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MMufferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Tagkblat,- erjcheinl an allen Werktagen nachmittag« b Uhr. Bezug,nreir monatlich 2,— AM. bei Poi>best-Lung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 1V Rpsg. Alle P-stanstatteu, Post» N°n zu Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend st^ung.u^üs^ MU« höherer Eewoll, ' Krieg -der jonftiger B-- mivsstdrungen besteht kein Amxrna au« L«eieruug der Leitung ober Kürzung de, Bezugrxreifto. — MüchstnLung «ingeiandter Schriftstücke ersolgt nur, wenn Porto betlieg«. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis die 8«e,palten« Baum,eil« 2V Apfg., die 4gelpalte»e Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 psennige, die »gespaltene Neklamezeile im terMchen Teile 1 RWK. Nachweisung-,ebühr 2V ri-ich-pseuuig.. B»v> Lr.7.'!».A"L K-rn!»re«-r- Amt Wi,-druff Nr. « WiLM'WL annahme bi,»onn.10vk«. 8^« bte Nichtigkeit »« durch Fernrus übermittelten Anzeigen übern, wir keine (Saranlie. Jeder Aadatianipruch erlischt, wenn der Beira, Klage eingezogen werden mutz oder der «ustrag,eder in K-nkur» ,erüt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amis- Gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstreniamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt. Nr. 32 — 91. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Montag, den 8. Februar 1932 Frankreichs Werrumvelnngsversuch . „Höflich bis zur letzten Galgensprosse" — das gilt von Mem, was die internationale Diplomatie in die Hand nimmt. Am höflichsten ist man natürlich in Genf beim Völkerbund oder, wie jetzt, auf der Weltabrüstungskonfe- tenz. Dort bescheinigt man sich gegenseitig die heftigste Miedeuslkebe und den energischen Willen zur allgemeinen Abrüstung, — auch San», wenn z. B. in dem über sch nellveröffentlichi<nfranzökischenVor- !chlag über diese Abrüstung gar nichts gesagt ist. Dafür Rrd dann aber nach diesen diplomatisch-höflichen Ein leitungen auch nicht etwa ein Nein! produziert, sondern >nan bringt, bei aller Hochachtung für die Anregung, zahl lose Bedenken vor, die dann am besten erst mal in einem Ausschuß, womöglich auch noch in ein paar Unteraus schüssen, behandelt werden sollen. An Positivem für den Abrüstungsgedanken enthält der französische Vorschlag nur i>as eine: Deutschland und die anderen ehemaligen Mittel otächte unterstehen nach wie vor den Entwafsnungsbestim- Aungen der Friedensverträge von Versailles, St. Ger- oiain, Neuilly. Auch ohne daß der Satz im Diktat von Versailles ausgeführt wird, der die deutsche Entwaffnung sis den ersten Schritt zur allgemeinen Abrüstung be- ieichnete! Ganz so „diplomatisch-höflich" wie sonst hat sich der itanzöstsche Delegationsführer und Kriegsminister Tardieu »icht aufgcführt; offenbar ist durch sein neu üWrnom- Aenes Amt seine staatsmännische Glätte stark „aufgerauht" Korden! Er hat die Feststellung des Konferenzvorsitzen den, man sei bei der kommenden Arbeit an den Entwurf der Vorbereitenden Abrüstungskommission nicht gebunden, sondern habe die Hände frei zur Entgegennahme jedes oeuen zweckdienlichen Vorschlages, nun sofort mit der Veröffentlichung eines Planes beantwortet, die nicht etwa per Konferenz selbst erfolgte, sondern ganz formlos öegmüber den Journalisten, die zu mehreren hundert in versammelt sind. Das hätte sich mal eine andere Delegation erlauben sollen! Wie hätte da besonders Frankreich losgezetert über Mißach tung der Würde einer Weltkonferenz usw. Aber diese Normlosigkeit hat Tardieu nicht gescheut, um „als Erster Ms Spiel zu kommen". Allerdings ist kaum