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ThmM, Mm, Äkkmlch« md die AnWen-ea. Imtsblstt für die Kgl. Amtshcniptmannschast Meißen, für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Agl. Forstrentamt zu Tharandt Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. Erscheint i« wöchentlich dreimal u. zwar Dien-- '! taz», Donnerstag und Sonnabends. Bezugspreis viertelj. s Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen s Mk. 55 Pf. Einzelne Nummern (0 Pf. Inserate werden Montag», Mittwoch» «M freitags bis spätesten» Mittag- (2 Uhr angenommen. Insertionspreis s O pf. pro dreige spaltene Lorpuszeile. No. 134. Das ist in der Sylvesternacht, Wohl um die letzte Stunde, Da gehn geheimnißvoll und sacht Viel Geister in der Runde; Wo lärmend' Lieb und lant' Geschrei Sich mischt mit Becherklingen, Da schweben trauernd sie vorbei Auf unsichtbaren Schwingen. Doch wo nur Einer ganz allein Träumt von verschwund'nen Tagen, Dann treten leise sie herein, Ihm ihren Gruß zu sagen. -So langsam schreiten sie einher, Daß Du sie recht magst schauen, Bald wird dabei das Herz Dir schwer, Bald saßt Dich süßes Grauen. Dienstag, den 31. Dezember Sylvesterabend. Es naht mit bleichem Angesicht, Den Du zur Gruft getragen, Die liebe, traute Lippe spricht Wie in vergangnen Tagen; Die Thxäne Perlt im Auge Dir, Doch mild wird Deine Seele. Und leise beten willst Du schier, Daß ihm das Heil nicht fehle. Was immer Gutes Du gethan In dem verfloss'nen Jahre, Das nimmt Gestalt und Wesen an; Das Reine und das Wahre, Das redlich Du gewollt, bedacht, Um andre zu beglücken, Erscheint in der Sylvesternacht, Dir freundlich zuzunicken. 18SS. Doch ernsten Schritts auch kommt die Schuld Was lau Du unterlassen, Du mahnst Dich heut mit Ungeduld, Es wieder zu erfassen. Es drängt Dich still zu Buß' und Reu' Die Menge der Gesichte, Sie füllt Dein Herz mit heil'ger Scheu, Vor künftigem Gericht. Da summt ein tiefer, ernster Ton , Gleichwie aus Hähern Reichen: Sylvesterglocken läuten schon — Die Geister still entweichen. Du faltest Deine Hände sacht. Dein Angesicht wird heiter: Du, Herr, hast Alles wohl gemacht, O hilf auch gnädig weiter! Erlatz an die Herren Standesbeamten die innenbezeichneten Register-Auszüge betr. Die Herren Standesbeamten des hiesigen Bezirkes werden hierdurch darauf hingewicsen, daß von ihnen gemäß § 46 Punkt 7 a der Wehrordnung (Gesetz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1888 Seite 609 fg.) den Ortsbehörden ihre- Bezirkes je ein Auszug aus dem Geburt« - Register des Jahres 1879, enthaltend alle Eintragungen der Geburtsfälle von Kindern männlichen Geschlechts innerhalb der Gemeinde unentgeltlich zuzustellen ist. Die Formulare hierzu werden demnächst übermittelt werden. Meißen, am 27. Dezember 1895. Königliche Amtshauptmannschaft. I . A. Meusel. Bekanntmachung. Die in Gemäßheit von Artikel II 8 6 der Allerhöchsten Verordnung vom 21. Juni 1887 — Reichsgesetzblatt Seite 245 fg. — nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Hauptmarktortes Meißen im Monate Dezeiubev dies. Ir. festgesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für die von den Gemeinden resp. Ouartierwirthen innerhalb der Amtshauptmannschaft im Monate December dies. Is. an Militärpfcrde zur Verabreichung gelangte Marschfourage beträgt 6 Mk. 56,2 Pfg. für 50 Kilo Hafer, 8 „ 15 „ „ 50 „ Heu, 2 , 10 „ , 50 „ Stroh. Meißen, am 28. Dezember 1895. Königliche Amtshauptmannfchaft. I. A. Meusel. Bekanntmachung. Wegen baldigster Ablegung der Jahresrechnung sind die noch rückständigen Kranken-, Jnvaliditäts- und Altersverstcherungsbeiträge bis spätestens den 7. Januar 1896 bei Vermeidung sofortiger Einleitung des Zwangsvollstreckungsverfahrens anher zu bezahlen. Gleichzeitig wird bekannt gegeben^ das; bei der Abmeldung von Personen die für dieselben noch restirenden Beträge sofort zu entrichten sind, da sonst die Quittungskarten nicht ausgehändigt werden. Wilsdruff, den 23. Dezember 1895. Die Gemeindekrankenkafse. Licker, Brgmstr. Politische Fahresrnndschau. Der Charakter des verflossenen Jahres 1895 war für die politische Lage Europas ein durchaus