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MHeritz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend. !N» w< 74. Jahrgang. Dienstag, den 28. Juli 1908. Nr. 85. DK .«Seißerttz-Zeitnna' scheint wöchentlich oxet mal: Dienstag, Donners- tag und Sonnabend und Holzversteigerung. Frauensteiner Staatssorstrevier. Frankescher Gasthof in Frauenstein. 4. August 1908, vorm. 9 Ahr: 39 h. u. 16084 w. Klötzer, 5724 w. gek. u. 2375 w. Derbstangen i. g. L., 17780 w. Reisslängen, 28 rm w. ungesp. Nutzscheite, 45 rm w. Nutzlnüppel. Nachm. 2 Ahr: 32 rm w. UN- Bestellungen an. - AmLsVL'att für die Königliche Amtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. gesp Brennscheite, 400 rm h. u. w. Brcnnlnüppel, 3 rm h. Zacken, 342 rm h. u. w. 1 Äste, 71 rm w. Stöcke. Kahlschlag Abt. 14. Durchforstung-- u. Bruchhölzer: Abt. l, l, 2^, 4, 5, 6ä, 9 bis 13, 17 I, 22 bis 35, 48, 52, 55, 57. König!. Forstrevierverwaltung und König!. Forstrentamt Frauenstein. Inserate werden mit t» Psg., solch« au« unsereß Amtshauptmannschast mit 12Psg.die Spaltzeil« oder deren Raum berech» net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden) die zwei-, gespaltene Zeile 35 bez.> ZV Psg. - Tabellarisch« " und komplizierte Inserat« mit entsprechendem Aus schlag. - Eingesandt, im redaktionellen Teile, dt« Spaltenzeile 30 Psg. Mit achtseitigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt». Mit land- und hauswirtschaftlicher Monats-Beilage- Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehnr. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. denAbendenausgeaeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Psg-, zweimonatlich 84 Psg, einmonatlich 42 Psg. Einzelne Nummern 10 Psg. — Alle Postau- Kalten, Postboten, sowie rnsereAusträger nehmen Das Jungtürkentum. In den orientalischen Streitfragen und für die Zukunft der Türkei ist in dem wachsenden Auftreten des Jung- türkentums ein neues Moment mit so schwerwiegender Be deutung aufgetaucht, daß alle beteiligten Mächte wohl ernstlich die Frage untersuchen mutzten, ob das Jung türkentum für die Neugestaltung oer Türkei und für die Ordnung der Verhältnisse in Mazedonien wirklich ein Faktor der Zukunft oder nur ein glänzender Meteor ist, der bald wieder verlöschen und im Dunkel versinken wird. Das Jungtürkentum ist kurz gesagt die Reformpartei in der Türkei, und die Jungtürken treten bei ihren Be strebungen mit einem echt mohamedanischen Fanatismus und einem fast unglaublichen politischen Radikalismus auf. Dabei erscheinen nur die Mittel der Jungtürken, die jeden Verräter und Gegner ihrer Sache im Kreise der türkischen Offiziere und Beamten erdolchen oder erschießen, verwerf lich, aber die Ziele, welche sie verfolgen, sehr beachtens wert, denn die Jungtürken wollen den Despotismus und die Korruption im türkischen Regierungssystem beseitigen und das alte verrottete türkische Regierungssystem durch eine verfassungsmähige Regierung ersetzen. Die Jung türken fordern also ein Parlament, dessen Mitglieder nicht direkt vom Volke, wohl aber durch Ausschüsse des Volkes gewählt werden sollen. Ferner fordern die Jungtürken die Einführung eines Senats, dessen Mitglieder zur Hälfte vom Sultan ernannt und zur anderen Hälfte von den Volksausschüssenlerwählt werden können. Auch verlangen die Jungtürken die Abschaffung der ungleichen Behand lung der Religionen in der Türkei. Auch soll die alte historische Monarchie in der Türkei beibehalten, aber der