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Dresdner Journal : 19.06.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189906191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990619
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990619
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-06
- Tag 1899-06-19
-
Monat
1899-06
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 19.06.1899
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Be,»««t>retS: Für Dre-den vierteljährlich r 2 Mari 60 Pf., bei den Kaiser- lich deulsche» Postanstalten vikUeijLhrlich sMark; außer halb de- Deutschen Reiche» Post. und Stempelzuschlog Einzelne Nummern; 10 Pf. Ursche tum: Täglich mit Ausnahme der Sonn, und Feiertage abends. Fernspr..«nschlllß:Nr.1»»S. Dresdner JütMül. AukünStgung-geSühre»: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift »0 Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile 60 Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag. Herausgeber: Königliche Expedition deS Dresdner Journal- Dresden, Zwmgerstr. SO. Fernspr.-Anschluß: Nr. ^139. Montag, den 19. Juni abends. 18SS. Amtlicher Teil. Dresden, 14. Juni. Se. Majestät der König haben Meranädigst geruht, dem in den Ruhestand getretenen Oberlehrer Johann Jeremias in Bautzen da- Ver dienstkreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben dem Postpackmeister a. D. Förster in Meißen das Allgemeine Ehren zeichen Allergnädigst zu verleihen geruht. Dar Ministerium des Innern hat der Günther- fchen Kranken- und Sterbekasse, eingeschriebener HülfSkasse, zu Waldheim bescheinigt, daß sie auch nach Einführung des III Nachtrages vom 6. Juni 1899 zu ihrem revidirten Statute vom 7. November 1892, vorbehaltlich der Höhe deS Krankengeldes, den Anforderungen deS 8 7b deS KrankenversicherungS- gefetzeS vom 15. Juni 1883 in der Fassung vom 10. April 1892 genügt. Dresden, am 16. Juni 1899. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel, vr. Bodel. Klopfleisch. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche be« Mtntftertum» her Justiz. 1. Prädizierungen. Verliehen worden ist: den Reseren dareu beim OberlandeSgerichte vr. May, beim Landgerichte Bautzen v. Einsiedel, beim Landgerichte Chemnitz Behnisch und vr. Hammer, beim Landgerichte Dresden vr. Dörne und Fritzsche, beim Landgerichte Leipzig vr. Landmann, vr. Schönwald und vr. Kirbach, beim Landgerichte Plauen vr. Röhrborn und Weiske nach der Bestimmung unter V der Verordnung vom 20. Februar 1867 der Amtsname „Assessor". — L. Beamten-Etat. a) Auf Ansuchen sind entlassen worden: der Assessor und HülsSrichter beim Amtsgerichte Oschatz vr.Seyler, die Assessoren beim Landgerichte Bautzen vr.Nau- manu, beim Landgerichte Chemnitz vr. Hammer, beim Land gerichte Dresden Fritzsche, b) Den Vorbereitungsdienst bei Justizbehörden haben ausgegeben: die Referendare bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Plauen Kratzsch, beim Amtsgerichte Chemnitz Krake, beim Amtsgerichte Glauchau JunghanS, beim Amtsgerichte Großenhain Scheibe, beim Amtsgerichte Markneukirchen Stoerl, beim Amtsgerichte Oschatz Hey, beim Amtsgerichte Plauen Angermann, beim Amts gerichte Scheibenberg