Volltext Seite (XML)
MochMtt für WlsW Tharmdt. DD, Menlkhn mid die UmskM-k« Imtsölatt Freitag, den 1. Juli No. 53 1892 Erscheint wöchentlich zweimal u.zwarDienstags und Freitags. — Abonnemcntspreis Vierteljährlich 1 Mk., durch die Post bezogen 1 Mk. 25 Pf. — Einzelne Nummern 10 Pf. für die Agl. Amtshauxtmannschaft Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Horstrentamt zu Tharandt. Inserate werden Montags und Donnerstags bis Mittags 12 Uhr angenommen. , Jnsertionspreis 10 Pf. pro dreigespaltene Corpuszeile. sympathischen Worte im Gedächtnisse behalten, die er vorher wiederholt unserm Vaterlande widmete." Wodurch allein kann das Handwerk gehoben werden? Die Antwort hierauf ist, wenn von jedem Hand werker folgende Sätze voll und ganz beachtet werden: „Eigne dir genügende Erfahrung an, ehe du ein Geschäft begründest. — Fange dein Geschäft klein an. — Schaffe das beste Hand werkszeug an. — Kaufe nie mehr ein, als du baar bezahlen kannst. — Handwerker, unterschreibe keine Wechsel! — Schicke Rechnung bei Ablieferung der Arbeit. Wer 3 Monate nach Ertheilung der Rechnung nicht bezahlt, den verklage. — Ueber Einnahme und Ausgabe soll stets regelrecht Buch geführt werden. — Vorräthe halte so viel als möglich unter Verschluß. — So lange dein Personal arbeitet, fei auch selbst in der Werk statt. Bezahle deine Leute anständig, doch behalte nur fleißige und tüchtige Personen. — Gieb nur solche Arbeit aus dem Hause, mit welcher du Ehre einlegst; kannst du aber an der Arbeit nichts verdienen, so übernimm sie nicht. — Hast du zu bestimmter Zeit Arbeit versprochen, so halte auch Wort. — Gehe früh schlafen und stehe früh auf. — Sei mäßig bei jedem Ge nüsse. Gehe mit Lust und Eifer an deine „Berufspflicht". Diese Mahnung an den Handwerkerstand wurde in einem Ge werbeverein gegeben, was wohl ein Beweis dafür ist, daß man in den Kreisen des Handwerks selbst zu der richtigen Einsicht gelangt ist, daß nur auf dem Wege eigener ernster, tüchtiger Ar beit der Handwerkerstand sich heben kann. Einer Berliner Drahtnachricht der „Times" zufolge wird die Möglichkeit einer Annäherung zwischen Rußland und Deutsch land in volkswirthschaftücher Hinsicht von der russischen Re gierung jetzt ernstlich in Betracht gezogen und von jenen Au toritäten warm befürwortet, welche den Ernst der wirthschaft- lichen Lage Rußlands genau kennen. Deutschland sei jedoch entschlossen, keine Zugeständnisse zu machen, ausgenommen, wenn die hohen russischen Einfuhrzölle auf Eisen und Kohlen ermäßigt werden. Wie die „Kreuzzeitung" mit Bestimmtheit behauptet, hat der Zar in England einen Korb für seinen Sohn, den russischen Thronfolger bekommen. Die Murter der erstrebten Braut habe nämlich von einem Glaubenswechsel ihres Kindes nichts wissen wollen. Zwischen der deutschen und der spanischen Regierung ist jetzt eine Verständigung über eine Verlängerung des vorläufigen Handelsvertrages, und zwar für die Zeit vom 1. Juli bis zum 30. November d. I. getroffen woroen. Wie die „Köln. Ztg." meldet, gewährt Spanien der deutschen Einfuhr die Sätze seines Minimaltarifes unter Ausschließung jeder unterschiedlichen Be handlung im Vergleich zu anderen Staaten und für die Ein fuhr nach Kuba und Puertorico die Sätze der dortigen Minimal tarife, hier aber unter Aufrechterhaltung der den Vereinigten Staaten vertragsmäßig eingeräumten Vorzugsbegünstigung. Umgekehrt gewährt Deutschland der spanischen Einfuhr die Sätze Bekanntmachung. In dem zum Vermögen des Braumeisters Hermann Wilhelm Müller in Aessel-dorf eröffneten Konkursverfahren soll mit Genehmigung des Königlichen Amtsgerichts Asdmff die Schlukvertheilung erfolgen. Nach dem auf der Gerichtsschreiberei erwähnter Behörde niedergelegten Verzeichnisse sind 