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Wntmrgtl' Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nüchster- scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. und Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich L Mk. 50 Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und dis Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. 233. Sonnabend, den 8. October 1881. Holzauktion auf Remser Revier. (Station Rsni86 äor LluläsntlialdaliQ.) Im Rosenfeld'schen Gasthof in Remse sollen Freitag, de» 14. October 1881, von Vormillag 9 Uhr an 18Stückeichene Stämme von18 bis47em.Mittenstärke, j 2 - kieferne - - 17 u. 25 229 - fichtene - - 10bis35 65 - tannene - - 11 - 35 15 - eichene Klötzer - 19-49 1 - eichener Klotz - 62 1 - lindener - - 36 290 - fichtene Stangen - 5u. 6 835 - - - - 7 — 9 230 - - - - 10 — 12 35 - - - - 13 — 14 im - - Kloster ¬ s s holz, - Oberstärkeu. 3 bis5m. Länge, Gersdorf, - Mittenstärke u. 3 - - - auf dem - - - 4 - - Anger -Unterstärke - bis 8 m. - und beim - - - -13 - - hiesigen - - --12-- - - - -16 - - Rittergut 190 Rmtr. eichene, buchene u. birkene Brennscheite, 63 - Nadelholz dergleichen, 3 - birkene Brennrollen, 8 - Nadelholz dergleichen, 15 - eichene u. buchene Zacken, 2 - Nadelholz dergleichen, 38 - dergleichen Stöcke, 0,8 Wellenhundert Laubholz-Reisig, 34,7 - Nadelholz dergl. u. 6 Rmtr. tannene Bcennrinden im Kloster holz, Gersdorf, ' auf dem Anger und beim hiesigen Rittergut unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen und bei den Stämmen, Klötzern und Stangen entweder gegen sofortige Bezahlung oder zum mindesten gegen Erlegung des fünften Theils der Erstehungssumme, bei allen übrigen Hölzern nur gegen sofortige volle Bezahlung meistbietend verkauft werden. Nähere Auskunft ertheilt Herr Revierförster Pöschmann in Remse. I'ürstliok ZottoQburZ'LLUo ^orstvorvaltunZ 211 Usmss. "Waldenburg, 7. October 1881. Goldwährung und Socialreform. Die „Deutsche Volksw. Corr." brachte vor einiger Zeit einen Artikel unter obiger Ueberschrift von Otto Arendt; derselbe geht davon aus, daß die Lage der arbeitenden Klassen wesentlich bedingt werde durch das Wohlergehen der Arbeitgeber, die in der überwiegenden Mehrzahl aus Landwirlhen und Industriellen bestehen. Verfasser führt dann aus, was wir wiederholt schon vertreten haben, daß die Goldwährung zur Goldvertheurung geführt habe und daß eine Schädigung der Schuldner zu Gunsten der Gläubiger, also im Wesentlichen der produciren- den zu Gunsten der kapitalbesitzenden Klassen be deute. Goldvertheuerung bedeute ein Sinken aller Preise, wodurch Production und Handel vernichtet werde. Dann heißt es weiter: Der Goldexport nach Amerika hat den europäi schen Goldvorrath erschöpft, wir sind in die Periode des Geldmangels eingetreten, die Zufuhren zu vermehren ist unmöglich, im Gegentheil alle mensch liche Voraussicht und die wissenschaftliche Ueber- zeugung der hervorragendsten Geologen spricht dafür, daß die Goldproduction progressiv abnehmen muß. Andererseits muß ohne eine Aenderung der Währungspolitik die Nachfrage nach Gold beständig steigen. Silber ist gegenwärtig depossedirt, es ist nicht mehr internationales Geld, alle Münzstätten sind ihm verschlossen, trotzdem bildet es noch in den meisten europäischen Staaten einen großen Theil der Speculcuion. Das kann nicht so bleiben, entweder oder! Die letzten, provisorischen Verhältnisse können nir gends dauernd beibehalten werden, siegt der Bime- tallismus nicht, dann bleibt keine andere Wahl, dann müssen jene Milliarden, die jetzt als Thaler, Franken, Gulden circuliren, demonetisirt und durch Gold ersetzt werden. Aber wo ist das Gold, um diese Silbermassen zu ersetzen? Uud wenn die Staaten, welche jetzt unter der Papierwirlhschaft leiden, ihre Valuta wieder Herstellen wollen, sie kön nen es nur, wenn sie genügend viel Gold erwerben. Hier ist das Beispiel Italiens von Interesse. Es ist im Begriff die Baarzahlungen wieder aufzuneh men, die Operation, die auch im Interesse des Welthandels sehr segensreich wirken wird. Italien verlangt hierzu 400 Millionen Frs. Gold, 85 Mil lionen Frs. hat es bereits erhalten, es läßt sich aber jetzt schon mit Bestimmtheit sagen, daß es nicht möglich sein wird, noch 315 Millionen Frs. Gold für Italien aufzutreiben und so hat denn die italienische Negierung sich entschließen müssen, für den Rest des laufenden Jahres auf weitere Gold- dezüge zu verzichten. Allein auch im neuen Jahre wird es nicht möglich sein, die europäischen Gold- vorräthe weiter zu schwächen und so kann in Folge des Goldmangels die große italienische Operation bereits jetzt als gescheitert gelten. Der Goldmangel nun bewirkt zunächst, daß die den Goldumlauf regulirenden großen Nationalbanken bemüht sein müssen, den Goldvorrath ihres