vr. Sauer, o) Verstorben sind: der Wachtmeister beim Amtsgerichte Königsbrück Gundermann am 16. Mai 1899, der Bureauinspektor beim Amtsgerichte Chemnitz Strunz am 22. Mai 1899, der Sekretär bei« Amtsgerichte Ehemuitz Landgraf am 29. Mai 1899, der Aufseher bei der Grfangenanstalt Chemnitz Wachtmeister Müller am »1 Mat 1899. ck) Zum Vorbereitungsdienste bei Justizbehörden sind zugelasseu worden: die Referendare vr. Hellbach bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Bautzen, Frhr. v. Kalitsch, vr. Lienemann und vr. Schömberg bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Dresden, vr Stobbe bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Leipzig, die Rechtskandidaten v. Arnim, Dralle und SwiderSki beim Amtsgerichte Leipzig, Wolf beim Amtsgerichte Plauen, e) An ge stellt worden ist: der zeither probeweise al« Expedient ver wendete Militäranwärter Meißner al» Expedient beim Land gerichte Dresden, k) Befördert worden sind: die Aktuare beim Landgerichte Dresden Böttger, beim Amtsgerichte Dresden Birckuer und Oestreich, beim Amtsgerichte Leipzig Mäscher genannt Naumann zu Sekretären bei diesen Behörden, s) Versetzt worden sind: der Affessor und HülsSrichter beim Amtsgerichte Sayda vr. Ulbricht in gleicher Stellung zum Amtsgerichte Tharandt, der Assessor und HülsSrichter beim Amts gerichte Freiberg vr.Genge zur StaatSanwattschatt beim Land gerichte Leipzig, die gleichzeitig zu Hülfsrichtern ernannten Affefloren beim Landgerichte Bautzen vr. Herrmann zum AmtSgerichtr Limbach, beim Landgerichte Chemnitz Behnisch und Ranft, Behnisch zum Amtsgerichte Riesa, Ranft zum Amtsgerichte Colditz, beim Landgerichte Dresden vr. Dörne zum Amtsgerichte Zschopau, beim Landgerichte Leipzig vr. Landmann und Sevin, vr. Landmann zum Amtsgerichte Leipzig, Sevin zum Amtsgerichte Dresden, beim AmlSgeriLte Pirna v. Cotta zum Amtsgerichte Plauen, der Assessor beim Landgerichte Bautzen vr. Müller zum Amtsgerichte Pirna, die Referendare beim Landgerichte Zwickau Weigand zum Landgerichte Plauen, bei der Staatsanwaltschaft beim Land- Nichtamtlicher Teil. damit in den Stand gesetzt werden, ihre Aufgaben ohne jede Störung im vollsten Maße z« lösen. Daraus er wächst für jeden Abgeordneten die Pflicht, soweit es in seinen Kräften steht, seine Rechte zu dem Zwecke zu ge brauchen, zu dem sie ihm verliehen worden sind Das Reich hat auch bedeutende Aufwendungen au« seiner Kaffe für den Reichstag zu bestreiten Für jede Tagung der Abgeordneten find eine Menge Schriften und Drucksache« herzustellen, zu verteilen, zu ordnen und aufzubewahrm; Zeitbetrachtu«ge» eines Unbefangenen Neue Folge. VIII. Unredlichkeit und Gesetzesumgehung in» Reichstag«. gerichte Bautzen Zimmermann zum Landgerichte Bautzen, bet der Staatsanwaltschaft bei« Landgerichte Chemnitz Jacobi zum Landgerichte Chemnitz, bei der Sta usamvoiischast beim iiandqcr,chu Leipzig vr. Siecke zum Landgerichte Leipzig, bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Planen Richter zur Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Leipzig, beim Amisgenchlc Döhlen vr. Neumann zum Amtsgerichte Chemnitz, bet« Amtsgerichte Mittweida Höfer zum Amtsgerichte Kamenz, beim Amtsgerichte