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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.05.1898
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1898-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18980503023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1898050302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1898050302
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1898
-
Monat
1898-05
- Tag 1898-05-03
-
Monat
1898-05
-
Jahr
1898
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Wie verlautet, warfen die Amerikaner Petroleumbomben, wodurch der Kreuzer „Reina Christina" in Brand gesteckt wurde. Aus den dem Staatsdepartement in Washington zu gegangenen Nachrichten, welche die englische Regierung von dem Gouverneur von Singapore erhalten und sofort nach Washington weitergegeben hat, ist noch da« Folgende zu ent nehmen: Nach dem ersten zweistündigen Gefecht, das mit der Vernichtung des spanischen Geschwaders endete, zogen sich die amerikanischen Schiffe nach den in der Mitte der Bai von Manila vor Anker liegenden Transportschiffen zurück, umKoblen zu nehmen. Ein amerikanisches Kriegsschiff, Lessen Namen nicht angegeben ist, wurde außer Gefecht gesetzt. Der amerikanische Admiral Dewey ersuchte alSdann den englischen Consul, dem spanischen Gouverneur die Auf forderung überbringen zu lassen, alle Kanonen, Torpedos und den Besitz der Kabel-BureauS aus- z »liefern, mit der Erklärung, daß, wenn diesen Forderungen nicht entsprochen werde, er die Stadt be schießen werde. Die spanischen Officiere hatten hieraus eine Besprechung mit dem englischen Consul und dem Agenten der Kabel-Gesellschaft; bis zur Beschlußfassung war die Absendung jeglicher Depeschen verboten. Schließlich lehnte der Gouver neur die geforderte Uebergabe ab, ebenso verweigerte er dem Kabel-Agenten die Erlaudniß zu einer Unterredung mit dem Admiral Dewey. Demnach wurde der Beginn ter Be schießung Manilas für Montag früh, erwartet; ebenso erwartete man, daß die Spanier das Kabel durch- schneiden würden. Wie der Madrider „Liberal" noch mit- theilt, hätten die Amerikaner den GeneralHvuverneur der Philippinen aufgefordert, sämmtliche im Archipel befindlichen spanischen Schiffe auszuliefern, und auch bei dieser Forderung hinzugefügt, daß sie im Weigerungsfälle zur Be schießung Manilas und anderer Häfen schreiten würden. Die Amerikaner haben nicht lange gedroht. Entschlossen und rasch, wie es ihrem Charakter entspricht, haben sie sich bereits an die Belagerung Manila« gemacht. Wir er halten darüber folgende, durch Anschlag bereits bekannt gegebene Meldung: * New Vork, 2. Mai. Einer Privat-epesche aus Hongkong zufolge hat die Beschießung von Manila bereits begonnen. Tie Bewohner find aus das Land geflohen; auch die Telegraphisten vom Bureau der Kabel gesellschaft, welches inmitten der Forts liegt, haben sich geflüchtet. Weitere Nachrichten sind noch nicht eingetroffen, da das Kabel tatsächlich durchschnitten worden ist. Wenn eS den Amerikanern gelingt, Manila zu nehmen, so werden sie es — so verlautet wenigstens auS Washington — so lange besetzt halten, bis Spanien nach dem Friedensschlüsse an Amerika eine Kriegsentschädigung gezahlt haben wird. Zu Madrid hat man es aufgegeben, nun