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Vaterländische Beitrüge Nr. Dresden, den »6. Februar >3»6. 6. Versuch einiger Bemerkungen über das Studium der Geschichte. (Von Friedrich von Klotz.) Um Weltbürger zu seyn, muß man die Mensch heit lieben, um sie zu lieben, muß man sie kennen; denn man kann keinen Gegenstand wahrhaft lieben, ohne ihn zu kennen. Um daher diesen Zweck zu erreichen, ist es nothwendig, die Weltgeschichte zu srudiren. In dem Entstehen, Steigen und Sinken der Völker, in ihrem Blühen und Gedeihen spricht sich der Geist der Menschheit aus, und wenn ein un aufhörliches Bilden und Zerstören auf Erden wal tet; wenn Völker, welche auf der höchsten Stufe menschlicher Kultur standen, wieder herabfinken in ein rohes Daseyn der Unwissenheit und Barbarei; wenn man sieht, daß diese Ereignisse, welche die Geschichte darbietet, anstatt warnende Lehre für die Nachwelt zu seyn, immer wiedcrkehren, so kann man die Menschheit deshalb unmöglich has sen. Der einzelne große Mann stirbt auch den physischen Tod, doch sein Geist lebt wohlchätig wirkend fort durch Jahrhunderte. So auch das Große aller Völker und Nationen. Völker sinken, aber das ganze Menschengeschlecht strebt fortwäh rend aufwärts auf der Dahn der Vervollkomm nung. Der leitende Weltgeist vertraut nicht fort während derselben Nation den höchsten Grad der Bildung und Aufklärung, sondern dem ganzen Ge schlechte, wo er fortschreitend wandelt von Volke zu Volke. Um sich zu überzeugen von diesem all gemeinen Fortschreiten, trotz des einzelnen Herab sinkens, blicke man zurück auf die alten klassischen Völker: die Griechen und Römer. Ohngeachtet der Glorie, in welcher sie uns erschienen, ohnge achtet der Stufe von Vollkommenheit, auf welcher sie wirklich standen, wird man finden, daß ihre Staaten nicht philosophisch begründet, sondern rein faktisch waren, daß sie wohi glühende Liebe für Freiheit, aber kein Gefühl für Menschenrechte hatten; denn sonst würde es ihnen unmöglich ge wesen seyn, Sklaven zu dulden. Während das ewig rege Bilden und Zerstören auf diese Art das langsame Fortschreiten der ge, sammten Menschheit bewahrt, deren Völkerschaf ten jedesmal nur bis zu einem durch bas Zeitalter