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WHeritz-Wimg. 66. Jahrgang Dienstag, den 9. Januar 1900. Die „Weiheritz. Zeitung" «scheint «Schentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis viertcljithrlich 1M. 25 Psg., zweimonatlich »4 Psg., cinnionatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Psg. — All- Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend AmtsLkatt für di- Königliche Hlmtshauptmannschast, das Königliche Amtsgericht nnd den Stadtrach zu Dippoldiswalde Verantwortlicher Ardarteur: Paul Jehue. - Druck und Verlag von Carl Irhne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Unterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirthschaftlicher Monats-Beilage. Nr. 3. Inserat«, welche bei dck> bedeutenden Luslag« de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Psg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirie Inserats mit entsprechen dem Ausschlag. —Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzelle 20 Pfg. Die Ortsbehörden des hiesigen Bezirks werden auf die §8 25,1, 46,11 und 57,1 der deutschen Wehrordnung vom 22. November 1888 hierdurch aufmerksam gemacht. Darnach haben dieselben zu Anfang des Monats Januar Aufforderung wegen Anmeldung der Militärpflichtigen zur Militärstammrolle in der Zeit vom 15. Januar bis 1. Februar zu erlassen, thunlichst bis 8. Februar aber die Stammrollen nebst den Geburtslisten des jüngsten militärpflichtigen Jahrganges, Loosungsscheinen, Geburts scheinen und sonstigen Belegen anher einzureichen. Gleichzeitig wird noch darauf aufmerksam gemacht, daß alle vorgekommenen Be strafungen der Militärpflichtigen zu den betreffenden Stammrollen - Einträgen zu ver merken siild. Dippoldiswalde, den 2. Januar 1600. Der Civilvorsitzende der König!. Ersatz-Kommission -es Aushebung^ bezirkes Dippoldiswalde. 1 L. Lossow, Amtshauptmann. . Hn. —- - —- .. ..-7—-7—. Nachbestellungen aus die „Weiheritz-Zeitung" für das erste Quartal werden jederzeit noch von allen Post ämtern, Briefträgern, sowie von der Verlags- e.rpedition in Dippoldiswalde angenommen. DerAbonnementspreis beträgt nur l M. 25 Pf. Tägliche Erinnerungen aus der sächsischen Geschichte des I». Jahrhunderts. Nachdruck verboten. 9. Januar. 1871. Kapitulation der Festung Peronne. — Nentontre der 3. Kompagnie des 2. Besatzungs-Bataillons Nr. 4b mit Franktireurs bei Liezey. 1873. Tod des französischen Exkaisers Louis Napoleon III. zu Lhislehurst in England. Er war der 3. Sohn von Louis Bonaparte und der schönen Königin Hortense, wurde geboren ani 20. April 1808 im Palais Royal zu Paris und war Kaiser der Franzosen vom 2. Dez. 1852 bis 4. September 1870. 1878. Thronwechsel in Italien. In Folge des Todes von König Viktor Emanuel übernimmt dessen Sohn König Hum bert I., welcher mit der Nichte des süchs. Königs ver ehelicht ist, die Regierung. 10. Januar. 1871. Nachtgesecht der b. Kompagnie des Leibgrenadier-Re- gimcnts Nr. 100 vorwärts Aulnai). — Die sächsische Reservebatterie Krutzsch tritt in Versoul unter die Be fehle des badischen Oberst von Bayer und kommt am 15., Ib. und 17. bei Plouchaur, Lhavonieur und Frahier ins Gefecht. — Beginn der dreitägigen Schlacht bei Le Mans. Die innere politische Lage im neuen Iahre. An einem und demselben Tage, am y. Januar, dem heutigen Dienstag, nehmen der deutsche Reichstag wie der preußische Landtag ihre Thätigkeit wieder auf; ersterer setzt jetzt allerdings nur seine durch die Weihnachtsferien pause unterbrochenen Arbeiten einfach fort, während letzterer in eine neue Session eintritt. Für beide Parlamente aber steht der anhebende neue Abschnitt ihrer Wirksamkeit unter einem großen Fragezeichen, welches für den Reichstag durch die signalisirte Flottenvorlage, für den Landtag durch die in Umarbeitung begriffene, in der vorigen Session gescheiterte Kanalvorlage repräsentirt wird. Ueber das muthmaßliche parlamentarische Schicksal des neuen Flottengesetzes läßt sich freilich schon deshalb noch durch aus nicht Bestimmtes sagen, weil der Entwurf desselben dem Reichstage noch nicht zugegangen ist. Zwar wurde daselbst bei der allgemeinen Etatsdebatte die aufgeworfene Frage der abermaligen Flottenverstärkung ziemlich ein gehend berührt, schließlich haben jedoch die betreffenden Erörterungen über die Stellungnahme der deutschen Volks vertretung gegenüber dem schwebenden Flottenprojekte