Schiffe nach den Philippinen zu schicken. Bon deutschen Handelshäusern auf den Philip pinen ist eine Eingabe an daS Auswärtige Amt in Berlin ge richtet worden, in welcher eine Einwirkung auf Spanien dahin nachgesncht wird, daß e« den fremden Häusern in Manila ge stattet wird, ihre heimische Flagge zu bissen. Bisher war da« Aufziehen der Flagge nicht gestattet. Man hofft, während des Bombardements von Manila doch durch die Flagge einigermaßen Schutz zu erhalten. Die Mittheilung, daß Deutschland in Washington daS Ersuchen gestellt habe, mit Rücksicht auf deutsche Interessen inzwischen daselbst von einer Beschießung Manilas abzusehen, bestätigt sich, der „Frkf. Ztg." zufolge, nicht. Eine solche Anweisung an eine der kriegführenden Mächte maß auch als ganz unzulässig er scheinen. Der Bestand des spanischen Philippinen geschwader» war folgender: Hölzerner Kreuzer „Castilla", 3500 t, mit vier Kruppschen 15 cm-GesHützen, zwei 12 cm-, zwei 8 cm- und vier 7 cm-Geschützen sowie vier Schnellfeuer kanonen; Kreuzer „Reina Mercedes", 3400 t, mit Hontoria- und Schnellfeuergeschützen; Kreuzer „Reina Cbristina", gleiche Größe und Armiruag; Kreuzer „Z»la de Cuba", 1050 t, vier 12 cm-Hontoria-, 11 Schnellfeuer- und vier Revolver kanonen; Kreuzer „Isla de Luzon" mit derselben Bewaff nung; Kreuzer „Don Antonio de Ulloa", „Don Juan de Austria" und „Beladeo", 1150 t und ähnlicher Bewaffnung; die Kanonenboote „Eleano", „General Lago" und „Marquis del Duero", 500 t, ,^OuiroS" und „BillalebeS" von 340 t und eine Anzahl kleinerer Boote mit je einem 9-cm-Hontoria- geschütz und zwei Revolverkanonen. DaS amerikanische Geschwader ist von geringerer SchiffSzahl, aber feine Fahrzeuge sind größer, schneller und besser bewaffnet. DaS amerikanische Flaggschiff „Olympia" ist ein ganz neues Schiff von 5800 t mit einer Maximal geschwindigkeit von über 21'/, Knoten und einer Besatzung von 412 Mann, und die drei anderen geschützten Kreuzer des amerikanischen Geschwaders „Baltimore" (4600 L), „Raleigh" (3183 1) und „Boston" (3189 t) laufen 15 bis 20 Knoten. Außerdem gehören zu dem Geschwader der ungeschützte Kreuzer „Concord" (1700 t) und da- Kanonenboot „Petral". Von diesen Schiffen wurde, wie Eingang« mitgetheilt, nur eines außer Gefecht gesetzt. Auch die Amerikaner werden Verluste an Menschenleben zu beklagen haben, doch ist darüber noch nichts bekannt geworden. In allerkürttster Zeit werden die deutschen Kreuzer „Irene" und „Cormoran" in Manila eintreffen und mit großer Spannung sieht man in Mariuekreisen dem Bericht des Corvetteu-EapitaioS Obenheimer, Commandant der „Irene", über den Seekampf entgegen. Man hatte sich, so wird uns auS Berlin geschrieben, an maßgebender Stelle niemals der Anschauung verschlossen, daß Admiral Montojo, der Hochstcommandirende der spanischen Seekräfte vor Manila, alles, nur kein Taktiker sei. Wer die amerikanischen Marineofficiere mit ihrer vorzüglichen Schulung kennt, mußte sich sagen, daß die spanischen im Kampfe mit ihnen immer den Kürzeren ziehen würden. Dem spanischen Marineofficier fehlt der Trieb zum Lernen; er ist Politiker, kein Soldat, dabei bigott und roh zugleich. Gewiß steht die artilleristische Armirung der amerikanischen Kriegsschiffe nicht auf der Höhe, aber