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für Nossen Siebeulehn und die Umgegenden sür die König!. Amtshauptmannschost zu Meißen, das König!. Amtsgericht nnd den Stadtrath zu Wilsdruff Vierzigster Jahrgang. E rfcheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag und Freitag) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer lostet 10 Ps. Jnseratenannahme Montags ».Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dienstag unb Freitag.) Abonnementspreir vierteljährlich 1 M a Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. DonnerStag- bis Mittag 12 Uh. Nr. 5«. Freitag, de» 18. Ium 188». Bekanntmachung, die Einführung von Fremdenbüchern betr. Die unterzeichnete Königliche Amtshauptmannschaft hat nach Gehör des Bezirksausschusses beschlossen, daß von den mit der Befugniß zum Beherbergen versehenen Inhabern von Gasthäusern im hiesigen Bezirke über die bei ihnen über Nacht bleibenden Fremden Fremdenbücher nach dem unter D hier beigesügten Schema zu führen und solche auf Verlangen sowohl der Ortsbehörde als auch der Gendarmerie unweiger lich zur Einsicht vorzulegen sind. Es wird dies hierdurch zur Nachachtung mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß diese Bestimmung mit dem 1. Juki tfS. JrS, in Kraft tritt. Meißen, am 16. Juni 1880. Königliche Amlshanptnmnnschaft. von Bosse. S Tag der Zureise. Fort laufende Nr. Name und Stand. Geburtsort. Alter. Wesentlicher Wohnsitz des Fremden. Tag der Abreise. Wohin ist der Fremde ab gereist? 1. 1./7. 1880. Schulze, Johann August, Schuhmacher. Leipzig. 25 I. Grimma. 2./7. 1880. Freiberg. 2. rc. rc. rc. rc. rc. rc. rc. Tagesgcschichte. Wilsdruff. Unser liebes Vaterland Sachsen ist durch die letzten Sonnabend und Montag stattgehabten Gewitter und Wolken brüche schwer heimgcsncht worden. Ans den uns vorliegenden Tages blättern tragen wir nachstehende Notizen zusammen: Dresden, 15. Juni. Der König von Sachsen begab sich heute, begleitet von den Ministern v. Nostitz nnd v. Könneritz nach der Oberlausitz, wo der gestrige Wolkenbruch schwere Opfer gefordert hat. In Oberoderwitz sind etwa 100 Häuser zerstört und 6 Menschen todt, in Niederoderwitz sind 8 Menschen todt, in Herrnhut werden 14 vermißt. Das Elend ist groß. — Dresden, 15. Juni. Wolkenbruchartige Regengüsse von Sonntag Nachts bis gestern Abend haben die Oberlausitz in der Um gebung von Löbau-Herrnhut, Zittau-Oderwitz und Zittau-Nikrisch-Sei denberg zu einer Stätte ärgster Verwüstung und großen Jammers ge macht. Menschenleben sind leider zn beklage». Der Schaden ist enorm, der Wohlstand zahlreicher Familien auf Jahre hinaus zerrüttet und auch dem Staate erwuchsen beträchtliche Schäden. Kreishauptmann v. Beust in Bautzen ist heute in den Löbauer Bezirk abgereist. Gestern Abend 10 Uhr ging ein Rettungskommando von 1 Offizier, 3 Unter offizieren nnd 18 Mann des Pionierbataillons, mit 2 Schaluppen und Werkzeug versehen, nach Oberoderwitz, um hilfreiche Dienste zn leisten und hat das Commando seine Thütigkeit in der vergangenen Nacht begonnen. Heute früh 6 Uhr ging ein zweites Commando von 1 Offizier, 2 Unteroffizieren und 12 Mann, mit 3 Schaluppen dahin ab. Aus einzelnen