Volltext Seite (XML)
MsdmfferTageblalt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft/ Das Mrüttungsproblem In Lenk Der Gemalmt Ler eaglWe« GmerWiistea fordert Mrmd der BMWea za den WjeirosWe« GmetWaslen. London, 7. September. Der Generalrak der englischen Gewerkschaften hat heute dem Gewerkschaftskongreß in Edinburgh den Vorschlag unterbreitet, die Beziehungen zu den sowjelrussi- ichen Gewerkschaften abzubrechen. Der Vorschlag des General- rates, der in der morgigen Vollsitzung erörtert werden wird, ^uß als das Ergebiris der von Moskau seit langem versuchten Beeinflussung der britischen Arbeiterführer gewertet werden. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzcigcnprcis: die 8 gespaltene Raumzeile 2V Rpsg., die 1 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 4a Reicha pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 Reichsmark. NachwcisungsgebLhr 20 Reichspfennige. Bor» geschriebencErscheinung-- - tage und Platzporschrifte» werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen, w-nahme bis »orm.10Uhr. — -- Für die Nichtigkeit der durch Fernruf übermMcltenAnzeigen übernehmen wir keine Garantie. IederRabatlansprri ch -ciifcht, wenn derBetrog durch Klage eingezogen werdeNknulz oder derAuftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegep. SieMersüchmgOerdeilIraMreurkrieg Es wird weiter verhandelt. Von einigen Seiten wurde verbreitet, der von Bel gien veranlaßte und von Deutschland anfgenommenc Plan, eine gemeinsame unparteiische Untersuchung über den sogenannten belgischen Franktireurkrieg im Jahre 1914 zu veranstalten, sei infolge der später aufgetauchten Bedenken im belgischen Ministerrat aufgegeben. Dasist unrichtig. Im Gegenteil, zwischen beiden Teilen wird weiter verhandelt über die Frage, ob, wenn auch der jetzige Zeitpunkt für die gemeinsame Untersuchung nicht geeignet erscheine, man nicht doch für einen späteren Ter min zu einem Übereinkommen gelangen könne. Zwar erklären die nationalistischen Zeitungen Frankreichs, auf deren Einareifen die Storung der Fußangeln. Am Mittwoch sollte in Genf die große Abrüstungs debatte beginnen. Alles war gespannt, wie sich Polen verhalten würde. Aus allen Berichten ging hervor, daß Polen in seiner Haltung immer unschlüssiger wurde. Man war schließlich der Ansicht, daß das Ganze mit einer lendenlahmen Erklärung der Vollversammlung enden würde, in der man an die friedliche Gesinnung der Völker appellierte. Unerwartet ist nun der Stein von anderer Seite ins Rollen gebracht worden. Am Dienstag während der allgemeinen Aussprache über die vorjährige Tätigkeit des Völkerbundes schnitt der holländische Außen- nrinister plötzlich die A b r ü st u n g s fr a g e an, wobei er dem Pölkerbunde nicht den Vorwurf ersparte, daß man in dieser Frage so gut wie gar nicht vorwärtsgekommen sei. Er griff in seinen Ausführungen den Gedanken des früher abgelehnten Genfer Protokolls auf, worin eine Ab rüstung ohne Sicherheitsgarantien als unmöglich erklärt wird. Es läßt sich denken, daß dieser plötzliche Vorstoß Hollands Las allergrößte Aufsehen erregte. Ist doch dadurch eine neue Situation entstanden und eine ernste Komplizierung der Lage eingetreten. Daß von französischer und vor allem von Polnischei Seite das holländische Vorgehen nicht ungern gesehen wird, kann man sich denken. Die französische Delegation wird zwar etwas zurückhaltender sein. Dagegen haben die Polen geradezu einen Wasserfall auf ihre Mühlen be kommen. Durch interne Besprechungen wäre es schließlich gelungen, Polen in irgendeiner Weise zu beruhigen, ohne auf das Genfer Protokoll zuruckgrcifen zu müssen. Jetzt, wo direkt eine Resolution vorliegt, muß die ganze An gelegenheit in voller Öffentlichkeit erörtert werden, so daß der ganze frühere Streit wieder auflebt. Auf holländischer Seite ist man sich bewußt geworden, daß man sich mit diesem plötzlichen überraschenden Vor gehen deift Verdachte aussetzt, als wolle man Polen zu Hilfe kommen. Um dem die