die der spanischen war ganz minderwerthig; Admiral Montojo verfügte eigentlich nur über Geschütze leichten CaliberS. Der in Brand gerathene Kreuzer „Castilla", in den spanischen Schiffslisten als Kreuzer I. Classe auf geführt, war, wie schon angedeudet, ein Holzschiff, 1881 vom Stapel gelassen; „Reina Christina", die ebenfalls ein Raub der Flammen wurde, war zwar auS Eisen, aber wie „Castilla" vollständig ungepanzert. Beide Schiffe konnten nur 13 Knoten laufen; die artilleristische Armirung war ganz jammervoll. ES zeigt sich in diesem Seegefecht, wie werthloS ein nicht gepanzerte- Schiff im Ernstfälle ,st; eS sei noch erwähnt, daß die beiden spanischen Kreuzer I. Clajje nur Einschraubenschifse waren, also in ihrer Actions fähigkeit Alles zu wünschen übrig ließen. In Madrid geben sich die officiellen Persönlichkeiten den Anschein, als ob der Tag von Cavite zwar ein Tag der Niederlage aber des Ruhmes für Spanien gewesen sei und nichts an dem Entschluß, den Krieg bis zum Ende zu führen, ändern werde. Allein es ist noch gar nicht abzu sehen, welche Verwirrung die Hiobsposlen in Madrid anrichten werden. Sie wirkten zunächst furchtbar nieder schmetternd. In der Nacht vom Sonntag auf den Montag fanden große Unordnungen in den Hauptstraßen statt; es wurden Pereat-Rufe auf die Regierung, besonder« auf den Mariueminister, der beschuldigt wird, die Flotte durch Kohlen- und MunitionSmangel kampfunfähig gemacht zu haben, sowie auf vieHerrscherfamilie ausgebracht. Die Wieder herstellung der Ordnung kostete große Mühe. Die Aufregung dauert an. Auf den Straßen discutirt man lebhaft, die Einen weinen, die Anderen fluchen und toben. Der Ministerrath, welcher drei Stunden verhandelte, beschloß, den Belagerungs zustand über Madrid zu verhängen. Der „Jmparcial" hält die Bildung eine« nationalen Ministeriums für wahrscheinlich, wenn auch die Minister der „Agenica Fabre" melden lassen, es sei unzutreffend, daß es fick „zurZeit" nm eine Ministerkrise handle und vor Allem, daß Sagasta demissionirt habe. Jedenfalls dürfte der greise Marineminister Contre-Avmiral Bermejo, welchem die öffentliche Meinung wenig Vertrauen rntgegenbringt, hinweggefegt werden. Wenn nicht Alles trügt, naht die Stunde des General« Weyler, welchen scharfe Beurtheiler der Lage bereits als den „kommenden Mann" bezeichneten, als er der Zauderpolitik Sagasta'S mit so großer Schneidig- keit im Senate entgegcntrat. Allerdings hat Weyler's poli tischer Agent Römers Robledo bei den letzten CorteS- wahlen gründlich Fiasco gemacht, aber es scheint nach Madrider Mittheilungen sin dortigen hohen und höchsten militairischen Kreisen so große Unzufriedenheit zu herrschen, daß man sich auf Ueberraschungen umsomehr gefaßt machen muß, als solche durch kriegerische Mißerfolge leicht herbei geführt werden. Auch gegen Cuba setzen die Amerikaner ihre Operationen fort. Man meldet uns darüber: * Madrid, 2. Mai. Line amtliche Depesche auS Havannah meldet, daß ein amerikanisches Panzerschiff und drei kleine Schiffe an der Küste bei Harradura (westlich von Havannah) einen Landungsversuch gemacht hätten. Die Spanier hätten die Schiffe beschossen, die Amerikaner das Feuer erwidert. Sodann hätten sich die Schiffe außer Sehweite zurückgezogen. * Tampa, 