10,267 Mark 83 Pf. bevorrechtigte und 5567 Mark nichtbevsrreehtigte Mennigen bei einem verfügbaren Massebestand von Mark 87 zu berücksichtigen, sodaß demnach die nichtbevorrechtiqten Forderungen sämmtlich leer ausqehen. Dresden, am 29. Juni 1892. Der Konkursverwalter. Rechtsanwalt Grasvevsteigerung. Die diesjährige Grasnutzung von den Wiesen des Sxechtshausener, Naun-srfer und Grillenburger Forstreviers soll Mittwoch, den 13. Juli d. I. Bormittags von 9 Uhr an im Gasthofe zu Grillenburg ^einzelnen Parzellen, gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. König!. Oberforstmeisterei Grillenburg und König!. Forstrentamt Tharandt, am 22. Juni 1892. Tagesgeschichte. R Die Aussprache des Fürsten Bismarck gegenüber dem Michter'tatter der „Neuen freien Presse" hat nicht nur in Deutschland, sondern auch in Oesterreich und zwar keineswegs ^schließlich in offiziellen oder ausgesprochen bismarckfeindlichen Weisen stellenweise unangenehm, ja peinlich berührt. So schreibt in Wen erscheinende „Deutsche Zeitung": „Die eifrigsten Mehrer des großen deutschen Staatsmannes werden uns das Heugniß richt versagen können, daß wir in den letzten Tagen Bedeu.ung unseres Gastes, die Verdienste, welche er sich das dmrsche Volk und uin Europa, durch die Schaffung deutsch- österreichischen Bundes aber auch um Oesterreich- Mgarn ervarb, auf das wärmste würdigten. Wir verstehen fad Treiben derjenigen nicht, die durch kleinliche Nörgeleien an Verdunsten nur ihr eigenes politisches Urtheil in den Matten fielen, und wir halten es für überflüssige Mühe, Urthele zu entkräften. Die umfangreiche Darlegung welche der einstige Kanzler eben am letzten Tage seines wiener Auferthaltes bot, enthält einige Einzelheiten, an welche wir die kritische Sonde legen möchten. Fürst Bismarck jE die Ansiyt geäußert haben, daß durch den neuen Kurs deutschen Politik der Einfluß Deutschlands in Petersburg ^wichtet war». Ist diese Aeußerung richtig wiedergegeben, so Achten wir stauben, daß Bismarck dabei von seiner Ver- i^imung übe» die neueren Vorgänge in Deutschland geleitet ^ar. Wir ernnern uns wiederholter Bemerkungen, welche der dürft noch in >en letzten Jahren seiner Wirksamkeit in dem ^inne that, d«ß jener Einfluß schon damals völlig erschüttert und wir landen auch an die Richtigkeit dieser Auffassung, unseres Erahtenö jedes Einwirken auf die halsstarrige und fichende Politil Rußlands schon seit einer Reihe von Jahren Mig unmöglick erscheint. Fürst Bismarck selbst hatte schließlich seiner Stelling gegenüber Rußland mit den gleichen Schwierig- 'eiten zu känipfei, die heute vom Grafen Caprivi bewältigt '"fiden müssen, nd die eigentliche Ursache des heiklen Ver- Mnissts zwischen Deutschland und Rußland ist demnach nur Petersburg uw nicht in Berlin zu suchen. Einen nicht sehr sympatchen Eindruck müssen auch die Bemerkungen Mmarcks über de deutsch - österreichischen Handelsvertragsver- Mdlungen hervorufen. Fürst Bismarck ist nicht der Mann Schmeicheleiei; hätte er aber der österreichischen Eitelkeit Iwmeicheln wollen so wäre es sicherlich nicht damit geschehen, er die Erfolg der österreichisch-ungarischen Delegirten in Verhandlung« als ein Ergebniß der geringen Gewandt- M der deutschen Hertreter bezeichnete. Das scharfe Urtheil vw einstigen Kanrrs über die Funktionäre des eigenen Landes . vd in jedem Fab hier wie in Berlin befremden, ohne irgend fanden zu erfreun. Der große Mann, der durch vier Tage j '"Rr Gast war, ff am Schluffe seines Aufenthaltes der Ver- Mmg unterlegen, ich im Sinne mancher verbitterter Kund- Mingxn seiner berschen Preßorgane zu äußern. Wir wollen ü'"' diese Dinge rach hinweggehen und die wahrhaft erfreuenden Monksg, ölen 4. Juli ll. DIsokmittsgs 1 Uki- gelangen in dem Dorfe Herzogswalde folgende Gegenstände als: 1 Wäschmangel, 1 Handwagen, I Kommode mit Glasschrank und 1 Schwein zur Versteigerung. Bieterversammlung im dasigen Gasthofe. D- Wilsdruff, den 28. Juni 1892. »U8vli, Ger.