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Preis für die einspaltig« puSzeile (oder deren R, ;« Cor aum) Blatt 10 Pfennige. Amts und des StadtraLhes des Königt. Amtsgerichts Abonnements - PreiS «iertel^ chrl. 1 M. 25 Pf. Auf Wuntch unentgeltliche Zu sendung. Heschästsstelren: Buchdruckereien von L. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausch«, Kamenz, CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus vonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Moffe und G. L. Daube L Tomp. Als Beiblätter: I, JllustrirteS Sonntagsblati (wöchentlich); 2. i.'andwirthschaftliche Beilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und soiinabeuS za 'UnLs.nrtz ch en LSuigsbrück, tladeberg, tladeburg, Moritzburg und Umgegend. Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Druck und Verlag von E. L. Förster'S Erden in Pulsnitz. Mutigsten Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Hermann Schulze in Pulsnitz. 17. September 1898. Sonnabend. Mum WIntsdanKfest MM. Schon tanzt im morgenfrischen Wind Kastanimlaub, das rostig braune . . Altmeibersommerfäden spinnt Der Herbst in toller Spötterlaune . . . Glut färbt des wilden Weins Gerank; Goldschimmernd steh'n die Buchenwälder Doch leer vom Garbengold die Felder, Drob sommerfroh die Lerche sang! Reif war der Hal ine Körnerlast, Am blauen Himmel stand kein Wölkchen; Da klang die Sense sonder Rast, Braun ward das flinke Schnittervölkchen. In Bündeln stand der Segen bald, Den neu geschenkt die Mutter Erde, Zur Scheuer zogen ihn die Pferde, Wo nun schon Dreschertakt erschallt! . . . Im Weinberg auch reift langsam jetzt Das Traubmblut'nach vielem Bangen. Die träge Sonne ist zuletzt Doch ihrer Pflicht noch nachgegangen! Der Herrgott droben sorgt und wacht Und füllt die Scheunen, füllt die Fässer, Und alles ward am Schluffe besser, Als es dein Kleinmuth sich gedacht! . . . Komm d'rum, wenn Glockenschall dich lädt, Dem Spender frommen Dank zu zollen, Weil Früchte trug, was du gesä't Im Lenz auf deine Ackerschollen! . . . Und tönt das Gottes Wort dir nach, Dem Hungrigen dein Brot zu brechen, Laß nicht vom Geiz ihm widersprechen, Der Herr vergilt dir's tausendfach! . . . Alwin Römer. Auf Folium 84 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Amtsgerichts ist heule die Firma August Gräfe in Oberlichtenau gelöscht worden. Pulsnitz, am 12. September 1898. Königliches Amtsgericht. I. V.: Com.-Rath. Ass Wolf. Für den wegen Verschwendung entmündigten früheren Gutsbesitzer Friedrich Hermann Thomas in Großröhrsdorf ist der Ortsrichter Herr Friedrich August Seidel in Großröhrsdorf als Zustandsvormund verpflichtet worden. Pulsnitz, den 14. September 1898. Königliches Amtsgericht. I. V.: Com.-Rath Asi. Wolf. Die ^krarn-Märkte in Wischofswerda an den Montagen nach Cautate und Matthäus sind mit Genehmigung des Königlichen Ministerium des Innern auf die vorhergehenden Sonntage nach beendigtem Vormittagsgottes dienst ausgedehnt worden. Der nächste ^ram-Märkt wird demzufolge Sonntag und Montag, den 25. und 26. (LeHtember LL. hier abgehalten. Der Stadtrath zu Bischofswerda. Der Anarchismus und seine Bekämpfung. Die anarchistische SchreckenSthat von Genf, unter de- ren erschütternden Eindruck die civilisirte Welt noch immer steht, hat erneut die allgemeine Aufmerksamkeit jener im Dunkeln schleichenden internationalen Verbrecherrotte zuge lenkt, die unter dem Namen der Anarchisten nun schon feit Jahrzehnten bald hier, bald dort Beweise ihrer un heimlichen Existenz giebt. Der elende Mordbube, dem die edle Kaiserin Elisabeth von Oesterreich zum Opfer fiel, hat sich selbst vor dem Genfer Untersuchungsrichter als Anarchist und überzeugten Anhänger der „Propaganda der That" bekannt, mit frechem CynismuS sich hierbei des Ge lingens seines schändlichen Verbrechens rühmend, ja, er scheute sich sogar nicht, offen die Erwartung auszusprechen, daß er durch sein Vorgehen ein wirksames Beispiel für seine anarchistischen Gesinnungsgenossen gegeben habe. Da ist's denn nur ganz erklärlich, wenn man fast auf allen Seiten erneut die Forderung erhebt, daß dem gemein- gefährlichen anarchistischen Treiben, welches immer wieder solche menschlichen Bestien, wie wir sie jetzt wieder in dem Italiener Luccheni sehen, erstehen läßt, endlich einmal ener- gisch entgegengetreten werde, und zwar von den europäischen Regierungen vereint, weil sich nur auf internationalem Wege eine wirksame Bekämpfung des internationalen Cha rakters tragenden Anarchistenthums erreichen lassen würde. Zum ersten Male wurde dieser Ruf 1881 kurz nach dem durch Anarchistenhände herbeigesührten gewaltsamen Tode des Kaisers Alexander 11. von Rußland nachdrücklich er hoben, der deutsche Reichstag war es, der damals fast ein stimmig den Antrag auf Einberufung einer internationalen Conferenz behufs Vereinbarung von Maßnahmen gegen den Anarchismus annahm. Die Conferenz fand auch, nachdem sich die Reichsregierung der Sache angenommen hatte, statt, aber ihr