friedlicher mildem un verkennbaren Bestreben der Regierungen der europäischen Staaten, alle Unruhen und Krieggelüste im Keime zu ersticken, welche Be mühungen, zumal, wenn man an die revolutionäre Bewegung in der Türkei denkt, mit schönem Erfolge gekrönt wurden. Auf dem Wege der standhaften und zielbewußten Friedenspolitik ist daher im verflossenen Jahre ein erfreulicher Fortschritt gemacht worden und ein frevelhaft unternommener Krieg gilt bei allen europäischen Kulturnationen als das gröffte Verbrechen an der Menschheit. Nicht so glücklich waren die Bestrebungen der Regierungen und Volksvertretungen in Bezug auf die Heilung der wirthschaft- lichen Schäden und sozialen Gebrechen im letzten Jahre. Noch gilt es in erster Hinsicht dabei zu entscheiden, ob nur elementare Einwirkungen des Weltverkehres oder auch bedeutende Fehler in der Handels- und Wirthschaftspolitik die Ursachen an der wirthschaftlichen Krisis sind. Eö kann aber auch keinem Zweifel unterliegen, daß sich in den wirthschaftlichen Verhältnissen der meisten Staaten im Laufe des verflossenen Jahres eine stetige Besserung gezeigt hat, und es ist nur zu wünschen, daß diese neuen Fortschritte größere Ausdehnung gewinnen und im neuen Jahre allen Erwerbszweigcn zu Gute kommen. Auf dem sozialen Gebiete, welches in diesem Falle weit in das po litische hineinragt, erhebt der internationale Sozialismus im schroffsten Gegensätze zu den bisher geltenden bürgerlichen An schauungen noch immer den dreisten Anspruch, alles im jetzigen Staate Bestehende beseitigen zu wollen, um einen tadellosen Zukunftsstaat gründen zu können. Zu offenen Conflicten ist es dabei zwischen den Staatsgewalten und den Führern des Sozialismus auch im letzten Jahre nicht gekommen, doch kann dieser Fall jeden Tag eintretcn, wöbet aber sicher zu erwarten ist, daß der Sozialismus mit seinen unrealisirbaren Ideen fein Phrasenhaupt an den festgefügten Staaten der Gegenwart zer schellen wird. Blicken wir näher auf die einzelnen Staaten und unter diesen in erster Linie auf das Deutsche Reich, so haben wir zunächst zu konstatiren, daß die politischwirthschaftlichen und so zialen Verhältnisse Deutschlands der Charakterisierung entsprechen, die wir bereits in diesem Jahresrückblicke gegeben haben. Eö muß aber auch hervorgchoben werden, daß die deutsche Nation im Jahre 1895 auf eine Reihe nationaler Großthatcn zurück blicken und daraus Kraft und schöne Hoffnung für die Zukunft schöpfen darf. Wir erwähnen an solche die glänzende Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals im Juni in Gegenwart des Kaisers, der Bundesfürsten, der Volksvertreter und der Vertreter aller seefahrenden Nationen, ferner die ununterbrochene glänzende Feier der fünfundzwanzigjährigen Gedenktage der Siege im Jahre 1870 und dann die im Oktober in Gegenwart des Kaisers und dcö König« von Sachsen vollzogene feierliche Einweihung des Reichs gerichtes in Leipzig. Eine hochbcdeutsame nationale und poli tische Bedeutung hatten auch die großen Kaisermanöver bei Stettin, denen als Gäste des Kaisers Wilhelm der Kaiser von Oesierreich und der König von Sachsen beiwohnten. In dem Deutschland eng befreundeten Oesterreich waren die bedeutsamsten Ereignisse des letzten Jahres der Sturz des Coalitionsministeriums unter der Leitung des Fürsten Windisch- grätz und die schwierige Bildung eine« Kabinets unter der Leitung des Grafen Badeni, der erst noch beweisen soll, ob »Herr der verzwickten parlamentarischen Lage in Oesterreich werden kann. Ein seltsamer Fall von unter Umständen sehr weittragender Be deutung ist ferner in Oesterreich die Wahl des Antisemitenführcrs Dr. Luegner zum Bürgermeister von Wien, die Nichtbestätigunz seiner Wahl durch die Regierung, seine dann erfolgte Wieder wahl und die darauf von der Regierung verfügte Auflösung des Gemeinderathes in Wien. — In Ungarn fanden wegen der kirchenpolitischcn Streitigkeiten der Rücktritt des liberalen Ministeriums Wcckerle statt, dem indessen abermals ein liberale« Kabinet unter dem Grafen Banfy folgte. Wegen dieser Strei tigkeiten stürzte auch der gemeinsame österreichisch-ungarische