nichts Greifbares gezeitigt, und vermochten sie dies auch garnicht, eben, weil der Reichstag über eine Vorlage, die er noch nicht kennt, sich nicht im Prinzip äußern kann. Nur das Eine darf schon als gewiß gelten, daß der Reichstag mit der Entscheidung über die neue'Flotten vorlage zugleich sein eigenes Geschick in der Hand hält, daß eine etwaige Ablehnung derselben sicherlich seine Auf lösung zur Folge haben würde. In den Reden, mit denen sich die verschiedenen Regierungsvertreter bei der erstmaligen Etatsverhandlung des Reichstages zur Flotten frage äußerten, vermieden sie es allerdings sorgsältig, eine mögliche Auflösung des Reichsparlaments auch nur zu streifen, nichtsdestoweniger ist es zweifellos, daß die ver bündeten Regierungen das etwaige Scheitern des Flotten- verstärkungsgesetzes mit einer solchen einschneidenden Maß regel beantworten würden. Hat doch soeben erst Kaiser Wilhelm in seiner Ansprache bei der militärischen Jahr hundertfeier im Berliner Zeughause abermals seinen un erschütterlichen Entschluß betont, die in Angriff genommene Neuorganisation der deutschen Flotte durchzuführen, sicher lich würde darum der Schirmherr des Reiches, falls dies nöthig werden sollte, zur Verwirklichung des jüngsten Flottenprojektes an die Nation appelliren. Während so der Reichstag im ernsten Zeichen der Flottenfrage seine Verhandlungen im neuen Jahre fort setzt, vollzieht sich der Beginn der neuen Session des preußischen Landtages gleichfalls unter dem Ausblicke auf eine möglicher Weise kommende parlamentarisch-politische Krisis. Dieselbe war eigentlich schon in der letzten Session des Landtages vorhanden, als über das Schicksal der Kanaloorlage iin Abgeordnetenhause wochenlang hin- und Hergesttitten wurde, bis das Projekt endgiltig scheiterte. Schon damals wurde vielfach geglaubt, die Regierung würde die Verwerfung des Gesetzentwurfes über den Rhein-Elbe-Kanal mit der Auflösung des Abgeordneten hauses und Ausschreibung von Neuwahlen beantworten, indessen, trotz der vorher ini Abgeordnetenhause geführten drohenden Sprache der Herren Minister, trotz der offiziösen Preßkanonade gegen die Kanalopposition geschah schließ lich weiter nichts, als daß die kanalfeindlichen Landräthe und Hofwürdenttüger gemaßregelt wurden. Inzwischen ist der gescheiterte Entwurf des Kanalgesetzes einer noch nicht abgeschlossenen gründlichen Umarbeitung und Er weiterung unterzogen worden, von welcher man regierungs seitig, nach den Aeußerungen der Berliner Regierungs presse, bestimmt erwartet, daß sie die Konservativen des Abgeordnetenhauses bewegen werde, wenigstens zum guten Theil ihren Widerstand gegen den Rhein-Elbe-Kanal end lich sahren zu lassen. Außerdem heißt es, die Regierung wolle den Konservativen einen weiteren Beweis versöhn lichen Entgegenkommens geben und die politischen Be amten, welche ihre Abstiminung in der Kanalangelegenheit mit dem Verlust ihrer Aemter büßen mußten, nächstens wieder zu Gnaden annehmen. Vis jetzt scheint aber weder die in Angriff genommene Erweiterung der Kanalvorlage noch die in Aussicht gestellte „Begnadigung" der gemaß regelten Landräthe u. s. w. besonderen Eindruck auf die konservativen Kanalgegner zu machen, sodaß es vielleicht zu einem nochmaligen scharfen Kampfe im Abgeordneten hause wegen des Kanalunternehmens kommen wird, bei welchem die Chancen für die Regierung kaum wesentlich günstiger stünden, als im vorigen Jahre. Diesmal dürfte es jedoch bei einem nochmaligen Scheitern der Kanal vorlage Ernst mit der Auslösung des Abgeordnetenhauses werden, alsdann würde sich freilich der nachfolgende Wahlkampf mit so wunderlich verkehrten Fronten ab spielen, wie dies in Preußen lange nicht mehr dagewesen ist. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Nächsten Donnerstag Abend wird im Rathhaussaale von l)r. Julius v. Payer aus Wien ein öffentlicher Vortrag über den Nord- und Südpol und die moderne Eisschiffahrt gehalten werden. Der Vor tragende hat schon 3 Nordpolerpeditionen mitgemacht, ist mit seinen Gefährten monatelang auf einer riesigen Eis scholle vom 71» n. Br. bis zum 61» gefahren, hat auf Grönland den Franz Josef-Fjord entdeck, dessen 2000 Meter hohe Küstenspitze nach ihm den Namen Payer- Spitze führt, und er gedenkt, sich in den nächsten Jahren zu einer Fahrt nach dem Südpol auszurüsten. Außer dem hat sich Herr v. Payer als kühner Alpenforscher be rühmt gemacht, sowie er auch als Maler auf mancher Kunstausstellung mit Auszeichnungen bedacht worden ist. Aus alledem ist zu ersehen, daß man höchst interessante und wahrheitsgetreue Schilderungen der Polargegenden zu hören bekommen wird, und machen wir daher unsere Leser auf die Einladung im Anzeigentheile unseres Blattes aufmerksam. — Mr rechtzeitiges Erscheinen am Brandplatz und erfolgreiche Löschthätigkeit gelegentlich des Brandes bei dem Mühlenbesitzer Körner in Ammelsdors am 9. Novbr. v. I. hat die Königliche Brandversicherungskammer den Spritzen der Gemeinden Schönfeld und Hennersdorf Prämien nach Höhe von 30 Mk. und 25 Mk. bewilligt. — Nächstes Ostern zu besetzen: Die ständige Lehrer ¬ stelle zu Waltersdorf. Kollator: die oberste Schul behörde. Einkommen 1305 Mk. Grundgehalt vom Schul dienste, 26 Mk. für kirchendienstliche Verrichtungen, das gesetzliche Honorar für Fortbildungsschulunterricht, Amts wohnung mit Gartennutzung und freie Heizung der Woh nung im Werthe von 70 Mk.; auch würde die Mau des Lehrers den Unterricht in weiblichen Handarbeiten über nehmen können. Vewerbungsgesuche mit den erforder lichen Zeugnissen sind bis zum 26. Januar zu richten an den Königlichen Bezirksschulinspektor vr. Lange in Dippol diswalde. — Für den II. Februar d. I. plant die freiw. Feuerwehr ein Concert zum Besten ihrer Unterstützungs- Kasse. — In der Zeit vom 16. bis 31. Dezember 189» ist im Königreiche Sachsen die Maul- und Klauenseuche außer 13 Mal in Schlachthöfen noch in 144 Gehöften zum Ausbruch gekommen, darunter je in einem Gehöfte der Stadt Dippoldiswalde und in Seifersdorf und Ulbern dorf. — Außerdem traten noch der Milzbrand in 12 Ge höften, die Tollwuth in 3 Ortschaften und der Bläschen ausschlag in einem Gehöfte auf. — Für das 12. und 19. königlich sächsische Armee korps ist der dienstälteste Divisionspfarrer eines jeden zum Militäroberpsarrer ernannt worden. Im Einverständnis mit dem königlichen Kriegsministerium wird daher dem selben für die obere Leitung der Militärseelsorge und Auf sichtsführung über dieselbe die Mitwirkung eines aus den Mitgliedern des Landeskonsistoriums zu wählenden geist lichen Kommissars zur Verfügung gestellt. — Welche Glocke ist in Sachsen die berühmteste uijd merkwürdigste? Unstreitig die zu Geyer im sächsischen Erzgebirge, eine Meile von Annaberg gelegen. Denn als Kunz von Kaufungen die beiden sächsischen Prinzen Grifft und Albert geraubt hatte (am 7. Juli 1455) und deshalb im ganzen Lande Sturm geläutet wurde, um alle Ein wohner aufzubieten, den stechen Räuber zu entdecken und gefangen zu nehmen, zersprang die Glocke in Geyer von der allzu heftigen Bewegung; der Kurfürst Friedrich der Sanstmüthige ließ die Glocke nochmals umgießen unb diesen Prinzenraub nebst des Köhlers Bildniß auf dieselbe anbringen. — Die spanischen Schwindler lassen neuerdings wieder von sich hören, und zwar handelt es sich jetzt um einen „hochgestellten spanischen Offizier", der bei seinem Weggang von den Philippinen dort 130000 Pfund Sterling vergraben hat. Schmiedeberg. In Bezug auf die Bewegung in der Gemeinde während des Jahres 1899 ist zu ver zeichnen, daß insgesammt 440 Personen zur An- und 302 Personen zur Abmeldung gelangten. Unter den An gemeldeten beträgt die Zahl der männlichen Personen 275, die der weiblichen 165, einschließlich 41 Familien mit 67 männlichen und 73 weiblichen Köpfen und 82 Geburten, darunter 41 Knaben und 41 Mädchen. — Bei den zur Abmeldung gekommenen Personen sind 183 männlichen und 119 weiblichen Geschlechts, einschließlich 25 Familien mit 48 männlichen und 50 weiblichen Köpfen und 28 Verstorbenen — 15 männliche (darunter 11 Kinder) und 13 weibliche (darunter 8 Kinder) aus schließlich 3 Todtgeburten (2 männl., 1 weibl). Die Ein wohnerzahl ist somit im Laufe des Jahres 1899 um 138 Köpfe (92 männl, und 46 weibl.) gestiegen, seit der Volkszählung 1895 von 1094 (558 männl, und 53b weibl.) auf 1513 (808 männl, und 705 weibl.) 1890 betrug die Einwohnerzahl Schmiedebergs 802, 1885 67» Köpfe. Reichstädt. Im vergangenen Jahre sind hier ge boren 38 Kinder und zwar 19 Knaben und 19 Mädchen. Unter den Neugeborenen waren 1 außereheliches und 3 todtgeborene. Aufgeboten wurden hier 11 Paare, von denen 7 Paare hier getraut worden sind. Gestorben sint» 25 Personen, unter ihnen 12 Erwachsene und 13 Kinder.