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ZMMilM Taaeblati Erschein! täglich mit Ausnahme der Tagr nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die nächster« scheinende Nummer bis nachmittags 2 Uhr. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk 25 Pf. Inserate pro Zeile 10 Pf„ Einges. 20 Pf. Expedition: Waldenburg, Obergasse 2S1U. —»-i-,— KsMM f« Les MdtrO js Mrüeibsrz. Filialen: in Alidadl'valdenburr bei H-^rn Kaufmann Orro Förster; in Langcnchurs- dorf bei Herrn H. Stiegler; in Penig bei Herrn Kaufmann Rob. Härtig, Mandelgasse; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Wolksnburg bst Herrn Emil Rösche; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Zugleich weit verbreitet in dm Städten Penig, Lnnzena«, LichLerEeiu-CaAuberg und in dm Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: RlLstsdt-Waldenburg, BräunSdorf, Kallenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen» l?«öa-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Obergräfenhain, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Steinbach, Wechselburg, Wiederau, Wolkenburg und Ziegelheim. L7L. Mittwoch, den 20. November 1889. Witterurrgsausstchten für den 2V. November: Ziemlich ruhiges, vorwiegend nebliges, zeitweise heiteres Wetter ohne Temperaturänderung. Barometerstand am 19. November, nachmittags 3 Uhr: 777 mm. Unverändert. Aufruf. Bei der Feier der fünfzigjährigen Wiederkehr der Leipziger Völkerschlacht, am 18. Oktober 1863, ist von den in Leipzig anwesenden Vertretern von etwa 200 deutschen und österreichischen Städten beschlossen worden, zur Erinnerung an diese s Schlacht ein würdiges Denkmal auf dem Leipziger Schlachtfelde „als eine gemein- ; same That aller Deutschen" zu errichten. Die großen politischen Ereignisse der s nächsten Zeit sind der Verfolgung dieses Plans jedoch ungünstig gewesen, und erst ; im vorigen Jahr ist die Angelegenheit dadurch wieder in Bewegung gekommen, ! daß in Leipzig ein Ausschuß sich gebildet und Aufrufe zur Sammlung von Gel- dern erlassen hat. s Auch an den unterzeichneten Stadtrath ist jetzt das Ersuchen ergangen, eine i öffentliche Sammelstelle zu errichten; diesem Ersuchen ist entsprochen worden. Der § Einwohnerschaft hiesiger Stadt wird dies mit der Bitte bekannt gemacht, zu Til gung dieser nationalen Ehrenschuld nach Kräften beizutragen. Waldenburg, den 11. November 1889. Der Stadtrath. Kretschmer, B. Sonnabend, den 23. November dieses Jahres, Vormittags 10 Uhr sollen an Amtsstelle im Auctionslocale ein Kleiderschrank, ein Schreibsekretär, ein Sopha und 2 Tragkörbe meistbietend gegen Baarzahlung versteigert werden. Waldenburg, am 15. November 1889. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. Richter. "Watdenvurg, 19. November 1889. Die Antisklaverei-Conferenz ist in Brüssel eröffnet worden am Montag. 21 Staaten nehmen an den Conserenz Verhandlungen Theil, deren Ziel es ist, Mittel und Wege zu finden, der Grausamkeit des Sklavenhandels zu steuern. An eine vollständige Be seitigung der Sklaverei ist heute noch nicht zu denken. Ist es ja doch nicht nur der arabische Sklavenhändler in Inner-Afrika, welcher den Menschenhandel treibt, wir finden Sklaven in Kairo, Konstantinopel, in Teheran u. s. w. An den Höfen der muhamedanischen Herrscher steht dos Sklavenhalten heute noch in vollem Flor, und mag das Loos dieser Sklaven auch nicht gerade ein drückendes sein, es ist doch immer die Skla verei. Aber selbst