Sultan abgesetzt und durch einen neuen ersetzt werden, wenn er nicht in die Reformen willigt oder die Beschlüsse des türkischen Parlamentes nicht ausführt. Man wird ohne weiteres erkennen, datz diese Art der Reformbewegung aus dem türkischen Volke heraus, die bedeutsamste politische Erscheinung in der ganzen gegenwärtigen Orientkrisis ist, und es fragt sich nur, ob diese Bewegung die Kraft in sich hat, die schwierige Reformarbeit durchzuführen. Von der türkischen Armee soll ein Drittel der Offiziere und Soldaten zur jungtürkischen Partei gehören, und von der gebildeten türkischen Bevölkerung rechnet man sogar vier Fünftel zu den Anhängern des Jungtürkentums. Auch wird behauptet, datz das ganze dritte türkische Armeekorps jungtürkisch sei. Es ist daher unter Umständen damit zu rechnen, datz die Jungtürken, wenn ihre Reformen bei dem Sultan und den jetzt noch herrschenden Beamten keinen Anklang finden, mit Gewalttaten vorgehen, ähnlich wie wir sie im Jahre 1903 in Serbien erlebt haben. Nach orientalischen Begriffen ist die Gewalttat oft das einzige Mittel, um zu einem politischen Ziele zu gelangen, und die herrschende Regierungspartei hat in der Türkei niemals vor Gewalttaten zurückgeschreckt, wenn sie ihr System zur Geltung bringen wollte. Die grausame und fanatische Art und Weise, wie die Jungtürken schon vor gegangen und sogar Generäle und Obersten ermordet haben, wenn sie in ihnen Verräter an der jungtürkischen Sache erkannt zu haben glaubten, fällt also nicht in die Gattung des gewöhnlichen Aufruhres, sondern sie ist ein Teil der fanatischen jungtürkischen Bewegung, die das löbliche Bestreben hat, die verrottete Türkei mit aller Ge walt vor dem Untergange durch die Grükdung eines neuen oerfassungsmätzigen Staatswesens zu retten. Ob dies gelingen wird, ist eine Lebensfrage für die Türkei und ein neues grotzes Rätsel in den orientalischen Wirren. Sächsisches. Dippoldiswalde. Sonntag abend begann die dies jährige Theatersaison mit dem Lustspiel „Der Herr Senator". Leider hatte der Besuch der Eröffnungsvorstellung sehr unter der Ungunst der Witterung zu leiden, indem das ausgetretene Gewitter viel« vom Besuche abhielt. Ein regerer Besuch ist nach dem, was von den Darstellern, die zum Teil hier noch von früher in gutem Andenken stehen, geboten wurde, sehr zu wünschen, damit die guten Darbietungen auch ihren Lohn finden. — Ein strebsamer Gutenbergsjünger. Von der staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Tübingen wurde der frühere Schriftsetzer Georg Luck aus Strehla a. d. Elbe zum Doctor scientiae politicue promoviert. In den Jahren 1900 bis 1904 konditionierte Luck zuerst als Setzer in Ahlbeck, Freiberg und Meitzen und später als Geschäftsführer in Frauenstein i. Erzz. — Der Rechtsanwalt Franz Georg Hünersdorf in Lauenstein ist zum Notar für Lauenstein auf so lange Zeit, als er dort seinen Amtssitz haben wird, ernannt worden. Bärenstein im Müglitztal. Für das Gauturnfest sind sowohl aus den Gauvereinen wie aus den Bruder vereinen der benachbarten Gaue Sachsens und Böhkstens zu den Feierlichkeiten am 8. und zum Hauptfesttage, Sonntag, den 9. August, so zahlreiche Anmeldungen ein gegangen, datz ein glänzender Verlauf des Festes licher ist. Die verschiedenen Ausschüsse arbeiten denn auch mit Hochdruck, damit den Besuchern unsers idyllisch gelegenen Städtchens in jeder Beziehung schöne Stunden bereitet werden können, die ihnen immerdar in angenehmer Er innerung bleiben