Nrusalza Mühle zum Amtsgerichte Glauchau, beim Amtsgerichte Tharandt Köhler zum Amtsgerichte Auer bach, beim Amtsgerichte Wurzen Winckler zum Amtsgerichte Scheibenberg, die Aktuare beim Amtsgerichte Lengenfeld Flemming zum Amtsgerichte Sayda, beim Amtsgerichte Sayda Schulze zum Amtsgerichte Werdau, beim Amts» glicht.! Werdau Schubert zum Amtsgerichte Dippoldiswalde, die Expedienten beim Landgerichte Dresden Herrmann znm Amtsgerichte Lengenfeld, bei der Staatsanwaltschaft beim Land gerichte Leipzig Engelhardt zum Amtsgerichte Oberwiesen thal, bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Zwickau Beyer zum Amtsgerichte Taucha, beim Amtsgerichte Chemnitz Lindner zum Landgerichte Chemnitz, beim Amtsgerichte Dresden Melzer zum Amtsgerichte Lausigk, beim Amtsgerichte Großen hain Lehmann zum Amtsgerichte Leipzig, beim Amtsgerichte Leipzig Pohle zum Amtsgerichte Nossen. — 3. Rechts anwälte Zuwachs. Zugelasseu worden sind: der Assessor Vr. Seyler und der RatSasseflor a. D. vr. Schlegel zur Rechtsanwaltschaft bei dem Amtsgerichte Dresden und dem Landgerichte Dresden mit dem Wohnsitze in Dresden, der Amtsrichter a. D. vr. Warneyer zuc Rechtsanwaltschaft bei dem Amtsgerichte Dresden und dem Landgerichte Dresden mit dem Wohnsitze in Kötzschrnbroda. Wieder zugelasseu worden ist: der Rechtsanwalt vr. Uhlig zu;i Rechtsanwalt schaft bei dem Amtsgerichte Leipzig und dem Landgerichte Leipzig mit dem Wohnsitze in Leipzig. — 4. Zweite juri stische Staatsprüfung: 11 bestanden, S zurückgewiesen in der Zeit vom 7. Mai bi- S. Juni 1899. I« «eschästsberetche de« Mtntftert»»» de« Kult»« »«d -sfmtltchm lluterrtcht». Zu besetzen: die fünfte ständige Lehrerstelle zu Wolkenstein. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1800 M. Gehalt, welcher vom 1. Januar 1900 an von 3 zu 8 Jahren bi« auf 2600 M. steigt, 20,46 M. von der Kirche, 90 M. für Fortbildungsschul unterricht und 200 M. WohnuugSgeld an einen verheirateten, 16V M. an einen unverheirateten Lehrer. Gesuche mit allen erforderlichen Beilagen sind bis zum 4. Juli bei dem König!. Bezirktschulinspektor vr. Bräutigam in Marienberg einzureicheu. da« Hau« muß geherzt, beleuchtet, gereinigt und in Stand gehalten werden; für jede Voll- und jede Au«schuß- Sitzung müssen die Räume gebrauch«fähig hergerichtet und mit den nötigen Schreibgeräten, Nachschlagewerken und dergl. auigestattet werden. Eine ganze Anzahl von Beamten und Dienern ist de«halb dem Reichstage zur Verfügung gestellt. Im Reichshaurhalt für da« Rech, nungSjahr 1898 ist für die laufenden Au«gaben de« Reichstag« ein Betrag von 686400 M und für da« Rechnungsjahr 1899 ein solcher von 690270 M ein gestellt Jeder Arbeitstag de« Jahres kostet demnach dem Reiche mehr als 2000 M. bloß an Verwaltung«- kosten Dieser Aufwand bedeutet aber für jeden Tag, an dem der Reichstag seine Bestimmung nicht erfüllen kann, ein weggeworfene» Geld. Ein Abgeordneter, der ohne triftige Entschuldigung von den Sitzungen fernbleibt, der Gewählten find diese Absichten und Voraussetzungen in Erfüllung gegangen Ein anderer, sonst auch recht achtbarer Teil ist doch nicht so gestellt, daß ihm die monatelange Entfernung von Haus und Beruf nicht