, sei eine Steigerung von mehr als 40 Prozent zu verzeichnen. Und der ge waltige Fortschritt, den seither dieser Teil der deutschen Wirtschaft hat tun können, ermöglichte es auch, daß jetzt die industrielle und gewerbliche Erzeugung allein 2,8 Mil lionen Menschen mehr zu beschäftigen in der Lage ist, als dies noch vor zwei Jahren der Fall war. Die reichs eigenen Betriebe sind vielfältigster Art; sie reichen in alle möglichen Zweige des industriellen Wirtschaftslebens hin ein, und daher ist ihr Ergehen auch sympthomatisch für die Entwicklung der ganzen Industrie. Zeigt also der Rückblick auf das vergangene Jahr ein rech?erfreuliches Bild, so darf auch optimistisch von der weiteren Entwicklung gesprochen werden. Denn vieles ist im vergangenen Jahre vorbereitet oder geschaffen worden, was sich nun erst allmählich auswirken wird. Ungeduldi gen Gemütern sei dringend empfohlen, nichts Unmögliches zu verlangen, gerade weil im vergangenen Jahre die nationalsozialistische Regierung vor dem Wort „Unmög lich!" auf dem Gebiet der Wirtschaft ebensowenig wie auf dem der Politik sofort zurückgeschreckt ist und vor diesem Wort hoffnungs- und energielos die Hände in den Schoß gelegt hat. Der Geschäftsbericht der Rsichskredit- gesellschaft verweist in diesem Zusammenhang ganz be sonders auf die stille, aber zielbewußte und schon weit fort geschrittene Arbeit der Reichsregierung für die Sen kung des allgemeinen Zinsfußes. Die so gut geglückte „Zinskonversion" für die Pfandbriefe und Kommunalobligationen ist nämlich nichts anderes als eine besonders wichtige Etappe auf dem Wege zu einer all gemeinen Zinssenkuug. Und damit ist „eine wesentliche Entlastung der deutschen Volkswirtschaft auf breiter Grundlaae einaeleitet worden". MW dw Wler SMMHMWkll Jie Einzelheiten der Vereinbarungen. Als Abschluß der seit dem 24. Januar zwischen Ver tretern der deutschen und der französischen Regierung und der Regicrungskommission des Saargebictes in Basel geführten Saarverhandlungen wurde jetzt eine amtliche Mitteilung ausgegcben, in der es heißt: Das Verhandlungsergebnis ist in einem von der deutschen und französischen Delegation im Ein vernehmen mit der Delegation der Regierungskommission des Saargebietes an Baron Aloisi als Vorsitzenden des Dreierausschusses gerichteten Schreiben zu sammengefaßt, dem in mehr als 2 0 Anlagen die in Basel paraphierten Texte der verschiedenen Vereinbarun gen und Erklärungen beigefügt sind. Das Schreiben und seine Anlagen sollen dem Dreierausschuß als Grundlage für die Bestimmungen dienen, die er für die Rückgliederung des Saargebietes an Deutschland und für die Durchführung der auf Grund früherer Ratsbeschlüsse von den beteiligten Regierungen übernommenen Ver pflichtungen zu treffen haben wird. Die Führer der deutschen und französischen Delegation haben sich mit einigen Mitgliedern der Delegation auf Einladung des Vorsitzenden des Dreierausschusses nach Rom begeben, um dem Ausschuß mündlich zu berichten. Hierzu verlautet folgendes: Die unter den Verein barungspunkten befindliche Währungsverord nung regelt den Umtausch der im Saarland umlaufen den Noten der Bank von Frankreich und der anderen aus ländischen Zahlungsmittel, den Beginn der Umtauschfrist, das Inkrafttreten des Ausfuhrverbots für Zahlungsmittel aus dem Saarland und die Übernahmepflicht für Reichs markzahlungen. Hierfür ist vorbehaltlich der endgültigen Entscheidung der 18. Februar in Aussicht genommen. Gleichzeitig wird die deutsche Zollgrenze ebenso wie die Grenze im Verrechnungsverkehr mit dem Ausland an die saarländisch-französische Grenze verlegt. Da mit wird die wirtschaftliche und währungspolitische Rückgliederung des Saarlandes im wesentlichen be reits einige Zeit vor dem 1. März verwirklicht. Für die Übergabe der Gesamtverwaltung zum 1. März sind die Vorbereitungen an Ort und Stelle im Gange. Die Grundsätze hierfür sind mit der Negierungs kommission vereinbart. Die Saargruben gehen mit dem 1. März 1935 unter Einschluß aller Grundstücke, Vor räte und Einrichtungen auf das Deutsche Reich über. Das französische Grubenpersonal scheidet am 28. Februar aus. Das Reich tritt in die laufenden Kohlen- lieferungsverträge ein. Hierdurch und durch Aufstellung von Halbjahresprogrammen für die Kohlenlieferung, du: auf den Kaufpreis der Saargruben anzurechnen sind, ist die Weiterbeschäftigung der Bergarbeiier im Saarland im Zusammenhang mit den anderen Maß nahmen der Reichsregierung sichergestellt. Verhand- , lungen über die vorgesehenen Warndt-Pachtverträge sind i noch im Gange. Auch, für den Warndt ist über die weitere Beschäftigung der deutschen Arbeiter eine Verständigung j erzielt. Die drei saarländischen Verbindungsbahnen nach Lothringen werden ebenfalls am I. März mit vollem Inventar und rollendem Material zurückgegeben. Die bei ihnen