2. Mai. Es befinden sich jetzt 7000 Mann hier. Man erwartet demnächst die Ankunst zweier Kavallerie- und Artillerte»Regimenter auS Chikamanga. Dem „Daily Telegraph" wird auS Washington berichtet, Mac Kinley wolle zuerst die verbündeten Cubaner auf Cuba landen lassen; diese glauben nämlich, sie könnten allein die Spanier auS den Festungen vertreiben. Gelinge ihnen dies nicht, dann würde erst die amerikanische Armee gelandet. Quesada, der Bevollmächtigte der Cubaner in Washington, hat gesagt, er würde die Unabhängigkeit der kubanischen Regierung als eine Gegenleistung dafür, daß die Cubaner mit den Amerikanern zusammen operiren, an erkennen. Eine Depesche an Gomez, die diese Zusicherung enthält, sei schon abgeschickt. Der al» Object des amerikanischen „Probe - Bombarde ments" letzthin vielgenannte kubanische Küstenplatz Matanzas ist im Norden der Insel, etwa 80 lcm östlich von Havannah gelegen und gilt als daS zweitmächtigste Handelscentrum CubaS. Matanzas, mit Havannah durch Eisenbahn ver bunden, zählt eine Bevölkerung von 40 000 Seelen. E- liegt im Mittelpunkte der Zuckerrohr bauenden Bezirke, was dem Platze eine gesicherte wirthschaftliche Prosperität verbürgt. Die Befestigungen von MatanzaS sind nicht eben belangreich. Erst in der letzten Zeit wurde von den Spaniern an dem Bau von Erdwerken an den beiden vorspringenden Endpunkten der Bai von Matanzas gearbeitet, und diesen Werken, nickt der Stadt selber, gilt die amerikanische Be schießung. Selbst wenn der Effect des Bombardements so bedeutend wäre, als die amerikanische Version glauben machen will, wäre der angerichtete Schade kaum der Rede werth, da die betreffenden Erdwälle erst im Entstehen und noch völlig unarmirt waren. Der KriegSplan auf der Seite des Atlantischen Oceans ist nach einer der „Frkf. Ztg." aus London übermittelten Meldung des „Daily Chronicle" aus Washington geändert worden, da man die authentische Nachricht hat, daß die spanische Flotte nach Porlorico oder Havannah segelt. Die unter dem Befehl des Admirals Sampson stehende amerikanische Flotte, die jetzt auS 54 Schiffen besteht, wird in zwei Geschwader getheUt: das erstere, aus den Schlachtschiffen und geschützten Kreuzern bestehend, soll gegen die spanische Flotte kämpfen, wobei daS von Schley befehligte fliegende Geschwader mit jenem Zusammenwirken würde. Das zweite Geschwader, aus kleineren Schiffen zusammengesetzt, soll die Blockade fortsetzen. Ueber die Bewegungen der ameri kanischen Schiffe wird unS Folgendes berichtet: * Rio de Janeiro, 2. Mai. (Reutermeldung.) Die hier vor Anker liegenden amerikanischen Kriegsschiffe „Oregon" und „Marietta" werden morgen in See gehen. * New Kork, 2. Mai. Der Dampfer „Vale", der frühere Schnelldampfer der American-Line „Pari«", ist heute Abend mit versiegelten Ordres in See gegangen. Der Dampfer ist für eine längere Fahrt ausgerüstet. In Betreff der Kohlenvorräthe der von den Capverdeschen Infeln ausgelaufenen, aus drei Torpedobootzerstörern und drei Torpedobooten nebst einem Hilfskreuzer als Begleitschiff bestehenden spanischen Flottille, von denen vielfach an genommen wird, daß sie bei Ankunft der Fahrzeuge in Westiodien erschöpft sein müßten, liegen die Verhältnisse durchaus nicht ungünstig. Voraussichtlich