anzunehmen, daß ihm die anderen diesen Gefallen tun und bei der nun ^setzenden Generaldebatte zur Abrüstungsfrage den französischen Vorschlag bzw. die Stellungnahme ihm gegenüber zum rednerischen Mittelpunkt machen werden. Der leitende Gedanke an dem französischen Plan — nach außen hin — ist ja die Schaffung einer mili- iälischen Exekutivgewalt für den Völkerbund. Sieht man Einmal von der sachlichen Seite ab, so ist dieser Vorschlag ichon rein formell ein Unding, weil z. B. Amerika und Rußland gar nicht Mitglieder des Völker- dundes sind, beide Staaten vielmehr diese Genfer Insti tution mit recht wenig verhüllter Mißachtung zu behandeln gewohnt sind. Infolgedessen denken sie auch gar nicht daran, das ungefähr übertriebenste zu tun, was der Völkerbund von irgendeinem Staat überhaupt verlangen tonnte: Bei einer „Exekution", die der Völkerbund ve- Mließen sollte, das Leben der eigenen Staatsbürger als Soldaten einzusetzen. Heute sind wenigstens die Völker uicht mehr so, das mitzumachen! Und die Absurdität des Tanzen Vorschlages wird deutlich, wenn man etwa an- Uehmen wollte, z. B. ein Teil der deutschen Reichswehr Müßte zu Exekutionszwecken nach Ostasien fahren, um mit den anderen Truppenkontingenten zusammen etwa Japan Mr Raison zu bringen. Aber die Dinge liegen noch viel gefahrvoller. Beschlösse der Völkerbund eine folche Exekution gegen das kommunistische Rußland, und die Mkerbundarmee zöge zu diesem Zweck durch Deutschland hindurch, dann würde uns Rußland einfach und „zweck- Mtsprechcnd" als Gegner behandeln, und wir sind ja Militärisch derart „abgerüstet", daß wir uns gar nicht Dagegen wehren könnten. Deswegen würde sich die Völker- Mdarmee vermutlich durchaus nicht beeilen und würde in d'nselben Tempo heranmarschieren, wie einst die „eilende Mchsarmee" gegen Friedrich den Großen. Das ist bloß einer von den zahllosen Gegengründen, Me selbst eine rein sachliche Beantwortung der französischen Vorschläge anführen mutz. Die eigentliche und richtige Antwort wird aber die sein, daß diesem Plane Frankreichs Vorschläge entgegengestellt werden, die sich wirklich mit beschäftigen, was die französische Delegation bei Arer Veröffentlichung ganz vergessen hat: Mit der Abrüstung! Verdoppelung der Hariholzzölle. Sitzung des Neichskabtnetls, Das Reichskabinctt hat sich zunächst mit einer Neu regelung der Ho ! zzöllc auf Grund der Notver- über die Zollerhöhung beschäftigt. Im wcscnt- lchcn handelt es sich um eine Reihe von Maßnahmen, um oer bedrohten Forstwirtschaft zu helfen. Als Einleitung eines stärkercnSchutzcs gegen die ausländische Kon- Rcichsregicrung im Einvernehmen mit arcichsforstwirtschaftsrat eine Erhöhung der Zölle Di- ° ' ä ""d Erzeugnisse auS Hartholz beschlossen, n e „ geltenden Zollsätze werden im allgemei nen verdoppelt. GeMstW Litauens in Meinel Ser Lau-erprWtllt »an den Litauern Ehrt. Ein litauischer Anschlag gegen den deutschen Landes Präsidenten des autonomen Memclgebietes, den man in Memel schon lange befürchtete, ist jetzt erfolgt. Landes- Präsident Böttcher wurde durch zwei litauische Offiziere in einem Auto entführt. Der litauische Gouverneur Mcrkys erschien im Landesdirektorium und forderte einen der Landesdirektorcn auf, die Geschäfte zu übernehmen. Als das abgelehnt wurde, setzte er einen groß litauischen Landesrat ein. Der Amtsraum des Landesdirektors Böttcher wurde versiegelt, die Telephone gesperrt bzw. unter Zensur ge stellt. Gouverneur Merkys soll erklärt haben, daß er die ergriffenen Maßnahmen auf Veranlassung der Kow- noer Zentralregierung durchführe. 