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Auf Antrag des Finanzministeriums erhalten nun die Stadträthe, Bürgermeister und Gemeindevorstände hiermit Anweisung, den bezüglichen Requisitionen der Altersrentenbankverwaltung Folge zu geben und Kosten dafür nicht in Ansatz zu bringen. Die Antwortschreiben an die Alters rentenbankverwaltung sind unfrankirt, jedoch als portopflichtige Dienstsache bezeichnet, abzusenden. Dresden, am 14. August 1876. Ministerium des Innern Für den Minister: Körner. Paulig. Bekanntmachung. Behufs geeigneter Durchführung der Bestimmungen des Reichs-Jmpf- gesetzes werden die im hiesigen Stadtbezirke wohnhaften Eltern, bez. Vor münder und Pfleger der in den Jahren 1873 bis 1877 geborenen Kinder aufgefordert, die bezüglichen Impfscheine bei Vermeidung von Geldstrafen bis zu 20 Mark -- bis zum 24. August 1878 auf der hiesigen Nathsexpedition abzugeben. Waldenburg, den 13. August 1878. Der Stadtrath. Cunrady. Bekanntmachung. Die im hiesigen Stadtbezirke wohnhaften Eltern, bez. Vormün der und Pfleger impfpflichtiger Kinder werden darauf aufmerksam gemacht, daß die gesetzlich vorgeschriebenen unentgeltlichen Impfungen bis auf Weiteres Dinstags und Sonnabends Vormittags von 8—9 Uhr im Zimmer der Stadtverordneten hier (Rathhaus, I. Etage rechts) vorge nommen werden und daß behufige Anmeldungen zur gedachten Zeit eben daselbst beim Jmpfarzte, Herrn Vv. moü. Funkhänel, vorzubringen sind. Waldenburg, den 13. August 1878. Der Stadtrat h. Cunrady. Von dem unterzeichneten Gerichtsamte sollen verschiedene abgepfändete Gegenstände, worunter sich 99' - Meter Rips, drei vollständige Gebett Betten, ein Kleidersecretär, ein Schreibsecretär, zwei Sopha's, drei Tische, zwei Spiegel, ein Kleiderschrank, ein Handwagen und zwei Schweine be finden, 3. September 1878, von Vormittags 10 Uhr ab, auf dem hiesigen Rathskellersaale gegen sofortige baare Bezahlung öffentlich an die Meistbietenden versteigert werden. Waldenburg, den 31. Juli 1878. Fürstlich S ch ö n b tl r g ' s ch e s Gerichtsamt. In Vertretung: Melzer, Referendar. S. politische Run-schau. * Waldenburg, 21. August 1878. Das Befinden des Kaisers ist fortgesetzt ein gutes. Die Beweglichkeit der Hände nimmt zu. Der Kaiser hat am 18. August mit der rechten Hand bereits eine ganze Seite voll ge schrieben. Die Handbäder sind auf einige Zeit ausgesetzt worden. Bei dem aus Veranlassung des Geburtsfestes des Kaisers von Oesterreich am Sonntag stattgehabten Tiner brachte Kaiser Wilhelm den Toast auf den Kaiser Franz Joseph und dessen Armee aus. Nach der Tafel trat der Kaiser auf den Balkon hinaus, worauf das zahl- reich versammelte Publikum dem Kaiser von Oesterreich und dem deutschen Kaiser enthusia stische Hochs ausbrachte. Der Reichskanzler Fürst Bismarck, welcher am Sonnabend Abend 8'^4 Uhr von Kissingen nach Gastein abgereist ist, traf am Sonntag früh 8 Uhr mit Familie in München ein; auf dem Bahnhofe waren der Minister-Präsidentv. Pfretzsch ner und der preußische MilitüratlachS v. Stülp nagel anwesend; das zahlreich versammelte Publi kum empfing den Fürsten mit lebhaften Hoch rufen. Um 9 Uhr 40 Min. setzte der Fürst seine Reise nach Gastein fort, wo er am 19. d. M. eingetroffen ist. Das Socialistengesetz begegnet, wie die „Kreuzztg." erfährt, im Bundesrathe weitergehende Meinungs-Differenzen, die Negierung eines süd deutschen Staates soll das Gesetz bestimmt ablehnen wollen, so daß von einer einstimmigen Annahme des Gesetzes nicht mehr die Rede sein kann. Für das Präsidium des Reichstags ist be kanntlich wiederum Forckenbeck in Aussicht ge nommen worden, derselbe soll es aber nach dem „Dresd. Journ." abgelehnt haben, sich ins Prä sidium des Reichstags wählen zu lassen, was er mit der veränderten Stellung der Nationallibera len zur Neichsregierung motivire. Daraus läßt sich Folgendes schließen: von Forckenbeck hält eine Art von