werden die Torpedofahrzenge, nachdem sie der Täuschung halber erst in der Dunkelheit den wirklichen CurS nach ihrem Ziel eingeschlagen haben, den Weg nach dem südlichen Tbeil WestindienS nehmen. Auf dieser Strecke ist wenig Schifffahrt, eS besteht mithin auch wenig Gefahr, daß durch Dampfer die Flottille und ihr scheinbares Reiseziel zu frühzeitig an die Amerikaner gemeldet wird. Innerhalb der Breitengrade,^ zwischen denen der CurS von der Kap verdischen Insel San Vincent nach den südlichen westindischen Inseln führt, weht ständiger mäßiger OXO und Ost-Passat, daS Wetter ist dort in dieser Jahreszeit schön und Die Herrin von Echtersloh. 6j Roman von Toni Krüger. Naiddro« verbot«». „Aber Jörg, was muß ich sehen!" rief die Comtefse, „schämst Du Dich nicht, den kleinen Bruder zu schlagen?" Sofort ließ daS Bruderpaar von dem Gefechte ab und warf sich nur noch wie zwei kleine Kampfhähne einen nicht gerade freundschaftlichen Blick zu. Dann stürmten sie mit einem wahren Freudengeheul auf die Comteß zu und klammerten sich mit ihren kleinen Händen, die eine etwas zweifelhafte Farbe hatten, an ihr Kleid. „Wollt Ihr gleich wieder brav sein, so verspreche ich Euch auch, nachher mit Euch zu spielen!" sagte Margot, und dieser Vorschlag wurde mit großem Jubel ausgenommen. „Nun müßt Ihr mich aber auch loslaffen", ermahnte sie das Briiderpaar, das in seinem Aeußeren eine auffallende Ähnlich keit mit Max und Moritz hatte, „ich muß jetzt erst Eure Muster aufsuchen." Dabei fiel ihr Blick auf einen kleinen Korbwagen, der etwas abseits vom Wege im Schatten eines Kirschbaumes stand. Mit leisen Schritten näherte sie sich, um den jüngsten Sprößling der Familie Buchmann in Augenschein zu nehmen, und fand ein auffallend hübsches, kleines Mädchen im tiefsten Schlafe liegend. Nun scklüpfte sie in das Haus und überraschte die kleine Frau Buchmann in ihrer Küche, eifrig beschäftigt, in einer großen Bratpfanne Kartoffelpuffer zu backen. „Guten Morgen, Frau Buchmann" begrüßte sie Margot, „störe ich Sie auch nicht?" „Ach Comteß, welch eine Ueberraschung", rief die geschäftige Frau mit ehrlicher Freude, „ich will nur gleich ein Frühstück —" „Das hat keine Eile, liebe Frau Buchmann", unterbrach sie Margot, „ich werde mit den Kindern spielen, bi« Sie Zeit haben, ein wenig mit mir zu plaudern." „Entschuldigen Sie nur, Comteß, daß ich Sie so stehen lasse und Sie nicht in das gute Zimmer führe, aber heute ist Erntetag, und da giebt's alle Hände voll zu thun." „Ich mag Ihre Putzstube gar nicht, liebe Frau Buchmann, und bin viel lieber draußen im schönen Garten. Backen Sie nur ruhig Ihre Kartoffelkuchen fertig, und nachher lassen Sie mich auch einen kosten. Die Leute rühmen ja so sehr Ihre Kochkunst und ich möchte gern etwas von Ihnen lernen." Sie hatte sich indessen auf einen Stuhl niedergelassen, während Frau Buchmann weiter am Herde schaffte. „Wie Alles blitzt und blinkt bei Ihnen", plauderte die Comteß, „jeder Kessel, jeder Blechdeckel könnte als Spiegel dienen; ich freue mich immer, wenn ich einmal wieder bei Ihnen einschauen kann!" Plötzlich ließ ein markerschütternder Schrei die Luft erzittern. Margot stürzte heraus und fand den kleinen Karl, jämmerlich weinend, mit einem Finger im Munde, auf dem Boden