schwere Opfer auslegen sollte, auch nicht so tief von Begeisterung für die Aufgaben des Volksvertreter» durch drungen, daß er schlechterdings am Platze sein müßte, wenn er gerufen wird, gleichviel ob eine mehr oder weniger lockende Beschäftigung im Reich»tage seiner wartet. Daher die Sitzungsscheu so mancher Abgeord neten, die wohl meinen, es genüge, im Reichstage bloß dann sich einzufinden, wenn einmal „etwas Ordentliche« lo« ist". Die Pfllchtvernachlass.gung steckt an und macht auch andere, sonst Giftigere gleichgiltig gegen ihr Amt. Daher di« leeren Bänke, da« Stocken der Arbeit, die Fruchtlosigkeit der Sitzungen, da» viel« unnötig« und schädliche Parteigeschwätz. Nun giebt e« aber noch eine dritte Klaffe von Ab- geordnete», die von Hause aus gar nicht in der Lage sind, die Kosten de« Berliner Aufenthalt« au« eigener Tasche zu bestreiten und ihr Gewerbe, von dem sie sich selber kaum dürftig nähren, aus Monate zu verlaffen, In den bisherigen Betrachtungen ist schon erwähnt °e« worden, daß die Reichstagsabgeordneten mit ansehnlichen hoffte so Ehren und Rechten bedacht worden sind. Sie sollen ftlbständi gedruckt und im ganzen Reiche verbreitet werden müssen. Das Amt de« Abgeordneten soll ein Ehrenamt sein; er darf al« solcher keine Besoldung oder Entschädigung beziehen Diese Vorschrift sollte bewirken, daß nur solche Männer zu Abgeordneten gewählt würden, deren Ver mögen und Lebensstellung ihnen gestattet, monatelang von ihrem Wohnorte sich zu entfernen und den teuren Leben»- - tzMkrh-lt i» der Reichshauptstadt während der Sitzung»- nt zeit de« Reich«tag» au» ihrer Tasche zu bestreiten. Man 7 ' > Männer von großem Ansehen, weitem Blick und selbständiger Gesinnung zu erhalten. Die beschränkte Au»wahl unter den hiernach zu Abgeordneten sich Eignenden sollte zum Gegengewicht dienen gegen die Gefahren de« allgemeinen Stimmrecht«. Bei einem hochachtbaren Teile handelt also nicht nur pflichtwidrig, sondern verursacht dem Reiche auch Schaden Es wäre darum nur recht und billig, wenn die Tageskosten für jede nicht beschlußfähige Sitzung de« ReichStasiS von denjenigen Abgeordneten em- -efordert würden, die durch unentschuldigte» Ausbleiben die Beschlußunfähigkeit herbeigeführt haben. Eine Sitzung, in der mehr als die Hälfte der Ab geordnete« fehlt, ist nach der ReichSverfaffung zu gar nicht» nütze. Ich vermag nun keinen Grund zu finden, warum der Präsident nicht, sobald die Beschlußunfähigkeit de» Hause» ermittelt ist, die Sitzung aufhebt und di« Er schienene« entläßt. Damit würde ein Teil der Abgeordneten in den Stand gesetzt, seine Zeit nützlicher anzuwenden, t»d der andere Teil wenigstens gehindert, etwas Unrechtes zu thun. Nur zum Schwatzen wird doch der Reichstag nicht einberufen! Die Verlängerung einer beschlußunfähigen Sitzung ist nämlich nicht bloß reiner Zeitverlust, sondern sie wird erfahrung-mäßig von gewissen Abgeordneten dazu benutzt, um unter dem Schutze der Redefreiheit des Reichstage« ungestraft in alle Welt Dinge hinau«zurufen, die sie in keiner andern Versammlung sagen dürsten, ohne dem Strafgesetz« anheimzufallen. Von dm Rednern der Sozialdemokratie wird ohnehin mit der Redefreiheit der Abgeordneten