Resultat blieb weit hinter den geheg ten Erwartungen zurück, die Vertreter der einzelnen Re gierungen vermochten sich nur über gewisse gemeinsame grenzpolizeiliche Maßnahmen, welche zur Eindämmung deS anarchistischen Treibens getroffen werden sollten, zu ver ständigen, in der Praxis blieben indessen selbst diese unzu länglichen Vereinbarungen unausgeführt. In der Folge sind dann noch mehrmals Versuche gemacht worden, eine internationale Verständigung gegenüber den Anarchisten zu erzielen, schließlich blieb jedoch Alles beim Alten. Es läßt sich nun allerdings nicht verkennen, daß ein internationales Vorgehen zur Bekämpfung des anarchisti schen Schreckens seine besonderen Schwierigkeiten aufwelst, welche vornehmlich darin wurzeln, daß jeder betheiligte Staat seine Hoheitsrechte bis zu einem gewissen Grade denjenigen der Gesammtheit der vereinigten Regierungen unterzuordnen hätte, es ist dies ein Punkt, welcher erneu ten Versuchen zur gemeinsamen Abwehr der anarchistischen Gefahr immer wieder die größten Hindernisse entgegen stellen würde. Aber schließlich wäre zur Erreichung des gewollten Zweckes ein verschnörkelter diplomatischer inter nationaler Vertrag wohl auch gar nicht nöthig, es würde vielleicht schon ein einfaches Uebereinkommen zwischen den Polizeiverwaltungen der einzelnen Länder zur Verhinde rung der bisherigen Freizügigkeit der Anarchisten durch discretionäres Eingreifen der Polizeibehörden genügen. Wenn 1881 selbst dies nicht erreicht werden konnte, so darf letztere Erfahrung nicht vor Erneuerung des Versuches zur Herbeiführung gewisser internationaler Vereinbarungen rein polizeilicher Natur gegenüber den durch die Länder schweifenden Vertreter der anarchistischen Wahnsinnsidee abschrecken. Ist es aber einmal gelungen, die Freizügig keit der Anarchisten einzuschränken, dann erwächst den ein zelnen Ländern die Pflicht, „ihre" Anarchisten möglichst scharf zu überwachen, eine Verpflichtung, die namentlich Italien nicht genug anempfohlen werden kann, erfahrungs- mäßig stellt gerade das „Land der Citroncn" den ver- hältnißmäßig größten Prozentsatz zu den Mitgliedern der internationalen anarchistischen Verschwörerrotte. Gewiß würde eine rücksichtslose Ausweisung aller als Anarchisten verdächtigen oder gar als solche b-kannten ausländischen Personen nach ihren Heimatsländern seitens aller civilisir- ten Staaten noch immer keine absolute Sicherheit gegen neue anarchistische Verbrechen gewähren. Aber die abso- lute Verhinderung weiterer anarchistischer Gräuelthaten liegt eben überhaupt außerhalb des Bereiches menschlichen Wollens und Könnens, und so sollten sich die Staaten wenigstens entschließen, durch Schritte, wie sie angedeutet, die Gemeingefährlicheit der anarchistischen Verbrecherbande für Alle und Jeden auf ein gewisses Maß herabzumindern. Oertliche und sächsische Augelege «heile«. Pulsnitz. Die Freuden der Erntefeste haben jetzt ihren Höhepunkt erreicht. Sehr schlecht standen zuerst die Aussichten der Landwirthschaft, für welche der naßkalte Frühsommer ein sorgenvolles „Hangen und Ban gen" brachte; zur rechten Zeit kam dann aber noch daS rechte Erntewetter, sodaß nunmehr die Frucht des Feldes in reicher Fülle den Scheunen zugeführt werden konnte. Leer ist es jetzt wieder auf den Fluren, der Wind pfeift über d'e Stoppeln und täglich mehren sich die Anzeichen dafür, daß das Jahr seinen Höhepunkt überschritten hat und das Brausen der Herbststürme bald zu vernehmen sein wird. Frohen Herzens blickt der Landmann auf den reichen Segen, welchen ihm dieses Jahr durch Gottes Güte die Felder brachten und frohen Herzens stimmt er ein in die Lob- und Danklieder beim Erntefestgottesdienst. In unserer Parochie soll dieser nächsten Sonntag gefeiert werden. Reich, überreich hat Gott, der Geber aller guten Gaben, in dies-m Jahre 1898 die Felder und Fluren, Gärten und Wiesen gesegnet und mit herzlicher Freude kann und soll Jeder als rechter Christ den Erntefest- Sonntag begehen. Pulsnitz. Außer dem DienstagS-Extrazuge wird vom 1. October d. I. an auf der Strecke Arnsdorf. Ka- menz noch ein zweiter, und zwar Sonntags verkehren. Dieser Zug hat an den Abends 10 Uhr 24 Minuten von Dresden-Neustadt abgehenden Zug 717/893 Anschluß und trifft 11 Uhr 51 Minuten in Pulsnitz ein. Weitere Aen- derungen hat der neue Fahrplan auf der Linie Dresden- Kamenz nicht aufzuweisen. Pulsnitz, 16. September. Die gestern Abend auf dem hiesigen Schützcnplatze stattgefundene Eröffnungs- Vorstellung der Gymnastiker - Truppe von R. Frese (Va- rioto „Olympia") war gut besucht und nahm einen glanzvollen Verlauf. Die Gesellschaft verfügt über tüchtige Kräfte, auch kann die Leitung, sowie das Auftreten als nur vorzüg lich bezeichnet werden. Für die große Leistungsfähigkeit dieses Ensembles spricht hauptsächlich der Umstand, daß jede Vorstellung ein vollständig neues Programm bringt. Aus der gestrigen Vorstellung sind als die besten Nummern hervorzuheben: die Vorführung Mr. Barnums mit seiner