cordialem Einvernehmen zwischen Regie rung und Reichstags-Präsidium für nothwendig, glaubt aber nicht, daß die Vorbedingungen zu einem solchen Einvernehmen vorhanden sind. Da der Grund hierfür nicht in der Person von Forckenbeck gesucht werden kann, muß man ihn wohl in der künftigen Haltung der nationallibera len Partei znr Regierung sehen und finden. Die Nationaüiberalen hören demnach, wie es scheint, aus, sich als Regierungspartei zu betrachten und wollen ihre Stellung in der Reihe der liberalen Opposition wieder einnehmen. In Negierungskreisen wird anläßlich des dem Genecalfeldmarschall Grasen Moltke gemachten Vorschlages, aus den Erträgen der Wilhelmspende eine nationale Arbeiter-Pensions- und Jn- validenkasse nach dem Princip der Knappschafts kaffen zu gründen, vielfach auch die Frage erör tert, ob sich die Einführung einer der englischen Staats-Lebens- und Rentenversicherung, wie sie nach einer Parlamentsacte vom Jahre 1864 geschaffen worden, analogen Einrichtung empfehlen würde. Das Wesen der gedachten englischen Staats-Leben- und Rentenversicherung ist folgen des: Der englische Staat versichert sowohl für den Todesfall ein Kapital von höchstens 10 Lstrl. (Lebensversicherung), wie für das Alter von 60 Jahren an eine Rente von 60 Lstrl. (Renten versicherung). Er bedient sich hierzu freier Schul denverwaltung und der Post. Die letztere hat insbesondere die Prämien einzuziehen, welche sie in den kleinsten Raten annimmt, und die Renten oder verfallenen Kapitalien auszuzahlen. Die Prämien können bei jeder beliebigen Postanstalt erlegt und die Renten und Kapitalien bei dem zunächstgelegenen Postamte erhoben werden. Die Prämien sind auf der Grundlage der allgemeinen Sterblichkeitsziffer und einer Verzinsung der ein gehenden Gelder zu 3 p Et. berechnet, und es ist für den Verwaltungsaufwand ein entsprechender Zuschlag, der bei Ratenzahlungen etwas höher gegriffen ist, gemacht. Die Ergebnisse der am 17. d. M. zum Ab schluß gelangten Stichwahlen bringen die na tionalliberale Partei im neuen Reichstage auf 90 Mitglieder, es fehlen jedoch noch die Nach richten aus 11 Kreisen, in welchen Nationalliberale zur engern Wahl standen. Hiervon können jedoch nur fünf Kreise als sicher gelten, sodaß die Partei etwa 95 Mitglieder zählt. 37 Sitze sind bis jetzt für die Nationalliberalen verloren gegangen, da sie jedoch 9 Sitze anderweitig gewonnen haben, so verringert sich der Verlust auf 28 Sitze. Die numerisch stärkste Partei wird nunmehr das Cen trum sein, zum wenigsten, wenn man die han növerschen Particularisten und die klerikalen Elsässer Protestler hinzugerechnet, dennoch wird aber von der Möglichkeit eines „Präsidium Windt horst" kaum die Rede sein können. In sehr gehobener Stimmung blicken die Socialdemokraten auf das ihnen über Erwarten günstige Ergebniß der Stichwahlen; sie haben bei denselben sieben Mandate errungen und besitzen deren im Ganzen nunmehr neun gegen zwölf im vorigen Reichstage. Ganz überraschende Resultate hat die Wahl in Mecklenburg-Strelitz zu Tage gefördert. Der bisherige liberale Vertreter im Reichstage ist den conservativen Candidaten, Landesmarschall Herr von Dewitz, unterlegen, was für Viele heute noch ganz unverständlich ist. In manchen Wahl bezirken soll die Zahl der abgegebenen Stimmen die Zahl der überhaupt vorhandenen Urwähler übertreffen. Wahlbeeinflussungen ganz urgemüth- licher Art sollen vielfach nachweisbar sein, sodaß wohl zunächst ein umfassender Protest an den Reichstag gelangen wird. Herr v. Dewitz soll sich dagegen der ungetheilten und vollendeten Hochachtung auch seiner Gegner erfreuen und sich von vornweg jede unsaubere Agitation zu seinen Gunsten aus das Entschiedenste verbeten haben. Bei der Stichwahl ist es in Harburg bei Hambuig zu ernsten Ruhestörungen gekommen. Der welfische Candidat Graf Grote hatte über den liberalen Candidaten OberbürgermeisterGrum-