Mißbrauch getrieben. Bei jedem Beratung«stoffe ziehm sie die Gelegenheit, eine Parteirede zu haltm, an den Haarm herbei. Wie oft muß sich einer von ihnen sagen lasten, daß er vom Beratung«gegmstande abgewichen se»! Da« stört ihn aber gar nicht. Seine Rede ist er doch lo« geworden; die Genossen im Saal«, näm lich die Berufsparlamentarier, und die Genossen auf der Galerie sorgen schon dafür, daß die Brandrede in die weitesten Kreise hinauskommt. Bei Beratung der Aus gaben für da« Heer zeichnet sich besonder« einer von diesen Genoffen au«, der stets eine ganze Tasche voll schauderhafter Geschichten von Soldatmmißhandlungm «uSkramt, die meisten« übertrieben, wenn nicht gar völlig erfunden sind Die Vertreter der Bunde«regierungm können natürlich nicht über jeden dieser Fälle unterrichtet sein Ehe ein Fall untersucht ist und eine Berichtigung erscheinen kann, hat die mit dm Parteifarben au» geputzte Schilderung ihre Wirkung gethan; etwas bleibt doch immer hängm, trotz aller Berichtigung All dieser Miß brauch, den solche Abgeordnete mit ihrem Amte und ihrer Redefreiheit treibm, wird «och verschärft durch die Tat sache, daß die gefährlichen Reden auch auf Rnchtkosten wmn sie überhaupt ein solche« habm. Hierher gehört eine Anzahl de, sozialdemokratischen Lbgeordnetm. Gerade diese besuchen die Sitzungen am regelmäßigsten und ver wenden auch sonst d»e meiste Zeit auf ihre Thätigkeit im Reichstages oder wenigsten« in Sachen de« Reichs tag« von ihrem Parteistandpunkte au« So etwa« ist nur möglich durch eine offenbare Umgehung de« Gesetze«. Im Reichstage habm die Abgg. Bebel und Singer — diese beidm können e« ja wissen — schlankweg zu gestanden, daß die Abgeordneten der Umsturzpartei Tage« gelver beziehen. Wa« sagt der Reichskanzler, wa» sagt der Bunde«rat dazu? Allerdings hat der Rechtslehrer Prof. Laband den Art 32 der ReichSverfaffung eine I«, imporksota, d. h. ein unvollkommene« Gesetz genannt, weil dieser Artikel dem, der al« Mitglied de« Reichstags eine Besoldung oder Entschädigung annimmt, keine Rcchls- nachteile androht. Sehr beachtlich und durchau« zutreffend erscheint jedoch die Ansicht der „Hamburger Nachrichtm", die dahin geht, daß ein „gemieteter" Abgeordneter, der au« der Parleikaffe für die Autübung seines Wahlauftrag« bezahlt wird, sobald dies amtlich fest gestellt ist, ganz von selbst seine Eigenschaft al« Abgeordneter verliert, weil er die Bedingung, welche die Verfassung in Bezug auf seine Lebentstellung vo« ihm fordert, nicht erfüllt Diesm Standpunkt hat auch Fürst BiSmarck im Jahre 1886 vertreten, indem er auf Grund der Bestimmung de» preußischen Landrecht«, wonach ei» Vorteil, den jemand sich durch Verletzung der Gesetze verschafft hat, ihm zu Gunsten de« Fi«ku« mtzogen werden soll, gegm mehrere Abgeordnete der Fortschrittspartei und der Sozialdemokratie auf Herausgabe der Tagegelder klagen ließ Am 25. November 1886 entschied damals der vierte Zivilsmat de« Reichsgerichts unter dem Vor sitze deS kürzlich erst verstorbenen Präsidenten v Simson, daß die von dm Re-chsiaqsabgeordneten Dirichlet und Hasenclever gegm die Verurteilung zur Herausgabe em pfangener Parteitagegelder im Betrage von 600 und 1501 