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Deranworaich« Redakteur: P«ml Sehne. - Druck und Verlag: Lar! Sehne in Dtvvoldiswalde. 87. Jahrgang Freiwg den 29. Jnli 1921 Nr. 175 Vieles Lla» enthält die amtliche« Bekanntmachung«« -er Amtshauptmannschafl, -es Amisgerichls un- -es Stavlrats zu Dippoi-iswaive dauptmannschast 75 Pf», im amtliche» Teil -n» «m Behörden) die Zeile 200Pf»— Wogkiandt «M Reklamen 200 Pf» WeiheritzZeilung Tageszeidmg un» Anzeiger siir DipMltiswal-e, SchmteSeberg »U «eiteste Zeitung -es Bezirks t— 'H «auiaanesiL' Dierteüährlich '^MK.obneZu. «kgUnslNriS. ,r<,gen. — Einzelne Nummern 20 Pf. — Fernsprecher: Amt Dippoldiswalde Nr. 3. Gemeindeverbands-Girokonto Nr. 3. — Postscheck konto: Dresden 12548. Sitzung des Kircheuvorftandes zu Dippoldiswaide am 25. Jnli 1921. Nach kurzer Begrüßung tritt der Herr -Vorsitzende sofort in die Tagesordnung ein und gibt zunächst die wichtigsten Ver ordnungen aus Konststorial-Veroronungs-Blalt Nr. 7 bekannt. Ferner nimmt man Kenntnis von einem Schreiben des Stadtrakes belr. Beschlagnahme von Diakonatsräumen. Der darin ausge sprochenen Bitte, einen Raum für die Mütterberatungsstelle und Tuberkulosefürsorgestelle zur Verfügung zu stellen, wird ent sprochen. Hierauf erstattet Herr Lincke Vortrag des Finanzaus schusses über Verpachtung des Preiskerfeldes. Nachdem der Herr Vorsitzende einen S.E.K.-Artikel über das Gesetz betr. Steuer- recht der öffentlich-rechtlichen Religionsgesellschaften bekannt ge geben hat, wird die Glockenanschaffungssrage weiter verhandelt. Auf Anfrage der Landesstelle für Kunstgewerbe bewilligt man für einen Verzierungsentwurf 120 M. insgesamt werden die Ent würfe für die Glockenvcrzierungen 340 M. betragen. Betr. der Haussammlung zur Stärkung des Glockenfonds wird beschlossen, dah nur bei Kirchgemeindemitgliedern gesammelt werden soll. Alle Kirchenvorsteher erklären sich bereit, an der Sammlung per sönlich teilzunehmen. Sobald die Genehmigung der Kreishaupt- mannschast eingegangen ist, soll ein diesbezüglicher Aufruf er lassen werden. Mit Dank nimmt man hierauf Kenntnis von zwei gröberen Geldspenden für den Glockenfonds. Durch die musikalische Aufführung in der Nikolaikirche konnten dem Glockenfonds 800 M. zugesührt werden. Herrn Kantor Schmidt und dem Kirchenchor wird der Dank des Klrchenvorstandes zum Ausdruck gebracht. Herr Pastor Mosen tritt mit, daß die Kriegs chronik im Konzept fertiggestellt ist, und fragt an, wie die Aus führung geschehen soll. Auf allgemeinen Vorschlag hin erklärt sich Herr Pastor Mosen bereit, die Reinschrift der Chronik zu übernehmen. Alles weitere wird ihm überlassen. Durch den Herrn Vorsitzenden wird Herrn Pastor Mosen für seine viele Mühe und Arbeit gedankt. Zum Schluß weist noch Herr Kassierer Schubert auf die glänzend verlaufene Jahresfeier des Kreisver bandes der kirchlichen Iugendvereine hin und bringt namens des Kirchenvorstandes Herrn Superintendent Michael für seine außer ordentliche Mühe und Arbeit anläßlich dieses Festes allerwärm sten Dank entgegen. Die sächsischen Landwirte zur BeotpreiserköhitNll Der Sächsische Landbund, zu dem sich bekanntlich vor kurzem der Bund der Landwirte in Sachsen und der Verband Sächsischer Landwirte vereinigt haben, hat an daS Sächsische Wirtschaflsministerium und an das Finanzministerium eine Eingabe gerichtet, in der er unter Bezug auf die bevor stehende Erhöhung der Brotpreise unter anderem ausführt: «Ausdrücklich hervorgehoben werden mutz, daß der neuer dings festgesetzte Brotpreis nicht auf die Landwirtschaft zu rückgeführt werden darf. Den wahren Grund bildet der Wegfall des Reichszuschusses, der bisher