liegend. Sein älterer Bruder, unthätig und verlegen dabeistehend, belehrte die bestürzte Margot: „Er hat sich den Finger geklemmt da an der Gartenthür. Wir haben Eisenbahn gespielt und Karl stand oben drauf und ich habe sie immer hin und her geschwenkt und da ist er mit dem Daumen dazwischen gekommen." Margot hob den kleinen Schreihals vom Boden und trug ihn zum Brunnen in den Hof, wo unter dem Strahl des kalten Wassers der Schmerz bald nachließ. „Komm, tröste Dich, kleiner Mann!" redete sie ihm zu, „Du sollst auch dann mal reiten, willst Du das?" Unter Thränen lachend nickte der Kleine eifrig mit dem Kopfe. Sie ging mit ihm zu dem Stalle, wo die beiden Pferde noch gesattelt standen, führte Asra heraus und hob den Kleinen in den Sattel. Jörg durfte, strahlend vor Stolz, daS Pferd am Zügel lang sam auf- und abführen, und Margot ging, Karl am Arm fest haltend, nebenher. Dann wurde abgewechselt, und Margot hielt den Zügel, während Jörg ganz allein jauchzend im Sattel saß. Eine ganze Weile hatten sich die Drei so belustigt, als Frau Buchmann herzutrat und die Comteß freundlich einlud, doch nun einen kleinen Imbiß einrunehmen. Am Giebel de« HauseS, in einer dichtberankten Weinlaube hatte sie den Tisch gedeckt, und Margot ließ sich die knusperigen Kartoffelkuchen und frische, köstlich duftende Woldbeeren vor trefflich munden, denn der rasche Ritt in der frischen Morgenluft hatte ihr Appetit gemacht. „Comteß müssen schon mit dem Wenigen vorlieb nehmen", entschuldigte sich die kleine Frau, „ich war so gar nicht vor bereitet auf den lieben Besuch, ganz anders wäre e», wenn Comteß sich vorher angemeldrt hätten." „Aber, liebe Frau Luchmann, glauben Sie mir doch, daß mir so ein ländliche» Frühstück am besten schmeckt, und daß ich e« durchaus nicht liebe, wenn meinetwegen Umstände gemacht werden. E» ist so meine Gewohnheit, die Leute zu überraschen, und ich freue mich, wenn sie mir einen Platz an ihrem Tisch einräumen." Frau Buchmann überwand auf Margot's Zureden ihre Be denken und plauderte nun ganz zutraulich mit ihr. „Wo ist denn eigentlich Klärchen? Ich habe sie heut noch gar nicht gesehen", erkundigte sich Margot. „Sie ist mit hinaus aufs Feld, jetzt in den Ferien will sie ihre Freiheit recht ausnlltzen, und sie intereffirt sich ja für den Beruf ihres Baters, daß sie zuweilen auch selbst mit Hand anlegt. Sie wird wohl erst zur Mittagszeit mit heimkehren. Wenn ich ihr erzähle, welch lieben Besuch ich indessen gehabt habe, wird sie sehr traurig sein! Die Kleine hängt mit großer Verehrung und Liebe an Comteß." „Nun, vielleicht begegne ich ihr auf dem Rückwege", tröstete Margot. „Eile Dich, Achim, sonst bekommst Du gar nichts mehr, und ich habe Dir Alles aufgegeffen!" rief sie dann diesem zu, der, an jeder Hand einen der lebhaft auf ihn einredenden Knaben führend, sich der Laube näherte. „Es freut mich, daß es Dir schmeckt, Margot, ich für meinen Theil möchte jedoch auf den Genuß von Speisen verzichten, ich bin nicht hungrig. Nur um ein Gläschen von dem Landwein bitte ich Sie, liebe Frau Buchmann, und wenn Sie das Maß Ihrer Güte voll machen wollen, so geben Sie mir einen Schluck von Ihrem vorzüglichen Korn, ich bin sehr erhitzt." Eilig sprang die kleine Frau auf, um den neuen Gast selbst zu