Spitze abzubrechen, erklärt« der holländische Minister am Ende seiner Ausführungen, daß die Initiative zu dem Ganzen von« holländischen Ministerrat ausgegangen und die Resolution zu einer Zeil ausgearbeitet worden ist, in der man von der polnischen Absicht, diese Frage aufzurollen, noch gar nichts wußte Das spricht allerdings dafür, daß man von vornherein keine störende Absicht hatte. Aber vielleicht wäre es dock besser gewesen, der- holländische Außenminister hätte sick vorher mit allen seinen auswärtigen Kollegen in Ver bindung gesetzt, dann wäre er doch vielleicht zu bei Meinung gekommen, es sei besser, jetzt nicht in dieses Wespennest hineinzngreifen. Wie die Dinge weiterlaufen werden, läßt sich nock oar nicht übersehen. Das Genfer Protokoll klingt harm los. Es hat aber für alle Staaten allerlei Fußangeln Auch wir treten ja für möglichst schnelle und umfassend« Abrüstung ein, ebenso für eine allgemeine Sicherheit. Das Genfer Protokoll setzt nun aber voraus, daß dann alle jetzi bestehenden Grenzen als für die Ewigkeit gesichert gelte« sollen. Das wurde es dann Deutschland unmöglick machen, selbst in irgendeiner legalen Form dahin zr streben, daß das große Unrecht des p o l n i s ch e n Korri dors, das Danziger und das o b c r s ch l e s i s ch, Unrecht wieder gutgemacht werden. Das ist eine un mögliche Zumutung. Keine deutsche Regierung könnte es wagen, einen solchen Pakt einzugehen. Deshalb ist Deutsch, lands Stellung in dieser ganzen Frage klar gegeben. Wn inüssen alles ablehnen, was letzten Endes schließlich, wenn auch auf Umwegen, zu einer Art von Ostlocarno führt. Sehr bedeutungsvoll ist nun die Stellung Cham, berlains. Das Genfer Protokoll — Deutschland war damals noch nicht im Völkerbunde — scheiterte hauptsäch- lich an dem Widerstande Englands. Herr Chamberlain hat sich am Dienstag außerordentlich scharf gegen die Pol- irischen Forderungen nach weiteren Sicherungen ausge- sprachen. Nach englischer Ansicht kann Polen mit dem bis her Erzielten vollständig zufrieden sein. Herr Chamber lain äußerte sich zwar noch nicht zu dem holländischen Vor stoß. In englischen Kreisen faßt man aber die Äußerung des englischen Außenministers gegenüber den polnischer Ansprüchen als eine bindende und eindeutige Stellung, nähme der englischen Regierung auf, so daß England da mit grundsätzlich jede Wiederaufrollung der Gedanken- gänge des Genfer Protokolls, was ja gerade Holland fordert, ablehnt. Auf alle Fülle dürften die nächsten Tag« in Genf außerordentlich lebhaft werden und die Ereignisse kaleidoskopartig wechseln. Europas zu verzeichnen sei. Daher beantrage die polnisch« Delegation, jeden Krieg für widerrechtlich zu erklären. Mit dieser Formel werde an eine Vervollständigung des Artikels 15 des Völkerbundpaktes gedacht, der in einen, Konfliktsfall, über den kein einst, nmiger Spruch des Völkerbundrates erreicht werden kann, den Mächten die Berechtigung zur Ergreifung solcher Maßnahmen gibt, die ihnen als für die Verteidigung ihres Rechtes notwendig erscheinen. In sehr bezeichnenden Worten gibt das Pariser Blatt „Paris National" die Ziele wieder, die Polen sich mit seinem Pnktvorschlag gesetzt hat. Es handelt sich, so schreibt das Blatt, für Polen um nichts weniger, als darum, endgültig die Tür für jede Möglichkeit einer Revision seiner Gren zen zu schließen. Polen will, daß endgültig festgelegl wird, daß Wilna, Ostgalizien und der Danziger Korri« dor ihm bis in alle Ewigkeit gehören, ebenso wie Rumä nien wünscht, Laß festgesetzt werde, daß Bessarabien nie- mals mehr unabhängig sein wird. Mit einem Wort, Polen wünscht Lurch Vorlegung seines Planes, daß Europa und die ganze Welt einer rein polnischer Politik dienen. Diese Ausführungen können von deutscher Seite aus nur unterschrieben werden. Neue Renaerung üer Lage in Leni. Einbringung des polnischen Vorschlages durch mehrere Mächte Genf, 7. September. Die juristischen Sachverständigen Ministerialdirektor Dr. Gaus, Fromageot und Sir