4° Scharfer deutscher Protest in Kowno. Litauische Ableugnungsversuche. Der deutsche Gesandte in Kowno, Morath, ist beauf tragt worden, bei der litauischen Negierung schärfstens gegen die Vorgänge im Memelgebiet zu protestieren und der litauischen Regierung mitzuteileu, daß die Reichs regierung die Angelegenheit vor den Völkerbund gebracht hat. Reichskanzler Brüning wird an der Sitzung des Völkerbundsrates, in der die Memeler Frage behandelt wird, persönlich teilnehmeu, falls sich dies mit seiner für Dienstag geplanten Abreise vereinbaren läßt. Von litauischer Seite wird dagegen ein Bruch des Memelabkommens abgeleugnet. * Oer deutsche Schritt in Genf. Sonde rratstag u ng wegen Memel. Die Neichsregierung hat den Beschluß gefaßt, ange sichts der flagranten Verletzung des MemeiabkommenZ durch die litauische Regierung an den Generalsekretär des Völkerbundes das offizielle Ersuchen zu richten, den Völ kerbundsrat unverzüglich zu einer außerordentlichen Rats tagung zur Behandlung dieses Falles einzuberufen. Die Note ist von Reichskanzler Brüning unterzeichnet worden. Die deutsche Abordnung wird im Laufe des Montag mit den vier Unterzeichnerstaaten des Memelabkommens — England, Japan, Frankreich und Italien — Fühlung nehmen. Die Lage wird in Kreisen der deutschen Abordnung außerordentlich ernst beurteilt. Die Reichsregierung ist fest entschlossen, alle Matznahmen zu ergreifen, um die litauische Regierung zu einer sofortigen Zurückziehung des Staats streiches im Memelgebiet und zu Wiedergutmachungs matznahmen zu zwingen. Das Vorgehen der litauischen Regierung hat in weitesten internationalen Kreisen grötztc Empörung ausgelöst und man erwartet, daß sich die euro päischen Großstaaten dem Vorgehen der Reichsregieruna anschließen werden. * Vor einem Eingreifen des Mkerbnndraies. Die von Merkys getroffenen Maßnahmen werden von allen litauischen politischen Kreisen, wie vorauszu sehen war, gebilligt. Man gibt in maßgebenden politischen Kreisen ihre Unrechtmäßigkeit sogar unumwunden zu, glaubt aber, sie damit rechtfertigen zu können, daß bei dem Verbleiben Böttchers in seinem Amt die öffentliche Ordnung im Memelgebtet gefährdet worden wäre. Nach den in Königsberg vorliegenden Nachrichten soll die Polizei im Memelgebiet außerordentlich verstärkt worden sein, weil man glaubt, daß die Bevölkerung auf den Staatsstreich antworten könnte. Faule Ausreden. Über die mit der Verhaftung des Landespräsidenten Böttcher eingeleitete litauische Aktion gegen das Memel- gebiei schreib; die litauische Telegraphenagenrur „Elta". daß der Schritt des Gouverneurs aus Grund der beab sichtigten Reise Böttchers nach Berlin, wo er Verhandlungen mit der Regierung eines fremden Staates habe führen sollen, erforderlich geworden sei. Die Ver haftung Böttchers erfolgte aus Befehl des Kriegskomman- danien von Lilauisch-Krotlingen. Diese Kommandantur umfaßt einen großen Teil Großlitauens und des Memel gebiets. Sie wurde seinerzeit bei der Einführung des Kriegszustandes tm Memelgebiet geschaffen, um das Memelabkommen auf dem Wege über die Militärgesetze umgehen zu können. Bruch der Mcmelkonvcntion. Der Heimalbund O st Preußen hat an das Auswärtige Amt ein Telegramm gerichtet, das darauf hinweist, daß der litauische Vertragsbruch in Memel unverzügliche deutsche Gegenmaßnahmen sowie Dring- lichkeitsbeschwerde in Gens erfordere. Die Absetzung und Verhaftung des Landespräsidenten Böttcher und Übergabe der Regierung an den Großlitauer Tolischus bedeuten einen Bruch der Memelkonvention, mit denen sich nunmehr dringend die Unterzeichnerstaalen der Konvention zu beschäftigen haben werden. Oer Eindruck in Genf. Die Nachrichten über den Staatsstreich in Memel