gewährt worden ist. Im vergangenen Jahre hat die einheimische Landwirtschaft — ohne die großen in den selbstwirkschaftenden Kommunal verbänden verbrauchten «Mengen, die etwa das Dreifache betragen — ungefähr 40 Millionen Zentner Getreide an die Reichsgekreidestelle abgeliefert und dafür 85 M. je Zentner erhalten, das sind insgesamt 3,4 Milliarden Mark. Um die Bevölkerung ausreichend zu ernähren, mußten ober noch 40—50 Millionen Zentner Getreide aus dem Aus lands eingeführt werden, wofür rund 16 Milliarden Mark bezahlt worden sind. Dazu kommen dann noch 3 Milliarden Mark Berwaltungskosten für die Getreidebewirtschaftung. Ein Pfund Getreide hat darnach im vergangenen Jahre in Wirklichkeit 2,25 bis 2,40 M. gekostet. Das entspricht einem Brotpreis von 2,75 M. je Pfund. Tatsächlich wurde aber das Brot im vergangenen Jahre für 1,20 M. abgegeben. Das Reich hat demnach das Brot um 1,50 M. je Pfund verbilligt. Heute soll das Pfund Brot 2 M. kosten, was einem Durchschnittspreis von 140—150 M. entspricht. Würde nun das Reich einen gleichen Zuschuß weiterge währen, so wäre das Brot in Wirklichkeit billiger als im vergangenen Wirtschaftsjahre. Wenn seitens der Verbraucher eine Verbilligung des Brotes gefordert wird, so kann sie nur auf dem Wege er reicht werden, daß das Reich die Zuschüsse wie im vorigen Jahre von neuem bewilligt. An dem nun einmal festgesetzten Getreidepreis eine Aenderung vorzunehmen, wäre die be denklichste Maßnahme, die ergriffen werden könnte. Sie würde nur Hervorrufen, dah der Getreideanbau einen er schreckenden Rückgang erführe und außerdem die Landwirt schaft nicht in die Lage verseht würde, in der gleichen Weise wie bisher Düngemittel anzuwenden. Die Erfahrungen im vergangenen Jahre haben aber nun gerade deutlich darauf hingewiesen, daß wir uns auch in der Brotversorgung mehr auf eigene Füße stellen müssen, weil wir gar nicht in der Lage sind, dauernd die hohen Preise für Auslandsgetreide in dem bisherigen Umfange zu bezahlen. Bei der drohenden Haltung gewisser Bevölkerungs- schtchten und nach den Erfahrungen, die im vergangenen Zerbst gerade in Sachsen gesammelt werden mußten, muß der Landbund die Regierung auf das dringendste ersuchen, Mittel und Wege zu ergreifen, um Vorgänge dieser Art sich nicht wiederholen zu lasten. Die Folgen der gewaltsamen Wegnahme von Kartoffeln macht sich jetzt überall im Lande bei dem schlechten Stande der Kartoffeln bemerkbar. Es kann ganz deuttich festgestellt werden, wo ein Saatgutwechsel vorgenommen worden ist. Zier versprechen die Aecker eine befriedigende Ernte. Mo man dagegen das alte Saatgut wieder verwendet hat, und das ist leider in außerordentlich zahlreichen Fällen zu beobachtest, ist der Stand der Kar toffeln geradezu besorgniserregend. Die landwirtschaftlichen Vertretungen haben seinerzeit die Regierung auf das ein dringlichste darauf hingewiesen, daß man dem sächsischen Landwirt nicht zumuken könne, für 50—70 M. neues Saatgut von außerhalb zu beziehen, während man ihm seine geern teten Speisekarkoffeln für 15—30 M. zwangsweise weg nehme. Die gleichen Folgen, aber in noch viel größerem Aus maße, würden mit Sicherheit eintreten, wenn der Landwirt gezwungen würde, sein Getreide zu niedrigerem Preise ab zugeben, als gesetzlich festgelegt worden ist." ^ertliches un- Sächsisches Dippoldiswalde. Ein merkwürdiges Wetterjahr ist zweifellos 192t! In vielen Gegenden Deutschlands fiel während der Wintermonate kaum ein Flöckchen Schnee, und als Ostern kam, hatte der Frühling längst eingesetzt. Der April verlief ohne Aprillaunen und blieb unangenehm trocken. Der wunderschöne Monat Mai brachte noch eine Steigerung dieser „überfrühlingsmäßigen" Zeit, und am 4. Juni ver zeichnete das Thermometer in verschiedenen deutschen Gegenden 30—33 Grad Celsius. Hundstagshitze! Doch noch nicht drei Wochen später rieselten im Riesengebirge nachts große SchnSemassen aus Frau Holles Reich, sodaß dieses Gebirge bis auf 900 Meter herab einen weißen Sammetpelz zeigte, mit dem es den längsten Tag im Jahre, Johanni, anfing. Darauf wurde es herbstlich kühl und regnerisch, dann wieder kamen Wochen der Gluthitze und Dürre. Auch in der Natur scheint alles auf den Kopf gestellt zu sein. — Gestem Mitt woch früh hat es wohl einige Minuten gesprüht, aber die Steine wurden dabei kaum naß. — Freitag, 5. August, findet die offizielle Probefahrt mit Vertretern der interessierten Gemeinden der Autoverbindung Dippoldiswalde—Dresden statt und soll am folgenden Tage die Eröffnung der Strecke erfolgen. — Die Nonnengefahr. Wie im Pirnaer Bezirk, so hat auch in den Zittauer Waldungen der Hauptflug der Nonne begonnen. Er ist weit stärker und allgemeiner als im Vorjahre. Da allenthalben noch viel Puppen, ja sogar noch Raupen vorgefunden werden, wird sich der Flug noch längere Zeit ausdehnen, wenn auch in abgeschwächtem Maße. Das Finanzministerium, dem die Forstverwaltung untersteht, hat im Einvernehmen des Ministerium des Innern die not wendigen Bekämpfungsmaßnahmen eingeleikek. In wenigen Tagen konnten allein im Schandauer Revier über 500 000 Falter gesammetl und vernichtet werden. Die Gefahr ist namentlich in den Grenzgebieten groß. Bei Bekämpfung des Nonnenfalters werden auch die einheimischen Naupen bekämpft, damit sich hieraus nicht Falter entwickeln können. Von der sächsischen Regierung ist auch veranlaßt worden, daß in den Privatwaldungen der Kampf gegen die Nonne ausgenommen wird. Glashütte. Gegen den Jagdverpachkungsbeschluß der Jagdgenossenschaft Glashütte am 10. Juli ist bei der Amts hauptmannschaft Dippoldiswalde von einer Seite Einspruch erhoben worden, und zwar ist u. a. die Zeit zwischen der ersten Bekanntmachung und dem Termine der Verpachtung nicht gesetzlich eingehalken worden. Aus diesem Grunde dürfte wohl einen neuen Verpachkungstermin anzuberaumen sich nötig machen. Wilsdruff. Der Stadkrat Sch. ist in Anklagezustand ver seht worden, da er im Verdacht steht, die Stadtverwaltung bei dem Verkaufe einer städtischen Dampfmaschine um 7000 Mark geschädigt zu haben. Sch., der sein Amt als Stadtrat niedergelegt hat, wird sich wegen Betrugs und Untreue zu verantworten haben. Dresden. Anfang dieses Jahres wurde bekanntlich in Dresden eine internationale Elbe Konferenz abgehalten, an der außer Deutschland die Tschecho-Slowakei, England, Frankreich, Italien und Belgien teilnahmen. Man stellte einen Entwurf einer neuen Elbeschisfahrtsakte auf, die gemäß dem Friedensvertrag die Internationalisierung der Elbe im einzelnen regeln sollte. Völlige Einigung kam jedoch nicht zustande und man beschloß daher, im Sommer dieses Jahres eine neue Konferenz, wiederum in Dresden, abzuhalten. Wie die Sächsisch-böhmische Korrespondenz von maßgebenden Seite erfährt, wird jedoch der Herbst herankommen, ehe diese Konferenz abgehallen werden kann, denn Frankreich und England haben bisher in dieser Frage noch keine Ent scheidung getroffen, und es läßt sich daher noch nicht sagen, wann die endgültigen Beratungen stattfinden können. — Die Hungersteine in der Elbe bei Tetschen sind infolge der großen Trockenheit nach 10 jährtger Pause wieder zum Vorschein gekommen. — Das Ministerium des Innern hat die Errichtung eines Landeswohnungsverbandes angeordnet, der alle bürgerlichen Gemeinden und selbständigen Gutsbezirke mit Ausnahme der