-Vollz. In dem zum Nachlaßvermögen des Schnittwaarenhändlers Larl August Wehner in Wilsdruff eröffneten Konkursverfahren soll mit Genehmigung des Königlichen Amts- Mchts Wilsdruff die Schlußvertheilung erfolgen. Nach dem auf der Gerichtsschreiberei des obengenannten Kgl. Amtsgerichts niedergelegten Verzeichnisse ist ein Massebestand von 2433 Mark 35 Pf. vorhanden und ist eine be vorrechtigte Forderung von 4680 Mark sowie nichtbevorrechtigte Forderungen in Höhe von 1911 Mark 48 Pf. zu berücksichtigen. Wilsdruff, am 29. Juni 1892. Der Konkursverwalter. Rendant. der Konventionaltarife, sodaß deutscherseits Spanien thatsächlich auf denr Fuße der Meistbegünstigung behandelt wird. Der Umstand, daß die Franzosen sich mit dem Gedanken tragen, im Jahre 1900 eine große Weltausstellung in Paris abzuhalten, hat für Deutschland die Wirkung gehabt, daß die Kreise, die für das Zustandekommen einer Berliner Weltaus stellung lebhaft eingetreten sind, sich zu erneutem Eifer ange- spornl füblen. Sie werden jetzt Alles aufbieten, um das Zu standekommen der Weltausstellung in Berlin spätestens im Jahre 1898 zu ermöglichen. Der Reichskanzler hatte nicht nur mit dem Geheimrath Werner, v. Siemens, sondern auch mit anderen hervorragenden Industriellen aus verschiedenen deutschen Staaten und auch mit einigen Parlamentariern, die für diese Frage ein gewisses autoritatives Ansehen haben, längere Unterredungen, aus denen einzelne der Betheiligten den Schluß ziehen, Graf Caprivi werde das Projekt nach Kräften fördern. Petersburg. Die Cholera nimmt längs der Transkas- pibahn an Heftigkeit zu. Nach Baku sind etwa 50 Cholera kranke gebracht, wovon mehr als 15 bald nach ihrer Einbringung starben. In Astrachan herrschen deshalb große Besorgnisse. Der Emir von Buchara gab seine Reise nach Rußland wegen der Cholera auf. Vaterländisches. Wilsdruff. Vom herrlichsten Wetter begünstigt beging am Sonntag und Montag unsere Bürgerschützengesellschast ihr Königsscheibenschießen. Eingeleitet wurde das Fest am Sonn bend Abend durch einen Zapfenstreich und am Sonntag Morgen durch festliche Reveille; Straßen und Häuser prangten in frischem Grün und reichem Flaggenschmuck; Vormittags 10 Uhr zog die Königswache auf, auf welcher auch dieses Jahr manch lustiger Streich ausgefühn wurde. Nachmittags 3 Uhr fand die festliche Ausführung des Königs „Eduard" statt, an welcher sich alle Vereine mit ihren Fahnen zahlreich betheiligten und der Festzug dadurch ein prächtiges Bild bot. Auf der Festwiese angelangt, entwickelte sich bald das sogenannte Vo gelschießleben, welches bis in die späteren Abendstundenanhielt. Montag Vormittag fand im Saale des Hotel Adler der „Rapport" statt, welcher in der heitersten Stimmung bis gegen 2 Uhr Nachmittags sich ausdehnte; bald nach 3 Uhr fand wiederum Auszug und hierauf das Schießen auf die Königsscheibe statt, auf welche von Herrn Baumeister Hoyer für seinen gegen wärtig im Bade weilenden Schwager Herm Kaufmann Otto Roßberg der beste Schuß abgegeben wurde und dieser in folgedessen zum diesjährigen Schcibenschützenkönig proklamirt wurde, worüber allgemeine Freude herrschte. Herr Roßberg wurde telegraphisch von der ihm zugefallenen Würde inKennt- niß gesetzt und seine Gattin nach der Festwiese geholt und hier als Königin „Clara" ausgerufen und beglückwünscht. Der Ein zug der Schützengilde erfolgte bald nach 9 Uhr unter Fackel begleitung, während die Straßen der Stadt durch bengalisches Licht und Illumination hell erleuchtet waren. Nach eintägiger