beschäftigten französischen Eisenbahnbcamten werden aus dem Saarland zurückgezogen, die deutschen Beamten treten wieder in den Reichsdicnst zurück. Eine Vereinbarung mit Frankreich über die Regelung der Sozialversicherungspflicht gewährleistet den Versicherten die Er Haltung ihrer Rechte. Auch für die französischen Privatversicherungen ist eine be sondere Vereinbarung hinsichtlich des saarländischen Ver sicherungsstandes getroffen worden. Für die Aufbringung des im römischen Abkommen vom 3. Dezember 1934 vereinbarten Pauschbetrages von 900 Millionen Franc wurden die technischen Vor kehrungen zur Einsammlung und Abführung der umzu tauschenden Frane geschaffen. Die BIZ. übernimmt die Rechnungsführung und Verwaltung der für den er wähnten Pauschbetrag von 900 Millionen Franc und den Dienst der saarländischen Ausländsanleihen bestimmten Beträge. „Aus breiter Grundlage", - denn die Funda mente unserer Wirtschaft auf die sie Weiterbaus soll muffen ständig verstärkt und erweitert werden, damit auf diese Weise für die vor uns liegende Zeit „die Möglichkeit produktiver Beschäftigung aller Arbeitsfähigen ohne zu große Belastung der öffentlichen Haushalte herbeigeführt wird". Oer Rückkauf der Saargruben. Die Pauschalsumme für den Rückkauf derSaar- gruben beträgt 900 Millionen Franc. Ihre Abtra gung erfolgt durch die restlichen 95 Prozent der im Saar lande eingesammelten nichtdeutschen Noten und durch die Lieferung von Saarkohle nach Frankreich, und zwar auf Grundlage von handelsüblichen Abmachungen mit den französischen Großabnehmern. Der Gegen wert ist an die Bank von Frankreich zu zahlen, die wiederum den Betrag dem bei der BIZ. geführten Konto gutschreibt. Das Gleiche geschieht mit den von der französischen Regierung oder den französischen Gruben pächtern für die für Gemeindesteuern, Berg schäden usw. zu entrichtenden Summen. Zu den am 1. März in das Eigentum des Deutschen Reiches übergehenden Gruben gehören auch alle Liegenschaften und Liegenschaftsrechte des französischen Staates innerhalb des Saarlandes, die Eisenbahnen und Vollbahnhöfe nebst Zubehör, wie z. B. das beweg liche Vermögen der Gruben und ihrer Nebenbetriebe, Grundstücke, Gleissignale und Telephonanlagen sowie das rollende Material. Baldiger Abzug der internationalen Truppen ans dem Saargebiel erwartet. Das Hauptquartier der internationalen Truppen im Saargebiet hat dem Völkerbund bzw. dem augenblicklich in Rom tagenden D r e i e r a u s s ch u ß Vorschläge über die Zurückziehung der internationalen Truppenkontingente unterbreitet. Die endgültige Entscheidung und die Regelung der einzelnen Fragen liegt jedoch, wie ausdrücklich betont wird, bei den V ö l k e r b u n d s st e l l e n. Nach den unverbindlichen Anregungen des Haupt quartiers sollen die holländischen Truppen am 16. Februar, die schwedischen Truppen am 18. Februar, die Italiener an den darauffolgenden Tagen und die Eng länder als letzte in verschiedenen Etappen vom 20. bis 27. Februar das Saargcbict verlassen. Man nimmt jedoch in Saarbrücken nicht an, daß der Drei er ausschuß Veranlassung haben wird, d:ese vorgeschlagenen Termine abzuändern und rechnet mit einer baldigen Erklärung seines Einverständ nisses. Bezeichnend für die Tatsache, daß mau mit dem baldigen Abzug der Truppen rechnet, ist eine Aufforderung der Regierungskommlssron, sämtliche noch nicht zur Begleichung vorgclegten Reck- nunaen für Sachlicfcrungen usw. an die internationalen Saartruppen bis spätestens Dienstag, den 12. Februar, rm Regierungsgebäude einzureichen. Norwegisches Lob für die Gaardeuischen. Anläßlich einer Versammlung der Polizeibeamten von Neunkirchen hielt der norwegische Polizeihauptmann Dr. Schöningh eine Ansprache, in der er ausführte: „Es ist interessant, zu wissen, daß wir durch ausländische Zeitungen ein falsches Bild über das Reich und besonders das Saarvolk hatten. Das Saarvolk hat eine außerordentliche Disziplin gezeigt, und Sie können überzeugt sein, daß wir internationalen Polizeiofsiziere unsere Vorgesetzten Instanzen in Genf eindeutig informiert haben über den guten Geist an der Saar und die tiefe Vaterlandsliebe der Saardcutschen. Dieses Gefühl der Liebe zum Vaterland hat uns alle, die wir aus verschiedenen Ländern hierhergekommen sind, er griffen, und die Ereignisse des 13. Januar und der Tage danach sind für mich Erlebnisse, die ich nie vergessen werde. Ich werde davon erzählen und berichten, wenn ich bald wieder in meine Heimat komme, und ich werde das Saarvolk und das Saarland feiern als ein Land der besten deutschen und herzensguten Menschen, die im Ausland viel verkannt worden sind." Keine Empfänge beim Führer. Wegen wichtiger politischer Besprechungen. Wie DNB. meldet, fallen die beim Führer für die nächsten zehn Tage angcsctztcn Empfänge wegen wichtiger politischer Besprechungen aus.