bezirksfreten Städte umfaßt. Er erhebt die Gemelndezu- schläge zu den Abgaben zur Förderung des Wohnungsbaues oder den Landesersahsteuern und hat sie zu verwalken, ferner diejenigen Mittel zu beschaffen, die als Gemeindeankell der Baukostenbeihilfe aufzubringen sind, nötigenfalls den Bauen den auch unmittelbar Anteil an Beihilfedarlehen zu ge währen. Endlich hat er die zu seinen Gunsten eingetragenen Hypotheken zu verwalten. Für die Verbindlichkeiten hastet der Verband mit den ihm zustehenden Steueransprachen sowie mit seinem gesamten Vermögen, gegebenenfalls mit Nachschüssen seiner Mitglieder in unbeschränkter Höhe. Zum vorläufigen Vorstand des Verbandes sind die Bürgermeister vr. Gaitzsch (Pirna), Müller (Döbeln), Uhlig (Radeberg), Richter (Radeburg), Gemeindevorstand Schmiedel (Eibau) und Stohn (Ottendorf), ferner Bürgermeister Hagemann (Dresden) und vr. Schneider (Riesa) für die Kreditanstalt Sächsischer Gemeinden sowie vr. Neumann, Geschäftsführer des Sächsischen Gemelndekages, bestellt worden. Für die Arbeit des Landeswohnungsverbandes sind umfangreiche Satzungen aufgestellt worden. Dresden. Wie der Telunion-Eachsendienst erfährt, ist im sächsischen Landtag von Seiten der Demokraten und der Deutschen Volkspartei folgende Anfrage eingebracht: „Ist die Regierung bereit, Auskunft darüber zu geben, welche Gründe für das Ministerium des Innern maßgebend waren, gemeinsam mit dem Kultusministerium in Erwägung zu ziehen, daß § 9 Abs. 2 unter a) der Verordnung über Tanzvergnügungen vom 2. Dezember 1910, der den Zutritt zu den öffentlichen Tänzen Personen männlichen Ge schlechts vor vollendetem 17. Lebensjahr sowie Personen weib lichen Geschlechts vor vollendetem 16. Lebensjahr sowie Fort bildungsschülern, auch wenn sie sich in Begleitung ihrer Eltern oder sonstiger Erwachsener befinden, verbietet, aufgehoben wird und das die Kreishauptmannschaften aufgefordert worden sind, sich hierzu nach Gehör einiger Polizeibehörden bis zum 1. Juli d. I. zu äußern? Pirna. Seit längerer Zeit wurden am Gebäude der alten städtischen Kavillerei am Lehmweg Diebstähle wahrge nommen. Balken wurden herausgesägt oder abgerissen; das Dach verschwand nach und nach. Die Polizei hatte für diese Art Abbruchsarbeit keinen Sinn. Sie ermittelte die uner wünschten Zerstörungskräfte und nahm ihnen das entwendete Holz wieder ab. Es sind eine ganze Anzahl Personen, die in Frage kommen. Das gestohlene Holz wurde fuhrenweise dem städtischen Bauhof zugeführt. Pirna. Durch den im Basteigebiet entstandenen Wald brand, der infolge der anhaltenden Trockenheit sehr bald große Ausdehnung genommen hatte, wurden etwa 18 Hektar mitteljähriger Wald und Kulturen vernichtet. Man nimmt an, daß das Feuer beim Abkochen durch Wanderer ent standen ist. — Ein weiterer Maldbrand war zwischen dem Schneeberg und Tyssa in Böhmen, oberhalb von Eiland, aus gebrochen. Auch dort wurde eine große Fläche Waldbesland vernichtet. Grüna bei Chemnitz. Unter Verglftungserschcinungen nach dem Genuß von verdorbenen Fischen (geräucherte Makrelen) sind vor kurzem hier 28 Personen schwer er krankt. Der Gemeindevorstand gibt dazu folgende Auf klärung: Von den infolge des Genußes von geräucherten Makrelen in der Gemeinde aufgetretenen Erkrankungen sind 29 Fälle zur Meldung gekommen. Leider ist auch ein Todesfall zu verzeichnen. Ein 10jähriger Knabe ist an den Folgen der Vergiftung verstorben. Die Makrelen sind von dem Händler am 13. Juli vormittags in der Markthalle in Chemnitz gekauft und am gleichen Tage durch Hausierhandel wieder verkauft worden. Der Chemnitzer Händler hat die Fische am 12. Juli von einer Firma in Altona geliefert er halten.