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Xr. 39. Friedrich Heorg Wiecks 1864. Ncuiinndzwanzigster Jahrgang. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter. Wöchentlich ein Bogen Herausgegeben von vr. Otto Dammer k' Tie Cisen-Bcrgwcrke, der Ciscnhiittcn-Bctricb und die Eisen-Jndnstric in Europa. Mit ,,Eisen" pflegt die Sprache des gewöhnlichen Ledens nicht das reine Eisen zu bezeichnen, welches, meist kosmischen Ursprungs, sich als solches nur in Meteorsteinen findet, sondern das gewöhnliche, mehr oder minder aus verschiedenen Elementen zusammengesetzte Metall, dessen Hauptdcstandtheile außer dem Eisen hauptsächlich Kohle, Kiesel, Schwefel und Phosphor sind, wornnter die Kohle am wichtigsten ist. Denn je nachdem sich diese im Eisen vorfindet, bildet es die drei bekannten Arten des Gußeisens, Schmiedeeisens und Stahls, während Schwefel ein Hauptbestandthcil des rothbrüchigen, Phosphor des kaltl'rüebigen Eisens ist. Die Zusammensetzung des CisenS hat einen großen Einfluß auf die Qualität des Eisens und daher kommt eS, daß die un Handel verkommenden Eisensorten von i so ungleichem Werth sind. Und neben der inneren Verschiedenheit modificirt auch die mechanische Bearbeitung bedeutend den Werth des Metalls, wie denn beispielsweise das Stabeisen wesentlich von der Verdichtung beim Schmieden abhängt. Das Eisen ist das unschätzbarste Metall, dem Menschen zu tausend- facheu Zwecken von der Hand einer gütigen Vorsehung geliehen, unendlich werthvoller, weil unendlich verwendbarer, als selbst das Gold, unsere heutige Kultur beruht auf dem Eisen zu nicht geringem Theile, ohne Eisen wären die größten Thaten der Geschichte nicht ge schehen, ohne Eisen keine Majchincn vorhanden, ohne dasselbe fehlte uns eine der mächtigsten wirtbschaftlichcn Kultur-Jnstitutionen der Gegenwart — die Eisenbahnen. ES ist deshalb wohl wcrth, daß man einmal den Blick weiter gehen läßt und mit einigen Worten die Produktion Europas zu sammenfaßt, um ein Gesammtluld derselben zu gewinnen. In Deutschland finden sich hauptsächlich jechs Arten von Eisen stein: Magneteisenstein, Notheisenstein, Brauneisenstein, Raseneisen- stein, Thoneisenstein und Spatheisenstcin, während der für Englands Eisenindustrie wichtigste „Blackband" lKokicneisenstcinj sich nur in wenigen Gangarten vorfindet und in größeren Quantitäten erst vor einigen Jahren in Westphalen gefunden wurde. Gute Qualitäten haben schlesische Bergwerke und die Habelschwerdtcr Gruben. Häufiger ist das Hämathitgestcin l,,Blutstein"j, dessen schon Theophrast auS dem Altertbum erwähnt. Die weichere Art ist die gcsä'ägtere. Diese Roth- und Brauneisensteine finden sich hauptsächlich iu der weiten rheinisch-westphälischen Hügclgegend, im Lahn- nnd Sieggedietc. Hier sind die reichsten und ergiebigsten Bergwerke des ganzen Landes, namentlich zu Wieden —, denen die hannöverschen im unteren Harze bei weitem nicht glcichkommen. In Schlesien ist das Ergcbniß schon geringer. Am wichtigsten für die deutsche Fabrikation ist der Spath- eiscnstcin, der seines Maugangcbaltcs wegen sich vorzüglich zur Stahl fabrikation eignet. Er findet sich hauptsächlich in Westphalen und hat hier vorzugsweise zum Rcichthum der Gegend bcigetragen, indem das reiche Ergebniß der Gruben zur Entwickelung der Stahlfabri- kation hinführt. Oesterreich ist bekanntlich ganz besonders reich gesegnet nut mine ralischen BergwerkSschätzcn. Hämathit findet sich in den krvstallini- schen Schiefergebirgen von Böhmen, Mävren, Schlesien und Ungarn, während in der Stcinkohlcnformation von Steiermark, Kärnthen, Krain und Tirol mehr Spathciscnstein vorherrscht. Wie sehr sich der Bergbau in Oesterreich gehoben hat, ist daraus zu ersehen, daß im Jahre 1860 sich die Produktion auf 1,000,000 Tonnen l» 20 Etr.) belief, so daß nur »och 9000 Tonne» Roheisen eingeführt zu werden brauchten, während sich ein Jahrzehnt früher das Ergebniß auf kaum 1/4 der Produktion belief und mehr als drei Mal so viel vom Aus- laude importirt wurde. In England sind cs zwei Vorzüge, welche den Eisenindustrie zweig zu einem der ergiebigsten im ganzen Lande machen, und zwar einmal die Ausbeute des vorkommendeu Erzes, die oft nicht weniger als SO—60 pCt. beträgt (in dem Lahn - und Sieggebiete, unserem ergiebigsten Distrikte, durchschnittlich 40—50 pCt., in Schlesien 30 bis 35 pEt.l, sodann aber jener bekannte, vielgerühmte Vorzug, das Zusammentreffen von Kohlen- und Eiscngängen, also Erz und un- mittelbar daneben die gebundene Flamme und Gluth, die cs schmilzt und so erst menschlichen Gebrauchszwecken zusührt. Die hauptsächlichsten Gebiete des englische» Eisens sind für Notheisenstein Lancashire und Westmorcland. Auf der letzten Lon doner Jndustrie 'AuSsteUnng stellte die Varkstoe-Mining-Eompaguie Eisenstein von 95 pCt. Eisenoxyd-Gebalt ans! Brauneilenstein kommt hauptsächlich aus Dcvonshire, Eornwallis und SüdwaleS, Spatheisenstcin aus den Minen von Breudonhills, Tboueisenstein bilden den Hauptrcilbthum der schottischen Bergwerke, die auck die vorzüglichsten Kohlenminen haben. Was die Kolonien anlangt, so sind seit 1842 in Kanada reiche Lager des vorzüglichsten Magnet eisensteins aufgedcckt. Indien war schon im Altcrlhum wegen seines Eisenrcichtbums bekannt, nur ist der Betrieb der Werke noch ein wenig rationeller. Die bedeutende Entwickelung deS indischen Eisen-