Landes vor Exportzusprüchen zu schützen. Das Mittel, wel ches die Banken hierfür anwenden, ist die Diskont erhöhung und indem hier eine directe Wechselbe ziehung besteht, muß eine Diskonterhöhung stets zu einer allgemeinen Erhöhung des Goldpreises führen. Als kürzlich die Bank von England den Diskont auf 4 pCt. erhöhte, waren alle internationalen Banken gezwungen, diesem Beispiel zu folgen, weil sonst von allen Seiten Gold nach England exportirt worden wäre. So entsteht ein Kampf ums Gold, der sich zunächst als Diskontkrieg dokumentirt. Auf diese Weise beginnt die Golovertheurung, allein sehr bald machen sich die Einwikung dieser Vorgänge, die zuerst nur die Börsen asficiren, für das gesammte Verkehrsleben empfindlich geltend. Wir haben eine Handelskrisis hinter uns, wie sie von gleicher Dauer und Intensität nie früher erlebt wurde, eben beginnen die ersten Zeichen der Gesundung sich bemerkbar zu machen und da sollen wir mit offenen Augen in eine neue Krisis stürzen, nur damit die Herren Bamberger und Soetbeer Recht behalten, damit die Goldwährung gerettet werde! Wenn ein Kaufmann Jahr aus Jahr ein mehr ausgiebt als er einnimmt, so können wir seinen Ruin voraussagen. Euiopa ist in dieser Lage, alljährlich übersteigt vie Goldnachfrage das Goldangebot, die Gefahr ist furchtbar nahe gerückt, die Krisis hat bereits begonnen, welchen Umfang soll sie erreichen, ehe die irre geleitete öffentliche Meinung erwacht und mit einem Schrei der Ent rüstung die Entfernung der unseligen Goldwährung fordert. Geld ist der uorvns rerum, wer das Geld ver- theuert und knapp macht, der unterbindet dem Ver kehr die Lebensadern. Jetzt ist der Zinsfuß immer noch mäßig, aber er wird und muß stürzen und wenn Geld nur noch zu Wucherzinsen erhältlich ist, wenn die Reichsbank selbst 10 pCt. zu nehmen ge zwungen, dann wird die Einsicht kommen, welchen Segen uns die Goldwährung bringt. Und daß es dahin kommen muß, ohne eine Aenderung der Wäh rungspolitik, das ist die übereinstimmende Ansicht der hervorragendsten Finanzautoritäien aller Länder. Es giebt nur ein Mittel der Hülfe. Die Gold zufuhren können wir nicht steigern, die Production ist von unserem Wollen unabhängig. Wir können das Gleichgewicht nur wieder Herstellen, wenn wir die Nachfrage vermindern und das ist nur möglich durch die Restitution des Silbers. Die Restitution des Silbers würde mit einem Schlage die Situation klären; überall wäre Geld im Ueberfluß, der Zins fuß sinkt, das Kapital wendet sich dem Verkehr zu, die Preise steigen, allgemeine Prosperität tritt ein. "Waldenburg, 7. October 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Nachdem Graf Moltke und der Große General stab eine volle Woche hindurch das Kieler Festungs- bauterrain besichtigt, ist jetzt die definitive Fest stellung des Placements erfolgt. Rothe Fähnlein auf den dominirenden Höhen rings um die Stadt bezeichnen die Stellen, auf welchen die Forts er richtet werden sollen, um das „Nest der Marine" zu schützen, wie Moltke sagte. Nach den Marki- rungen scheint der Bau von elf größeren Werken beabsichtigt zu werden. Sie werden in einem wei ten Bogen die ganze Stadt umspannen und die Peripherie der städtischen Umgebung vollkommen beherrschen. Die stark zu armirenden Werke werden so weit auseinandergelegt, daß sie in keiner Weise den Verkehr und die Entwickelung der Stadt hindern werden. Der Bau der neuen Werke wird mit höchster Wahrscheinlichkeit im nächsten Frühjahre be- ginnnen. Der Nordostfeekanal ist gleichfalls eine beschlossene Thatsache und soll den Kieler Hafen mit der Elbe verbinden. Der Kanal soll wahrschein lich in dem Glückstädter Hafen seinen Anfang nehmen und kurz vor Friedrichsort in den Kieler Hafen münden. Lasker im fortschrittlichen Lager! In der am 4. dss. in Berlin abgehaltenen fortschrittlichen Wählerversammlung hat Lasker, demonstrativ empfangen, unter anhaltendem stürmischen Beifall gesprochen. Er wies auf die Reaction hin und polemisirte scharf gegen Bismarck, welcher darin ein böses Beispiel gebe, daß ihm die Mittel gleichgültig seien, welche zu dem von ihm angestrebten Ziele führten. Richter-Hagen sprach unter lautem Beifall gegen Tabaksmonopol und Arbeiterversicherung, wandte sich auch gegen Bennigsen's letzte Rede und theilte mit, daß behufs Vertheilung der Wahlkreise zwischen Fortschritt und Secessionisten völlige Einig keit erzielt sei. Beide Parteien hätten 150 Candi daten aufgestellt. Oesterreich. Oesterreich will die Zölle erhöhen. In der am 5. d. stattgefundenen Sitzung der Zollconferenz wurde der größte Theil des allgemeinen Tarifes durchgesprochen. Einmüthig wurde dis Nothwendig- keil constatirt, die Zollansätze jener Artikel, welche aus Deutschland in größeren Quantitäten eingeführt werden, entsprechend zu erhöhen. Die ungarischen