haben einen überaus starken Eindruck hcrvorgcrufen. In den Lagern der Unterzeichuerstaaten des Memelstatuts, England, Frankreich, Italien und Japan, wurde sofort erklärt, daß der Völkerbundrat einen Bruch der Memel konvention durch die litauische Regierung unter gar keinen Umständen zulasten könne und daß unverzüglich der Völkerbundrat zu einer neuen außerordentlichen Sitzung zusammeutreten müsse. Man erwartet auch eine An rufung des Völkerbundrates durch die deutsche Regierung. Die Vorgänge im Memelgebiet bilden den allgemeinen Gesprächsgegenstand und werden in allen Abordnungen in Genf auf das schärfste und mit großer Entrüstung beurteilt. Präsident Böttcher nach Kowno gebracht Berlin, 8. Februar. Wie der Sonderberichterstatter des Montag aus Tilsit berichtet, soll Präsident Böttcher am Sonntag nach Kowno cbtransporüert worden jein. Der Chau vinismus der Litauer habe bereits Wer Böttcher und den Pfar rer Pvdzus, den Zweiten Verhafteten, das Urteil gesprochen. Beide sollen nach Gorny verbannt werden. Gorny ist ein Ver bannungslager, in dem die Sträflinge Litauens untergebracht werden. * Neue Uebergviffe in Memel Berlin, 8. Februar. Nach am Sonntag abend in Gens vorliegenden Berichten ist, wie die Montagspost meldet, nicht nur der Chef des Landesdirektoriums von Memel, Böttcher, auf Be fehl des litauischen Gouverneurs Merkys verhaftet worden, son dern am Sonntag ein zweites Mitglied des Landesdirektoriums in Haft genommen worden. * Brüning in Genf. Empfang bei der deutschen Abordnung. Reichskanzler Brüning ist in Begleitung des Staats sekretärs von Bülow, des Reichspressechefs Zechlin und des OberregierungsralS Planck in Genf eingetroffen. Auf dem Bahnhof waren Botschafter Nadolny und Graf Welczet, ver deutsche Gesandte in Bern, Müller, der deutsche Untergeneralsekretär Dufour-Feronce, der deutsche Generalkonsul Völkers, sämtliche Mitglieder der deutschen Abordnung, die deutschen Beamten des Völkerbund sekretariats und des Internationalen Arbeitsamts, die Spitzen der deutschen Kolonie und deutsche Pressevertreter erschienen. Der Reichskanzler begab sich vom Bahnhos nach dem Hotel „Metropole", dem Sitz der deutschen Ab ordnung. Im Laufe des Abends hat Dr. Brüning dem Prä sidenten der Abrüstungskonferenz, Henderson, einen Be such abgestatlet. Am Abend sand im Hotel „Metropole" ein Empfang statt, zu dem die deutsche Abordnung, die deutschen Mitglieder des Pölkerbundsekretariats und des Internationalen Arbeitsamts, die Spitzen der Genfer Kolonie und einige deutsche Pressevertreter mit ihren Damen eingeladen waren. Was Brüning in*Genf sagen wrrS. Sachliche deutsche Vorschläge über Abrüstung. Reichskanzler Brüning will bereits am Dienstag nachmittag nach Berlin zurückkehren, da dringende Geschäfte des Neichskabinetts seine Anwesenheit in Berlin not wendig machen. Der Reichskanzler wird am Dienstag vormittag sprechen. Es wird ausdrücklich betont, daß die Rede des Reichs kanzlers leine Stellungnahme zur Abrüstuugsfragc vom innenpolitischen, sondern ausschließlich vom außen politischen Standpunkt aus darsteüen wird. Für die Abfassung der Rede werden die Erklärungen der drei Redner des Montags, Tardieu, Gibson und Simon, natürlich nicht ohne Einfluß sein Ferner wird ausdrücklich daraus hingewiesen, daß in den eingehenden Ausführungen des Reichskanzlers über die von Deutsch land auf der Abrüstungskonferenz zu machenden Vor schläge die allgemeinen Richtlinien erörtert sind, die von deutscher Seite aus der Abrüstungskonferenz maß gebend sind. Auf deutscher Seite ist beabsichtigt, sachliche Vor- kckiläae auf d."r Abrüstuuaskonfereuz etnzureichcn.