in Afrika ist es nicht angängig er schienen, mit einem Schlage die Sklaverei abzuschaffen. Fürst Bismarck hat s. Z. im Reichstage bei der Be- ralhung der Wißmann Expedition ausgesprochen, daß der Zweck der letzteren sein solle, die Sklavenausfuhr und die Sklavenjagd zu beseitigen. Der Kanzler hob hervor, daß die völlige Beseitigung der Sklaverei in Afrika viele Millionen erfordere, die augenblicklich nicht zur Verfügung ständen. Ganz genau ebenso spricht sich Hauptmann Wißmann in einem seiner letzten Berichte aus. Er constatirt die Beendigung der Sklavenausfuhr aus Deutsch-Ostafrika, sagt aber, man müsse sich hüten, allzu strenge gegen diejenigen Leute vorzugehen, welche Sklaven halten, um diese nicht unnöthig zu erbittern. Die Sklaverei wird vom Orientalen mit ganz anderen Augen, als vom Europäer angesehen, und bevor dieser sich unseren Anschauungen anschließt, können noch Jahrzehnte ver gehen. Viel gewonnen für die Bekämpfung der Skla verei war durch die beiden Decrete des Sultans von Zanzibar, welcher seine eigenen Sklaven nicht nur für frei erklärte, sondern auch festsetzte, daß alle nach dem 1. December in Zanzibar eingeführten Sklaven frei sein sollen. Die guten Hoffnungen, welche an dieses Entgegen kommen des Sultans, des größten Sklavenhändlers in ganz Ostafrika, geknüpft wurden, sind aber in der Hauptsache wieder zerstört durch die Erfolge, welche die Sudan-Araber über Emin Pascha und Stanley davon getragen haben. Die Herrschaft des Mahdi hat sich weit nach Inner-Afrika hinein ausgedehnt, und mit ihr auch die Herrschaft der Sklavenhändler, denn alle Mahdisten sind geborene Sklavenhändler und Skla venhalter. Diese gewaltige Bewegung in Inner-Afrika, vor welcher Stanley und Emin Pascha haben zurück weichen müssen, läßt sich durch Worte und Decrete Niederkämpfen, und wenn es auch werthvoll sein mag, daß die Brüsseler Conserenz für die Unterdrückung der Sklaverei bestimmte Grundsätze feststellt, die praktische i Hauptsache werden doch die Mächte thun müssen, welche : sich zur Aufgabe gemacht haben, Cultur und Civili- j sation nach Afrika zu tragen. ! Am nächsten dem Gebiet der Sklavenhändler stehen - England, Deutschland, Frankreich und der Konzostaat. ; Auf den letzteren ist freilich noch wenig zu rechnen, i der junge Staat muß auf die großen Häuptlinge der s Eingeborenen Rücksicht nehmen, die sämmtlich die Skla- i verei als ganz selbstverständlich betrachten. Den Haupt- i i schutzwall gegen ein Vordringen der Stlavenjäger bil- s s den immer die deutschen und englischen B sitzungen in Ostafrika, fehlt hier die scharfe Aufsicht, werden Skla« ; s venauSfuhr und Sklavenhandel bald genug wieder in i vollem Flor stehen. Diese Küstenwache ist auch Grund« s s läge und Vorbedingung für alle Verhandlungen der s Brüsseler Conserenz. Ob dieselben großen Erfolg haben werden, bleibt abzuwarten, wir wollen es aber hoffen. Deutschland hat besonderen Anlaß, eine baldige völlige Beruhigung von Ostafrika zu wünschen, denn s manches junge deutsche Leben hat dort im Kampfe s um Cultur und Gesittung seinen plötzlichen Abschluß § s gefunden. Politische Rundschau. Deutsches Reich. ! Kaiser Wilhelm kam am Montag Mittag in gro ßer Generalsuniform von Potsdam nach Berlin und fuhr unter lebhafter Begrüßung des Publikums nach dem festlich geschmückten Exerzierhause in der Karl straße, um dort der Vereidung der Rekruten der Ber liner Garnison beizuwohnen. Der Kaiser trägt jetzt s die Uniform