Ortschaften langten folgende Nachrichten ein: Zittau, 15. Juni, früh 7 Uhr 22 Min. Wolkenbruchartige Regen güsse im Mandau- und im Neissegebict verursachten große Ueberschwem- mungen. Am schlimmsten betroffen sind Nieder- und Mittclvdenvitz (6 Menschen verunglückt, 7 Häuser weggerissen, über 100 Häuser be schädigt), die Zittauer Vorstadt, Hirschfclde (das Wohnhaus derMüllcr'- schen Fabrik ist halb weggerissen), Reichenau (1 Haus weggerissen). Der Schaden ist ungeheuer, die Kommunikation nach allen Seiten un terbrochen. Gestern wurde ein Militärkommando nach Hirschfelde, diese Nacht eiu anderes nach Oderwitz gesendet. — Hirschselde, 14. Juni. Vierstündiger ununterbrochener wolkeubrnchartiger Regen. Schlegel überschwemmt; viel Schaden an Häusern. — Obervderwitz, 14. Juni, Abends '/u9 Uhr. Furchtbare Wasserflächen sind in Nicder- orderwitz niedergegangen, Häuser wurden mit fvrtgerissen; gegen 100 Häuser stehen unter Wasser. 8 Menschen sind umgekommen. Der Eisenbahnverkehr ist eingestellt. Die Wasserfluchen lassen jetzt nach. — Oberoderwitz, 15. Juni, früh 7 Uhr. Die Gefahr ist vorüber. Die Pioniere sind mit Herstellung von Kommunikationen nnd Aufräumungs arbeiten beschäftigt. — Herrnhut, 15. Juni, früh 8 Uhr. JnObcr- und Niederrennersdorf sind 14 Häuser weggcschwemmt, 11 total be schädigt. 14 Personen werden vermißt. — Löbau, 14. Juni. Die Zerstörung und der Schaden in Cunnersdorf und Berthelsdorf sind enorm. — Die völlig unfahrbare Eisenbahnstrccke Eibau-Obcrodenvitz, auf welcher der Bahndamm unterwaschen wurde, hofft man frühestens am 16. Juni wieder zu befahren. Auf der Strecke Löbau-Herrnhut wurde der Verkehr sistirt, da zwischen Obercunnersdorf und Herrnhut Dammrutschung stattgefunden hat. Der Güterverkehr ist gänzlich ein gestellt. Ler Personenverkehr wird mit großer Mühe durch Umsteigen aufrecht erhalten, so zwischen Zittau-Löban resp. Bischofswerda nur via. Warnsdorf durch Umsteigen in Scheibe. Zwischen Zittau-Scheibe ist das Warnsdorfer Geleis wegen Dammrutschung im Schülerthal auf längere Zeit gesperrt, Personen- und Güterverkehr auf der Strecke Zittau-Nikrisch und Nikrisch-Seidenberg (Berlin-Görlitzer Bahn) wegen Dammrutschung vollkommen eingestellt. Soweit bis jetzt zu ermitteln, M der Bahnkörper vielfach gelitten; theilweise sind die Mauern wegen Wassers nicht sichtbar und Feststellung der Beschädigung jetzt daher unmöglich. — Seidenberg, 15. Juni. In der Stadt Seidenberg ist durch furchtbare Wolkenbrüche sehr großer Schaden augerichtet wordeu. Es ist in Folge dessen ein großer Nothstand eingetreten. — In der Kreishauptmannschast Zwickau scheint das Gewitter am Sonnabend besonders heftig in der Umgegend von Werdau aufgetreten zu sein. So ist dasselbe nach genauen Nachrichten von ziemlich starkem Hagelschlag begleitet gewesen, durch welches in Len Fluren Steinpleis, Ruppertsgrün, Werdau, Leubnitz, Trünzig, Walddors, Seelingstädt, Chursdorf und Zwirtzschen die Win tersaaten zum großen Theil vernichtet worden sind. Aus Lem Werdau benachbarten Langenbernsdorf wird berichtet, daß das Unwetter hauptsächlich das Oberdorf hcimsuchte. Wolkenbruchähnliche Negenströme schwemmten das jose Erdreich