M. eingelegte Revision zu verwerfen sei Die Ober landeSgerichte Königsberg und Naumburg hättm Art. 32 der ReichSverfaffung und die «inschlagmdrn Vorschriften des Allgemeinen Landrecht« richtig au«gelegt und angewmdet Wa« damal« Rechten« war, wird wohl auch heute noch richtig sein. E« ist mit Händm zu greifm, daß gewisse Parteiführer, die überhaupt fast nur von Arbeitergroschen lebm, die Kosten de» Aufenthalt« in Berlin nicht be streite» könnten, wenn sie nicht von ihrer Partei Tage gelder, oder wie die Unterstützung sonst genannt werden mag, erhielten. Gerade Reff imo e« aber, die mit Absicht die Beratungen in die Länge ziehm, den Gan der Geschäfte stören, die Redefreiheit der Abgeordnetm mißbrauchen und Schuld tragen an der Unfruchtbarkeit und Unerquicklichkeit der Verhandlungen Hier liegt eine fortlaufend« Verhöhnung der ReichSverfaffung vor. Wraum läßt man sich da« so ruhig gefallen? Tagesgeschichte. Dresden, 18. Juni. Von Sibyllenort wird be richtet: Ihre Majestät die Königin haben fehr gut geschlafen; da- Befinden ist ein vollkommen zu- ftiedenstellendes. Allerhöchstdieselben verbringen dm größten Teil des Tage« außer Bett. Fieber ist nicht eingetreten. — Kammer Herr Sahrer v. Sahr auf Dahlen und Gemahlin sind gestern früh von Sibyllenort abgereist. Dresden, 19. Juni. Die Besserung im Befinden Ihrer Majestät der Königin macht die erfreulichsten Fortschritte. Allerhöchstdieselben verbrachten auch den größten Teil des heutigen Tage- außer Bett und ge dachten nachmittags ouSzufahrm. Dretteu, 19. Juni. Am 1. April d. I« war der Zeitraum abgelaufen, bi« zu welchem die bcffchcnden In nungen ihre Verfassung dm Vorschriften de« ReichSgesctzes vom 26 Juli 1897 entsprechend umzugestaltm hatten Sie konntm entweder freie Jnnungm bleiben und sich darauf beschränken, ihre Satzungen dm verLnderten gesetz lichen Bestimmungen anzupassm, oder sie stellten bei der Kr.ishauptmannschait dm Anttag auf Bildung einer Zwang«innung für bestimmte Gewerb«zweige Da« Kunst und Wissenschaft. Die Deutsche Kuustausstelluug Dresden 18SS. IX. Die Gemälde der Münchener Sezession. Seit dem Bestehen der Münchener Sezession warm die von ihr veranstalteten größeren und kleineren Au«- stellungen die wichtigsten Gradmesser für den Stand der modernen künstlerischen Produktion. Betrachtet man die Darbietungen dieser Münchener Gruppt, die sie un« Heuer vorführt, unter diesem Gesichtspunkte, so gelangt man zu dem Ergebni«, daß die deutsche Kunst anfängt, wieder zahm zu werden, und die Periode der Gärung hinter sich hat. Mit einziger Au«nahme der abscheulichen, glücklicher weise ziemlich hochhängendm „Kirke" von Sophie v. Schere (Nr. 437) findet sich kein Bild unter dm Werken der Münchener Sezesfionisten, über das sich ei» nur einigermaßen mit der neueren Entwickelung der Malerei vertrauter Kunstfreund aufregm könnte, aber ebensowenig läßt sich ein« anführen, das al« besonder« hervorragend Anlaß zu eingehenden Erörterungen gäbe. Am eigenartigsten sind die beidm oberbayerischm Land- schaftm von Karl Haider. Aber Haider ist kein Jüngling mehr, sondern ein Schüler Rambera« und ein Genosse Thoma« und Trübner« und wie viese erst allmählich zur Anerkennung gelangt