sollen. Rabenau. Auf einem Felde des benachbarten Ober naundorf schlug bei dem am gestrigen Sonntag auftreten den Gewitter der Blitz in eine Kornpuppe, zündete diese an, wodurch noch andere in Brand gerieten und vernichtet wurden. Possendorf. Die 3 wöchentlichen Sommerferien haben an hiesiger Schule am 25. d. M. begonnen. Dresden. König Friedrich August traf aus seiner Nordlandfahrt am Sonnabend in Dröntheim ein. Von dort wird eine Überlandreise ausgeführt, die von Dröntheim über Hamar, Gjövik, Odnäs, Fagernäs, Tyin, Lärdel, Gud- vangen uud Talheim nach Votz geht. Von Voß wird für die Reise nach Christiania die Bergener Bahn benutzt, die über die Hochgebirgsregion führt. Die Ankunft in Lhri- stiania ist auf den 3. August festgesetzt worden. — Freitag, den 31. Juli, hält der Kreisausschutz der Kreishauptmannschaft Dresden in ihrem Sitzungssaale eine öffentliche Sitzung ab. — In einer sächsischen Provinzialstadt hat sich kürz lich folgendes heitere Geschichtchen zugelragen. Dort findet im bureautechnischen Betriebe einer Kanzlei eine Rechenmaschine Verwendung. Um ihre Funktionsfähigkeit tadellos zu erhalten, mutzte nun einmal ans Ölen der Maschine gedacht werden. Ein Kopist will sich bei dieser Arbeit des Schreibmaschinenöls bedienen. Allein ein hinzu kommender älterer Beamter erklärt mit der Miene des heiligen Bureaukratismus kategorisch, datz sich das Schreib maschinenöl zum Ölen von Schreibmaschinen wohl, aber beileibe doch nicht zum Ölen von Rechenmaschinen eignen könne. Kurzum, es wird der amtliche Apparat in Be wegung gesetzt und der Fabrikant der Rechenmaschine aufgefordert, umgehend ein Quantum Rechenmaschinenöl zu schicken. Der gute Herr weitz sich in dieser heiklen An gelegenheit keinen Rat und schickt, Bureaukratius zum Trotz, — Schreibmaschinenöl. — Nach einer Verordnung des König!. Ministeriums des Innern beabsichtigt die Regierung die einheitliche Regelung der Bezüge der Amtsstraßenmeister für ihre Tätig keit in Kommunikationswegesachen. Die Bezüge werden jetzt von den Bezirksverbänden bezahlt. In Zukunft sollen diese Gelder an die Staatskasse abgesührt werden, aus der dann die Amtsstratzenmeister gleichmäßig pensionsfähige Vergütung erhalten sollen. Die Regierung hat die Bezirks verbände angewiesen, sich über diesen Plan zu äußern. Der Bezirksausschuß der König!. Amtshauptmannschast Flöha nahm in seiner jüngsten Sitzung zu dieser Angelegen heit Stellung und erklärte sich hierbei gegen den Regierungs- Vorschlag. — Das sächsische Landesgesangbüch kann in diesem Jahre auf ein 25 jähriges Bestehen zurückblicken. Im Jahre 1883, in dem man den vierhunbertsten Geburtstag Dr. Martin Luthers beging, wurde es eingeführt. Vorher gab es in Sachsen fast 30 verschiedene Gesangbücher, z. B. 1 Dresdner, I Leipziger, I bezw. 2 Chemnitzer, I Frei- berger, I Zittauer, 1 Schneeberger, 1 Reichenbacher usw. Gesangbuch. Ihr Umfang war sehr verschieden, meist be trächtlicher als der des Landesgesangbuches. Diese Zer splitterung wurde mit Einführung des Landesgesangbuches in bezug auf die Liederterte und mit der gleichen Einführung des Landeschoralbuches in bezug auf die Melodien mit einem Male beseitigt. — Eine „fette" Dividende wird beim Konkurs Polster in Oberoderwitz ausfallen, in welchem demnächst die erste und zugleich Schlutzverteilung erfolgen soll. Zu be- berückjichtigen sind 215622 Mk. 15 Pfg. nicht bevorrech tigte Forderungen, und stehen dafür zur Verfügung 1017 Mark 15 Pfg. sowie