bedienen. „Die kleinen Rangen erzählen mir hier Wunderdinge von der guten Tante, die ihnen einen Spazierritt bewilligt hat. Was hast Du denn mit ihnen angestellt?" fragte Joachim. Margot erzählte ihm lachend ihre Erlebnisse. Jetzt kam Frau Buchmann mit der gewünschten Stärkung zurück und die Drei saßen noch ein Weilchen in behaglichem Plaudern. Namentlich Joachim schien sich hier sehr Wohl zu fühlen, di, innigste Zufriedenheit strahlte aus seinen ruhigen, klaren Augen. Ungern sah Frau Buchmann ihren Besuch scheiden, nachdem sie noch für Margot einen prächtigen Rosenstrauß geschnitten hatte. „Grüßen Sie Ihren Mann und Klärchen noch schön von mir!" rief Margot ihr noch vom Sattel herab zu. 7. Capitel. An einem Hellen Sonnlagnachmittag fand Joachim, von einem Ritt durch die Felder zurückgekehrt, den jungen Forst wart Hartmann seiner harrend im Vestibül. „Was bringen Sie mir, Hartmann", redete er ihn an. „Heut am Sonntag sollten Sie bei der Braut in der Mühle sein." „Nichts Gutes, Herr Baron!" beantwortete der junge Forst mann Joachim's Frage. „Wie, ist der alte Vollmer kränker?" „Nein, Herr Baron, es betrifft den Holzschläger Heinrichs", erwiderte Hartmann, „er " „Folgen Sie mir in mein Zimmer!" unterbrach ihn der Baron. „Sprechen Sie, was ist's mit ihm?" leitete Joachim das angefangene Gespräch wieder ein, nachdem die Thür hinter den Beiden zugefallen war, „hat sich der Mensch wieder ungehörig benommen?" „Jawohl, Herr Baron! Er hat mir zu verschiedenen Malen den Gehorsam verweigert, und als ich mit der Versicherung von ihm ging, daß ich sein schlechtes Benehmen und seinen Iln gehorsam dem Herrn Baron melden würde, sandte er mir eine Verwünschung nack, mit der Drohung, daß —" „Was hat er gesagt? 'Raus mit der Sprache", ermunterte der Baron, welcher, die Hände auf dem Rücken vor dem stramm an der Thür stehenden Forstwart, mit großen Schritten auf- und abgegangen war. Hartmann zögerte: „Herr Baron —" „Keine Ausflüchte, ich will Alles wissen! Was sagte er?" „Er sagte, daß er den Herrn Baron und die ganze Sipp schaft auf dem Schlosse ausräuchern wolle, er würde dem Herrn Baron nächstens den rothen Hahn auf's Dach setzen." Joachim lachte bitter auf: „Es bleibt nichts übrig, — wir müssen den Burschen fortjagen; er ist gemeingefährlich für die ganze Gegend! Geben Sie ihm noch heute seinen ganzen Lohn für den laufenden Monat, und sagen Sie ihm, daß er entlassen sei. Mein Rath für ihn geht dahin, daß er die Gegend so bald wie möglich von seiner Gegenwart befreien möge, andernfalls ich die Ortspolizei auf ihn aufmerksam machen würde. Sagen Sie ihm das, Hartmann! Was seine Drohung anbetrifft, so fürchten Sie nichts, der Kerl ist viel zu feige, um sie auszuführen. — Grüßen Sie Ihre kleine Braut auch schön!" setzte er mit freund lichem Kopfnicken hinzu. Hartmann war entlassen und eilte ins Dorf, um sich seines Auftrages zu entledigen. Unmuthig setzte sich Joachim in den großen Sckreibsessel und kramte in den vor ihm aufgethürmten Papieren umher. Er ergriff auch die Feder, um einige Notizen zu machen, konnte aber zu keinem geordneten Denken kommen und warf sie wieder aus der Hand. Die unangenehme Sache mit dem Holzschläger ging ihm doch
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