aus den Feldern über die noch nicht gemüheten, in voller Ueppigkeit stehenden, Wiesen und Gärten und aus den drohenden, schwarzen, die Atmosphäre ganz verdunkelnden, tief gehenden Wolkcnschichten jagte ein entsetzilcher Sturm ein 20 Minuten anhaltende- Hagelwetter, unter ununterbrochenem Blitz und Donner, mit solcher Kraft über die Gegend, warf Eisstücken bis zur Größe eines Hühnereies herab, daß es eben nur einer solch kurzen Zeit bedurfte, um allen zu »erhoffenden Erntesege» zu Grunde zu richten. Das Wintergetreide und die ohnehin spröde Gerste sind total verhagelt, aber auch die anderen Feldsrüchte, Hafer, Erbsen, Kartoffeln, Kraut rc. haben enorm ge litten, meist V,— des Bestandsbetrages. I» Oberncumark wurde die Frau des Gartenbesitzers Strobel durch einen Blitzschlag betäubt. Aus der KreiShaupt- mannschast Dresden liegen von Großenhain und der Umgegend von Pirna und Stolpen iolgende Nachrichten vor. In ersterem Orte richtete es keinen weiteren Scha den an, während bei Pirna und Stolpen cs gewaltig hauste. Aus das Empfindlichst« wurden die Orte Porschendorf, Wünschendors, Wilschdorf. Dobra und Eschdorf heimgesucht. In letzterem Orte schlug der Blitz in das Göbel'sche Gut und zündete daselbst, so daß sämmtliche Wirthschastsgebäude ein Raub der Flamme» geworden sind. Ein zweiter Blitzstrahl traf das in demselber Orte gelegene Ebert'« sehe Gut, zündete glücklicher Weise aber nicht. Weite Wiesenstrecken waren total über- jchwemmt und die mit lehmigen Wasser angesüllte Wesenitz hatte völlig den Charaktr eines reißenden Gebirgsstromes angenommen. In grauenhafter Weise wurde daS stille Elbersdorf bei Stolpen heimgefucht, und zwar die am Fuße der „Schönen Höhe" idyllisch gelegene Mühle, über die eine Katastrophe fürchterlichster Art herein gebrochen ist, so daß dort, wo am Sonnabend Nachmittag noch die friedlichste Ruhe herrschte, heute ein Bild der grauenhastesten Verwüstung sich dem Auge oarbietct» Unheildrohcnd hatten sich in den Abendstunden schwere Gewitterwolken zusammenge zogen, und bald brauste ein mit starkem Hagelschlag begleiteter wolkenbruchartiger Regen hernieder, der mit entsetzlicher Gewalt tobte, an der westlichen Berglehne eine tiefe Schlucht answühlte und Las auf der Höhe liegende Heu so rapid zu Thäle führte, daß bald eine totale Verstopfung der Schleuß« und sodann eine Wasserstau ung eintrat, welche die verhängnißvollsten Folgen haben sollte. Die neuen starke» Mauern des Seitengebäudes der Mühle, an welche die verheerenden Waffermassen zuerst anprallten, konnten dem furchtbaren Druck nicht widerstehen; sie wurden ein gedrückt und im Nu war das ganze schöne Seitengebäude nebst der Ueberdachung des Durchganges, sowie dem nebenstehenden Schuppen gänzlich demolirt. Der Besitzer Theilo, der in diesem entsetzlichen Augenblick in den Stall geeilt war, um mit an der Rettung des Viehes Hand anzulegen, sah sich natürlich in der gefährlichsten Si tuation, aus welcher er durch festes Anklammern an die Holzsäule eines an das Stall gebäude grenzenden Schuppens zu kommen suchte; leider war aber die Wucht des Wassers so fürchterlich, Laß die umhergeschleuderten Stemmassen chm den Fuß ein-