die Zinsen seit I. Januar der bei der Oberlausitzer Bank angelegten Barbestände. " Lohmen bei Pirna. Hier wirkte einst Pfarrer Nikolai, der mit Gößinger sich den Ehrennamen eines Mitentdeckers der Sächs. Schweiz erworben hat. Nachdem nunmehr an den Gesamtvorstand des Gebirgsvereins das Ersuchen ge richtet wurde, das Grab Nikolais auf dem hiesigen Fried- Hofe in Pflege zu nehmen, will der Verein die geforderten 50 Mk. unter der Bedingung gewähren, daß die Grabstätte auf mehr als 20 Jahr gesichert bleibt. Bei der Beratung hierüber bezeichnete man das Eintreten für die letzte Ruhe stätte Nikolais als eine Ehrenpflicht des Gebirgsvereins. Kötzfchenbroda. Im hiesigen Gewerbeverein hat sich ein Ausschuß gebildet, der die Vorarl eiten zur Veran staltung einer Gewerbeausstellung besorgen soll. Man beabsichtigt die große Festhalle, welche anläßlich des Elb- gausängerfestes erbaut wurde und die sowieso im Interesse der Kötzschenbrodaer Vogelwiese mehrere Jahre stehen bleibt, für die Zwecke einer Ausstellung zu verwenden. Chemnitz." Bekanntlich "hatte am 5. Februar, kurz vor der Nachwahl von Vertretern der Arbeitnehmer zur Generalversammlung der hiesigen Ortskrankenkasse, der Stadlrat die Amtsenthebung des Vorsitzenden Hau schild und des Vorstandsmitglieds Landgraf, beides Sozial demokraten, verfügt und diese damals großes Aufsehen erregende Verfügung ausführlich begründet. Acht Punkte waren angeführt worden zum Beweise dafür, daß die ihres Amtes Enthobenen sich grober Pflichtverletzung hätten zu schulden kommen lassen. Gegen diese Verfügung hatten die Genannten sofort Rekurs erhoben. Das Verwaltungs gericht hatte sich zunächst für unzuständig erklärt; es mußte aber nun doch zur Sache verhandeln, nachdem auch das Oberverwaltungsgericht die Sache wegen sachlicher Unzuständigkeit zurückgewiesen hatte. Am Freitag fand die Verhandlung im Verwaltungsgebäude der Kreishaupt mannschaft statt. Nach einstündiger Beratung wurde die Entscheidung gegeben, die den Rekurs als unbegründet zurückwies. Somit bleibt es bei der Amtsenthebung. Limbach. Mit einem Kostenaufwand« von etwa 40 000 Mark hatte die Deutzer Motorenfabrik auf Langen berger Flur ein Pumpwerk errichtet, durch das stündlich 150 000 Liter Wasser von Langenberg an den Limbachrr Hochbehälter gelangen. Letzterer lieferte bislang nur 50000 Liter stündlich. Mittweida. Die städtischen Kollegien haben ein stimmig eine Neuregelung der Gehälter der städtischen Beamten beschlossen. Die bewilligten Gehaltsaufbesserungen, mit 1. Juli d. I. in Kraft tretend, verursachen eine jähr liche Mehrausgabe von 9300 Mark. Für Herausgabe eines neuen Adreßbuchs für Mittweida und Ümgegend be willigten die städtischen Kollegien eine Beihilfe von 400 M. Waldenburg. In Gegenwart "der Spitzen de? Be hörden fand am Donnerstag vormittag die feierliche Grund steinlegung für den Neubau der gewerblichen Fach- und Fortbildungsschule statt. Werdau. Schon wieder ist von einem schweren Be triebsunfall zu berichten, der sich am Freitag vormittag in einer hiesigen Eisenkonstruktionswerkstatt ereignet hat. Dort kam der etwa 32 Jahre alte Handarbeiter Franz Wolf von hier mit dem rechten Unterarm in eine Patcnt- eisenschere, wobei dem Manne der Arm glatt abgeschnitten wurde. Schwarzenberg. Auf die hiesige Bautätigkeit hat die Gewißheit, daß die König!. Amtshauptmannschast hier verbleibt, einen sehr günstigen Einfluß ausgeübt. Eine Anzahl von Wohnhäusern und ein Fabrikgebäude wird