Cecil Hurst sind heute abend um 18 Uhr zusammengetreten, um eine eirdgültige RedMicn des polnischen Vorschlages vorzunehmen. Im letzten B-genblick haben sich gewisse Schwierigleiten eingestellt. In der endgültigen Formulierung waren folgende zwei Punkte aus genommen: 1. Jeder zur Lösung von internationalen Streitfällen begonnene Krieg ist verboten; 2. sämtliche internationalen Streit fälle müssen durch ein obligatorisches Schiedsgericht geregelt wer den. Wie verlautet, sollen nun in den Beratungen der juristischen Sachverständigen neue Formulierungen aufgetaucht sein. Das endgültige Ergebnis der IuristenLesprechung, die gegen 21.3V Uhr beendet war, ist noch nicht bekannt geworden. Die in den späten Abendstunden verlautet, ist eine neue Aenderung der Situation eliMtreten. Es besteht die Absicht, den von den Juristen geprüften Text der pc.'nischen Resolution nicht von Polen allein, sondern von mehreren Mächten in der Vollversammlung einzubringen. Welche Mächte den gemeinsten Text der Vollversammlung ver legen werden, steht zur Zeit noch nicht fest. Diese Mächte werden selbst den von ihnen unterbreiteten Text in längeren Erklärungen begründen. Die deutsche Delegation tritt heute abend um 22.15 Uhr zu einer Sitzung zusammen, um endgültig zu dem vorliegenden polnischen Text Stellung zu nehmen. Im Laufe -es Abend hatte Dr. Stresemann eine längere Unterredung mit Chamberlain. Jie Wischen Randstsaten siir Nnter- Wlliz der Mischen VsrWWs Genf, 7. September. Die Delegationen Finnlands, Est lands, Lettlands und Litauens haben heute vormittag eilten Ee- dcnlenaustausch über die die baltischen Randstaaten allgemein be rührenden Probleme durchgeführt. Wie verlautet, wurde eine Uebereinkunft zwischen den Delegierten der vier Staaten dahin erzielt, das; der polnische Resolutionsantrag von den Randstaaten einheitlich unterstützt werden wird. Die Stellungnahme Lettlands und Finnlands ist bereits in den Reden am heutigen Vormittag zum Ausdruck gekommen, in denen sich die Delegierten beider Län der dein polnischen Standpunkt in ihren Gedankengängen wesent lich näherten. Für morgen ist auch eine Zusammenkunft zwischen dem jugoslawischen Außenminister Marinkowitsch und dem bul garischen Außenminister Burow vorgesehen. Marinkowitsch wird dann zur Teilnahme an den Wehlen nach Belgrad abreisen. Der Zeitpunkt seiner Rückkehr steht noch nicht fest. Nr 21«. — ««.Jahrgang. Tel-gr.-Adr.-. .Amtsblatt- Wtlssruff- Dresden Postscheck: Dresden 2646 Donnerstag, den8. September 1827 Zsrdenmg nach neuer Abrüstung. Genfer Revolte der kleinen Mächte. In die träge dahinschleichenden Genfer Völkerbund- Verhandlungen ist mit einem Ruck neues Leben gekommen Den Anlaß hierzu bot ein Vorstoß Hollands, das zunöchs von verschiedenen kleinen Mächten unterstützt wird, di< Frage der Abrüstung aufs neue und energischer zu betrei ben. In Völkerbundkrcisen und auch in der ausländischer Presse spricht man von einer Revolte der kleiner Staaten gegen die dem Völkerbund angehörender Großmächte, gegen die der Vorwurf erhoben wird, daj sie alles unter sich ausmachen, ohne die kleinen Staaten zr hören, und das; sie den Völkerbund mit nebensächlicher Dingen belasten, an die Lösung der großen Tagesproblenu aber nicht Herangehen. Um nun eine Diskussion über die Abrüstungsfrag« herbeizuführen, hat der holländische Minister des Äußeren, van Blokland, einen Vorstoß unternommen und in eine» viel beachteten Rede der Versammlung den Vorschlag unterbreitet, daß der Völkerbund sich von neuem mit dem Sicherungs- und Abrüstungsproblem beschäftigen solle Zum Ausgangspunkt dieser neuen Abrüstungsbesprechun gen sollen nach der Meinung des holländischen Vertreters die Grundlinien des sogenannten Genfer Protokolls ge nommen werden. Dieses Protokoll, das im Jahre 1921 abgeschlossen und um des seinerzeit heftig gekämpft worden ist, sieht vor allen Dingen das Prinzip der ver pflichtenden Schiedsgerichtsbarkeit über alle rechtlichen und politischen Fragen vor, um