eines Generals der Infanterie. Der Feierlichkeit wohnte die ganze Berliner Generalität, an ' der Spitze der greise Feldmarschall Graf Moltke bei. Nachdem den Monarch mit den Officieren des 2. ; Garde-Regimentes das Frühstück eingenommen hatte, begab sich derselbe ins Schloß, um dort die laufenden Regierungs-Angelegenheiten zu erledigen. Abends fuhr der Kaiser zur Kaserne der Garde-Füsiliere in der Chauffeestraße hinaus, speiste dort zu Mittag und fuhr dann mit der Bahn nach Potsdam zurück. Zum 75jährigen Jubiläum des Kaiser-Franz- Regimentes in Berlin hat der österreichische Kaiser dem Regiments-Commandeur ein sehr herzliches Glück wunschschreiben zugehen lassen, indem cs heißt: „Ich entbiete dem Regiment zu seinem Festtage meine besten Glückwünsche und gedenke gern der Zeit, in welcher es mir vergönnt war, die Kaiser-Franz-Grenadiere ihrem erlauchten obersten Kriegsherrn, Meinem lheuren Freunde und Bunvesgenossen, Sr. Majestät Kaiser Wilhelm II., vorzusührcn." Der Kaiser schließt mit dem Ausdruck der Ueberzeugung, daß das Regiment auch in Zukunft seinem Namen Ehre macht. Die Budgetcommission des Reichstages hat am Montag die Beralhung des Marineetats beendet. Von der Forderung von 2,400,000 Mark zur artilleristi schen Armirung von 4 Panzerfahrzeugen wurden 600,000 Mk. abgesetzt, 252,000 Mk. zur Beschaffung vonRcservegeschützen wurden gestrichen, weitere Armatur« forderungen von 556,000 und 553,000 Mk. wurden um 140,000 und 175,000 Mk. gekürzt. Von den Forderungen für Neubauten wurden 200,000 Mk. ge strichen, der Neubau eines Marine-Obercommandos in Berlin wurde abgelehnt, die Forderungen für Be- festigungen an der unteren Elbe wurden um die Hälfte gekürzt. Aus Steinbruch bei Pest wird seit Sonnabend wie der lebendes Borstenvieh in Deutschland eingeführt. Die Controllmaßregeln sind die strengsten. Der Con- sum von Pferdefleisch im deutschen Reiche hat in allen ^Großstädten um 25—60"/o zugenommen. In Karlsruhe und Dortmund betrug die Zunahme sogar hundert Procent. Nach den „Hamb. Nachr." soll Graudenz angeb lich in eine große Lagerfestung umgewanbelt werden. An dem deutschen neuen kleinkalibrigen Repetir- gewehr befindet sich ein Ueberrohr, für welches in Oesterreich ein besonderes Patent angemeldet ^st. Die Patentbesitzer beanstandeten deshalb Anfangs die Aus lieferung der in Steyr für Deutschland angefertigtcn Gewehre, nahmen dann aber einen Vergleich an. Oeuerret^-lUngarr«. Der „Pester Lloyd" dementirl entschieden, daß sich Oesterreich-Ungarn verpflichtet habe, die Selbständigkeit Bulgariens niemals anzuerkennen. Frankreich. Das Ministerium trat am Montag vor die Kam mer mkl einer Erklärung, in welcher es unter Hin weis auf den glücklichen Wahlausfall und den Verlauf der Ausstellung eine friedliche und energische Reform politik, die allen Republikanern gerecht werden will, ankündigte. Ein Vertrauensvotum erscheint gesichert und das Vertrauen des Cabinets im Amte also eben falls. England. Zum Londoner Bäckerstreik wird aus der engli schen Hauptstadt berichtet: Von Bäckermeistern haben so viele die Forderungen der Arbeiter bewilligt, daß der ausgebrochene Streik nur geringen Umfang an nahm. Eine baldige Ausgleichung ist zu erwarten. Der unter den Kutschern und Conducteuren der Om nibus-Gesellschaft „Road Car" bevorstehende Streik ausbruch ist wegen Einleitung von Verhandlungen auf acht Tage hinaus verschoben worden. Rußland. Zur brasilianischen Revolution äußert sich das