Am meisten erinnert seine Landschafttauffaffung an diejmige Thoma«, namentlich an dessen Bilder au« den TaunuSgegmdm Wie Thoma vereinfacht auch Haider da« natürlich« Landschaft«bild, indem er nur die wesentlichen Züge darau« hervorhebt und auch in der Wahl der Farben auf eine streng naturalistische Wiedergabe verzichtet. Wirkt er auf diese Weise stilistisch, so weiß er doch dm Nalureindruck so zu vertiefen, daß man immer wieder gern zu seinen Arbeite» zurückkehrt und bei ihrem Studium auf immer neue Reize stößt. Seine „Bayerisch« Vorebirg»landschaft" (Nr. 146) bietet un« einm Blick auf eine Gegmd, wie sie etwa in der Nähe de« Schliersee», dem Wohnsitze de« Künstler«, vorkommt, und entzückt durch de» Reichtum bewegter Linien, der gerade jenem Teile de« Alpenvorland»« mit seinen tiefgrünen Wiesen und seinem herrlichen Waldbestand eigm ist. In der „Gewitterlandschaft vor dem Sturm" (Nr. 148) da gegen ist aller Nachdruck auf die unheimliche Schwüle de« Himmel» gelegt, dessen Schleusen sich binnm wmigm Augenblicken unheilvoll über die Erde ergießen werden. Dem entspricht auch die eigentümliche Beleuchtung, wie jedermann sofort erkennt, während die teppichartige Be- Handlung der Wiese im Vordergründe, die ganz in Thoma« Art gemalt ist, eher Bedenken erregen könnte. Neben diesm beiden Lanvschaftm Haider« mthält der Saal der Münchener Sezesfionisten nur wsniae andere, die sich tiefer dem Gedächtnisse einprägen. Die Münchener Landschaft, die unter Eduard Selllch «so. und Adolf Lier einst in großer Blüte stand, ist sozusagen nach Karltruhe «»«gewandert, wo sie sich, wie wir noch sehen werden, unter Schönleber« und Baisch« Führung prächtig entwickelt hat Am meisten leisten noch di« Dachauer, an deren Spitz« der inzwischen gleichfall« nach Karl«ruhe berufene Ludwig Dill stand, der leider in unserer Ausstellung nicht vertreten ist. Einigen Ersatz für diesm Mangel bieten die durch di« Wahrheit de« Tone« «»«gezeichneten kleineren Winterland schaften von Georg Flad ( . Dachau im Winter", Nr. 91), von Alfred v. Schrötter („Weiden im Schnee", Nr. 458) und von Han« Beat»« Wielsand („Auf dem Taubm- berg", Nr. 544). Größere Eigenart verrät „der Hüter von Holzhausen" von Richard Pietzsch (Nr 390) mit den ttefbraunm Ackerfurchen, di« vi«lleicht symbolistisch ge meint sind und die Ehrfurcht vor der alle« ernährenden Erdscholle «»»drücken sollen sPaul Crodel (Nr 49) und Han» Fehrenberg (Nr 79) bringen wirksame Motiv« au« H«ffm, während sich Robert Weise nach Spamm verirrt hat und un« eine „Morgensttrnmung an einem spanischen Flusse" (Nr. 335) vorführt, die trotz des leuchtenden Gelb« im Hintergründe wenig südlich anmutet Von dm beiden Bildern eine« anderen Dachauer», Adolf Hölzels, ziehm wir die an Corot erirmernde, in duftiges Nebelarau gehüllte „Abendstimmung" (Nr. 196) seinem etwa« nüchternen „Wilderer", der vorsichtig durch dm Wald schleicht (Nr. 195), vor. Dieselbe Bezeichnung möchten wir auf Fritz Völlmy« „Strand bei Scheve- ningen" anwmdm, obwohl diese« Bild durch die große Echtheit in der Farbe vorteilhaft auffällt, ein Vorzug, der auch die«mal wieder dem großm Gouachebild von Han« v. Bartel» („Au» einer totm Stadt an der Zuidersee", Nr. 553) nachgerühwt werden muß. Die grün in Grün gehaltenen Landschaften Paul Hetze» (Nr. 182 und 183) gehen auf dekorative Wirkungen au», die Richard Kaiser mit seiner großen, über der Ein- gang»thür zu Saal 31 hängenden „Parklandschaft" (Nr. 214) durch vornehme Ruhe und sorgfältig ab gewogene Verteilung der Massen in noch höherem Grade erreicht. Da Heinrich Zügel, der für München glücklich wiedergewonnene vortreffliche Tiermaler, unserer Aus stellung gleichfalls ferngeblirben ist, so müssen wir un« an di« Bilder seine« au« Zittau stemmenden Schüler« Rudolf Schramm haltm, unter denen di« ,Flüche bri Abmdtzimmung" (Nr. 448) wegen ihrer soliden Malerei und intimen Nalurbeobachtung wesentlich höher pehm, al« die zu flott gemachten und zu bunt g-ratenen „Gänse im Schatten" (Nr. 447) und der ,/ uhnerhof" (Nr. 446). Uebe, jeden Einwand erhaben find dagegen die Hühner von Herbert v Heyde» (Rr. 184), die auf« neue dm Rus de« Künstler« al« eine« der tüchtigsten Spezialisten der Tiermalerei bestätigen I» Angelo Jgank« Märchenbild von der Prinzessin und dem Schweine hirten (Nr 207) sind di« lieben Borstentiere mindesten« ebmso gelungen wi« die in Rokokokleider gehülltm Be- gtetterinnm der Prinzessin Das Bild besitzt große koloristische Vorzüge, doch leidet es durch eine gewisse Unruhe in der Komposition und durch Uebertreibung in Bezug auf die Ausgestaltung de« Witze« in der Person de« Schweinehirten Einen durchweg günstigen Eindruck gewähren die Bild- nisse de« Saale« der Münchener Cezkssionisten Obenan steht hier Ernst Oppler« Mädchmdildni« (Nr 365), da« wegen seiner Ungesuchtheit und schlichter Vornehmheit die Au»zeichnung der großm goldenen Medaille verdient hätte, während man sich mit der Verleihung der kleinen Plakette für Slevogt« Bildnis des vr. Boll (Rr 474) einverstanden erklären kann Es ist jeden falls viel bester, al» da« große Figurenbild der selben Künstler«, in dem er un« Scheherezad« zeigt, wi« sie dem gespannt lauschenden Sultan die Märchen au« Tausmd und einer Nacht erzählt (Nr. 469). Die voll- saftige Vorttag«weise, die dem Maler eigm ist, hat hier zu einer Art von Verschwommenheit geführt, di« kaum noch erträglich ist. Auch möchte man die schöne Orientalin etwa« liebreizender wünschen al« diese» dicke und geistlos« Mädchen, dem man e» kaum glaubt, daß e« dm Sultan durch seine Erzählung zu fesseln versteht. An Fritz Erler» Porträt de» Komponisten Richard Strauß in Berlin (Rr. 75) stört der etwa« aufdringliche rote Ton de« Hintergründe«, von dem sich di« Figur zu wenig ab- hebt Strenge, an die Art der alten Meister erinnernd« .ffeichnuny ist da« charakteristische Merkmal von Ha»» Anet»berger» männlichem Bildni» (Rr. 3). Lea Sambrrger, der da» Bildni» einer römischen Dame in Schwarz (Nr. 429) und da»jmig« eine« altm Manne« im Hau«käppchm (Rr 430) «»«gestellt hat, bleibt sich seiner manierierten Art treu, die un« hindert, seine große Be gabung für da« Porträt voll avzuerkennm Durch den selben Fehler leidet» auch da« Bildni« de« Münchener Generalmusikdirektor« Levi von Franz Stuck (Rr. 494). S« liegt etwa« ungemein Selbstbewußte« in der Art, wj«
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