einen Krieg unmöglich zu machen. Weiter plädierte der holländische Außen minister für die Verwirklichung der Forderungen det WeLLwirischaftskonserenz, für den Kampf gegen oen Pro tektionismus und, als erste Stufe auf diesem Wege, für die allgemeine Einführung von Handelsverträgen mit be dingungsloser Meistbegünstigung, denn die wirtschaftliche Abrüstung sei neben der moralische» das wirksamst« Mittel, um zur materiellen Abrüstung zu gelangen. Die Ausführungen des holländischen Ministers fanden aus den meisten Bänken, namentlich aber bei den kleinen Nationen, lebhaften Beifall. So ließen denn auch zu den Gedankengängen van Bloklands bereits Estland, Finn land, Lettland und Schweden ihre Zustimmung in der Völkerbundversammlung nluieilen. Bemerkenswert ist dis Haltung Englands, dessen Delezattonsführer Chamberlain sehr zurückhaltend ist. Nach der Meinung des britischen Außenministers ist die Frage der Sicherung und Abrüstung im gegenwärtigen Augenblick gar nicht akut. Der britische Außenminister hat sogar Pressevertretern gegenüber erklärt, daß Großbritannien es unter keinen Umständen zulassen werde, in weitere Garantien der euro päischen Grenzen verwickelt zu werden. Diese Gedanken gänge haben Chamberlain schwere Vorwürfe seitens eines Teiles der französischen Presse eingetragen, da Frankreich bekanntlich alles daransetzt, seinem Verbündeten, Polen, den Abschluß eines Ost-Locarno zu ermöglichen. In Genfer Kreisen waren sogar Gerüchte verbreitet, die davon wissen wollten, daß der Vorstoß Hollands mit Wissen und Unter stützung Frankreichs erfolgt sei, jedoch wird von hollän discher Seite Wert auf dis Feststellung gelegt, daß die Aus führungen des holländischen Vertreters in Genf ohne vor heriges Einvernehmen mit einzelnen Großmächten zu stande gekommen seien. Oie Auffassung in Deutschland. In Berliner maßgebenden politischen Kreisen ist man der Meinung, es sei schwerlich damit zu rechnen, daß bei einer etwaigen Abstimmung in Genf di? holländische Reso lution einmütige Zustimmung fände. Die holländischen Vorschläge dürften gewiß dem guten Willen zum Bor wärtskommen in der Weltpolitik entstammen, aller die laut gewordene Ansicht, ms» könne sie etwa mit den pol nischen zu einem Kompromiß vereinigen, erscheine doch ziemlich wesenlos. Gewiß sei es zu verstehen, wenn Hol land das aussprcche, was mehrfach bei den klrinsn Stauten des Völkerbundes empfunden wurde: nämlich den Aus schluß der kleinen Staaten von wichtigen Aussprachen, welche die Großmächte unter sich ausmachten, so daß fast Von einem Völkerbund der Großmächte im Völkerbünde gesprochen werden könne. Pslens pakizisl. Durch das Vorgehen Hollands ist der polnische Pakt vorschlag in Gens völlig in den Hintergrund gedrängt worden. Für die nächsten Tage sind bereits- die Be sprechungen zwischen den einzelnen Delegationen in Aus sicht genommen, die der Erörterung des holländischen An trages dienen sollen. Inzwischen wird auch weiteres über den Inhalt des polnischen Planes bekannt. Dieser Vorschlag besteht aus einem Vorwort fPräamüel) und einen« Hauptteil. Die Hauptgcdankengäuge, die Polen in seinem Paktvorschlag fgrinuliert, gehen dahin, daß seit Locarno zwar für ein bestimmtes Gebiet ein augenblicklicher Fortschritt getan worden, seitdem aber ein Rückschritt in der Befriedung Da, -Wilsdruffer Tageblatt- erscheint an allen Werktagen nachmittags s Uhr. Bezugspreis! Bei Abholung in der Geschäftsstelle UN» den Ausgabestellen 2 RM. im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 RW., bei Postbestellung fsR^g.AIUPÄanstall-'n Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Postboten unb'Ünscr-Aus. träaerund Geschäftsstellen — - nehmen,» >cdcr Zeit B-. stellunoenentacaen. -zmKoUchSherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieterung k-rr Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingcsandtcr Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beilicgt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt.